UNTER DEM AUSNAHMEGESETZ DES REICHES Waffenlos und führerlos stand die Chemnitzer Sozial demokratie dem Ausnahmegesetz gegenüber. Die Presse unterdrückt, die Organisationen aufgelöst, die Versamm lungen verboten, die Wortführer entweder schon fortgezogen oder im Begriff, in die Ferne zu gehen, jeder Zusammenhalt der Genossen aufgelöst. Ein trauriges Bild, das nach den ersten Monaten des Ausnahmegesetzes die alte stolze Partei burg bot. „Doch ob auch müde Streiter Sinken im mutigen Strauss, Es kommen frische Geschlechter Und fechten es ehrlich aus.“ Oft hatte die „Freie Presse“ diese Eichendorffschen Verse zitiert, wenn wieder einen der Wackeren Polizei willkür oder Gerichtsunbill in einen frühen Tod getrieben hatten; jetzt sollten sie ihre Wahrheit erweisen. Die ersten, die unter dem Ausnahmegesetz wieder vor wärts gingen und die innere Kraft der Bewegung bewährten, waren die Genossen von Altendorf, die schon im Dezember 1878 sich den Eintritt in die Gemeinderatsstube erzwangen, die ihnen bis dahin verschlossen gewesen war. Ohne jede Möglichkeit und ohne jeden Versuch einer Agitation wurden die Genossen Georg Bauer und Richard Wolf von der Mehr heit der Unansässigen in den Gemeinderat gewählt, und diese Position wurde dauernd behauptet. Auch in anderen Landgemeinden schloss sich der engere Kreis der festesten Genossen bald wieder wenigstens im persönlichen Verkehr zusammen, nachdem die übertriebensten Vorstellungen von den drohenden Gefahren durch die Wirklichkeit korrigiert worden waren.