DIE BÜRGERLICHE REVOLUTION 1848^49 „Hunger tut weh! Schafft Brot!“ Das war der Ruf, unter dem am 31. Juli 1847 die Chemnitzer Proletarier vor das Stadthaus zogen, Abhilfe gegen die unerträglich hoch gestiegenen Brotpreise zu verlangen. Die Leitung der unge stümen sozialen Empörung lag in den Händen einer Deputa tion, die sich aus Arbeitern der Hartmannschen Maschinen fabrik, der Pfaffschen Spinnerei und Kattundruckerei und der Qötzeschen Maschinenfabrik zusammensetzte — auf dem Götzeschen Villengrundstück erhebt sich jetzt der Neubau der „Volksstimme“. Militär lag damals in Chemnitz, einer Stadt von knapp 30 000 Einwohnern, noch nicht, und die Bürger garde wich dem Zusammenprall mit harten Proletarier fäusten gern aus. So ging der Tag unblutig vorbei, und das Zugeständnis vermehrter Brotbeschaffung beschwichtigte die Gemüter einer Menge, die ohne Verbindung mit dem übrigen Lande kein bestimmtes politisches Ziel verfolgte, sondern nur unwillkürlich ihrem tiefen Groll über die fortschreitende Verelendung Ausdruck gab. Wir besitzen über die Lohn- und Lebensverhältnisse der Chemnitzer Arbeiter vor der deutschen Revolution wenig Material, aber wir kennen den Todeskampf der Hausweberei und anderer Handwerke aus dem England, das Friedrich Engels kurz zuvor gesehen hatte, und erleben dieselbe Katastrophe wieder 25 Jahre später in der weiteren Umgebung von Chemnitz, in Glau chau, Meerane und Hohenstein wie im Vogtland. In solchen revolutionären Zeiten des verheerenden Frühkapitalismus ertönt regelmässig der Notschrei der Hungerkrawalle. Wer den die Bourgeoisie und der Staat ihrer Herr, so nehmen sie kaltblütig ausschweifende Rache. Auch in Chemnitz warf man jeden Teilnehmer der Hungerdemonstration, den man erwischen konnte, sobald der Sturm des Volkszornes ver braust war, ins Gefängnis. Und wie gründlich man die