VORGESCHICHTE Chemnitz ist seinem Ursprung nach ein altes Pfaffen dorf. Hintersassen des Benediktinerklosters, an das noch heute alte Bauten oberhalb des Schlossteiches mit Kirche, Küche und Keller erinnern, haben seit 1136 die Niederlassung gegründet. Die ersten Jahrhunderte des neuen Gemein wesens sind erfüllt von dem Streben der Bürger, sich der Ausbeutung der kleinen Despoten des Mittelalters zu ent ziehen und freistädtisch reichsunmittelbar zu werden. Aber nur kurze Zeit hat Chemnitz den Reichsadler im Schilde führen dürfen. Seit dem Anfänge des 14. Jahrhunderts wird es von den wechselnden Kaisern an die verschiedenen Linien der Wettiner verpfändet und verschachert. Ritter und Heilige teilen sich nicht ohne Kampf in den Ertrag der städtischen Abgaben, bis endlich seit der Reformation das Landesfürsten tum die unumschränkte Gewalt über die Stadt erobert. Wirtschaftlich unterscheidet sich die Entwicklung von Chemnitz in jenen fernen Zeiten nicht erkennbar von der anderer dürftiger Marktflecken im Mittelalter. Es sei denn dadurch, dass die mässige Fruchtbarkeit des Bodens und des Hinterlandes ein Kunsthandwerk und eine liebevolle Pflege des Schmuckes der Gemeinde nicht aufkommen Hess, son dern frühzeitig auf die Produktion für fremde Märkte hin drängte. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts hat Chemnitz ein Bleichmonopol für einen weiten Umkreis und entwickelt im Anschluss daran in kräftigem Ausmass das Leineweber handwerk, das indessen wohl stets nur bescheidene Nahrung bietet. Die Herrschaft in der Stadt liegt in den Händen einer eng umgrenzten Aristokratie des Stadtadels, grundbesitzen der Bürger, gegen deren Bevormundung Zunft und Innung