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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederhain, Langen leuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 1W4. SonuabeuS, sen 27. Februar Wttteruugsbericht, ausgenommen am 26. Februar, Nachm. 3 Uhr. Barometerstand 764 MW. reduziert aus den Meeresspiegel. Thermometerstand — 0° 6. (Morgens 8 Uhr — 2,5° 6. Tiefste Nachttemperatur — 3,5° 6.) Feuchtigkeit-- gehalt der Lust nach Lambrechts Polymeter 52" ». TauhNNkt — 8,5" 6. Windrichtung: Nord. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 0,» mm. Taber Witterungsansstchten für den 27. Februar: Halbheiter. Waldenburg, 26. Februar 1904. Der russisch-japanische Krieg. Für einen Angriff zur See ist Port Arthur zu stark, darüber sind nun auch die Japaner durch die sehr bittere Erfahrung vom 24. d. M. belehrt worden. Die Schlappe, die sich Japan bei diesem Angriffsversuch zuzog, beschränkt sich keineswegs auf den Verlust einiger japanischer Trans portschiffe und die Beschädigung von Torpedobooten, der wohl schmerzlich, aber immerhin zu überwinden ist; sie hat ihre wesentlichste Bedeutung vielmehr darin, daß sie den Termin einer enlscheidenden Landschlacht auf unabsehbare Zeit hinausgeschoben hat. Mit Port Arthur im Rücken ist es den Japanern unmöglich, den russischen Landtruppen da entgegenzutrelen, wo ein Angriff am leichtesten auszuführen und zugleich am wirksamsten ist, d. h. im Gebiete Ler Mandschureibahn und in der Gegend von Mulden. Die Japaner muffen einstweilen und möglicherweise auf recht lange Frist von einem Landungsversuch in der Liaulungbai absehen und sich auf den Vorschub ihrer Truppen in Korea beschränken. Wie beschwerlich hier oas Vorwärtskommen und die notwendige Verproviantierung der Streitkräfte, wie ungünstig die Situation für den Angreifenden am Ualu ist, das ist an dieser Stelle schon hervorgehoben worden. Die japanische Niederlage vor Port Arthur bedeutet eine ent schiedene Verzögerung weiterer Kriegsoperationen, die den Russen gerade so willkommen und förderlich, wie den Japanern ungelegen und schädlich ist. So gering Verhältnis- Mäßig die Verluste der Japaner waren, so kann ihre Nieder lage vor Port Arthur doch leicht von entscheidender Bedeu tung für den Ausgang des ganzen Krieges werden. Der Statthalter Alexejew, der bis zur Ankunft des Ober befehlshabers und bisherigen Kriegsministers Kuropatkin im^ Besitze seiner Vollmachten belasten wird, hat dem Zaren über das jüngste Gefecht von Port Arthur ausführlichen Bericht erstattet, der in Einzelheiten von den übrigen Nach richten über den Vorgang abweicht und im wesentlichen das Folgende besagt: Am Mittwoch früh um ^3 Uhr machten die Japaner einen neuen Versuch, das 14 Tage vorher be schädigte, inzwischen aber wiederhcrgestellle Panzerschiff „Retwisan" mit mehreren Torpedobooten anzugreifen und in die Hafeneinfahrt große, mit Explosivstoff angesüllte Dampfer zu versenken. „Retwisan" bemerkte die Torpedo boote alsbald und eröffnete, von den Hasenbatterien unter- Nützt, den Angriff. Zwei der mit Explosivstoffen beladenen Dampfer, die direkt aus die „Retwisan" losfuhren, wurden zerstört. Ter eine fuhr auf die Klippen am Leuchtturm, der andere scheiterte am Berge Zoletoi. Tas Feuer gegen die Torpedoboote wurde fortgesetzt. Bei Tagesanbruch be merkte man auf dem Strande 4 zerstörte Dampfer und 8 Torpedoboote, die zu den japanischen Kriegsschiffen flohen, welche auf hoher See auf sie warteten. Die Mannschaften waren daran, sich auf Boote zu retten. Ein Teil der er trunkenen Mannschaften ist anscheinend von den feindlichen Torpedobooten aufgesammelt worden. Die Küste wird nach weiteren Leichen abgesucht. Die Hafeneinfahrt ist frei. Auf dem Strande sieht man schwimmende Torpedos. Drei zur Verfolgung des Feindes abgesandte Kreuzer wurden zurück gerufen, um zunächst die Torpedos zu beseitigen. Der rus sische Erfolg ist dem brillanten Widerstande der „Retwisan" und dem vernichtenden Feuer der Strandbatterien zu danken. So der amtliche Bericht! Nach ihm ist also der Verlust der Japaner nicht entfernt so groß, wie ihn die ersten Petersburger Telegramme, welche die Vernichtung von 4 japanischen Panzerschiffen resp. von 2 Torpedobooten mel deten, darstellten. Es sind lediglich 4 japanische Transport- schiffe, die so wie so im Hafeneingang versenkt werden sollten, zerstört worden. Japanische Panzerschiffe haben sich an dem Angriff überhaupt nicht beteiligt und von den 8 japanischen Torpedobooten ist, nach dem Berichte des Statt halters Alexejew, kein einziges zerstört worden oder in die Hände der Russen gefallen. Tie Torpedoboote haben viel mehr bis auf das letzte ihre Vereinigung mit den sie auf hoher See erwartenden Kriegsschiffen bewerkstelligen können. Aus dem amtlichen Bericht erhellt weiter, daß die „Retwisan" jzch noch auf der äußeren Reede von Port Arthur befand, das Schiff war also entweder soeben erst oder überhaupt noch nicht vollständig repariert, so daß es die innere Reede noch nicht hatte ausjuchen können. Tie Hasenbattericn am Leuchtturm auf der Port Arthur vorgelagerten Tigerschwanz- insel beschützten die „Retwisan", deren Geschütze wieder voll ständig funktionierten. Den vereinten Kräften gelang es, ohne daß das eigentliche Port Arlhur-Geschwader, das sich in der inneren Reede befand und infolgedessen durch die langgestrengte Hafeneinfahrt von dem Schauplatz des Ge fechts getrennt war, einzugreifen brauchte, den Japanern den schlimmen Empfang zu bereiten. Rufsischerseits sind Verluste überhaupt nicht zu beklagen gewesen. Die japanische Regierung entschuldigt den Stillstand der kriegerischen Operationen im Gelben Meer mit dem dort herrschenden Nebel und Schnecsturm. In Japan wird man es ihr nicht danken, daß trotz dieser schützenden Verhüllungen ein Angriffsversuch zu einer Niederlage wurde. Japan hat, wie aus Washington gemeldet wird, die Integrität Koreas anerkannt, ebenso dessen Unabhängigkeit. Bei dem Gefecht vor Port Arthur hat es sich weniger um einen Angriff auf die Festung als darum gehandelt, durch die Versenkung sogenannter Brander, d. h. also aller, mit Explosivstoffen beladener Transportschiffe die Hafenein fahrt zu verrammen. Wäre der Versuch gelungen, so wäre das Port Arthur-Geschwader längere Zeit im Hafen von Port Arthur sestgehalten worden, da die Entfernung der Wracks unter allen Umständen viel Zeit erfordert Haden würde. Dieser Versuch ist gescheitert, dagegen ist es, wie die „Voss. Ztg." annimmt, den Japanern gelungen, vor die Ausfahrt sogenannte Streuminen zu legen. Der Statthalter Alexejew spricht in seinem amtlichen Bericht ausdrücklich von schwimmenden Torpedos. Was die Brander anlangt, so hat man es, wie das genannte Blatt weiter ausführt, hierbei mit einem uralten Kriegsmiltel zu tun. Man versteht darunter immer alle ausrangierte Fahrzeuge, die mit Brand- und j Zündstoffen vollgeladen werden. Gewöhnlich findet sich als Kern der unheimlichen Ladung eine mit Pulver gefüllte Kammer vor. Ueber die Pulverladung werden dann sehr oft noch einige gefüllte Bomben gelegt. Zur Rettung der wenigen Leute der Bemannung führt der Brander ein Boot mit sich. Heutzutage bedient man sich der „Brander" seltener. Tie alten Holzschiffe mit ihrem geteerten Tauwerk fingen leicht Feuer. Tie modernen Schiffe haben weder Takelage noch Holzteile. Gegen die eisernen Ruffenschiffe waren die Brander auch nicht gerichtet. Sie ahmten vielmehr das Beispiel des amerikanischen Leutnants Hobson nach, der die in Santiago eingeschloffenen spanischen Kriegsschiffe dadurch am Auslaufen zu verhindern suchte, daß er den alten „Merrimac" in der Ausfahrt des Hafens versenkte. Daß die japanischen Dampfer brennend in die Hafeneinfahrt von Port Arthur kommen sollten, halte seinen güten Grund. Wenn ein solches Schiff brennend ankommt, dann ist damit aus geschloffen, daß Schleppdampfer ihm nahen, um es an eine Stelle zu bringen, wo es unschädlich sinken kann. England rüstet, Frankreich rüstet, Amerika rüstet, Spanien rüstet und auch Portugal ist Dank seines Vertrages mit England, das es nötigt, bei einem europäischen Kriege mili tärisch einzugreifen, zu Rüstungen genötigt. Glücklicherweise hat Deutschland weder zu Beunruhigungen noch zu kriegerischen Vorbereitungen Anlaß. Unser Reichskanzler soll dem Ber liner Korrespondenten eines Pariser Blattes, wie dieses be richtet, die bündige Versicherung abgegeben haben, daß Deutsch- 'land neutral bleiben werde und nach keiner Besitzergreifung trachte, was immer ihm nachgesagt werden möge. Wir wissen nicht, ob sich der Kanzler wirklich zu einem Pariser Korrespondenten ausgesprochen hat; hat er es getan, so kann es nur in dem vorstehenden Sinne geschehen sein. ^ottttsche Mndjchau. Deutsches Reich. Ter Kaiser speiste am Mittwoch Abend bei dem öster reichischen Botschafter, ging am Donnerstag früh im Tier garten spazieren, besuchte den Reichskanzler und hörte dann im Schlosse militärische Vorträge. Mittags wohnte der Monarch bei dem würtlembergischen Gesandten einer Fest tafel zu Ehren des Geburtstags des Königs von Württem berg bei, Abends war er Gast des englischen Botschafters. Ueber das Befinden des kleinen Prinzen Heinrich wird aus Kiel berichte«, daß ein neuer Einstich in den Wirlel- kanal ausgeführt werden mußte. Er bewirkte ein geringes Nachlassen der starken Benommenheit. Wann der Kaiser seine Mittelmeersahrt antreten wird, steht noch nicht fest. Während bisher als Zeitpunkt der 5. März genannt wurde, heißt es jetzt, der Monarch werde keinesfalls vor dem 10. März reifen. Eine interessante Episode in dem grauen Einerlei der Reichstagsverhandlungen bildete der parlamentarische Abend beim Reichskanzler Grafen Bülow, der außer zahlreichen Abgeordneten die Vertreter der Kunst und Wissen schaft, der hohen Finanz und der Großindustrie und auch einige Militärs vereinigte. Tie Minister und Staatssekre täre waren vollzählig erschienen, auch an Vertretern der Diplomatie herrschte kein Mangel. In den gastlichen Räu men des Kanzlerpalais fühlt sich jeder Besucher wohl, Graf Bülow ist der liebenswürdigste Wirt, den man sich denken kann, feine anmutige und kunstsinnige Gemahlin unterstützt den Hausherrn in seinen Repräsenlationspflichten aus das liebenswürdigste. Tie hohe Politik wird auf den Festen des Reichskanzlers so wenig wie möglich berührt, ganz aus geschlossen wird sie natürlich nicht. Als die Geladenen lange nach Mitternacht den Heimweg antraten, waren sie ohne Unterschied ihrer Partcistellung und ihres Berufs einmütig in dem Urteil, einen ganz herrlichen Abend verlebt zu haben. Aus T eutjch-Südwestafrika sandte Gouverneur Oberst leutnant Leutwein eine Ergänzung der Verlustliste ein, soweit sie bisher aufgestellt werden konnte. Sie verzeichnet die Namen von acht Ermordeten, fünf Gefallenen, elf schwer und einundzwanzig leicht Verwundeten. Eine weitere Ver vollständigung der Liste wird zurzeit als unmöglich be zeichnet. Deutscher Fleiß hat in Ki autsch ou und in dem Hinter lande, der Provinz Schantung, schon Großes geleistet, Mil welchem Eifer und welchen Erfolgen unsere Landsleute in China arbeiten, lehrt auch wieder die Meldung, daß die Schantungbahn jetzt Tsinanfu-Ost erreicht hat. Es ist dies die Hauptstadt der Provinz, 388 Kilometer von Tsingtau entfernt. Ta nur noch 6 Kilometer bis zu der Endstation herzustellcn sind, so wird der ganze Bau spätestens am 1. Juni vollendet sein. Tie Budgetkommission des Reichstages ist auch gestern mit der Beratung des Etats für die Expedition nach Ost asien noch nicht fertig geworden, muß ihre Arbeit vielmehr am heutigen Freitag sortsetzen. Ta die nächste Sitzung dann erst am Dienstag kommender Woche stattfinden wird, so hofft man heute mit dem heiklen ostafiatischen Thema zu stände zu kommen. Der Heeresverwaltung wurden auch gestern wieder fast bei jeder Position mehr oder minder starke Abstriche gemacht. Die Mehrheit der Kommissions mitglieder ist nun einmal der Meinung, daß wir uns auf die kreuzbraven Chinesen in jeder Hinsicht verlassen und be sonderer militärischer Schutzmaßnahmen entraten können. Daß sich Sorglosigkeit und Vertrauensseligkeit bitter rächen könnten und daß der gegenwärtige Augenblick zur Schwä chung unserer ostasiatischen Position so ungeeignet wie mög lich ist, liegt auf der Hand. Die Regierung handelt deshalb nur recht, wenn sie bis auf weiteres von einer ferneren