Volltext Seite (XML)
Schönburger Tageblatt «ud Waldenburger Anzeiger N 1W Dienstag, den 18. Angust 1«91 I. V.: Zieger, St R. Jg- Der Pfarrer S-iegelhauer. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herr« Kaufmann Otto Förster, in Langenchurs dorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig Sei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgaffe; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wallenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. übergegangen werden muß. Es kann und wird sich dann auch Niemand dagegen sträuben. Es wäre gut, wenn die Reichsregierung einmal einen Versuch machte, das solide Großkapital zur Unter stützung von Plänen zu animiren, welche der herrschen den Theuerung zwar nicht abhelfen, aber sie doch etwas mindern können. Daß in theuren Zeiten beim Korn handel tüchtig verdient wird, ist bekannt, aller Noth stand reicht nicht bis zu den Taschen der Spekulation. Es wäre doch nicht allzu schwer, ein Kapital von, nun sagen wir 25—30 Millionen Mark, zusammenzubrin gen und dies in fremdem Wetzen, auf den wir ja doch angewiesen sind, anzulegen. Der so in Masse gekaufte Wetzen könnte zollfrei etngeführt und dann mit Profit — den muß natürlich jeder Geschäftsmann haben, wei ter veräußert werden. An den Productenbörsen würde man sich wahrscheinlich im Anfänge vor Aufregung auf den Kopf stellen, aber man würde auch schon wieder auf die Beine kommen, und vor allen Dingen wäre die Terminspeculation in Brodkorn todt. Ein solcher Plan wäre auch eine bündige Antwort auf Rußlands Ausfuhrverbot. Man würde dann dort schnell hell sichtig werden, und wenn nur eine schwache Möglich keit vorhanden wäre, das Roggenausfuhrverbot wieder aufzuheben, so würde es ganz gewiß geschehen. In Rußland herrscht heute ein theilweiser Nothstand in Folge Mangels an Feldfrucht, das ist unbestreitbar. Aber in Rußland herrscht noch ein anderer Nothstand, und zwar ein totaler, wegen Geldmangels. Die russischen Getreideexporteure, die diesmal ihr Korn im Innern absetzen müssen, fallen bis über die Ohren hinein, denn es giebt kein baares Geld. Die Peters burger Panslawistenblätter mögen sich ruhig ins „Fäustchen lachen" und sagen, man Habs dem deutschen Reiche einen ganz gehörigen Streich gespielt; wenn man sich zwei Jahre hindurch dies Vergnügen macht, dann schlägt Deutschland sich immer noch durch, aber Der Gemeinderat h. Panitz, G.-V. drei Viertel der russischen Landwirthschaft sind bankerott. Wir wünschen wohl, auf unserem deutschen Getreide- Markte möchte sich recht bald klarstellen, ob die Preise nichts Anderes mehr kennen, als steigen und immer nur steigen, oder ob auf einem Druck nach unten wieder gerechnet werden kann. Wir beginnen jetzt die zweite Hälfte des August, viele Geschäftsleute und Gewerbetreibende fangen an, sich auf die Herbst- und Wintersaison einzurichten. Daß bei andauernden, übertrieben hohen Lebensmittel preisen das ganze Herbst- und Wintergeschäft sehr schlecht sein wird, ist außer Zweifel, und auch die Landwirthschaft kann nicht Alles machen, denn sie hat in diesem schlimmen Jahre vielfach Ausfälle genug gehabt. Das ganze deutsche Erwerbsleben wünscht eine baldige Klarstellung der großen Frage: Wie werden sich unsere Existenzbedingungen im Winter stellen? Arbeiter erworben hat, hat seinem Jubiläumstage, an welchem er auf eine vierzig jährige ehrenvolle und reichgesegnete Wirksamkeit zurückblicken konnte, durch eine überaus reiche Gabe an die Armen die schönste Weihe gegeben. An dieser Wohl- that hat er auch die hiesige Gemeinde theilnehmen lassen und dadurch mehr als hundert Familien und Personen eine unverhoffte Sonntagsfreude bereitet. Uns ist es darum eine angenehme Pflicht, Herrn Pützmatt« dafür den aufrichtigsten Dank mit dem Wunsche auszusprechen, daß Gott ihm nach dem arbeits- und sorgenvollen Tagewerke einen heitern Lebensabend beschecre, von seiner werthen Familie bittres Leid in Gnaden fern halte, und das Geschäft auch ferner zum Heile für Biele fröhlich blühen lasse. Altstadt-Waldenburg, den 17. August 1891. erwartete. Wenn die Speculation einen Fortfall des deutschen Zolles allerdings so beantworten will, dann stehen wir ohne Zoll genau da schließlich, wo wir heute mit Zoll stehen. In der Berliner „Volkstribüne", einem Organ, welches angeblich den Zweck hat, die socialdemokratischen Ideen mehr vom „wissenschaftlichen", als vom agita torischen Standpunkt aus zu behandeln, lesen wir: „Wie sich die Socialdemokratie zum nächsten Krieg stellt, ist eine Frage, die nicht leicht zu beant worten ist. Wir sind natürlich prinzipielle Gegner des Krieges, in dem wir nicht nur ein überhaupt kulturfeindliches und forlschritthemmendes Moment sehen, sondern auch speziell ein Mittel, das Proletariat niederzuhallen. Allein in dem besonderen Fall des nächsten Krieges kommen noch andere Punkte dazu. Der Feind, welcher einer Entwicklung der Dings in unserem Sinn am gefährlichsten wird, ist Rußland, und bevor Rußland nicht vernichtet ist, kann an einen Sieg unserer Ideen nicht gedacht werden. Deshalb halten wir es noch für die Aufgabe der jetzt herrschen« Politische Rundschau. Deutsches Reich. Unser Kaiser hielt am Sonntag Vormittag um 11 Uhr den Gottesdienst an Bord der Jacht Hohen« zollern ab. Die Kaiserin und das Gefolge wohnten dem Gottesdienste bei. Die beabsichtigte Segelparthie ist wegen anhaltenden starken Regens aufgegeben. Die letzte New-Iorker Getreidebörse war überaus aufgeregt und die Preise steigend, und i zwar in Folge des (nicht bestätigten) Gerüchts, Deutsch- ! land wolle seine Kornzölle aufheben, und daß Bedürfniß s Frankreichs an Getreide sei größer, als man bisher Bekauutmachuug. Die auf den Termin 1. August d. I. fällig gewesene staatliche Grttttd- steaer ist bis zum 22. dieses Monats zu Vermeidung der Zwangsvollstreckung an die hiesige Stadtsteuereinnahme zu bezahlen. Waldenburg, den 17. August 1891. Der Stadtrat h. Herzlichster Dank. Herr Heinrich Pätzmauu, der wie seine hochgeehrte Familie durch segens reiche Stiftungen und unermüdete Wohlthätigkeit, sowie durch treue Fürsorge für seine Arbeiter sich die allgemeinste Achtung und die dankbarste Anhänglichkeit seiner Bei den gegenwärtig hohen Getreidepreisen darf es nicht bis zur nächsten Ernte bleiben, so lange es nur eine Spur von Mittel giebt, welches geeignet ist, eine Er mäßigung eintreten zu lassen. Daß die Aufhebung des Roggenzolles heute gar nichts mehr nützen kann, weil wir, so lange das russische - Ausfuhrverbot besteht, keine nennenswerthe Roggenein- s fuhr zu erwarten haben, erhellt ohne Weiteres. Es j würde sich also, das ist der Kernpunkt, darum handeln, ! ob eine Ermäßigung oder Aufhebung des Weizenzolles ! etntreten soll und zu welchem Zeitpunkt. Die Reichs- ; regierung kann sich heute noch nicht dazu entschließen; ' damit ist zu rechnen. Aber es kann auch kein Zweifel j darüber bestehen, daß, wenn eine andauernde Verschär- s fung der Lage vorhanden bleibt, zu diesem Schritt s "Waldenburg, 17. August 1891. , In Berlin ist der erste Beschluß gefaßt worden, . um den Folgen der außerordentlichen Preissteigerung , für Brodkorn entgegenzu'reten. Der Roggen wurde i an der letzten Berliner Börse per Monat August mit i 219 Mark gehandelt, ein geradezu beispielloser Preissatz, j wie er wohl überhaupt noch nicht dagewesen ist. Die ; Notirung für Weizen lautete 24O'/r Mark; sie würde ' noch auszuhalten sein, und es haben ja auch thatsächlich - schon höhere Weizenpreise bestanden, wenn nicht eben . der Roggenpreis so außerordentlich in die Höhe ge schnellt wäre. Daß die Situatien keine gleichgiltige mehr ist, zeigt der Beschluß der preußischen Regierung, dem wohl die übrigen Bundesstaaten jbald nachfolgen werden, für Getreide und Ersatzmittel eine erhebliche Herabsetzung der Frachttarife eintreten zu lassen, um i auf diese Weise die Verschickung des Brodkorns zu ; erleichtern und zur Verbilligung der Unkosten des Transportes beizutragen. Zu einem durchgreifenderen s Mittel hat sich die Reichsregierung noch nicht veran- i laßt gesehen. Ihren Entschluß, noch die Entwicklung ; der Marktlage abzuwarten, bevor ernstlich an eine i Aenderung der Zollsätze gedacht wird, bestimmt die ; Annahme, unsere deutsche Ernte könnte unter Htnzu- nahme fremden Weizens doch dem heimischen Bedarf genügen. Das wird sie allerdings, doch ist nur die Frage, wie sich die Preise gestalten werden. In dem stattgehabten Ministerrathe scheint man auch diesen Punkt erwogen zu haben und noch immer die Hoffnung zu hegen, in Rußland würde sich bald eine solche Fi nanzkalamität geltend machen, daß es unmöglich sein werde, das erlassene Roggenausfuhrverbot aufrecht zu halten. Der Hauptgrund für das Beharren bei den gelten den Zollsätzen ist aber die Rücksichtnahme auf die schwe benden Handelsvertragsverhandlungen. Oesterreich.Un garn will bekanntlich Deutschland umfangreiche Con« cesfionen bei seinen Jndustriezöllen machen, wenn Deutsch land seine Kornzölle ermäßigt. Geschieht Letzteres schon vorher, so erscheint es, nach Annahme der Reichsregie rung, nicht als sicher, daß die uns gemachten, d. h. auf dem Papier gewachten Zugeständnisse nun auch wirklich zur Ausführung gelangen, denn noch ist der neue Handelsvertrag nicht Gesetz, dahin soll es erst in diesem Winter kommen. Es ist erklärlich, daß die Reichsregierung das Aeußerste aufbietet, um das sehr mühevolle Werk der neuen Handelsverträge nicht in der elften Stunde scheitern zu lassen, aber wir werden immer die heute thatsächlich vorhandenen Verhältnisse vor denen bevorzugen müssen, welche vielleicht kommen können. Für Jeden, mag er Minister oder Handwer ker, Landwirth oder Industrieller sein, steht das fest. ^?Snut täglich »it '»«»nähme der T«ge «ich Tonn- «ud Festtagen. »«ahme von Inseraten für die nächster- schiixmd» Nummer bi» nachmittag« 2 Uhr. »er »Sanuementsprei« beträgt vierteljähr lich 1 Rk. »5 Pf. Jafarate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20. Pf. Srpeditivu: Waldenbarg, Obergaffe 291L. Witteruugsbericht, ausgenommen am 17. August, nachm. 4 Uhr. Vrrometerstaud 761 mm. reductrt auf den Meeresspiegel. Thermometerstaud -s- 18,5° 0. (Morgens 8 Uhr -s- 15°) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymcter 58°/o. Thaupuult -s- 8,5 Grad. Windrichtung: Nordwest. Daher WttteruugSanSfichtm für den 18. August: Ziemlich heiteres, jedoch etwas kühleres Wetter. —- Amtsblatt für -eu Stadtrath Waldenburg. Zugleich wett verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim.