Volltext Seite (XML)
habendem Ständen angehörig erscheinen. Die Strumpfbänder der Mutter waren O. öl. gezeichnet. Ein an ihrer Hand befindlicher Ring trug die In schrift: „Gott mit Dir!" Aus dem Sachsenlande. — Die Direktion des Hauptstaatsarchivs zu Dres den hat bereits seit mehreren Jahren in ähnlicher Weise, wie dies in anderen Staaten der Fall ist, ihre Aufmerksamkeit auf diejenigen für die Geschichte des Landes wie auch für geschäftliche Zwecke wich tigen Urkunden und Aktenstücke gerichtet, welche sich nicht im unmittelbaren Besitze des Staates befinden, jedoch der staatlichen Aufsicht unterstellt sind. Es gilt dies insbesondere von den städtischen Archiven. Die auf Veranlassung des k. Ministeriums des In nern dem Hauplstaatsarchiv zugesandlen, zum großen Theile allerdings recht unzureichenden schriftlichen Angaben über dieselben beweisen, daß sich die mei sten von ihnen gegenwärtig in einem nichts weniger als befriedigenden Zustand befinden. Elementare Ereignisse oder unverständige Makulirungen und ähnliche oft von großem Mangel an historischem Verständnisse zeugende Nachlässigkeiten haben in früheren Zeiten außerordentlich viel werthvollcs ge schichtliches Material zu Grunde gehen lasten, und was noch vorhanden, ist nicht selten ungeordnet und wird ohne die nöthige Sorgfalt aufbewahrt. Hier galt es vor allen Dingen, Vorkehrungen zu treffen, die einem weiteren Verfalle entgegenarbeiteten. In diesem Sinne geschah es, daß die Staatsregierung denjenigen Stadtverwaltungen, die ihre Archive in Ordnung zu bringen wünschten, ohne dazu qualifi- cirte Beamte zu besitzen, die unentgeltliche Beihülfe von Archivbeamten in Aussicht stellte. Daß diese Beihülfe nur in sehr wenigen Fällen in Anspruch genommen wurde, ließ befürchten, daß das Erstrebte auf diesem Wege kaum in der zu wünschenden Voll ständigkeit zu erreichen sein würde. Als einziges Mittel, sich einerseits genau von dem noch vorhan denen Bestände an Archivalien zu unterrichten, an dererseits Schritte für bessere Verwaltung und Ordnung derselben einzuleiten, erschien eine plan mäßige Revision sämmtlicher Stadtarchive des Lan des durch einen archivalischen Fachmann. Das k. Ministerium des Innern billigte die in dieser Rich tung gemachten Vorschläge der Direktion des Haupt staatsarchivs, und auch das königliche Gesammtmi- nisterium ertheilte ihnen seine Genehmigung. Somit wird diese Revision im Laufe dieses und der folgen den Jahre vorgenommen werden. Mit der Aus führung derselben ist nach dem „Dr. Journal" der Archivrath Or. Ermisch beauftragt worden, der als Herausgeber städtischer Urkundenbücher für den Ooäsx äixlowatious Saxonias rs^ias sich seit einer Reihe von Jahren eingehend mit dem sächsi schen Städtewesen beschäftigt hat. Er besucht im Laufe dieses Monats zunächst die in den Amts hauptmannschaften Flöha, Chemnitz, Schwarzenberg, Glauchau und Zwickau gelegenen Städte, darunter auch Waldenburg; neben den eigentlichen Stadt archiven nimmt er überall die Archive der Gerichts behörden in Augenschein, da sich in diesen vielfach Feuilleton. Colomba. Corsisches Lebensbild von Prosper Meremße, deutsch von NudolpH Wükdener. (Fortsetzung.) „Höret meine Freunde," sagte Orso, „Ihr treibt ein schlechtes Handwerk, und wenn Euer Unstern nicht will, daß Ihr Eure Laufbahn auf dem Platze da drunten*) beschließet, so bleibt Euere beste Aus sicht, in den Maquis durch die Kugel eines Gens- d'armen zu fallen." „Wohlan!" sagte Castriconi, das ist ein Tod wie ein anderer, und noch mehr werth, als das Fieber, das Euch im Bette umbringt, mitten unter dem mehr oder minder aufrichtigen Gewinsel Eurer Erben. Wenn man so, wie wir, an die freie Luft gewöhnt ist, so geht nichts über einen Tod in Schuh oder Strümpfen, wie unser Sprüchwort sagt." „Ich wünschte," fuhr Orso fort, „daß Ihr dieses Land verließet . . . und ein ruhigeres Leben führtet. Zum Beispiel, warum solltet Ihr Euch nicht in Sardinien niederlasten, wie mehrere Eure Kamera den es gethan? Ich könnte Euch dazu behilflich sein." „In Sardinien!" schrie Brandolaccio. „Istos Saräos! Hole sie der Teufel mit ihrem Kauder welsch. Das ist eine schlechte Gesellschaft für uns." „Es läßt sich in Sardinien nicht mit Anstand leben," setzte der Pfarrer hinzu. ,Jch meines Theils * Er deutete auf den Executionsplatz in Bastia. seit Aufhebung der Patrimonalgerichte Theile der Stadtarchive befinden. — Die Resultate der Wahlen stellen sich nach den vorliegenden Berichten ss, daß sowohl die Fort schrittspartei als die Nationalliberalen Sitze verloren, die Conservativen aber Sitze gewonnen haben. Aus geschieden waren 8 Fortschrittler, 9 Nationalliberale, 12 Conservative; gewählt sind 16 Conservalive, 6 Fortschrittler, 5 Nationalliberale, 1 Socialdemo krat, 1 Gewerbeparteiler. Die Fortschrittspartei unterlag in Oschatz-Wurzen, im 5. Dresdener Wahl kreise und in Leipzig-Land; dagegen gewann sie einen Sitz in Leipzig-Stadt. Als gewählt sind zu betrachten: V. städtischer Wahlkeis (Dresden rechts der Elbe): Rechtsanwalt I)r. Robert Schmidt. X. ländlicher Wahlkreis (Dresden-Land): Guts besitzer Käferstein-Niedersedlitz. I. städtischer Wahl kreis (Leipzig): Stadtrath Döhlinger. III. städti scher Wahlkreis (Leipzig): vr. Heine-Schleußig. Wahlkreis der Stadt Zwickau: Oberbürgermeister Streit. IV. städtischer Wahlkreis (Pirna): Rechts anwalt Schreck-Dresden. VII. städtischer Wahlkreis (Meißen, Roßwein): Amtshauptmann v. Bosse- Meißen. VIII. städtischer Wahlkreis (Wurzen, Oschatz): Bürgermeister Härtwig-Oschatz. X. städti scher Wahlkreis (Frankenberg): Fabrikant Curt Starke. XIV. städtischer Wahlkreis (Meerane, Waldenburg, Hohenstein-Ernstthal): Commerzienrath Richard Müller in Meerane. XVII. städtischer Wahlkreis (Stollberg, Zwönitz): Baumeister Uhl mann. XVIII. städtischer Wahlkreis (Zschopau, Oederan): Handelsgärtner August Müller in Oederan, XX. städtischer Wahlkreis (Elsterberg, Mylau): Fabrikbesitzer Franz Adolf Lange in Grünthal bei Olbernhau. XXII. städtischer Wahlkreis (Netzschkau): Gutsbesitzer Hermann Grimm in Reichenhain. III. ländlicher Wahlkreis (Reichenau, Ostritz): Ritter gutsbesitzer Or. Pfeiffer-Burkersdorf. XVII. länd licher Wahlkreis (Nossen): Rittergutsbesitzer Oehmi chen-Choren. XXII. ländlicher Wahlkreis (Rötha, Markranstädt): Rittergutsbesitzer Kökert. XXIII. ländlicher Wahlkreis (Leipzig-Land): Drechslermeistsr Bebel erhielt 1258 Stimmen. XXV. ländlicher Wahlkreis (Borna): Amtslandrichter Schade in Kleinzössen. XXVI. ländlicher Wahlkreis (Leisnig, Mügeln): Gutsbesitzer Uhlemann-Görlitz. XXVIII. ländlicher Wahlkreis (Mittweida): Gemeindevor stand Seydel. XXXVII. länvlicher Wahlkreis (Hartenstein, Lichtenstein): Stadtrichter Werner- Callnberg. XXXVIII. ländlicher Wahlkreis (Ho henstein-Ernstthal, Glauchau, Waldenburg): Guts besitzer Gelbke-Gesau. XXXIX. ländlicher Wahl kreis (Remse, Meerane): Rittergutsbesitzer v. Römer auf Unrersteinpleis. XI^V. ländlicher Wahlkreis (Elster, Adorf): Rittergutsbesitzer Ernst Jahn auf Taltitz. — Die 2. Klasse der 100. kgl. sächsischen Landes lotterie wird den I. und 2. August 1881 gezogen. — Eine an sich nicht seltene, aber durch die be gleitenden Umstände bemerkenswerthe Operation ist vor Kurzem von dem Augenärzte Or. Hänel in Dresden vollzogen worden. Es wurde ihm eine 89jährige, auf beiden Augen am grauen Staare erblindete Greisin vorgesührt, welche zwar außer verachte die Sarden. Um die Banditen zu jagen, habe sie eine berittene Miliz; da sind die Ban diten und das Land gleich abgeschmackt. Pfui über Sardinien! Eines nur setzt mich in Erstaunen, Herr della Rebbia, daß Sie, ein Mann von Geschmack und Wissenschaft, unser Leben in dem Maquis nicht zu dem Ihrigen machten, da Sie es doch einmal gekostet haben." Orso erwiderte lächelnd:" Als ich das Vergnügen hatte, Euer Tischgenosse zu sein, war ich nicht wohl im Stande, die Reize Eurer Lage zu würdigen, und noch schmerzen mich die Nippen, wenn ich mich an den Ritt erinnere, den ich in einer schönen Nacht machte, quer wie ein Sack über ein sattelloses Pferd gelegt, das mein Freund Brandolaccio leitete." „Und das Vergnügen, der Verfolgung zu ent gehen," fiel Castriconi ein, „rechnen Sie für Nichts? Wie können Sie unempfindlich bleiben für die Selig keit einer unbeschränkten Freiheit unter einem milden Himmel, wie der unsrige? Mit diesem Respect- macher (dabei schlug er an .'sein Gewehr) ist man König überall, soweit die Kugel reicht. Man regiert, man steuert dem Unrecht . . . Das ist eine sehr moralische Unterhaltung, mein Herr! und dabei eine sehr angenehme, die wir uns nicht versagen. Giebt es ein schöneres Leben, als das eines irrenden Ritters, wenn man besser bewaffnet und gescheidter ist, als Don Quixote? Hören Sie! eines Tages erfuhr ich, daß der Oheim der kleinen Villa Luigi, der alle Spitzbube, ihr keine Mitgift geben wollte; ich schrieb ihm ohne Drohungen, das ist nicht meine Manier; wohlan! der Mann ging diesem Sinnenfehler noch an ziemlicher Harthörigkeit litt, aber sonst geistig und körperlich äußerst rüstig war. An derselben vollzog vr. Hänel mit sicherer Hand die Operation des grauen Staares, sodaß die Greisin an ihrem 90. Geburtstage das seltene Glück hatte, nach 10jähriger Erblindung zum ersten Male wieder fehend zu werden. Die Heilung erfolgte so glücklich, alle Entzündungs- und Fiebererscheinungen blieben der Patientin erspart, sodaß diese nunmehr frohen Herzens und getrost in die Zukunft „blickt." — Eine Falschmünzerbande, welche sich mit der Herstellung und Verbreitung falscher österreichischer Fünfziggulden-Noten beschäftigte, ist von der Krimi nalpolizei in Dresden ermittelt worden. Der Photo graph Born in Dresden wurde vor einigen Tagen bei der Verausgabung einer falschen österreichischen Fünfziggulden-Note ergriffen und zur Haft gebracht. Nach anfänglichem Leugnen, daß er die Unechtheit des von ihm verausgabten Scheins gekannt habe, räumte er ein, daß der in Berlin wohnende Photograph Geibler nach Dresden mit derartigen Falsificaten gekommen sei und ihn zur Verausgabung eines dieser Fasiftcate veranlaßt habe. In der Begleitung des G. haben sich ein Architekt V. und ein Photo graph R. befunden, die ebenfalls an den Fälschun gen betheiligt zu sein scheinen. Die Berliner Kri minalpolizei veranlaßte die Verhaftung der beiden Complicen des Geibler, des R. und des V., während Geibler nicht ermittelt werden konnte. Geibler scheint von Dresden aus, als er daselbst von der Festnahme Borns Kenntniß erhalten, geflohen zu sein und ein umfangreiches Packet, gefüllt mit falschen österreich. Fünfziggulden-Noten bei sich geführt zu haben. — Die in Leipzig beim Vortragsabend des Herrn Hofprediger Stöcker aus Berlin erlangte Einnahme beziffert sich, nach Abzug der nothwendigen Kosten, auf 530, Mk. welche das Comitee Hrn. Diaconus vr. v. Criegern für die Leipziger Armen überwiesen hat. — Nächsten 3. August feiert die Leipziger Fischer innung zum einhundertundsiebenundsechszigsten Male ihr Wasterturnier mit Aufzug, Schmaus und Ball, Fischerstechen genannt. Das erste Fischerstechen wurde am 12. Mai 1714, dem 45. Geburtstage König August's des Starken, der dabei Zuschauer war, auf der Pleiße am Apel'schen Lusthause, wo jetzt das Sophienbad steht, abgehalten. — Bei dem am 18. bis 20. d. M. in Chemnitz stattfindenden Jahrmärkte ist das Ausspielen von Waaren, es mag in irgend beliebiger Weise erfol gen, z. B. durch Würfeln, oder vermittelst sogenann ter Glücksräder, oder in ähnlicher Weise als unstatt haft und unter Verwarnung vor den darauf gesetz ten Strafen ausdrücklich untersagt. H Hohenstein, 18. Juli. Das gestrige Missions fest des Missionsverbandes Hohenstein, Ernstthal und Oberlungwitz wurde von nach mittags '/s2 Uhr in der Kirche zu Oberlungwitz abgehalten und war sehr zahlreich besucht. Die Festpre digt hielt Herr ?. Kaiser aus, Lößnitz, den Mis sionsvortrag Herr Missionssenior Cordes aus Leip zig. — In Gersdorf hielt Herr Schuldirector Peifer gestern eine Versammlung ab, um die Eltern von Kindern unter 12 Jahren zum Anschluß an sogleich in sich und verheirathete feine Nichte. Ich habe zwei Personen glücklich gemacht. Glauben Sie mir, Herr Orso, es giebt nichts Unvergleich licheres als das Leben eines Banditen! Bah! Sie wären vielleicht Einer der Unserigen ohne eine ge wisse Engländerin, die ich nur einen Augenblick sah, von der aber! Jedermann in Bastia mit Bewun derung spricht." „Meine künftige Schwägerin liebt das Maquis nicht," sagte Colomba lachend; „sie fürchtet sich allzusehr." „Nun denn," sagte Orso, „Ihr wollet hier bleiben? Es sei! Sprecht, kann ich Euch einen Gefallen er weisen?" „Keinen, als — daß Sie uns in gutem Andenken behalten. Wir sind bereits zu tief in Ihrer Schuld. Da ist Chilina, die jetzt eine Ausstattung hat, und zu einer guten Versorgung nichts mehr braucht, als Empfehlungsbriefe ohne Drohung von meinem Freunde, dem Pfarrer. Wir wissen, daß ihr Pächter uns Brod und Pulver geben wird, wenn wir besten be- bedürstig sind, also Adieu! Ich hoffe Sie noch ein mal in Corsika wieder zu sehen!" „In dringenden Augenblicken," sagte Orso, kom men einige Stücke Geldes Einem ost sehr zu Statten. Jetzt, da wir alte Bekannte sind, werdet Ihr mir diese kleine Patrone, die Euch zur Anschaffung an derer dienen kann, nicht ausschlagen." „Kein Geld zwischen uns, Lieutenant," sagte Brandolaccio mit entschlossenem Tone. (Fortsetzung folgt.)