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Hervorrufen. So z. B. mußten die Prager deut schen Blätter das Urtheil des Prager Landgerichts in Bezug auf die Confiscation wegen Veröffent lichung des von 80 Abgeordneten unterzeichneten Manifestes veröffentlichen, obwohl das Wiener Land gericht wiederholt erklärt hat, daß solch ein Zwang ungesetzlich sei. Frankreich. Das „Journal officiell" veröffentlicht ein Schreiben Grevy's an Farrs, worin ersterer seine 'Befriedi gung über die Truppenrevue am Donnerstag ausdrückt und sagt, die Truppen hätten durchweg Präzision, Festigkeit und militärischen Geist bewiesen. Don Carlos Hal am 17. d. einen Auswei sungsbefehl wegen seiner Umtriebe gegen die französische Regierung erhalten. Holland. In der kürzlich abgehaltenen Jahresversammlung der „miaues israslits in Amsterdam erklärte der Vorsitzende unter Anderem: „Der Wirkungs kreis unseres Bundes hat sich nicht auf die nieder ländischen Israeliten zu eistrecken. Nicht in den freien Niederlanden, sondern da, wo unser Glaube unterdrückt und mißachtet wird, tritt unser Bund mit vereinten Kräften auf, um den Glaubensge noffen seine Stütze und Hilfe mit allen zulässigen Mitteln zu gewähren und ihnen ein Fürsprecher zu werden. Nicht für die Niederländer, die unter einer freisinnigen Verfassung leben, sondern für die Ver stoßenen und Mißhandelten unter unseren Stammes- gcnossen haben wir einzutreten gegen die Stürme, die sie bedrohen: Preußen und Rußland erheischen unsere Wachsamkeit." (Um den jüdischen Glauben kümmert sich bekannilich kein Mensch, das suchen die Juden der Welt nur weiß zu machen.) Bulgarien. In der Rede, womit Fürst Alexander die Natio nalversammlung eröffnete, betonte er: „Die an ihn gerichteten Adressen enthielten unzweifelhaft den Ausdruck des Volkswillens und hoffe er, die De- putirten würden demselben die gesetzmäßige Form geben." Das Protokoll wurde von 306 Deputirten unterzeichnet, 6 Dissidenten fehlten in der Sitzung. Der Fürst dankte der Versammlung und erklärte die Session für geschloffen. Die Deputirten über reichten dem Fürsten zwei Adressen, verlangen in der ersteren die Untersuchung der Regierungshand lungen Zankoffs, Keraveloffs und Slaveikoffs, welche sie als staatsverbrecherische bezeichnen und bitten in der zweiten den Kaiser von Rußland, den General Ehrenroth in Bulgarien zu belasten. Am 16. d. ist Fürst Alexander aus Sistowo nach Sofia zurückge kehrt. Die aus diesem Anlaß veranstaltete Illumi nation war überaus glänzend. Der Fürst durch wanderte die Stadt zu Fuß und wurde überall von den dichten Schaaren der die Straßen durchwogen den Bevölkerung enthusiastisch begrüßt. Am 17. d. fand in der Kathedrale unter der Theilnahme des Fürsten ein Tedeum und darauf die Verlesung des Manifestes des Fürsten durch den Metropolit Meletin im Vorhofe der Kirche statt. Türkei. Gegenüber der Thatsache, daß Tripolis der Herd aller Aufstände in Tunis und Algier sei, räth das Journal „La Turquie", mit mög lichster Vorsicht vorzugehen, um nicht eine tripoli- tanische Frage anzuregen, dagegen aber Tripolis aufmerksam zu überwachen und jedem Ausbruch des Fanatismus selbst mit Gewalt Einhalt zu thun. „La Turquie" weist auf den Widerspruch hin, welcher zwischen der ersten Anempfehlung, eine tripolitanische Frage nicht anzuregen und der zweiten, betreffend die eventuelle Anwendung von Gewalt, bestehe und sagt, mit Gewalt vorgehen bedeutet, die tripolitanische Frage Hervorrufen. Es würde ein sehr ernster Entschluß Frankreichs sein, wenn es die Grenzen dieser Provinz überschritte. In Tunis habe Frankreich sich gewisser Motive bedienen können, ohne Reklamationen oder Bemerkungen seitens der Mächte, welche mit Ausnahme von Italien in der Regentschaft Tunis nur untergeordnete Interessen hätten, zu veranlassen. Anders aber stehe die Sache in Tripolis. Da Tripolis ein integrirender Theil des türkischen Reiches sei, so würde die Türkei nothwendiger Weise krüfiiger handeln und bei ihrer Action sicherlich in England einen Alliirten finden. Die durch die Ausdehnung des französischen Ein flusses in Tunis hervorgerufene Bewegung habe sich in der Hauptsache auf einige Manifestationen im Parlamente beschränkt. Dies würde nicht mehr der Fall sein bei der Eventualität einer Action, durch welche die französische Armee sich Egypten näherte. Hieraus könnten ernste Complicationen entstehen. Letztere würden ohne Zweifel von Niemand der Türkei zugeschrieben werden, welche Ruhe und Frie den brauche, welche aber erforderlichen Falles ihre legitimen Rechte und ihre unbestreitbare Autorität über Tripolis zu vertheidigen wissen würde. Afrika. Dis tunesische Hafenstadt und Festung Sfax ist am 16. d. früh durch einen glänzenden Angrff, der französischen Truppen genommen und stark be setzt worden. Der französische Marineminister er hielt darüber folgende Depesche: Sfax, 16. Juli. Das am Donnerstag von Sfax angekommene Ge schwader bombardirte am Freitag die Stadt und traf die Dispositionen zum Angriff. Der Angriff erfolgte heute, Sonnabend, früh und wurde die Stadt von der Front aus eingenommen. Der Widerstand war ernst. Die Schwierigkeiten, sich dem Lande zu nähern, waren groß wegen des vorhandenen Schlam mes. Die Marinemannschaften zeichneten sich durch Eifer und Energie aus. Man zählte bis jetzt 8 Tobte, darunter 6 Marinemanuschasten und 40 Verwundete. Unsere Position ist gesichert. Die Landungscompagnien kehren morgen an Bord zurück. Der Aufstand der Araber in Sfax hat etwa 3 bis 4 Europäern das Leben gekostet. Das erste Opfer war ein Malteser, der Morgens in die Stadt ging, um Fleisch einzukaufen. Die Araber fielen über ihn her und hieben ihn factisch in Stücke. Aus die Kunde von dieser Blutthat flüchteten die Europäer und Juden in ibre Häuser, wo sie sich bis gegen Mittag versteckt hielten. Um diese Zeit ließ ihnen jedoch der Kaid (Gouverneur) bedeuten, daß die Erregung eine so hochgradige geworden sei, daß er dieselbe nicht bemeistern und daher auch nicht mehr für ihre Sicherheit einstehen könne. Darauf begann dann eine allgemeine Flucht; die Leute ließen so wie sie waren ihre Häuser, um nur ken zu erreichen und an Bord der Schiffe gelan^ zu können. Die Araber schossen auf einige Boote mit ihren Flinten; mehrere Personen wuro^ verwundet. Die Männer und Frauen waren viit- unter im tiefsten Negligee, da sie sich nicht die Zeit genommen hatten, auch nur einen Rock oder ein Tuch mitzunehmen. Man sah den besten Fami lien angehörende Frauen in Pantoffeln, oder Nachtkorset, die Kinder nur mit einem Hemdchen bekleidet, sowie sie gerade bei der großen^ Hitze im Hause herumgingen, dabei ohne einen Cen time Geld. Sie hatten Alles verloren und im buchstäblichen Sinne des Wortes nur das nackte Leben gerettet. Die Sfaxer hatten übrigens nicht erst eine Revolution nölhig, um in den Besitz der Kanonen und das Kriegsmaterials zu gelangen, Bei des hatten sie schon käuflich an sich gebracht. Als nämlich der Bey eines Tages in Geldverlegenheit war — ein häufig vorgekommener Fall — beschloß er, die Kanonen sammt Material der Forts von Sfax an Malteser Handelsleute zu verkaufen. Sobald 'die Einwohner hiervon Kunde erhielten, begannen sie für ihre Sicherheit den Wüsten-Arabern gegen über zu fürchten, veranstalteten eine Sammlung unter sich und brachten richtig auch so viel Geld zu sammen, um die Geschütze, durchgehends aus Bronze und etwa 100 an der Zahl, selbst zu erwerben. Amerika. Der Zustand der Baumwollenernte hat sich seit dem 1. Juni gebessert. Die Baumwolle ist im allgemeinen klein und dem Vorjahre gegenüber 10 Tage im Rückstand. Der Zustand der Weizenerute ist erheblich bester als am 1. Juni o. und beträgt im mittleren Durchschnitt 83 für das ganze Land. Verglichen mit der Weizenernte von 1880, ergiebt sich indessen eine Verringerung des mit Weizen an gebauten Flächenraums. Aus dem MuldenLhale. *Waldenburg, 18. Juli. Noch ist der letzte Komet am Himmel bei reiner Luft schwach erkennbar und schon wird wieder ein neuer Komet angekün digt, der ebenfalls auch bei uns dem bloßen Auge sichtbar werden soll. Der neue Komet ist wiederum in Amerika entdeckt worden. In den „Savannah Morning News" vom 24. Juni befindet sich eine Mittheilung vom Professor Sharpleß, wonach am 23. Juni morgens zwei getrennte Beobachtungen stattgefunden haben. Der neue Komet ist sehr groß, sein Kern hat die Helligkeit der Venus, sein fächerartiger Schweif eine Länge von etwa 15 Grad. Er stand im Sternbild „Fuhrmann", etwa 8 Grade von der Kapella entfernt, man glaubt daher, daß es der Komet von 1812 sein könnte. * — Ein Sonntagsreiter, muthmaßlich aus Glauchau, hatte gestern Vormittag rechtes Pech. Auf der Glauchauer Straße zwischen hier und Kertzsch machte die Nosinante plötzlich eine Wen dung und — der Jünger Merkurs lag im Staube, ohne daß er indessen Schaden nahm. Noß und Reiter trabten sodann per xsckss unserer Stadt zu. Feuilleton. Colomba. Corsisches Lebensbild von Prosper Meremse, deutsch von Mudokph Müldener. (Fortsetzung.) Dann schlug sie die Augen auf, und da sie im Gesicht ihres Vaters nicht das geringste Zeichen vor Zorn bemerkte, warf sie sich in seine Arme und küßte ihn, wie es wohlgezogene Töchter bei ähnlichen Gelegenheiten machen. „Nun, meinetwegen," sagte der Oberst, er ist ein wackerer Junge; aber bei Gott! wir werden nicht in seinem Teufelslande bleiben! sonst verweigere ich meine Einwilligung." „Ich verstehe nicht englisch," sagte Colomba, welche sie mit äußerster Neugierde betrachtete; „aber ich wette, daß ich den Inhalt des Gespräches erraihe." „Wir sagen," antwortete der Oberst, „daß wir Sie auf eine Reise nach Irland mitnehmen werden." „Ja, recht gern, und ich werde die sursllg. Colomba sein. Gilt's, Herr Oberst? Schlagen wir ein?" „In diesem Falle küßt man sich," erwiderte der Oberst. XX. Einige Monate nach dem Doppelschüsse, welcher die Gemeinde Pielranera in Bestürzung versetzte, ritt ein junger Mann, der den linken Arm in der Binde trug, an einem schönen Nachmittage von Bastia heraus und nahm seine Richtung nach dem Dorfe Cardo, das durch seine Quelle be rühmt ist, welche zur Sommerzeit den Feinschmeckern der Stadt ein köstliches Wasser spendet. Ein schlank und hochgewachsenes, ausgezeichnet schönes Fräulein begleitete ihn auf einem schwarzen Pferde, besten Kraft und zierliche Formen der Kenner bewundert hätte, das aber zum Unstern ein aufgeschlitztes Ohr trug. Im Dorfe schwang sich das Fräulein leicht vom Sattel, half ihrem Begleiter absteigen und knüpfte die ziemlich schweren Satleltaschen los. Die Pferde wurden der Obhut eines Bauern anvertraut, und das mit den Satteltaschen, die sie unter ihrem Mezzaro barg, beladens Fräulein schlug mit dem jungen Manne, der eine Doppelbüchse trug, den Weg in's Gebirge ein. Der Pfad war rauh und schien zu keiner benachbarten Wohnung zu führen. Auf einer höheren Stufe des Berges Quercio an gelangt, machten sie Halt und ließen sich Beide im Moose nieder. Sie schienen Jemand zu erwarten, denn sie wandten die Augen in Einem fort nach dem Gebirge und das Fräulein sah fleißig auf eine schöne goldene Uhr, vielleicht eben so begierig, ein Kleinod, das erst seit kurzer Zeit in ihrem Besitze zu sein schien, zu betrachten, als den Stundenzeiger zu befragen, ob der Augenblick eines ausgemachten Stelldicheins noch nicht gekommen sei. Jndeß brauch ten sie nicht lange zu warten. Ein Hund sprang aus dem Maquis, und auf den Ruf: „Brusco" von Seiten des Fräulein rannte er herbei, ihnen seine Freude zu bezeugen. Gleich darauf erschienen zwei bärtige Männer, das Gewehr im Arm, die Patronen tasche im Gürtel und das Pistol an der Hüfte. Ihre zerrissenen und vielfach geflickten Kleider stachen gewaltig gegen ihre glänzenden, aus einer berühm ten Fabrik des Festlandes kommenden Waffen ab. Trotz der offenbaren Ungleichheit ihrer Lage und Verhältnisse begrüßten sich doch die vier Personen dieser Scene vertraulich, wie alte Freunde. „Wohlan! Ors' Anton!" sagte der ältere Bandit zu dem jungen Manne, „Ihre Sache ist jetzt im Reinen. Beschluß: Sie sind nicht in Anklagestand zu versetzen. Mache meinen Glückwunsch. Beoaure dabei, daß der Advocat nicht mehr auf der Insel ist, um ihn darüber rasend zu sehen. Und Ihr Arm?" „In vierzehn Tagen, sagt man mir, werde ich ihn ohne Binde tragen können. — Mein wackerer Brando, morgen reise ich nach Italien ab, und wollte Dir, sowie auch dem Herrn Pfarrer noch Adieu sagen. Deshalb ersuchte ich Euch, hierher zu kommen." „Sie eilen sehr," bemerkte Brandolaccio, „gestern freigesprochen, morgen schon abgereist!" „Mau hat Geschäfte," sagte das Fräulein heiter. „Meine Herren, ich habe Ihnen zu essen gebracht. Prosit die Mahlzeit, und vergesset meinen Freund Brusco nicht!" „Sie verderben den Brusco, Fräulein Colomba, aber er ist dankbar. Sie sollen sehen!" Dann rief er, sein Gewehr magerecht ausstreckend: „Huido, Brusco, springe für die Barricini!" Der Hund blieb unbeweglich, leckte sich die Schnauze und betrachtete seinen Herrn. — Springe für die della Nebbia!" Und er sprang zwei Fuß höher als »öthig. (Fortsetzung folgt.)