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den Fürsten, in welcher er denselben namens des diplomatischen Corps bei seiner Ankunft ist Sistowo willkommen hieß. Die Vertreter der europäischen Staaten brächten dem Fürsten am Vorabend des Znsammentriltes der großen Nationalversammlung ihre aufrichtigsten Wünsche dar für die Einigung zwischen dem Fürsten und dem Lande, welche eine unauflösbare sein möge. Der Fürst sei durch die hohen Bestimmungen, weiche ihm übertragen wor den, in den Augen Europas eine Garantie für die Aufrechterhaltung der Ruhe und der Ordnung und ein Unterpfand für die glückliche Entwickelung Bulgariens auf dem Wege des Fortschrittes. Der Fürst erwioerte, er schätze sich glücklich, das diplomatische Corps unter so bedeutsamen Umstän den in dieser Stadt um sich zu sehen, er zweifele nicht, daß Bulgarien, fortschreitend auf dem Wege des Fortschritts, die Sympathien und das Vertrauen, welche ihm von Europa bezeugt würden, rechtfertigen werde, er freue sich, daß die Vertreter der Mächte selbst hätten constaliren können, wohin der Wille der Bevölkerung gehe, er danke ihnen für das leb hafte Interesse, das sie ihm während dieser Krisis bewiesen, die entscheidend sei für die Zukunft der bulgarischen Nation. Amerika. Nach einem Bulletin vom 13. d. dauert der günstige Fortschritt in dem Zustand des Präsiden ten Garfield fort. Am 10. und 11. d. herrschte eine ungewöhnlich starke Hitze in Amerika; in vielen Städten ver zeichnete das Thermometer über 30 Grad Reaumur; viele Erkrankungen am Sonnenstich kamen vor. Aus dem MttL-ettthale. * Waldenburg, 14. Juli. Gestern Nachmittag fand das diesjährige Kindergarlenfest auf dem hie sigen Anger statt. Die muntern Kleinen, die sich alle gegenwärtig einer blühenden Gesundheit erfreuen, waren unter Anführung der tüchtigen und rüstigen Kindergärtnerin, Fräulein Doberentz, und einer Ge hilfin nach dem Schießhause marschirt, wo sie sich zuerst von der großen Strapaze bei Kaffee und Kuchen erholten. Dann wurde eine große Anzahl jener lieblichen Bewegungsspiele, die Scenen aus dem Pflanzen-, Thier- und Menschenleben symbolisch darstellen, und anderer Marsch- und Taktspiele durch die Kinder bei bester Laune und hellstrahlenden Augen aufgeführt, natürlich mit einigen Pausen. Es ist eine merkwürdige freudige Stimmung, welche diese Fröbelschen Bewegungsspiele bei den Kleinen sowohl, als bei den erwachsenen Zuschauern hervor- , bringen. Man freut sich da einmal recht kindlich I und Paradiesisch wieder mit. Alles ging unter der > vortrefflichen Leitung unserer so gediegenen Kinder gärtnerin mit ihrem frischen Herzen für die Kleinen vortrefflich. Ungezwungenheit und doch Unterord nung unter das Spielgesetz herrschte da überall. Gegen '/r7 Uhr kehrten die Kleinen mit ihren froh- bewegten Müttern und Vätern wieder heim. Der Kindergarten wird jetzt von 35 Kindern besucht, die alle am Spielfest theilnahmen und den blühenden Stand des Kindergartens bekundeten. Feuilleton. Colomba. Corsisches Lebensbild von Prosper MeremSe, deutsch von Audolpy Wükdener. (Fortsetzung.) „Herr della Nebbia," antwortete sie mit zittern der Stimme, „wäre ich an diesen Ort gekommen, wenn " Und während sie sprach, legte sie in Orso's Hand den egyptischen Talisman. Dann gewann sie es mit gewaltsamer Anstrengung über sich, ihren gewöhnlichen scherzhaften Ton anzunchmen, indem sie fortfuhr: „Es ist sehr schlimm von Ihnen, Herr Orsv, so zu reden Mitten im Maquis, von Ihren Banditen umringt, wissen Sie wohl, darf ich es nicht wagen, Ihnen meinen Zum zu zeigen." Orso machte eine Bewegung, um die Hand zu küssen, die ihm den Talisman zurückgab, und da Miß Lydia dieselbe etwas schnell zurückzog, so ver lor er das Gleichgewicht und fiel ans seinen ver wundeten Arm er konnte einen schmerzlichen Seufzer nicht unterdrücken. „Sie haben sich wehe gethan, mein Freund?" rief sie, ihn aushebend, aus. „Das ist mein Fehler! verzeihen Sie mir!" Darauf redeten Beide noch eine Weile flüsternd mit einander und zwar sehr nahe beisammen. Colomba, welche jetzt herbeistürzte, fand sie just in derselben Lage, in der sie sie verlaffen hatte. „Die Voltigeurs!" rief sie aus. „Orso, versuch' es, Dich zu erheben und zu marschiren; ich helfe Dir." - Am künftigen 31. Juli wird der Turnverein im benachbarten Callenberg sein diesjähriges Stif tungsfest und in Verbindung damit die Weihe seines neu angeschafften Gerüstes abhalten. — In Zwickau werden demnächst von der Ver lagsexpedition des „Zwickauer Tageblattes und An zeigers" Plakat- oder Litfaßsäulen nach dem Muster der Berliner Anschlagsäulen aufgestellt werden. Atts dem Lachsenlattde. — Durch königliche Verordnung vom 9. d. wird der Generaldirection der sächsischen Staatseisenbahnen ein Eisenbahnrath beigeordnet. Derselbe hat die Aufgabe, in wichtigen, die Interessen des Handels, der Gewerbe und der Landwirlhschaft berührenden Fragen des öffentlichen Eisenbahnverkehrs, ins besondere über wichtigere Abänderungen des Betriebsreglements, soweit diese die Interessen des Verkehrs berühren, der Tarifoorschriften, der Ta rifsätze und der Fahrpläne gutachtliche Aeußerungen abzugeben. Der Eisenbahnrath besteht aus 1. sechs Vertretern des Handels und der Gewerbe, von welchen je einer von den Handels- und Gewerbe kammern zu Dresden, Chemnitz, Plauen und Zittau, von der Handelskammer und von der Gewerkammer zu Leipzig gewählt wird; 2. fünf Vertretern der Landwirthschaft, von welchen je einen die fünf landwirthschaftlichen Kceisvereine wählen, 3. sieben von dem Finanzministerium ernannten Mitgliedern. Für jedes Mitglied ist gleichzeitig ein Stellvertreter zu wählen. Die Wahl und Er nennung der Mitglieder des Eisenbahnrathes erfolgt auf die Dauer von 3 Jahren. Der Eisenbahnrath wird von der Generaldirection der Staatseisenbahne i nach Bedürfniß, in der Regel zweimal im Jahre, einberufen. Den Vorsitz im Eisenbahnrathe fuhr der Generaldirector der Slaatsbahnen oder ein von diesem beauftragter Stellvertreter. Das Amt eines Eisenbahnrathsmitgliedes ist ein Ehrenamt, jedoch erhalten die Mitglieder behufs Theilnahme an den Sitzungen freie Hin- und Rückfahrt im Ver waltungsbereiche der Generaldirection der Staals- eisenbahnen. — Im Auftrage der preußischen Regierung be reisen zur Zeit die Herren Ministerialbauinspector Spitta aus Berlin, Professor Euler, Director der Turnlehrerbildungsanstalt in Berlin und Eckler, erster Lehrer dieser Anstalt, Sachsen, nm in unseren Städte» die daselbst getroffenen turncrischen Ein richtungen zu beaugenscheinigen. Am Montag Nach mittag verweilten genannte Herren in Chemnitz, nahmen Einblick in die Turnhallen und besuchten endlich auch die in vollem Betriebe befindliche renom- mirte Turngeräthefabrik von Dietrich und Hannak. — Wahlresultate. Nach den bis jetzt bekann ten Wahlen haben die Conservativen 12 Sitze (9 alte, 3 neue), die Nationalliberalen 5 alte, die Fortschritts partei 6 (worunter 4 alte, 2 neue) erhalten, die Socialdemokraten 1 Sitz erobert. In Dresden Land hat Käferstein 1300, Bebel 665 Stimmen erhalten. In Leipzig schlug der Fortschrittler Or. Heine den Nat.-Lib. Advokat Or. Krause aus Dresden; den einen Leipziger Kreis behaupteten „Verlaffet mich!" antwortete Orso. „Sage den Banditen, sie sollen sich retten .... mir liegt wenig daran, gefangen zu werden, aber führe Miß Lydia hinweg. Um Gotteswillen, man darf sie hier nicht erblicken!" „Ich werde Sie nicht verlassen," sagte Brando- laccio, welcher Colomba auf dem Fuße nachfolgte. „Der Sergeant der Voltigeurs ist ein Palhenkind des Advokaten; statt Sie zu verhaften, wird er Sie lödlen und dann behaupten, es sei nicht mit Absicht geschehen." Orso versuchte aufzustehen; er machte sogar einige Schritte; bald aber blieb er stehen und sagte: „Ich kann nicht gehen. Ihr Andern fliehet! Adieu, Miß Nevil! geben Sie mir die Hand zum Lebewohl! „Wir werden Sie nicht verlassen!" riefen beide Frauen. „Wenn Sie nicht gehen können," sagte Brando- laccio, „so muß ich Sie tragen. Auf, mein Lieute nant, ein wenig Muth! wir werden Zeit haben, uns dort hin, den Abhang hinab, zu salviren. Der Herr Pfarrer wird die Spürnasen einstweilen be schäftigen." „Nein, lasset mich," sagte Orso, sich auf die Erde legend. „Ich beschwöre Dich bei Gott, Colomba," führe Miß Nevil weg." „Sie sind stark, Fräulein Colomba," sagte Bran- dolaccio, „fassen Sie ihn um die Schultern, ich Halle ihn an den Füßen; gut! vorwärts marsch!" Damit begannen sie ihn eiligst wegzutragen, trotz seiner Protestationen. Miß Lydia folgte ihnen und erschrak entsetzlich, als ein Flintenschuß knallte, wel chen sogleich fünf bis sechs andereerwiderten. Miß die Nationalliberalen mit Döhlinger. In Meißen wurde Amtshauptmann v. Bosse (cons.) ohne Gegen- candidat gewählt, in Lommatzsch erhielt er 144 Stimmen von 157. Im Wahlkreise Slollberg- Geyer-Zwönitz erhielt der Baumeister Uhlmann (ge mäßigt fortschrittlich) 905, der cons. Baumeister Hartwig 744 und der Amtshauptmann v. Bernewitz 132 St.; Ersterer gewählt. Zwickau wählte seinen fortschrittl. Oberbürgermeister Streit mit 993 von 998 St. wieder. In Meerane-Hohenstein-Walden- burg wurde Fabrikant Commerzienrath Müller in Meerane gewählt. In Schneeberg-Schwarzenberg- Eibenstock wurde der conservative Fabrikant Lange aus Grünthal mit 720 Stimmen gewählt. In Oschatz-Wurzen-Riesa sieg'e der conservative Bürger meister Härtwig von Oschatz mit knapper Mehrheit über den Fortschrittler Or. Minckwitz und den Nat.- Lib. Jerusalem, in Freiberg mit großer Mehrheit der nat.-lib. Stadtrath Müller über den cons. Berg rath Merbach; Pirna-Schandau-Sebnitz behielt seinen fortschrittl. Vertreter S hreck bei, da der von streng kirchlicher Seite empfohlene Pastor Görner in Loh men zu spät ausgestellt war. Frankenberg-Mittweida führte dem Landtage in der Person des fortschritt lichen Fabrikanten Curt Starke eine auch von den Gegnern als biederer Charakter geschätzte tüchtige Arbeitskraft wieder zu. Starke erhielt 624, dec cons. Fabrikant Gurkhaus 196, Bebel 260 St. In Oederan-Zschopau wurde der bisherige Abgeordnete, Stadtrath Stauß aus Glauchau gegen den social- demokr. Handelsgäctner Müller aus Oederan mit 952 gegen 741 Stimmen gewählt. Im ländlichen Wahlkreis Auerbach-Klingenthal siegte der cons. Amtshauptmann v. Polenz mit 207 St. Mehrheit (597 : 390) über den nat.-lib. Oberförster Nitzsche in Rautenkranz. Im Landkreise Hartenstein schlug der bisherige cons. Vertreter, Stadtrichter Werner in Lichtenstein, mit großer Mehrheit den liberalen Land- wirth Kästner; im Landkreise Meerane-Crimmilschau- Werdau wurde der bisherige Vertreter Kreissekretär Bunde durch den cons. Nittergutsbes. v. Römisch mit 820 gegen 285 St. geschlagen. Wievergewählt wurden in ländlichen Bezirken ohne Gegencandidaten die Abgg. Nittergutsbes. Ov. Pfeiffer in Burkers dorf (liberal), Nittergutsbes. Oehmichen in Kohren (forlschr.), Gutsbesitzer Köckert in Rötha-Markran städt (cons.), der cons. Gutsbesitzer Uhlemann für Leisnig-Mügeln, der cons. Gutsbesitzer Gelbke in Gesau für den Landkreis Glauchau-Ernstthal. — Von dem höchsten österreichischen Gerichtshöfe ist eine für deutsche Geschäftsleute hochwichtige Ent scheidung gefällt worden. Es ist nämlich der Satz ausgesprochen worden, daß auf Grund der gegen wärtig in Oesterreich und Deutschland bestehenden Gesetzgebung die Gegenseitigkeit der gerichtlichen Zwangsvollstreckung für beide Staaten garanlirt sei und es daher keinem Bedenken unterliege, in Deutsch land gefällte Entscheidungen der Civilgerichte auch in Oesterreich gegen den Verurtheilten vollstrecken zu lassen. — Auf Anordnung der kgl. Kreishauptmannschast zu Leipzig sind aus dem Bezirke der kgl. Amts hauptmannschaft Leipzig weiter ausgewiesen: Buch binder und Gemeinderathsmitglied Carl Luckenbacher Lydia stieß einen Schrei aus und Brandolaccio einen Fluch, aber er verdoppelte dabei seine Eile, und Colomba eilte, seinem Beispiel folgend, durch das Maquis, ohne sich um die Zweige, welche ihr Gesicht peitschten, und das Gestrüpp, daß ihr Kleid zerriß, im Mindesten zu bekümmern. „Bücken Sie sich, bücken Sie sich, meine Theure!" rief sie ihrer Gefährtin zu, „eine Kugel könnte Sie treffen!" So ging oder lief man vielmehr ungefähr fünf hundert Schritte, als Brandolaccio erklärte, daß er nicht mehr könne und sich, trotz der Zurufe und Scheltworts Colomba's, auf den Boden fallen ließ. „Wo ist Miß Nevil?" fragte Orso. Miß Nevil, erschreckt durch die Gewehrschüsse und jeden Augenblick durch die Dichtheit des Maquis aufgehalten, Halle bald die Spur der Flüchtigen verloren und war — eine Beute der beklemmend sten Aengsten — allein zurückgeblieben. „Sie ist im Nachzug dahinten," sagte Brandolaccio, „aber nicht verloren; die Frauenzimmer finden sich immer wieder. — Hören Sie doch, Ors'Anton, was der Pfarrer für einen Lärm mit Ihrer Büchse macht. Unglücklicherweise sieht man keinen Stich und thut einander durch ein nächtliches Gewehrfeuer nicht viel Schaden." „Stille!" rief Colomba aus; „ich höre ein Pferd, wir sind gerettet!" In der That trabte ein in dem Maquis weiden des Pferd, das von dem Knallen der Gewehre auf gescheucht worden war, herbei in ihre Nähe. (Fortsetzung folgt.)