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meister Brumm sea. hier sein 50jähriges Meister- I und Bürgerjubiläum. Seitens der städtischen Be- I Hörde wurde der Jubilar durch eine Deputation beglückwünscht. *— Ein zweites Jubiläum feierte am selben Tage Herr Parfümeriewaarenhändler Kaufmann hier, und zwar das 25jährige Ehejubiläum. Auch dieser Jubilar erhielt von vielen Seiten Beglück wünschungen. *— Die Liste der am 20. Juni und die folgen den Tage ausgeloosten Staatsschuldkassenscheine rc. ist erschienen und in unserer Expedition einzusehen. — Aus Grimma schreibt man: Es ist fast zur Regel geworden, daß während der Badezeit die Mulde jedes Jahr hier ihr Opfer fordert. Die Grenzen der Ladeplätze sind zwar durch Pfähle be zeichnet, aber aus Uebermuth, aus Tollkühnheit u. s. w. suchen doch manche Badenden dieselben zu überschreiten und in das tiefere Wasser zu gelangen, ohne sich vielleicht vorher gehörig abgekühlt zu haben und ohne richtig schwimmen zu können. So ertrank vorgestern Abend in der Nähe des Tempelberges der 19jährige Arbeiter Gerlach aus Döhlen bei Rochlitz, Fabrikschlosser in der Golzermühle. Aus dem SachfenLande. — Das neueste Bulletin über den jungen Prin zen Albert bestätigt zwar, daß das Fieber ver schwunden, der Puls wieder normal ist und die Symptome von Gehirnreizung nicht mehr vorhanden sind, aber — der Schlaf blieb unruhig, die Ent kräftung dauert fort und Nahrung nimmt der Prinz fast gar nicht zu sich. — Zu den bevorstehenden Landtagswahlen sind seiten der Conservativen folgende Candidaten auf gestellt: in Dresden-Antonstadt Herr Rechtsan walt Dr. Schmidt; in Oschatz-Riesa der hochge achtete Bürgermeister von Oschatz, Herr Härtwig; im zehnten ländlichen Bezirk Director Schulze in Frankenberg; im 25. ländlichen der Ritter gutsbesitzer Steiger in Sassis, im 43. ländlichen der Erbgerichisbesitzer Stecher in Klingenthal, im 39. ländlichen der landwirthschaftliche Kreissecre- tär Bunde; in Dippoldiswalde-Frauenstein der Rittergutsbesitzer Otto-Naundorf; im Gerichtsamt Kamenz der Bürgermeister Heinze; ferner der Amts hauptmann v. Bosse-Meißen und der Gutsbesitzer Jahn-Toltitz. Die Conservativen stellen ferner in den anderen städtischen und ländlichen Wahlkreisen, die bisher schon durch ihre Gesinnungsgenossen ver treten waren, dieselben wieder auf, sie sind guten Muths, denn sie hoffen bei der Rührigkeit, die sich allerorts für sie zeigt, nicht blos diese Sitze be haupten, sondern noch eine Anzahl dazu gewinnen zu können. — Ueber den Saatenstand im Königreich Sachsen wird der „Leipz. Ztg." neuerdings wieder geschrieben: Die empfindliche Kühle, verbunden mit anhaltendem Regen, vom 7.—15. Juni, hatte vielfach die Be sorgniß hervorgerufen, daß darunter die Saaten und der Wiesenwuchs gelitten hätten. Diese Be sorgniß hat sich aber als eine vollständig unbegrün dete erwiesen, vielmehr ist jene Witterung der Vege ¬ tation insofern günstig gewesen, als sich sowohl Winter- als Sommergetreide besser entwickelt haben, namentlich nicht unbedeutend in die Länge gewach sen sind. Auch alle Futterkräuter und die Wiesen haben von der anhaltenden Feuchtigkeit wesentlich profitirt, so daß der erste Wuchs vollständig zufrie- s denstellt. Nachdem trat eine wahrhaft tropische Hitze : (bis 26° H. im Schatten) ein und mit ihr eine Vegetation, welche wahrhaft in Erstaunen setzt. Die etwas verspätete Heuernte fällt in Quantität sehr reich aus; leider ist man mit ihr in eine an Gewit terregen reiche Zeit gefallen, wodurch die Qualität des Futters nicht unwesentlich verringert wird. Nach den Märznebeln zu schließen, haben wir übrigens noch längere Zeit Gewitter und Regen zu erwarten, eine Prognose, welche sich bis hierher voll bewahrheitet hat. Kartoffeln stehen sehr hoff nungsvoll. Die Bestellung der Rüben und des Krautes verlief sehr günstig. Dagegen hat sich in dem Raps vielfach die Made eingestellt. Was die Obsternte betriff, so läßt sich vor der Hand eine reiche Kirschenernte verbürgen. Bereits kommen ganze Wagenladungen Kirschen auf den Markt. Noch reicher ist die Erdbeerernte, und auch Heidel und Preißelbeeren versprechen einen sehr lohnenden Ertrag. Bei der günstigen Witterung, welche eine Verspätung der Ernte nicht befürchten läßt, dürften auch die in der letzten Zeit wieder in die Höhe ge gangenen Getreidepreise sich abwärts bewegen. — Zur Nachachtung für Alle, die als Zeuge, Geschworene oder Sachverständige vor Gericht citirt werden, theilen wir den nachstehenden Fall mit. Jemand war kurz vor Pfingsten als Zeuge geladen und sandte am Tage vor dem Termin die Mit- theilung an das Gericht, daß er krank sei und daher nicht kommen könnte. Da die Krankheit nicht be scheinigt war, wurde er in die Kosten des Termins und eine Ordnungsstrafe von 30 Mk. genommen. Es droht ihm aber auch noch eine schwerere Strafe nach ß 138 des Strafgesetzbuches, den wir hiermit Allen in's Gedächtniß zurückrufen wollen. Danach wird nämlich Derjenige, der als Zeuge, Geschwore ner oder Sachverständiger berufen, eine Unwahrheit als Entschuldigung verschätzt, mit Gefängniß bis zu zwei Monaten bestraft. Die Geldstrafe ist also ausgeschlossen. Ein Widersacher des obenerwähnten Mannes hat nun die Anzeige gemacht, daß Jener gar nicht krank war, sondern sich am Terminslage bei einer Landpartie betheiligt hat. — Nach der nunmehr erfolgten Zusammenstellung der durch die jüngsten elementaren Ereignisse in Tharandt, Niederhäslich, Deuben rc. verursachten Schäden ergiebt sich eine Gesammtsumme von 281,917 Mark, wovon 60,278 Mark auf die Ge meinden und 221,639 Mark auf Private kommen. Leider fließen die eingeleiteten Sammlungen recht spärlich, so daß es bei Weitem nicht möglich ist, den Calamitosen in dem Maße zur Seite zu sprin gen, wie es der Ernst der Verhältnisse eigentlich erfordert. > — Am 1. Juli beginnt die Jagd auf männliches Edel- und Damwild, Rehböcke und wilde Enten. — Der schon verheirathete Stallschweizer Marti- ' nus Rost aus Osterwaldreuth hatte sich, nachdem Feuilleton. Colomba. Corsisches Lebensbild von Prosper Msremßs, deutsch von Audolph Wütdener. (Fortsetzung.) Endlich ließ sich weit hinter ihm ein Schrei ver nehmen und bald blieb ein Hund, der pfeilschnell den Abhang herabrannte, schweifwedelnd vor ihm stehen. Es war Brusco, der Schüler und Begleiter der Banditen, welcher ohne Zweifel die Ankunft seines Herrn meldete, und nie war ein ehrlicher Mann mit größerer Ungeduld erwartet worden. Der Hund hob die Schnauze empor, drehte sich nach der nächsten Umfriedigung und schnüffelte befremdet. Plötzlich brach er in ein dumpfes Knurren aus, sprang mit einem Satze über die Mauer und war fast eben so schnell wieder auf der Brüstung, von wo aus er Orso starr ansah; in seinen Augen malte sich die Ueberraschung so deutlich, als dies bei einem Hunde sein kann; dann hob er die Nase abermals in die Luft, diesmal in der Richtung nach dem andern Gehege, dessen Mauer er gleichfalls über sprang. Nach einer Secunde erschien er wiederauf der Brüstung und bewies das gleiche Erstaunen und Befremden; dann lief er in das Maquis mit nieder geschlagenem Schweif, stets Orso anblicksnd und sich langsam mit einer Seitenwendung entfernend, bis er sich in einiger Enfernung befand. Jetzt rannte er aus Leibeskräften und fast eben so wind schnell, als er herabgekommen, den Abhang hinauf, einem Manne entgegen, welcher, trotz der Abschüs sigkeit des rauhen Pfades, mit raschen Schritten herannahete. „Zu Hilfe, Brando!" rief Orso, sobald er glaubte, daß seine Stimme ihn erreichen könne. „He! Ors' Anton! Sie sind verwundet?" fragte ihn Brandolaccio, athemlos herbeieilend. Im Leib oder an den Gliedern?" „Am Arm." „Am Arm? Das hat nichts zu sagen. Und der Andere?" „Ich glaub', ich hab' ihn getroffen." Brandolaccio lief, seinem Hunde folgend, zur nächsten Umfriedigung und beugte sich hinüber, um hinter die Mauer zu sehen. Jetzt zog er seine Mütze und sagte: „Gruß dem Signore Orlanduccio!" Dann sich nach Orso hinwendend, grüßte er diesen gleichfalls mit ernster Miene, sprechend: „Hier ist Einer, den ich Einen stattlich abgefertigten Mann nennen möchte." „Lebt er noch?" fragte Orso, der kaum athmen konnte. „Oh! er wird sich wohl hüten! Die Kugel, welche Sie ihm in's Auge gejagt, macht ihm zu großen Kummer. Blut der Madonna, welches Loch! Ein gutes Gewehr, meiner Treu! Welches Caliber! Das schlägt einem das Gehirn in Scherben! Hören Sie, Ors' Anton! als ich zuerst hörte: pfiff! pfiff! da dachte ich: Donnerwetter, sie mucken mir meinen Leutnant ab! Dann höre ich: bum, bum! Ah! dachte ich: jetzt parlirt das englische Gewehr: es giebt Appell . . . Aber, Brusco, was willst Du denn von mir?" Der Hund leitete ihn zu der anderen Umfriedigung. ihm ein Freund die Nachricht gebracht, daß seine von ihm verlassene Frau verstorben, ohne sich weiter hierüber zu erkundigen, zum zweite Male verhei- rathet. Da jedoch seine Frau aus erster Ehe noch lebte und der Vorfall zur Anzeige kam, so wurde der Angeklagte von der Strafkammer des Land gerichtes zu Leipzig für seine Unvorsichtigkeit, die Eingehung einer Doppelehe, zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrenverlust verurtheill. — Am Sonnabend, 25. Juni, beging in Leipzig ein dortiger Bürger ein seltenes Jubelfest, nämlich das siebzigjährige Jubiläum als Bürger, Kramer und Hausbesitzer von Leipzig. Der Jubilar, Herr Privatmann Friedrich Karl Kayser, ein alter Herr von einundneunzig Jahren, noch frisch an Geist, reich an Humor und körperlich von veryältnißmäßi- ger Rüstigkeit, feierte an diesem Tage zugleich seinen Geburtstag, der auf das Jahr 1790 zurückweist. — Die Schützengesellschaft zu Marienberg beging am Sonntag und Montag ihr 350. Schützenfest. — Als in Crimmitschau die Verhängung des kleinen Belagerungszustandes über Leipzig bekannt wurde, äußerte ein altes Mütterchen: „Hab'chs doch gleich gesagt, daß ver Komet Unglück bringt." — Am 28. d. mittags ist das Wirthschaftsge- bäude des Brausreibesitzers Mehlhorn in Mülsen St. Niclas durch die Unvorsichtigkeit eines Arbeiters, der sich, Pfeife rauchend ins Heu gelegt und letzteres dadurch in Brand gebracht hat, hierbei aber auch selbst mit verbrannt ist, in Asche gelegt worden. — Dem „Anzeiger für Mittweida und Umge gend" zufolge hatten sich dort am Sonntag — wie man vermuthet zur Abhaltung irgend einer Bespre chung mit dasigen socialdemokratischen Genossen — die Führer der Socialdemokratie resp. Reichstags- Abgeordneten Bebel, Hasenclever, Wiemer rc. ein gefunden. Doch konnten diese zu einer namhaften Vereinigung der Genossen und zu einer ungestörten Meinungs-Aeußerung nicht gelangen, da sowohl Polizei wie Gendarmerie in Civilkleidung ihnen überallhin auf dem Fuße folgte. Am Abend reisten die genannten Persönlichkeiten wieder ab. — Am Sonnabend wurde von Schneeberg aus in südwestlicher Richtung unter dem Bruchstück einer Gewitterwolke eine Trombe beobachtet, welche im Längendurchmeffer circa 60 Meter, im Querdurch messer etwa 2 Meter durchschnittlich haben mochte. Sie erschien bei fast ruhiger Atmosphäre, und man konnte deutlich eine beschleunigte Rotation der Wol kentheile an derselben erkennen. Nach etwa 5 Mi nuten löste sie sich plötzlich auf, indem die Nebel massen sich in größter Geschwindigkeit mit der Wolke vereinigten. — In Lauter bei Schwarzenberg hat am 28. d. nachmittags 3 Uhr ein kalter Blitzschlag den Kirch thurm zerstört, nachdem kurz vorher eine Trauer versammlung das Gotteshaus verlassen hatte. — In Aue stürzte der 16jährige Sohn des Kauf manns Listner durch die am väterlichen Hause be findliche Aufzugsöffnung 2 Stock herab. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. — In voriger Woche verunglückte das 3jährige Söhnchen des Haus- und Feldbesitzers Gössel- Stephan in Ebersbach auf schreckliche Art. Es — „Bill' um Entschuldigung!" schrie Brandolaccio, starr vor Erstaunen. „Ein Doppelschuß! Nichts Geringeres! Pest! man sieht wohl, daß das Pulver theuer ist; Sie sparen es!" „Um Gotteswillen, was ist denn dort?" fragte Orso. „Ei spielen Sie doch nicht den Spaßmacher, mein Lieutenant! Sie erlegen das Wildpret, und wollen, daß man es aufhebt .... Ich weiß Einen, der heute Mittag einen drollige Nachtisch habe» wird! Es ist der Advocat Barricini. Frisch geschlachtetes Fleisch, wer da will kann haben! aber wer Teufels soll jetzt der Erbe sein?" „Wie, Vincentello auch todt?" „Maustodt. Wohl bekomm es uns Andern! Schön von Ihnen ist, daß Sie die Leute nicht lange leiden lassen. Kommen Sie doch, und sehen Sie Vincentello an; er kniet noch und lehnt den Kopf an die Mauer. Man meint, er schlafe. Hier trifft das Sprichwort ein: Bleierner Schlaf. Armer Teufel!" Entsetzt wendete Orso den Kopf weg. „Weißt Du gewiß, daß er todt ist?" „Sie sind wie Sampiera Corso, der stets nur einen Stoß gab. Sehen Sie hier ... in der Brust, links! Just, wie Vincileone bei Waterloo getroffen wurde. Ich wollte wetten, die Kugel sitzt nicht weit vom Herzen. Ein Doppeltreffer! . . . Traun! ich rühre keine Büchse mehr an. Zwei auf zwei Schüsse. Beide Brüder auf einmal! Aus einem Doppellaufe! Hätte er noch einen dritten Schuß gehabt, ich glaube, er hätte auch den Papa kalt gemacht .... Das übertreffe Jemand . . . Welche That, Ors'Anton!" (Fortsetzung folgt.)