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Hau- t M. 5V Pf. m. Druck und Verlag von Herrmann Starke (Plasnick L Starke) in Großenhain. 75. Jahrgang Sonnabend, den 12. Februar 1887 Nr. 19 Hörnig. L. Hardiman», Direktor. Der Stadtrath. an die Stadthauptkasse zu bezahlen. Großenhain, am 31. Januar 1887. Auf Fol. 102 des hiesigen Handelsregisters, die Firma Carl Hannstei« m Großenhain betreffend, ist am heutigen Tage verlautbart worden, daß der zeitherige Inhaber, Herr Ernst Lonis Kamprad, durch Ableben ausgeschieden und dafür Frau Anna Amalie Therese verw. Kamprad geb. Stiehl in Großenhain als Inhaberin der Firma emge- treten ist. Erscheinen: Dienstag. Donnerstag, Eonnabrnd. Vierteljähriges Abonnement: am Schalter 1 M.. durch den Boten in- Haus l M. 25 Pf., durch die Post 1 M. 25 Pi., durch die Post frei in- Großenhain, am 8. Februar 1887. Das Königliche Amtgerichl. Estler, AR. sie zu erziehen sind, beizubringen. Großenhain, den 10. Februar 1887. Bekanntmachung. Die den 1. Februar ». c. fälligen auf den 1. Termin 1887 sind nach zwei Pfeuuige« von jeder Steuereinheit längstens bis zum 26. Jebvrrav 1887 Inserate für die am Abend vorher ausmgevendt Nummer werden bi- früh 9 Gebühren für solche von der Einsender nicht anders bestimmt, durch P st Nachnahme erhoben. —o— Mürgerschule. Anmeldung znr Aufnahme Sstern 1887. Di- Anm-idong-n der Ostern 1887 schuwflich.igw^ Kmd-r mnm>t d-r Un -r> -eichmt- von T°nn°r-tag, den 17. K-brnar. bis Miltwo». den 2b. Ausnahme de« ans den 20. Februar sollenden Sdnntag«. täglich «-1 Uhr m seiner -.x ^''AuiumUdm sin^ bi« ,°w »1. Marz 1887 da« sechst- Lebensjahr nullenden Aus besonderen Wunsch der Aelt-rn bez. Erzieher dürsen ,ed°ch auch diejenigen K°L ausg^ i-«-« «»-- »i- i-m W. Juni 1887 erreichen. Flei der Anmeldung ist der Impfschein jedes Kindes vorzulegen. Mr die nicht in Großenhain geborenen Kinder sind außerdem Taufzeugmffe oder Ge burtsurkunden und für Kinder aus gemischten Ehen gültige Nachweise, in welcher Confesston GroßtMim WMMMMWM ^ür äie ^önig^en unä ^ääü^en^e^öcäm zu Für die Redaciiou verantwortlich: Herrmann Richard Stark-. Herrmann. Bekanntmachung. Von dem diesjährigen Reichsgesetzblatte ist das 5. Stück erschienen. Dasselbe liegt, gesetz licher Bestimmung gemäß, 14 Tage in der Rathskanzlei zu Jedermanns Einsicht aus und enthält: Nr. 1699 Verordnung, betreffend die Militär-Transport-Ordnung für Eisenbahnen im Kriege (Kriegs-Transport-Ordnung), vom 26. Januar 1887, und Nr. 1700 Bekanntmachung, betreffend den Militärtarif für Eisenbahnen; vom 28. Ja nuar 1887. Großenhain, am 10. Februar 1887. Dkl Itaötiath. Herrmann. Bekanntmachung. Die Expedition der hiesigen Königl. Brandversicherungs Jnspection befindet sich zur Zeit BerlLnerstraße Nr. 326^. Großenhain, am 11. Februar 1887. I. V.: Wilisch. Submission. Die Lieferung der für die hiesigen Garnisonanstalten in der Zeit vom 1. April 1887 bis ult. März 1888 erforderlichen Materialien, circa SV ebm weiches Scheitholz, 700 KI Mittelbrannkoh^ troleum, 106 m Dochtband, 5V kss Kernseife, 850 kx Elainseife, 850 kx eryst. Soda, soll Donnerstag, den 17. dss. MtS., Vormittags 11 Uhr im Wege der öffentlichen Submission vergeben werden. Bewerber wollen die Bedingungen im Bureau der unterzeichneten Verwaltung — Kaserne 0 Stube 20 — einsehen und ihre Offerten bis zu vorgenanntem Termine dahm einsenden. Großenhain, den 11. Februar 1887. UNnijrliekv Garnison-VorvaltomK. WB und CtNtrum. Der Schlag, mit welchem Fürst Bismarck die ihn so rück sichtslos befehdende Centrumspartei bedrohte, ist endlich ge fallen; erst die Zeit kann aber lehren, ob dieser Schlag ein vernichtender war. Wahrscheinlich auf indirccte Veranlassung des deutschen Reichskanzlers veröffentlichte die päpstliche Curie ein Aktenstück, durch welches die beiden einflußreichsten Führer des Centrums, 0r. Windthorst und Freiherr von Franckrnstein, nicht nur als Hemmnisse der Friedenspolitik, sondern auch als ungehorsame Söhne der Kirche hingestellt wurden. Frei und offen bekannte sich Papst Leo XIII. gleichzeitig zu der Absicht, sich dem Kaiser Wilhelm und dem Fürsten Bismarck so an genehm als möglich machen zu wollen, während der welfische Exminister und der bairische Magnat der Reichsregierung sich wiederholt feindselig entgegenstellten. Beiden wird in der Note des Cardinals Jakobini in schneidendster Weise zum Vorwurf gemacht, übersehen zu haben, daß nur eine Unterstützung Bismarck's in der Militärfrage den deutschen Kanzler zu weiterem Entgegenkommen auf kirchenpolitischem Gebiete ver anlassen konnte. Nach den unleugbaren Verdiensten, die sich Windthorst und Franckenstein in früherer Zeit um die päpst liche Sache erworben haben, würde diese Maßregelung kaum in dieser schroffen Form erfolgt sein, wenn der Papst nicht über die Unbotmäßigkeit der genannten Führer ernstlich grollte. Dieselben waren durch den Nuntius in München bereits hin reichend über die Ansichten des Vatikans bezüglich der Sep- tennats-Vorlage unterrichtet, ignorirten aber den Wunsch des Papstes und beantworteten denselben nur durch die trotzige Gegenfrage, ob der Batican etwa das Centrum für entbehrlich halte? Die Abfertigung, welche darauf dem Freiherrn von Franckenstein durch die vom 21. Januar datirte Note des Cardinals Jakobini zu Theil wurde, hatte Hand und Fuß, trotzdem blieb dieselbe zunächst den katholischen Kreisen ebenso unbekannt, wie die frühere Willensmeinung des Papstes, deren Vorhandensein von der ultramontaneu Presse mit dem Hinzufügen abgestritten worden war, daß die Septennatsfrage eine innere politische sei, in welche sich der Papst aus Ge fälligkeit für Bismarck niemals einmischen werde. Da zu derselben Zeit eine solche Einmischung bereits erfolgt war, bezweckte diese Vertuschung wohl nichts Anderes, als eine Art von Zurechtweisung des Oberhauptes der Kirche. Einzelne staatsfreundliche Bischöfe haben sich früher von einer ähnlichen Tactik des Centrums wirklich einschüchtern lassen, dem Papste gegenüber verfing dieses Mittel aber durchaus nicht. Nach dem das vaticanische Schriftstück bereits neun Tage dem Freiherrn von Franckenstein bekannt war, ohne daß er die ihm nahestehenden Blätter verhindert hätte, fort und fort über die Unmöglichkeit einer vatikanischen Einmischung zu schreiben, wurde die Note Jakobini's endlich veröffentlicht. Eigentlich müßte nun der Freiherr von Franckenstein das rhun, was er, nach dem Jakobinischen Schreiben zu urtheilen, für den Fall angedroht hat, daß die Curie in politischen Fragen dem Centrum nicht freie Hand läßt. Er müßte sich aus dem Parlament zurückziehen und still auf seinen Gütern in Unterfranken Hausen; ebenso sollte der welfische Exminister Windthorst, der unzweifelhaft die Pfeile schnitzte, welche der bairische Magnat so unvorsichtig abschoß, Bedenken tragen, wieder ein Mandat für die deutsche Volksvertretung anzu nehmen, in der die meisten seiner ehemaligen Anhänger nach der bestimmten Willensäußerung des Papstes sich für das Septennat erklären dürften. Wenn trotzdem die beiden Herren an der Spitze der Centrumspartei verbleiben, deren Umkehr in Sachen der Militärvorlage ganz unvermeidlich zu sein scheint, kann dabei nur die Hoffnung maßgebend sein, der Reichspolitik in anderen Fragen um so entschiedener Wider stand zu leisten, vielleicht wirkt aber auch dabei die Erwartung einer von den Jesuiten beeinflußten Sinnesänderung im Batican mit. Noch ist der Inhalt der neuen Kirchenvorlage unbekannt, welche am 14. d. M. dem preußischen Landtage zugehen soll; enthält dieselbe kein Zugeständniß der preußischen Regierung in Bezug auf die Rückkehr der Orden, so werden die letzteren sicher eifrigst die Sache der Centrumsführer Windlhorst und Franckenstein im Valican führen, die sich stets als die Verfechter der Mönchsbrüderschaften bewährten. Als Pius IX. noch lebte, nannte man diesen in Nom den „weißen Papst", den mächtigen General des Jesuitenordens, Pater Beckx, aber den „schwarzen Papst." Ist eine ähnliche Neben regierung noch heute im Batican vorhanden, so kann die Sache Windthorst's noch nicht verloren sein. Für die Compromisse des deutschen Reichskanzlers wird es der römischen Curie gegen über immer zwei unübersteiglicbe Schranken geben, die poli tische Rücksicht auf das Königreich Italien und das Mißtrauen d^r deutschen Protestanten gegen den Jesuiten-Orden. So offen sprechen das die Führer der Centrumspartei natürlich nicht aus, aber daß sie so denken, bezeugt die That- sache, daß die Berliner „Germania" eine Auslassung des Jesuiteublattes „Osservatore Romano" ins Feld führt, um sich gegen die päpstliche Autorität zu wehren. Das Organ Wlndthorst's schreibt über die Note Jakobini's: „Auf eine sachliche Erörterung des SeptennatS nach seiner militärischen, finanziellen, wwihschaftlichen und internationalen Bedeutung wird als politisch nicht eingegangen, das ist Sache des Centrums. Auch wird nur das Bestreben erwähnt, sich „dem deutschen - ^m Fürsten Bismarck angenehm zu machen": der Stellung des Centrums zum Septennat auf das deutsche Volk, auf die eigenen Wähler, auf die übrigen Parteien reitst ebenfalls nicht erwähnt. Der „Wunsch" des päpstlichen Stuhles ist also dahin gegangen, das Centrum möge unter seinen Erwägungsgründen auch die Rückwirkung B-tum« au °I° kirchlichen Jnl-r-sse» in Anschlag bringen Dabei scheint sp-crell di- Frag- d-s S-pi-»na,s am SI. Januar, dem Tag des Schreibens des Cardinal-Secretärs, noch nicht in der hohen, besonders constitutionellen Bedeutung erkannt worden zu sein, sondern mehr wie eine Sache, in der eS nicht so schwer sei, nachzugeben zum Zwecke, gute Stimmung für hohe Interessen zu machen, während der (vor einigen Tagen erschienene) Artikel des „Osservatore" die Tragweite des Votums ernstlich erwog. So die Gesichtspunkte, die bei dem Schreiben in Betracht kommen. Wir sind sicher, unsere Haltung hat denselben bisher schon immer Rechnung getragen und bedarf keiner Aenderung!" Auch andere clericale Blätter, z. B. der „Badische Be obachter", suchen die Meinung aufrecht zu erhalten, als übe die päpstliche Kundgebung auf den politisch ja ganz freien „Centrums-Patrioten" nicht den geringsten Druck aus. Anderer Meinung ist der ebenfalls ultramontane „Westfälische Merkur", der bereits vorsichtig in die Bahn des SeptennatS einlenkt. Zunächst deckt sich dieses Blatt seinen Rückzug mit folgenden Worten: „Dem Wunsche des Papstes, das Centrum möge für das Septennat stimmen, wäre dasselbe auch gewiß nachgekommen, wenn — es hätte können. Aber das Pro gramm der Partei und die den Wählern erteilten Zu sicherungen und Versprechungen stehen hindernd im Wege. Unter diesen Umständen konnte das Centrum den päpstlichen Wünschen nicht nachkommen; der P.-pst konnte auch nicht verlangen, daß so viele Centrumsmänner ihr Wort brechen sollten." Das westfälische Blatt führt dann weiter aus, daß ein Sieg des revolutionären Frankreichs und des vom Ni hilismus angefressenen Rußlands über die als Bollwerk der christlichen Ordnung in Europa anzusehenden beiden mittel europäischen Kaiserreiche die Kirche schwer schädigen würde. Aus dieser Ueberzeugung erkläre sich das Eintreten des Papstes für das Septennat hinreichend, aber auch die Nothwendigkeit, mit dem Wunsche des Papstes zu rechnen. Ohne Weiteres brauche deshalb das Centrum seine Stellung zur Militärfrage nickt zu ändern, da die katholischen Wähler Vertrauen genug besitzen würden, ihren Abgeordneten darin freie Hand zu lassen. Das ultramontane Blatt schließt, indem es das fol gende Programm empfiehlt: 1) Wir wählen unsere alten be währten Ceutrums - Abgeordneten einhellig wieder. Ein im peratives Mandat geben wir ihnen nicht mit, sondern über lassen ihnen, nach bestem Wissen und Gewissen das Nichtige zu treffen. 2) Wir bekämpfen die Mittelpartei, durch welche das Centrum matt gesetzt und brach gelegt werden soll, unter stützen aber die Freisinnigen." Nach alledem scheint der Ge winn, den der neueste Schachzug des Fürsten Bismarck bringen durste, nicht sehr bedeutend und der Thurm des Centrums noch kemeswegs ernstlich bedroht. Es giebt deutsche Männer genug, denen die vaticanische Empfehlung des Septennats ebensowenig Freude macht, als das Zusammengehen der Deutschsrechumgen mit einer Partei, welche die Zurück führung der Jesuiten nach Deutschland als ihr Liebl^gSziel