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MlU W ßnßeHmel WerhlillUS!;- M KiW«. Nr. 17. Dienstag, den 8. Febrnar 1887. 7,; Jahrgang. Die Klostergräfin. Original»Roman von Mathilde Wagener. (8. Fortsetzung.) Die ganze innerlich wühlende Verzweiflung über das ihm angethane Unrecht brach aus Vincenz letzten Worten gewaltsam hervor, sodaß die Anwesenden, selbst die ihm feindlich gesinnten Unterkeffler, sich einer augenblicklichen Anwandlung von Mitleid, dem sich auch noch eine leise Scham beigesellte, nicht erwehren konnten. Nur zwei von ihnen, Sylvester und Bandlsepp machten hiervon eine Ausnahme; Ersterer drehte Vincenz mit ver, ächtlichem Achselzucken den Rücken, während Sepp lauernd um herspähte. Einen Augenblick herrschte eine schwüle Stille in dem weiten Raum, da trat Rupert plötzlich entschlossen vor Vincenz hin. Seine hohe Gestalt richtete sich noch stolzer auf, und indem er einen imvonirenden Blick durch den ganzen Saal gleiten ließ, sagte er mit lauter Stimme: „Wann's Keiner von den Unterkesselthalern thun w ll, so nehm' ich Dich in Dienst, Vincenz Kreuzbrunner! Wann Du Lust hast, so kannst schon morgen auf den Klosterhof ziehen als Knecht — vielleicht hilft Dir's weiter und laßt Dich in den Augen der ganzen Gemeinde nicht mehr gar so verächt lich erscheinen. Willst Du, so schlag ein!* — Da legte sich plötzlich Martinas Hand schwer, gleichsam ab wehrend auf Ruperts Arm, der Klosterbauerwandte sich mit fragendem Blick zu ihr um, aber da sie nur leise den Kopf schüttelte, achtete er nicht weiter auf sie. Und doch vollzog sich in diesem Augenblick eine Wandlung in der Seele des jungen Weibes, deren Ursache ihn, wenn Ru pert davon eine Ahnung gehabt, wohl nicht so ganz ruhig gelassen hätte, deren eigentlichen Umfang Martina aber jetzt selbst nicht fassen konnte. Als sie mit Rupert in den Saal trat — von einem Besuche bei einer entfernt wohnenden Verwandten ihres Mannes zurück- kehrend, angelockt durch den ungewöhnlichen Lärm, der ihnen aus dem Wirthshaus entgegen scholl, da fiel ihr Blick zuerst auf die hohe Gestalt Vincenz, der kampfbereit auf einem Tische des Angriffes seines Gegners harrte. Unbewußt, gleichsam träumend, hingen ihre Angen an seiner Gestalt, sogen sich förmlich fest an den seinen, deren kühne Blitze ihr von versengender Wirkung dünkten, sie sah nur ihn, ihn allein, hoch empor über Allen, und durch ihre unberührte Seele klang plötzlich das eine, süße, be seligende Wort: Liebe — und weckte in dem schlummernden Raum ein tausendfältiges Echo; hätte er ihr in diesem Augenblick die Arme entgegengebreitet, sie wäre willenlos an seine Brust ge sunken — es lag auf ihr und in ihr wie ein traumhafter Zauber, der sie widerstandslos gefangen nahm. Ungestüm pochte Las wild durch ihre Adern rollende Blut an die verschlossene Pforte ihres Herzens, dort die so lange niedergehaltenen Quellen der Jugend öffnend, daß sie, hoch aufsprudelnd, ihre Gedanken zu überstuthen drohten. Als jedoch Rupert Vincenz das Anerbieten machte, auf den Klosterhof als Knecht zu ziehen, da überfiel es Martina plötzlich wie eine schwere uncrklärbare Furcht, und fast mechanisch, ohne es zu wissen, und nur einer dunklen Eingebung folgend, legte sie ihre Hand abwehrend auf den Arm ihres Mannes. Er achtete aber kaum darauf, und in diesem Augenblick sprang auch schon Vincenz mit einem wilden Jauchzen der Freude von dem Tisch herunter, stürzte auf Rupert zu und rief, schwankend zwischen Lachen und halb unterdrückten Thränen: „Klosterbauer — Du willst den Zuchthäusler wieder z' Ehren bringen? — O, da- vergeh ich Dir nimmer, ich schwör's bei meiner armen Seel' — so lang ich leb', nit! Ich will Dir dienen, als Dein Knecht, ehrlich und brav, sollst nie über den Vincenz z' klagen haben, und nie bereu'n, daß Du ihm, als ihm die Menschen wie einem Aussätzigen aus dem Weg' g'gangen sind, die Hand g'reicht hast, um ihn vom Elend und vielleicht gar vor was Schlimm'rem zu retten — ich dank Dir tausendmal, Klosterbauer, um meiner armen Mutter willen.* Er brachte die letzten Worte nur mühsam hervor, die Rührung drohte ihn zu übermannen, und in aufquellendem Dankgefühl faßte er Ruperts Rechte uud drückte sie gegen seine klopfende Brust. „Na, na, nur staat — mach's nur halb, Bursch'!* wehrte ihn der Klosterbauer freundlich ab, „soll mich freu'n, wann ich Dir wirklich vorwärts helfen kann, die Hauptfach' liegt an Dir selbst — bist brav, kannst' alt werden auf dem Klosterhof, thust' nit gut, mußt ohne Gnad' fort wie jeder Andere*, dabei ließ er einen flüchtigen Seitenblick hinüber zu Sylvester schweifen, „also richt' Dich drauf — morgen kannst antreten! Grüß Gott z'sammen." Den übrigen einen kurzen Gruß zuwinkend, wollte er mit Martina den Saal verlassen, als ihn der Wolfenwirth ein Wenig bei Seite zog, um ihn über eine persönliche Angelegenheit zu befragen. Martina stand einen Augenblick allein und sah träumend vor sich nieder. Da fühlte sie sich plötzlich leise am Rock gezupft, und sich erschrocken umwendend, blickte sie in das höhnisch verzogene Gesicht des Bandl-Sepp. Er war der Einzige gewesen, der die Umwandlung in Martinas Zügen beim Anblick des Kreuz brunner.Vincenz wahrgenommen und, einmal auf der Fährte, krallten sich seine Augen wie zwei gierige Raubvögel an dem Antlitz der jungen Frau fest; kein Zucken ihrer Wimpern ent ging ihm — er sah den plötzlichen Schreck, der sie erfaßte, als Rupert Vincenz das Anerbieten machte, bei ihm in Dienst zu treten, und mit dem ganzen Instinkt seiner listigen, ver schlagenen Natur errieth er sogleich den wahren Impuls zu Martinas Bewegung. Unbemerkt verließ er seinen Standpunkt dicht neben Sylvester und sich fchlangenartig an der Wand hinichiebend, gelangte er in dem Moment in die unmittelbare Nähe Martinas, als Rupert dem Ruse des Wolfenwirthes folgte. Sepp drängte sich dicht an die junge Frau, und als sie sich auf sein Zupfen hin umwandte, flüsterte er leise, jedes Wort scharf betonend: „Glück zu, Bäuerin — jetzt wird's nimmer so einsam auf dem Klosterhof! Gieb nur fein Acht, daß Dein Ver stand hübsch munter bleibt, und nit a Mal unversehens davon, läuft! Na, wirst's schon machen, hast doch nit umsonst zwei Jahre in München g'dient — da lernt sich Alles!" Und indem er sich langsam entfernte, sang er leise, aber immer noch laut genug, um von Martina verstanden zu werden, vor sich hin: „A Schwarzmeis' und a Graumeis', Die saßen zusamm'n. Da kam a junger Buchfink, Thal die Schwarzmeis' mitnehm'n!" „Zu Schwarz paßt nit Grau Und zu Jung paßt nit alt, Und mit so a'nem jungen Finken, Da fliegt sich's besser halt!" Martina sah ihm mit weitgeöffneten Augen nach — was sollte ihr das G'stanzl? — was sollten ihr überhaupt die hämischen Worte des Bandl-Sepp? — Sie befand sich noch so im Un- klaren über den eigentlichen Grund der in ihrem Herzen vor- gegangenen Umwandlung, daß sie nicht einmal wußte, worauf Sepps Bemerkungen hinzielten. Es blieb ihr auch wenig Zeit zum Nachdenken, denn Rupert wandte sich eben zu ihr, sie zum Gehen auffordernd, und Martina verließ aufathmend an seiner Seite den Saal. Beim Wolfenwirth aber ging's lustig weiter. Die Ober kessler drängten sich glückwünschend um Vincenz, es machte sie stolz, daß einer aus ihrer Mitte auf den altberühmten Klosterhof zog. Er wehrte sie aber ungeduldig ab, da er wußte, daß nur dieser äußere Erfolg sie plötzlich so geschmeidig machte — und, einen flüchtigen Gruß widmend, wollte er ebenfalls den Saal verlassen, als sich Vastl ihm mit einem Freudensprung in den Weg drängte. „Hab' ich's nit g'sagt, Vincenz, 's wird noch Alles gut werden *, rief er jubelnd, „jetzt bist schön raus — nu kann's Dir nit fehlen, und in künft'ger Zeit giebt's vielleicht Manche hier, die vor dem Kreuzbrunner-Vincenz den Hut zieh'n müssen." „Red' ka Dummheit, Vastl* entgegnete Vincenz, dem Leb haften Ruhe zuwinkend, „ich bin froh genug, daß mich der Zufall in so a Stell g'bracht hat, und werd's dem Klosterbauer g'denken — jetzt aber lass' mich fort, mein Mutterle wart't g'wiß schon mit Schmerzen auf mich. Herr Gott, wird die aber Augen machen, wenn sie alles erfährt — laß mich fort, Vastl, mich halt's nimmer.* Er drückte dem Freunde noch einmal kräftig die Hand ^nd, taub für alles Zureden von diesem, verließ er eilig das Wirths haus und stieg mit beschleunigteren Schritten den Weg nach dem Oberthal hinauf. Vastl sah ihm still vergnügt nach. „Er hat's verdient", sagte er laut zu den Umstehenden, „und mich freut's, daß das Glück hier a Mal an den Rechten g'kommen ist — 's mag ihm als a Art G'nugthuung sein, weil er hat so lang unschuldig festsitzen müss'n." Sylvester, der sich mit Ploni etwas zurückgezogen, lachte ingrimmig auf, Vastl aber rief mit erhobener Stimme: „Ja wohl, unschuldig! Und wer was dagegen einz'wenden hat, der kann sich beim Clarinetten-Vastl melden! Zu treffen bin ich am sichersten da, wo 's was Gut's zu essen und zu trinken giebt." In diesem Augenblicke wollte Susi mit einem gefüllten Kruge an ihm vorüber. „Juchhe!" jauchzte er, bas Mädchen mit der Rechten um die Hüften fassend, während die Linke ihr den Krug entwand, „da kommt ja grad' a rechte Herzstärkung! Auf Dein' G'sundheit, Susi, und auf die versprochenen Knödeln! He, Geigenfranz, aufg'spielt! Jetzt wird a Mal a Landler g'tanzt, auf den sich die äit'sten Holzhacker nit b'sinnen können. Komm' Susi, jetzt sollst was erleb'n! * und ehe das Mädchen es hindern konnte, hatte Vastl den Krug geleert. Ein Wink an die Musikanten — und dahin flogen Beide nach den Klängen eines echt ober bayrischen Ländlers, begleitet von dem Jauchzen und Hände, klatschen der Ucbrigen, die sich in neu erwachender Tanzlust de« Beiden anschlosien. — (Fortsetzung folgt.) Auszuleihen. Zum 1. Juli 1887 sind 33,000 M. — Drriunddreistigtausend M. — Bezirks« gelber gegen 4V2 prozentige Verzinsung und gegen sichere Hypothek in ganzer Summe oder getheilt auszuleihen. Diesbezügliche Gesuche, über welche in geheimer Sitzung berathen werden wird, sind an den Bezirksausschuß der Königlichen Amtshauptmannschaft Großenhain zu richten. 73V« M. Mündelgeld sind zu 4 o/y am 1. März gegen Mündelhypo thek auszuleihen. Adressen unter ll. 8. 7500 in die Exped. d. Bl. erbeten. 4^00 Uklk sind 1. April auf sichere Lo"" EHll* Hypothek zu 40/0 Zinsen auszuleihen. Näheres in der Exped. d. Bl. Lanöwirthschaftlicher Verein für Mundorf u. Amgeg. Mittwoch den 9. Februar Abends 6 Uhr: Versammlung im Gasthofe zu Naundorf. Tagesordnung: 1) Vortrag des königl. Bezirksschulinspector Herrn Wigand, über: „Tell"; 2) Vereinsvergnügen, Gäste betr.; 3) Petition wegen der Schlachtviehsteuer in Dresden. — Zu recht zahlreichem Besuche ladet freundlichst ein der Vorstand. des Mereins zur Jörderung volksthümkicher Wahlen Mittwoch de« 9. Febr. Abends 8 Uhr in Börner's Restauration. Tagesordnung: 1) Die Wahlagitation aller Parteien. 2) Verschiedenes. vor Vvrntunä. Jedermann ist eingeladen. ZtzÄtt-ZMW. Montag, den 14. Febr. 1887, Nach ¬ mittags ^3 Uhr Haupt-Versammlung in Poppe's Restauration. Punkt 3 Uhr wird verlesen; Unentschuldigte werden mit 25 Pfennigen bestraft. Tages «Ordnung: Punkt 1: Rechnungsablage. „ 2: Wahl eines Ausschußmitgliedes. „ 3: Aufnahme von zwei Lehrlingen. „ 4: Steuerablage. „ 5: Allgemeines und Durchsicht der schwarzen Liste. Carl Voigt, z. Z. Obermeister. Militär-Verein für Schönfeld u. Umgegend VersurnnLlunx Sonntag den 13. Febr. Nach mittags 2 Uhr im Gasthof zu Hünfeld. T.-O.: Rechnungs lage von 1886. Neuwahl des Cassirers und dessen Stellvertreters. Mittheilungen. Steuerablage. E. Wachtel, Vorsteher. Es wird gebeten, die restirende Steuer bis Freitag an den Cassirer Adolf Böhme zu berichtigen. Jagd-Verpachtung. Das der Jagdgenossenschaft zu Frei« telsdorf gehörige Auxürvvlor von circa 850 Acker soll Donnerstag, den 17. Febr. 1887, Nachmittags 2 Uhr im Gasthofe da selbst auf sechs Jahre, vom 1. Septbr. d. I. an, nach dem Meistgebot, jedoch mit Auswahl unter den Bietern, verpachtet werden. Die Bedingungen werden im Termin bekannt ge geben. Jagdvorstand. Iaz)-Verpacht«nz. Die auf Dom. Stroga, ca. 900 Acker umfassend, 15 Min. von der Haltestelle Zabeltitz entfernt, soll Dienstag, den 13. Februar d. I., Nachmittags ^4 Uhr im Restaurant der Haltestelle Zabeltitz auf sechs Jahre, und zwar vom 1. September 1887 bis 31. August 1893, unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen im Wege des Meist gebots, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Bietern, verpachtet werden. V. lieber, Jnspector. Jagd-Verpachtung. Die der Gemeinde Gä ¬ vernitz, circa 520 Acker umfassend, soll Freitag den 18. Februar Nachmittags von 3 bis 4 Uhr im Gasthofe daselbst auf weitere sechs Jahre, vom 1. Sep tember 1887 ab meistbietend, mit Vorbehalt der Auswahl unter den Bietern und Ab lehnung aller Gebote, verpachtet werden. Die übrigen Bedingungen werden vor der Ver pachtung bekannt gemacht. Gävernitz, den 1. Februar 1887. Otto 81»rlLv, Jagdvorstand. Einige Banplatze sind zu verkaufen. Otto Kämpfe, Ziegeleibesitzer. Holz-Auetiön7 Montag den 14. Februar Vormittags 9 Uhr sollen auf Medeffener Flur dürre Stock klafter« und Reisigschocke, sowie grüne Scheitmeter, Reisighaufen, Reisigschocke, Stockklaftern, Stangenhaufen, Rüst stangen, Ttacketriegel, Balkenstange« verschiedener Stärke, 9 bis 10 Meter lang, ver steigert werden. Vrnst Vrutüvr. Nachlan-Auction. Montag den 14. Febrnar Vorm. 10 Uhr gelangen die zum Nachlast des verstorbenen Gutsauszüglers OottLob 1VLvckvinunvt in Brockwitz gehörigen Gegenstände, als: S volle Bienenstöcke, 1 Partie leere Bienenstöcke, 1 Bienenhütte, zum Abbruch, sowie sämmtliches Haus« und Kücheugeräthe zur Versteigerung. Brock witz, 5. Februar 1887. Viv Ortsxvrivlilv. Mtz- mS BrenM-Aiictm. Mittwoch den 9. Februar von Vorm. 10 Uhr an sollen folgende auf Kosel itzer Revier aufbereitete Hölzer und zwar: 13 Stück birkene Nutzstücke, zu Karren tragen passend, 8 ,, desgl., mit Stock gerodet, 71 „ birkene Nutzstange« verschie ¬ dener Stärke und Länge, 4 Rmtr. erleue Nutzrotten, 1 „ aspene desgl., 71 „ birkene und erlene Brenn ¬ rollen, 35 Haufen birkenes u. erlenes Reistig meistbietend und unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Versammlung im Schlage auf den Lange- stücken, ohnweit dem Frauenhainer großen Teich. Koselitz, am 5. Februar 1887. IVvrnvr. Holz-Auetion. Montag, den 14. Februar dss. IS., sollen auf Thieudorfer und Schönfelder Flur 42 m Scheitholz, 42 ui Stöcke, 28 Schock Reisig, 18 Stangenhaufeu, trockene Hölzer, meistbietend gegen baare Zahlung versteigert werden. Sammelplatz Vormittags 10 Uhr im Gasthofe zu Thiendorf. Zs. 8tötrvr. Welxande.