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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 08.02.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188702087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18870208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18870208
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-02
- Tag 1887-02-08
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Monat
1887-02
-
Jahr
1887
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Ne. 17. Grohe»hai««L Uuterhaltttngs* ««d Anzeigeblatt. Seite S. der jetzigen Weltlage doppelt wichtigen Militärvorlage offen zu halten. Am Donnerstag war an der Berliner Börse das völlig unbegründete Gerücht verbreitet, im deutschen Bundes- rath sei die Aufnahme einer Reichsanleihe in so hohem Be trage — man sprach von 300 Mill. Mt. —, daß sie nur als Kriegsanleihe betrachtet werden könnte, in Erwägung ge zogen worden. Schon mit Rücksicht auf den Umstand, daß eine Reichsanleihe ohne Zustimmung des Reichstages nicht ausgenommen werden, der letztere aber vor Anfang März nicht versammelt sein kann, hätte dieses Gerücht unglaubhaft er scheinen sollen. Daß dasselbe trotzdem Glauben fand und einen Courssturz verursachte, zeugt für die tiefgehende Unruhe, welche die Ungewißheit der Lage in weiten Kreisen verursacht. Bis heute ist die Behauptung, der Kaiser von Oester reich habe einem fremden Diplomaten gegenüber erklärt, daß er zuverlässig auf die Erhaltung des Friedens hoffe, daß aber die Ehre Oesterreichs es erfordere, zum Schwert zu greifen, falls Rußland Bulgarien besetze, gänzlich unwiderlegt geblieben. Jetzt wird vielmehr über eine weitere Aeußerung des österreichischen Monarchen berichtet, der bei dem glän zenden Ball der Wiener Industriellen zu einem der letzteren, der über die Folgen der Kriegsfurcht klagte, gesagt haben soll: „Es muß ja kein Krieg sein! Wir haben in den letzten Jahren O gespart, daß wir jetzt, um mit anderen Staaten auf ein gleiches Niveau zu kommen, neue Anschaffungen machen müssen." — Ueber die Höhe der Forderungen, welche für diese Anschaffungen in den dazu einzuberufenden Delegationen gestellt werden, schwanken die Angaben zwischen 30 bis 40 Millionen. Außerdem dürften aber noch im österreichischen Reichsrathe und im ungarischen Reichstage je sieben Millionen für die Organisation des Landsturms verlangt werden. Das österreichische Abgeordnetenhaus genehmigte am Donnerstag unter Berücksichtigung der Lage das Gesetz über die Ver sorgung von Officiers - Witwen und Waisen. Die Nachricht von dem Erlaß eines Pferdeausfuhrverbots in Oesterreich- Ungarn war verfrüht, doch dürfte solches Verbot nothwendig werden, wenn in Folge auswärtiger Verbote der Pferdeausfuhr der österreichische Markt der Hauptbezugspunkt auswärtiger Käufer zu werden droht. Auch in Italien ist die Stimmung augenblicklich eine sehr erregte, denn man empfindet dort die Niederlage, welche die abessinischen Schaaren Ras Alulas drei Compagnien der italienischen Besatzung von Mafsauah beibrachten, um so s bmerzlicher, als man an die Colonialpolitik sehr stolze Hosf- ungen geknüpft hatte. Nach einer Meldung, welche franzö sischen Blättern von den Stationen am Rothen Meere zuging, hätten die Abessinier am 27. Januar bereits die ersten Ver schanzungen von Massauah erstürmt. Wenn die von Neapel aus abgesandten Verstärkungen nicht bald an der Küste des Rothen Meeres eintreffen, so liegt die Befürchtung nahe, daß dre „abessinischen Strolche", von denen der Minister Depretis am 27. v. M. in der italienischen Deputirtenkammer sprach, der Besatzung Massauahs dasselbe Schicksal bereiten, welches die Engländer in Khartum ereilte. Die Mißerfolge an der Ostküste Afrikas haben in Rom schon einige Unruhen verursacht, bei denen das Einschreiten des Militärs nothwendig wurde. Dem englischen Unterhause wurde regierungsseitig mit- getheilt, daß der Beschluß der für Rußland jedenfalls er wünschten Räumung von Port Hamilton auf den Rath der englischen Marinebehörde aber erst erfolgte, nachdem von China Bürgschaft geleistet worden, daß keine fremde Macht irgend einen Theil Koreas einschließlich Hamiltons besetzen würde. Das Unterhaus erfuhr ferner, daß die Regierung jetzt in die Wiedereröffnung des Handelsverkehrs im Nilthale unter der Bedingung des Ausschlusses des Handels mit Munition und Waffen gewilligt habe. In Bezug auf die Theilnahme Englands an den Berathungen, welche über die bulgarische Angelegenheit stattfinden, verlautet, daß sich die englische Regierung Vorbehalten hat, von den Ergebnissen der Konstantinopeler Unterhandlungen Kenntniß zu nehmen und nach Maßgabe derselben ihre Ansicht zu äußern. Der am meisten gefürchtete Gegner des jetzigen englischen Coalitions- Cabinets, der frühere Minister Lord Churchill, hat England aus Gesundheitsrücksichten verlassen und wird auf Rath der Aerzte mehrere Wochen im Süden Europas zubringen. Von der russischen Regierung ist ebenfalls ein Pferde- auSfuhrverbot erlassen worden, welches an sich keinen weiteren Grund zu Befürchtungen geben würde, wenn nicht die feind selige Sprache der nationalen Organe jeden Zweifel daran schwinden ließe, daß auf die russische Neutralität bei einem Kampfe zwischen Deutschland und Frankreich kaum fest zu rechnen ist. Ein englisches Blatt schreibt dem russischen Bot schafter in Wien die verfängliche Aeußerung zu, daß keine von Deutschland Rußland anzubietende Entschädigung im Orient den Kaiser von Rußland veranlassen werde, neutral zu bleiben, falls Frankreich eine völlige Niederlage erleiden sollte. Tagesnachrichttn. Sachse«. Sicherem Vernehmen des „Dr. I." zufolge ist, wie anderwärts, auch für das Königreich Sachsen dahin Veranstaltung getroffen worden, daß die aus Anlaß der bevorstehenden Neuwahlen zum Reichstage etwa sich nöthig machenden engeren Wahlen bereits am fünften Tage nach Fest stellung des Resultates der Hauptwahl stattfinden, auch sollen Nachwahlen, welche infolge der Ablehnung einer Wahl erfor derlich werden sollten, auf den 11. Tag nach Feststellung der Nothwendigkeit einer solchen Wahl anberaumt werden. Deutsches Reich. Durch ein plötzlich eingetretenes Un wohlsein ist Se. Majestät der Kaiser leider verhindert worden, dem am Donnerstag im königl. Schlosse stattgefundenen großen Hofball beizuwohnen. Erfreulicher Weise war jedoch die In disposition des greisen Monarchen von keiner Dauer; denn am Freitag Vormittag arbeitete er wieder, wie gewöhnlich, in seinem Arbeitszimmer und zeigte sich hierbei dem jubelnden Publikum wiederholt am historischen Eckfenster. Das preußische Abgeordnetenhaus beschäftigte sich am 4. und 5. Februar mit der Specialberathung des Eisenbahnetats, wobei eine ganze Reihe specieüer Fragen — die Verstaat lichung der Eisenbahnen, die Mängel des Tarifsystems, das Schi neucartell. die Vergebung von Lieferungen, die Häufung der UnglückssäUe aus den preußischen Bahnen, die jüngste Schneecalamität rc. — zur Sprache kamen und zum Theil zu längeren Erörterungen führten. Die einzelnen Positionen wurden durchgehends genehmigt. Ueber die so viel erörterte Kundgebung des Papstes in Sachen der deutschen Reichstagswahlen findet sich endlich in einer Depesche des inzwischen zurückgetretenen Carvinalstaats- secretärS Jacobini, datirt vom 21. Januar, an den päpstlichen Nuntius in Wien Näheres vor. Die Depesche, welche von der officiösen „Polit. Corr." veröffentlicht wird, ist die Ant wort auf ein Schreiben des Frhrn. v. Franckenstein, des ersten Vicepräsiventen des aufgelösten Reichstages und Führers der bayerischen Centrumspartei, in welchem Frhr. v. Franckenstein vom heiligen Stuhl zu erfahren wünscht, ob derselbe den ferneren Bestand des Centrums im Reichstage nock für noth wendig erachte oder nicht; im letzteren Falle, erklärt Freiherr v. Franckenstein, würden er und die Mehrzahl seiner FractionS- genossen auf ihre Mandate verzichten. Die Depesche versichert nun, daß der Papst die Verdienste des Centrums unverändert anerkenne und er damit einverstanden sei, daß zum Schutze der religiösen Interessen der Katholiken auf die gänzliche Be seitigung der Maigesetze hinzuwirken sei. Offen spricht es die päpstliche Kundgebung aus, daß in einem gemischt-religiösen Lande, wie Deutschland, die Katholiken stets Veranlassung finden würden, für die Besserung ihrer Lage und zu Gunsten des bedrängten Papstthums einzutreten. Dann erklärt jedoch die Depesche Jacobini's, daß dem Centrum als politischer Partei zwar immer unbeschränkte Actionsfreiheit eingeräumt gewesen sei, aber wenn es sich um die Interessen der Kirche handele, könne es dieselben nicht aus eigener Anschauung vertreten. Der heilige Vater habe deshalb geglaubt, dem Centrum seine Wünsche hinsichtlich des Septennats darlegen zu sollen, weil diese Frage mit den Fragen religiöser und moralischer Bedeutung Zusammenhänge. Deutlich weist ferner die Depesche darauf hin, daß die preußische Regierung durch eine zustimmende Haltung des Centrums in der Septennats- Angelegenheit jedenfalls zu einer endgiltigen Revision der Mai gesetze veranlaßt worden wäre, und würde dann der heilige Stuhl durch die Vermittelung des Centrums auf die Erhaltung des Friedens hingearbeitet, sich so die preußische Regierung verpflichtet und dieselbe somit günstig für das Centrum und freundlich für die Katholiken gestimmt haben. Weiter wird erklärt, daß der heilige Stuhl mit den hinsichtlich des Sep tennats ertheilten Rathschlägen eine neue Gelegenheit habe herbeiführen wollen, sich dem Kaiser und Bismarck angenehm zu machen. Außerdem könne der heilige Stuhl vom Stand punkte der eigenen Interessen aus, die mit denen der Katho liken identisch seien, sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen, wodurch er das mächtige deutsche Reich für die Verbesserung seiner künftigen Lage günstig stimmen könnte. Die Berliner Polizei confiscirte in der Nacht zum 5. Fe bruar 400000 socialdemokratische Wahlflugblätter, welche am Sonnabend Abend resp. Sonntag früh in den sechs Wahl kreisen der Reichshauptstadt vertheilt werden sollten. Ein vom Reichstagsabgeordneten Antoine in Metz erlassener Wahlaufruf ist polizeilich beschlagnahmt worden. Redaction und Druckerei des „Moniteur de la Moselle" wurden geschlossen. Oesterreich-Ungar«. Die amtliche Zeitung vom 5. Fe bruar veröffentlicht ein im Einvernehmen mit der ungarischen Negierung erlassenes Pferde - Ausfuhr - Verbot für sämmtliche Grenzen des österreichisch-ungarischen Zollgebietes, welches mit dem Tage des Bekanntwerdens bei den Zollämtern in Kraft tritt. Italien. Die Deputirtenkammer hat am Freitag nach zweitägigen lebhaften Verhandlungen den 5-Millionen-Credit für Massauah mit 317 gegen 12 Stimmen genehmigt. Letztere gehören den socialistischen Deputirten an, welche die Räumung Massauahs beantragten; die Kammer lehnte jedoch diesen An trag unter Zeichen lebhafter Entrüstung ab. — Der Senat hat die Creditvorlage am 5. Februar ebenfalls, und zwar ohne Debatte und einstimmig, genehmigt. Ein in Kairo stark verbreitetes Gerücht will wissen, daß der gegenwärtig in Egypten weilende italienische Kronprinz sich nach Massauah begeben werde, um durch seine Gegenwart auf den Geist der italienischen Truppen belebend einzuwirken. Frankreich. In den Couloirs der Deputirtenkammer be merkte am Freitag Sigismond Lacroix, er beabsichtige den Conseilpräsident Goblet zu interpelliren, um ihm Gelegenheit zu bieten, öffentlich über die auswärtige Lage und die Politik Frankreichs Aufklärungen zu geben. Goblet äußerte aber, er halte eine solche Debatte für unnöthig nach den wiederholten Erklärungen Freycinet's, wie nach seinen eigenen, welche keinen Zweifel über die friedlichen Absichten Frankreichs und seiner Regierung ließen. Wenn eine solche nochmalige Erklärung also vom politischen Standpunkte aus nicht erforderlich wäre, so wäre sie auch nicht von dem der Finanzwelt aus; er habe die Ueberzeugung, durch sichere Beweise bestärkt, daß die Panik der letzten Tage ausschließlich das Werk der Specu- lanten gewesen sei. Lacroix verzichtetet hierauf auf die Interpellation. England. Im Unterhause wurde am Freitag ein Antrag, welcher die Räumung Egyptens für sofort ausspricht, mit 263 gegen 97 Stimmen und ein zweiter Antrag, welcher die Räu mung in „naher Zukunft" verlangt, mit 247 gegen 127 Stim men abgelehnt. Griechenland. Die Rekruten - Einstellung soll bis zum Juni verschoben worden sein. Amerika. In dem Repräsentantenhause der Vereinigten Staaten wurde eine Bill eingebracht, 20 Millionen Dollars zu Marine- und Küstenvertheidigungszwecken zu bewilligen. Neueste Nachrichten. Nom, 6. Februar. In einem Bericht eines Schiffscommandanten aus Massauah vom 22. Januar an den Marinemmister heißt es: Ras Alula ließ den Oberbefehlshaber der italienischen Truppen, General Gens, durch Vermittelung des in Ketten gelangen gehal tenen Grafen Salimbeni auffordern, die vorgeschriebenen Forts zu räumen und sich allein auf die Occupatio« von Massauah zu be schränken. Gral Salimbeni bat, dieser Aufforderung nachzukommen, da er mit dem Tode bedroht werde. General Gens antwortete, daß er der Aufforderung nicht Folge leisten könnte. Die bezeich neteu Forts dienten zum Schutze der Carawanen. Er sei bereit, die Drohungen der Abessynier zurückzuweisen. locale, sSchstsche rc. Nachrichten. Großenhain, 7. Februar 1887. —l. Aus den Zinsen der „Preusker-Stiftung", dieses hochher zigen Vermächtnisses zur Unterstützung junger strebsamer Gewerbe treibende für Fortbildung suf technischen Lehranstalten, sind nach Prüfung der eulaeaangenen Gesuche und Zeugnisse und nach Be- chluß der die Stütungsverwaltung bildenden Vorstände der Ge werbevereine zu Großenhain, Dresden und Zittau für das Jahr 1886/87 zwei Stipendien von ie 120 Mark an den Schüler der Bau-Abtheilung der höheren Gewerbeschule zu Chemnitz Franz Meyrose aus Großenhain und den Werkmeisterschüler Herrmann Börner daselbst, ebenfalls aus Großenhain, gewährt worden. jl Elsterwerda, den 5. Februar 1887. Wenn sonst in der ganzen Umgegend verschiedene Kinderkrankheiten epidemisch auf traten, so daß in vielen Orten die Schulen ganz oder thellweise geschlossen werden mußten, blieb unsere Stadt stets verschont, höchstens kamen nur einzelne Erkrankungen vor, und der Unter richt in den Schulen hatte seinen ungestörten Fortgang. In längster Zeit hat aber auch hier wenigstens eine, nämlich die sechste Schulklasse, geschlossen werden müssen, da die Kinder in dem Alter bis zu etwa 7 Jahren in großer Anzahl an den Masern erkrankt sind. Zum Glück ist die Krankheit durchaus nicht bös artig, und ist wohl kaum ein Kind derselben erlegen. — Um eine Wiederholung der Wassersgefahr vorzubeugen, wie sie vor mehre ren Jahren unsere Stadt bedrohte, resp. über dieselbe kam, soll eine größere Vorfluth durch den neben der Elster herlaufenden Binnengraben geschaffen werden. Zu dem Zwecke ist von feiten der Stadt das dem Schuhmachermeister Härter gehörige Haus zum Abbruch angekauft worden, damit auf dem dadurch gewonne nen Terrain der Graben und die Brücke über denselben verbreitert werden können. Freilich erwächst dadurch unserer Stadt, die durch den Bau an Schule, Kirche und Thurm und Beschaffung einer neuen Orgel in jüngster Zeit bedeutend belastet worden ist, eine neue Ausgabe von mehr als 10 000 M., die jedoch, wie wir hören, zur Häute vom Kreise getragen werden soll. — Eine wei tere, für unsere Stadt hoffentlich vortheilhafte Neuerung steht uns im hiesigen Eisenbahnwesen bevor, da sicherem Vernehmen nach die Strecke der Berlin-Dresdner Bahn von Dresden bis Elster werda von Seiten des sächsischen Staates angekauft worden ist und infolge dessen hier wahrscheinlich noch mehr Beamte angestellt werden, auch wohl der Bahnhof erweitert werden dürste. Dresden, 6. Februar. Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie die prinzlich Georg'schen Herrschaften nahmen heute in üblicher Weile an dem Gottesdienste in der katholischen Kirche theil, während Nachmittags dann wieder Familiendiner stattsand. — Am Freitag präsentirten sich vor Sr. Majestät vier Soldaten, welche unter Führung eines Stabsoffiziers erschienen, uni dem Monarchen die rn Bezug auf das Infanterie-Gepäck beab sichtigten Neuerungen vorzuführen. — Im Hofwirthschasts-Depar- tement herrscht bereits wieder die emsigste Thätigkeit hinsichtlich der Vorbereitungen für den übermorgen stattfindenden großen Hofball, bei welchem hinsichtlich der Ausstattung der Buffets aber mals Glänzendes geboten werden soll. Nach Beendigung des Reigens der großen Bälle werden im Residenzschlosse, wie ich ver nehme, alsdann noch einige intimere Gesellschafts-Circel mit Arran gement von lebenden Bildern und ähnlichen Arrangements statt finden. Die Einladungen erstrecken sich dabei nicht nur auf die Kreise des Hochadels und die Familien der obersten Hoffunctionäre. — Ein glänzendes Ballfest steht für den 12. d. M. bei dem Krieas- minister General der Cavallerie Graf v. Fabrice bevor. — Die vielfachen Bemühungen, im Altstädter Wahlkreise hierselbst eine Einigung aller reichstreuen Elemente herbeizuführen, haben sich leider als vergeblich bewiesen, da Herr Baumeister Hartwig, der Candidat der „Reformer", sich nicht bereit fand, zurückzutreten. Neuerdings verlautet nun sogar noch, daß auch die Freisinnigen in der Person des Herrn Rickert-Danzig einen besonderen Candidaten auf der Bildfläche erscheinen lassen wollen. — Unsere Hosbühne bot gestern schon wieder eine Novität in Gestalt des Lustspiels „Um Kopf und Herz" von Lothar Clement; ein besonderer Erfolg konnte dabei aber nicht erzielt werden. Der Stoff erwies sich doch als etwas zu dürftig, wenn auch zugestanden werden muß, daß es dem Autor gelungen ist, einige recht hübsche Situationen zu schaffen. Es ist jetzt schwer, Theaterintendant zu sein, da keins von den neueren Bühnenproducten recht einschlagen will. — Im Residenztheater beginnt morgen Teresina Tua, die „Geigenfee," ein kurzes Gast spiel, dem es an Zulauf sicherlich nutzt mangeln dürfte. Nächsten Montag hält an genannter Bühne dann wieder der lustige Schweig hofer seinen Einzug. — Der heutige Sonntag zeigte ein recht trübes Wettergesicht. Der Vormittag brachte Regen, während Mittags dann Schneegestöber eintrat. Mit dem Spazierengehen war nichts; starke Frequenz herrschte aber wieder in Theatern und Concerten. Leipzig. Bon dem im Jahre 1855 hier verstorbenen Kammerralh C. G. Frege war der Stadt ein Vermächtniß von 20000 Thalern zum Besten einer Besserungsanstalt für ver wahrloste Kinder zugefallen. Die Verhandlungen wegen rer Annahme und Verwaltung dieses Legats, an welches gewisse Bedingungen geknüpft waren, zogen sich jedoch dermaßen in die Länge, daß erst nach länger als 30 Jahren, während welcher Zeit das Kapital durch Zinsenzuschlag auf 260675 M. sich erhöht hat, zwischen dem Rathe und Herrn Professor vr. v. Frege ein Abkommen getroffen worden ist. Danach wird zur Verwaltung der Anstalt ein Curatorium eingesetzt, bestehend aus zwei Mitgliedern des Raths- und einem Mit- gliede des Stadtverordnetencollegiums, einem männlichen Ab kommen des Testators und dem jeweiligen Superintendenten der Ephorie Leipzig. Diesem Abkommen haben die Stadt verordneten einstimmig ihre Genehmigung ertheilt. — Ein hiesiger Fischhändler fand in einem etwa 3 Pfund schweren Schellfisch, der vor einigen Tagen in der Nordsee gefangen worden war, beim Ausnehmen ein Taschenmesser. Bei dem in Chemnitz garnisonirenden Infanterieregiment „Prinz Friedrich August" ist vor Kurzem ein Rekrut eingestellt worden, welcher im 30. Lebensjahre steht. Dieser Mann hat sich im 19. Lebensjahre zum Militärdienst freiwillig gemeldet, ist aber damals nicht angenommen worden. Später hat er sich dann nicht wieder gestellt, auch hat sich mehrere Jahre hindurch Niemand um ihn gekümmert. Im 21. Jahre ist er nach dem Ausland gegangen, woselbst er sich später auch ver- heirathet hat. Bor einigen Wochen ist er nun mit seiner Frau und zwei Kindern nach Limbach zurückgekehrt. Bei seiner Anmeldung wurde die von ihm begangene Hinterziehung der Wehrpflicht bemerkt und davon der Militärbehörde Anzeige gemacht; dieselbe zog den Mann sofort ein und da er sich als zum Dienste tüchtig erwies, wurde er ohne Weiteres eingestellt. — Die Sammlung für ein Armeegeschenk aus Anlaß des 80- jährigen Milttärjubiläums des deutschen Kaisers hat in Chem nitz den günstigen Erfolg von 6000 M. gehabt. Der am Donnerstag in Schnecken grün unternommene Versuch, eine socialistische Wahlversammlung abzuhalten, ist wiederum mißlungen. Alsbald nach ibrer Eröffnung bat ein im Saale anwesender Invalid des letzten Krieges ums Wort und erklärte, daß man den Vortrag nicht zu hören wünsche; auch darüber, wen man wählen solle, sei man bereits völlig einig. Darauf wurde ein Hoch auf Kaiser und Köniz, auf Fürst Bismarck und den bisherigen Reichölagsabgeordneten,
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