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Die Entwicklung des deutschen Schweius- be^. noes. Bon Fritz Hinrich Kern, Berlin. J'iaeibaL der Gesamtgestaltung der deutschen Vichl-uesichaft nach ^em ^».riege Haden die beiden Hauptzweige: Rinövieyhattung und Schweinezucht eine völlig verfchieoene Entwickelung ge nommen. Der deutsche Rtndvlchbsttand konnte sich unter dem Druck völlig unzureichender Preise für Rindfleisch, die wiederum eine Folge' der seit dem Kriege übermäßig großen Auslands- einfuhr an lebendem Schlachtvieh und an Gefrierfleisch sind, nur äußerst langsam von den starken Kriegs- und Ablieferungsschäden erholen und mußte sich bei der Auffüllung der Bestände recht einseitig auf die relativ sich am wenigsten verlustreich gestaltende Molkereiwirtschaft stützen. Dagegen gelang die Auffüllung der Schiveinebestände wesentlich schneller, trotzdem die Schweine haltung bekanntlich in der Kriegs- und Nachkriegszeit auf jede nur mögliche Weise eingeschränkt war, und wir infolgedefsen am Ende der Zwangswirtschaft nur noch etwa die Hälfte des Borkriegsbestandes an Schweinen hatten. Die natürliche Möglich keit einer schnellen Bermehrung des Schweinebestandes liegt bekanntlich in der gegenüber den Rindern so viel schnelleren Reise Ler Schweine und insbesondere in der relativ hohen Wurfzisfer ie Sau. Im Gegensatz zur Einwirkung der AuLlandseinsuhr auf die Preisentwicklung beim Rindvieh ist die Einfuhr ausländischer Schweine und ausländischen Sch eineflerscheS bisher nur von untergeordneter Bedeutung gewesen. Denn während beim Rindfleisch der Anteil der Einfuhr am deutschen Gesaustverbrauch im Durch schnitt der letzten 5 Jahre rund 18,3 v. H. ausmachte betrug die Fremdeinsuhr an Schweinefleisch in dem gleichen Zeitraum durchschnittlich nur 3,85 v. H. des gesamten Verbrauches an Schweinefleisch in Deutschland und sank un Jahre 1ll28 sogar auf die ungefähre Hohe des letzten Borlriegsjahres, nämlich auf 1,24 v. H. Es ist immerhin interessant zu sehen, wie sich diese Einfuhr im einzelnen gestaltete. Hierüber mag folgende kleine Tabelle Aufschlug geben. ES wurden eingeführt m Doppelzentner: 1913 1925 1927 1928 Schweine (Schlachtgewicht) 58 888 85 262 94 912 32 248 Schweinefleisch . , . . 210 390 685 610 273 803 150 861 Schiveinejpeck . . . . 16130 83 807 49 316 i Gefrierfleisch . . . . — 67 707 30 227 13 925 Zusammen 285 408 922 381 448 258 232 907 Bedacht werden muß bei diesen Zahlen, daß die östliche Ein fuhr aus Polen und Litauen während der ganzen Zeit ab gedrosselt bzw. park erschwert war und es hoffentlich auch weiter hin bleibt. Die Höhe der Gesamteinfuhr 1925 ist eine natürliche Folge der in diesem J-ahre relativ hohen Schweinepreise, wie ebenso die starke Senkung der Einfuhr 1928 eine Folge des Tief standes der innerdeutschen Schweinepreise war. Diese Urjmhe der schwankenden Einfuhr lenkt den Blick auf das Problem der deutschen Schweinewirlschaft schlechthin, nämlich auf das Problem der Abschwächung der periodischen großen Preisschwankungen auf den deutschen Schweinemärklen. Daß in der Preisgestaltung der Schweine nicht ganz zwei jährige Perioden mit hohen, und etwa ebenso lange Perioden mit niedrigen Schweinepreisen mit ziemlicher Regelmäßig keit wechseln, ist eine schon vor dem Kriege beobachtete Er scheinung. Sie wird durch das Schwanken der Stärke des innerdeutschen Angebotes hervorgerufen, das seinerseits auf die schnelle Vermehrbarkeit der Schweinehaltung m den vielen hunderttausenden von Kleinbauer- und speziellen Schweinewirlschaflen und auf den Umstand zurückzufüllren ist, daß bei hohen Schweinepreisen und bei billigem Futter (vor dem Kriege russische Gerste, jetzt in stärkerem Maße Kartoffeln) sich immer mehr Leute auf die Schweinemast Wersen, bis schließ lich eine Ueberproduklion emtritt. Z. B. stieg die Produktion an Schweinefleisch aus Anreiz der relativ hohen Preise in den Jahren 1925/20 un Jahre 1927 aus 30,11 Kilogramm je Kopf der Bevölkerung und erreichte 1928 sogar 32,36 Kilogramm, während 1913 nur 29,96 Kilogramm je Kops zur Verfügung standen. Tas Angebot überstieg mit dieser Menge den Bedarf und die Kauslraft der Bevölkerung bei weitem, so daß die Preise, wie bekannt, im Jahre 1927 völlig zusammenbrachen. Diese Senkung der Cchwcinepreise weit unter die Rentabilitälsgrenze läßt dann wiederum die Schweinehaltung so gewaltig ein- schränken, daß aufs neue eine starke Nachfrage einscyt. Wie stark diese Schwankungen sind, zeigt folgende, einer Brviwure der Geuojjeüichajstichen Reichsviehverwertunü über den «L-chlacywiehabfatz entnommene ^verekymmg Der Dkywanntngen rn der Entwicklung der Schweinehaltung in Preußen. Es betrug die Zunahme, bzw. die Abnahme in Prozent des Bestandes des jeweiligen Vorjahres: Abnahme Zunahme 1907 , » , . 1,69 V.H. 1908 ... . 11,09 vH. 1909 . , . 5,51 v. H. 1910 . . . 16,45 v.H. 1911 . . . I 4,58 v. H. 1912 . . . . 10,26 V.H. 1913 . . . 16,77 V. H. 1926/27 . . 19,51 v. H. 1928 . . . , 12,89 v. H. Dentschands Schweinebestand Uns interessiert naturgemäß am stärksten die Entwicklung der Nachkriegszeit. Es seien für diese Jahre einmal sie absoluten Ziffern angegeben. Der Bestand an Schweinen jeden Alters betrug am 1. Dezember 1925 16199 570 Stuck uud lag mit dieser verhältnismäßig geringen Zahl weit unter der Bedarfsgrenze. Hobe Preise und die gute Kartoffelernte 1925 ließen die Bcstandsziffcr innerhalb eines Jahres um mehr als 8 000 000 Stück ansteigen: 19 428 550 Stück am 1. Dezember 1926. Jedoch machte die Aufwärtsbeweguna leider bei diesem Stande nicht Halt, sondern alle Welt hatte sich auf die Ferkclzucht uud Schweinemast gestürzt und so haben wir 1 927 die Rekord- siffer von 22899000 Stück Schweinen. Seit dem vorigen Fahre werden die jährlichen Zählungen ergänzt durch eine Zwischenzählung am 1. Juni Die Zahlen vom 1. Juni 1928 zeigen schon gegenüber Dezember 1927 einen gewaltigen Rück gang auf 20186 810 Schweine. Diese Zahl hält sich' ungefähr bis Dezember 1928, wo die Zählung 20 072 270 Stück Schweine ausweist. Jedoch hat sich der Altersaufbau des Bestandes so geändert, daß am 1. Juni dieses Jahres nur mehr 16 752150 Schweine gezählt werden konnten. Gerade der eben erwähnte Ich warte auf Dich Roman von Fr. Lehne. 45. Fortsetzung Nachdruck verboten Die geleerten, unsauberen Teller grinsten sie förmlich an. Cie tonnte sich nicht entschließen, sie auzusasseu; laut weinend warf sie sich auf den Diwan. Andreas konnte es nicht mehr anhörcn; er legte den Federhalter aus der Hand und kam zu ihr herein. „Was ist denn, Sylvia, bist du krank?" „Ich bin so todunglücklich." „Weil du arbeiten mußt wie andere auch?" Er runzelte die Brauen. „Sei nicht kindisch, Sylvia, du hast doch wnst nichts zu tun! Raffe dich auf, es nützt dir nichts! Heinzelmännchen kommen nicht. Schaffe ein wenig Ordnung in der Küche; wie sieht es da aus! Du kannst da mit nicht warten, bis wir ein neues Dienstmädchen haben." Sein bestimmter Ton reizte sie. Heftig antwortete sie ihm, so daß Andreas schwieg und zu seiner Arbeit zurück ging. Doch er war nicht bei der Eucl)e; Sylvias Benehmen hatte ihn tief verstimmt. Sie lag noch immer auf dem Diwan und schmollte. Die Kassecstunde hatte sie übersehen, so das, er sich schließ lich selbst in der Küche den Kasfce kochte und ein Stück Brot si zurecht machte. Klein Fritz Andreas bekam auch Hunger. Er verlangte seine Milch. Da mußte sich Sylvia aufraffen, ihn zu ver sorgen. Still und verdrossen tat sie es; sie hatte dabei kein freundliches Wort für ihn. Und welch eine fröhliche Stunde war cs immer gewesen, gefüllt mit Lachen und Scherzen, A wenn Klara Stettner dem Büblein seine Milch oder seinen A Brei reichte — das wurde zu einer „Staatsaktion" gemacht und Büblein jauchzte und krähte vor Vergnügen. Mit welch innigem Wohlgefühl hatte er dieses reizende Spiel immer beobachtet! Wie lieb und mütterlich Klaras volle, warme Stimme dabei klang! Und wie lieb der Kleine das junge Mädcl-en hatte! Eifersüchtig hätte die Mutter des Kindes eigentlich werden müssen, daß es von ihr fortstrcbte einer anderen zu. Doch Sylvia lachte und war froh, jeder Unbequemlichkeit enthoben zu sein. Gegen Abend hatte Andreas eine nötige Besorgung zu machen. Als er nach Hause kam, lag Sylvia noch immer auf dem Diwan und der Tisch war noch nicht nbgedeckt; an das Abendessen hatte sie überhaupt nicht gedacht. Auf seine befremdende Frage entgegnete sie kurz, sie habe Kopfweh und sei außerstande, etwas zu tun. Er schwieg. Häusliche Szenen waren ihm verhaßt und er hatte in letzter Zeit ohne seinen Willen deren genug erlebt. Ihr Verhalten verstimmte ihn sehr und er zeigte ihr das auch. Sie durfte nicht denken, daß sie sich alles erlauben konnte. Damit klein Andreas nicht aus seiner Ordnung kam, kochte er ihm das Abendsttppchen und gab ihm seine Milch und Zwieback. Dann wusch er ihn und brachte ihn zu Bett. Gleich danach ging auch Suluia schlafen, das Herz voller Groll. Es war das erstemal, daß sie sich nicht Gute Nacht sagten. Spät erst suchte Andreas sein Lager auf, nachdem er im Wohnzimmer und in der milche Ordnung geschafft und das Geschirr noch abgespült hatte. Bitter lächelte er vor sich hin, daß er, Doktor Hammerschmidt, der setzt viel genannte Verfasser des Buches „Reiseerlebnisse in Aegypten und In dien", in später Abendstunde noch niedrige Küchenarbeit tat, weil seine Frau zu unfähig und bequem dazu war und er sich nicht zum Gespött der Leute mackzen lassen wollte. Schlaflos lagen beide da, ihren wenig erfreulichen Ge danken nachhängend. Sylvia war verbittert, trotzig und machte ihren Gatten verantwortlich für das Unbequeme ihres Daseins. Ihre Erinnerung flog zurück ins Elternhaus. Wenn die Eltern wüßten, wie es ihr jetzt erging! Doch sie hatten es ihr gesagt und nun mußte sie die Folaen trauen. TNtersaufban Ist a u 8f chl a g g e'b enD für W^vrer- entwickln ng des Schweineauftriebs und damit der Preise. So fei hier für die letzten drei Zählungen dieser zahlenmäßige Aufbau angegeben. Es wurden gezählt: 1. Juni 28 Ferkel bis 8 Wochen alt . . 4 935 736 Jungschweine bis Jahr 9 556 834 -L bis 1 Jahr . . » . , 4149072 davon Zuchtsauen . . 706 762 1 Jahr und ältere Schweine 1 545 200 davon Zuchtsauen .... 1 149906 1. Dez. 28 3 999 436 8 467 822 5118 074 555120 2 486 883 1 062 508 1. Juni 29 4 155 030 8 073 541 3 052 326 669 697 1 471 255 1141 921 Schweinebestand . . . . 20186 842 20 072 275 16 752152 Trotz des scharfen Absinkens der Gesamtziffern des Be- standes sehen wir also im Juni 1929 schon wieder ein er hebliches Steigen der Zahl der Zuchtsauen von 1 617 600 im Dezember 1928 auf 1810 600 im Juni dieses Jahres. Dagegen waren am 1. Dezember 1925 nur 1 373 013 Schweine als Zuchtsauen bezeichnet und auch im Jahre 1926 wurde die Zahl der Zuchtsauen nur mit 1751 000 angegeben! Gerade diese Zahlen lassen erkennen, daß schon heute zur Zeit des stärksten zahlenmäßigen Bcstandsrückgangs sich die kommende starke Vermehrung und damit zwangs läufig der erneute Preisrückgang anzeigt. Man kann darum nicht genug davor warnen, auch in diesem Jahre den Fehler der Jahre 1925/26 aufs neue zu begehen und heute auf Grund der guten Prcisrelation, insbesondere auch der Fertelpreise, hemmungslos Schweine zu züchten und zu masten. Eine Wiederholung der damaligen ungehemmten Ferkelaufzucht und Schweinemast muß notgedrungen in noch weit schärferen! Maße als 1927/28 einen Absturz der Preise zur Folge haben. Und die Leidtragenden sind nicht nur die langsam sich zur Vergrößerung ihrer Aufzucht Ent schließenden, sind nicht nur die sogenannten Letzten, sondern ist mit verschwindenden Ausnahmen die gesamte Schweine züchtende Landwirtschaft einchließlich der Landarbeiter und der Bürger der Landstädte. Darum: Bauer und Landarbeiter, leg Deinen Berechnungen nicht die heute geltenden Preis- und Futtcrvcrhältnisse zugrunde, sondern bedenke die bösen Er fahrungen im Schweincgeschäft der Jahre 1927/28, oder noch besser: spekuliere überhaupt nicht in Schweinen! Vs; venmyetts betbÄbstimmunPreM Das verweigerte Selbsibcstimn »gerecht. Tie 75 Millionen Leulschen des geschn., jenen Siedlungs gebietes sind heule durch den Versailler Vertrag unter 10 Staaten ausgeteilt. Tie Einsicht wächst, das; die Politik des zweierlei Maß, mit der dell einzelnen Völkern bei der Gründung des neuen Europa zugemessen worden ist, revidiert werden muß. Einzelnen Nationen, wie den Deutschen und Ungarn, wird die nationale Selbstbestimmung vorenthalten, während anderen Nationen (Polen, Tschechen, Serben usw.) mit voll-'n Länden zngeteilt wurde. Verlobungskarten — Visitenkarten empfiehlt Buchdruckerer Attenberg Mit weit offenen Augen lag sie da, eine Bente ihre; aufreizenden Gedanken. Wie eng und klein war das Schlaf zimmer — sie verglich es mit ihrem reizenden Mädchenzim mer, das, weit und geräumig, mit seinem breiten Fenster und einem Balkon einen herrlichen Ausblick in den Park gewährte. Dazu die flinke Jungfer mit dein gewandten, eleganten Benehmen zn ihrer ausschließlichen Bedienung. Immer mehr vertiefte sie sich in ihre Erinnerungen. Die Eltern, die sie stark verwöhnten und verhätschel ten, die feschen, lebenslustigen anspruchsvollen Freundinnen, die Verehrer — und was hatte sie dagegen eingetauscht? Sie hätte lachen mögen: Frau Oberlehrer Tiltscher, Frau Dr. Gutentag, Frau Dr. Wahrmund, Frau Pastor Gräfe, Frau Direktor Nüßlein — und vor denen mußte sie sich ducken, um sich das Wohlwollen und die Billigung der Ge strengen zu erwerben. Sie konnte sich einmal in diese Klein bürgerlichkeit nickst finden! Das mußte Andreas einsehen; sie hatte ihm große Opfer gebracht, also musste er ihr auch Opfer bringen! Ihr Herz verhärtete sich gegen den Mann an ihrer Seite, je mehr sie über die Widrigkeiten ihrer jetzi gen Lage nachdackste — als ob er Schuld an allem trüge! Ach, seine große Liebe war in der Alltäglichkeit versunken! Ihm galten seine Schüler, seine Schule, die Hefte, die er zu korrigieren hatte, mehr als die eigene Frau — waren ihm wichtiger als deren Sorgen und Kümmernisse. Wie hatte er sie heute behandelt — wie ein ungezogenes Schulmädchen! Eie steigerte sich in ihr Unglücksbewußtsein hinein, daß sie in ein bitterliches, trotziges Weinen ausbrach. Andreas hörte es; eine Weile schmieg er dazu: doch als sie nicht auf hörte und ihr Schluchzen immer verzweifelter klang, tastete er nach ihrem Bett, um ihre Hand zu suchen. Doch sic wollte nichts wissen und drehte sich ostentativ um. Ihr Benehmen kränkte ihn, das hatte er nicht verdient! So innig er Sylvia liebte, so rücksichtsvoll und aufmerksam er war, so wollte er sich dennoch nicht zum Sklaven ihrer Launen machen und beizeiten mußte sie das einschen. (Fortsetzung folgt.)