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Der Bote vom Geising Erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mittags. Wöchentliche Beilage: „Neue Illustrierte-. Monatsbeilage: „Rund um den Geisingberg-. UND Müglitztal-Zeitung Bezugspreis für den Monat 1,25 NM. mit Zutragen. Anzeigen: Die t aespaltene 65 mm breite Korpus zeile oder deren Naum 20 Pf., die 86 mm breite Reklame- u. Eingesandtzeile od. der. Raum 40 Pf. Bezirksanzeiger für Altenberg, Geising, Lauenstein, Bürenstein und Umgegend. In diesem Blatte erscheinen die amtlichen Bekanntmachungen der Amtsgerichte Altenberg und Lauenstein, sowie der Stadtbehörden Altenberg, Geising, Lauenstein und Bärenstein. Oruä und Verlag: gl. A Kuntzsch,Altenberg. — Für die Schristleitung verantwortlich: Flora Kuntzsch, Altenberg. — Fernspr.: Lauenstein 427. — Postscheck Dresden 11811. — Eemeindegirokonto Allenberg 11 64. Jahrg. Sonnabend, den 13. Juli 1829. Nr. 81. Der Landtag arbeitet auf. Verabschiedung des Staatshaushaltplanes. Am Mittwoch wurde die Beratung von Etatkapiteln fortgesetzt. Beim Kapitel Arbeits- und Wohlfahrts- Ministerium wurde das Gehalt des Ministers gegen die Stimmen der Kommunisten und Sozialdemokraten be willigt. Beim Kapitel Frauenkliniken Dresden und Chemnitz und Kreiskrankenstift Zwickau wurden die von der Regierung vorgeschlagenen Streichungen der Mittel für die Frauenkliniken in Plauen und Chemnitz wieder aufgehoben, und zwar weil mit den Linksparteien die Nationalsozialsten und die Aufwertler stimmten. Infolge dessen sind nun als erste Rate für den Bau einer Frauen klinik in Plauen 500000 Mark und für einen Erweiterungs bau der Frauenklinik in Chemnitz ebenfalls 500000 Mark eingesetzt. Beim Kapitel Erziehungsanstalten kam es zu einer scharfen Kontroverse zwischen den Sozial demokraten und dem Finanzministcr Weber. Der Abg. Wehle (Sozdem ) begründete einen Antrag für Bewilli gung von einer Million Mark für ein Blindenheim und erklärte dazu, der Finanzminister werde nun wahrschein lich wieder seine alte Walze über die Finanznot auf ziehen. Finanzminister Weber verbat sich diese Tonart aufs entschiedenste. Die von dem Abg. Wehle vertretene Auffassung der Sozialdemokratie offenbare eine niedrige Finanzgesinnung. Er müsse sich auch verbitten, daß seine Beamten im Ausschuß ähnlichen Angriffen ausgesetzt seien. Zu stürmischen Auftritten kam es bei der Beratung des Kapitels Volksbildungs- Ministerium, als es sich um die Bewilligung von Mitteln für die Forderung der Betriebsräteschulen han delte. Hier gerieten wieder die Sozialdemokraten und Kommunisten scharf gegeneinander. Bemerkenswert ist die Abstimmung über die Forderung, 120000 Mark für die Förderung der Belriebsräteschulen einzusetzen. Hier stimmten die Nationalsozialisten und die Volkspartei mit Ausnahme der Abgeordneten Frucht, Lippe, Lunze und Huhn mit den Linksparteien, wodurch dieser Punkt gegen die Stimmen der Deutschnationalen, der Wirtschafts pakte! und der Demokraten angenommen wurde. * -* Zu Beginn der Donnerstag-Sitzung erfolgte die Wahl des Zwischenausschusses gemäß Artikel 23 der Verfassung. Die vom Gesamtministerium in der Zeit zwischen der Auflösung des vorigen und dem Zusammentritt des neuen Landtages erlassenen Notverordnungen über die Grund steuer und die Verteilung des Landesanteils an der Kraftfahrzeugsteuer wurden genehmigt. Die Sozial- oemokraten und Kommunisten stimmten dagegen. Beim Kapitel Ministerium des Innern gab es eine interessant begründete Abstimmung. Die Nationalsozialisten stimmten mit den Rechten gegen die beantragte Aufhebung des Verbots des Rotfrontkämpferbundes. Als die Kommunisten in lauter Weise ihre Verwunderuug mrüber ausdrückten, rief ein Nationalsozialist ihnen zu, das sei die Quittung dafür, daß die Kommunisten sich :cht bereit gezeigt hätten, sich für die Begnadigung der Fememörder einzusetzen. Im übrigen wurde das Kapitel noch den Einstellungen genehmigt und das Gehalt des Ministers gegen die Sozialdemokraten und Kommunisten bewilligt. Zu den Anfragen der Nationalsozialisten und Sozialdemokraten über die Zahlung der Beamten- und Angestelltenbezüge vor Fälligkeit während des Urlaubes erklärte die Regierung, sie sei nicht in der Lage, diesmal die für die vorzeitige Zahlung der Gehälter nötigen Mittel ;u beschaffen. Line längere Aussprache entspann sich wieder zum Kapitel Polizei, mit dem eine kommunistische Anfrage wegen der Aus weisungen behandelt wurde. Die Regierung erklärte, Ausweisungen erfolgten nur, wenn sie nicht als Härte anzusehen seien. Die Kommunisten lehnten olle Einstellun gen für die Polizei ab. Die Sozialdemokraten brachten ihr Mißtrauen gegen den „kappoerdächtigen" Jnnen- mimjier zum Ausdruck, dem es wahrscheinlich nicht gelingen werde, die Polizei zu einem republikanischen Instrument zu machen. Die Einstellungen wurden genehmigt und von den Entschlietzungsanträgen mit Hilfe der National sozialisten auch der angenommen, die politische Polizei aufzulösen. . Lange geredet wurde auch zum Kapitel Ministerium der Justiz. Neues trat jedoch nicht zutage. In der Abstimmung wird zuerst das Gehalt des Justizministers gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten bewilligt. Beim Kapitel selbst finden die Mehrheitsantrage Annahme. Von den Entschließungen werden angenommen die Wünsche auf Erweiterungsbauten und Stellenoermehrungen. Das Kapitel Technische Hochschule zu Dresden wird ohne Aussprache angenommen. Beim Kapitel Universität Leipzig werden die durch einen Antrag Neu geforderten 500000 Mark als erste Rate für ein zu errichtendes Siudenlenhaus abgelehnt. Beim Kapitel Pädagogisches Institut zu Leipzig werden für den Neubau des Instituts Leipzig die ver langten 100000 Mark unter Ablehnung höherer Forde rungen bewilligt. Bei der Beratung des Kapitels StaatstHeater gab Abg. Siegert (Dnat.) den Bericht über die Ausschuß verhandlungen. Der Spielplan dürfe nicht auf einzelne Stars aufgebaut werden. Der Hauptwert müsse auf ein einheitliches Ensemble und auf eine völlige Hingabe an das Kunstwerk gelegt werden. Nötig sei eine Umorgani sation. Man müße die Staatstheater aus der politischen Atmosphäre herausnehmen und sie auf das rein sachliche Gebiet führen. Bericht über die Freitagsitzung auf der dritten Haupt- blatt-Seite. Vor der politischen Reparationskonferenz. Briand für die vereinigten Staate» von Europa. Die Berichte, die von einer Konferenz zur Vorberei tung der Vereinigten Staaten von Europa wissen wollen, finden nunmehr ihre Bestätigung durch Auslassungen des „Oeuvre", dem man gute Beziehungen zum Außenminister Briand nachsagt. Das Blatt schreibt: An dem Tage, an dem Briand Österreich warnte, in Demschland aufzugehen, waren seine Pläne bereits fertig, Europa zusammenzu schließen. Er wollte es zuerst vielleicht wirtschaftlch und dann politisch dazu bringen, sich seiner für sich selbst und nicht gegen jedermann — gemeint ist Amerika — bewußt zu werden. Zur Verwirklichung dieses seines alten Trau mes schickt sich Briand jetzt an. Zu dem großen Plan, der besonders die Anschluß- und Minderheitenfrage besei tigen soll, hat Briand zahlreiche günstige Meinungsäuße rungen aller im Völkerbund vertretenen Mächte erhalten, so daß er hofft, seinen Plan im September der Völker bundsversammlung in großen Zügen unterbreiten zu kön nen. Gegen Ende des Jahres soll dann eine Konferenz stattfinden, die die erste Grundlage für eine europäische Organisation schaffen soll. Das „Echo oe Paris", das ebenfalls von einer der artigen Initiative Briands im Sinne der Vereinigten Staa ten von Europa spricht, übt an einem solchen Plane auf fallend scharfe Kritik. Das Blatt begründet Briands Ab- sichten folgendermaßen: Briand sieht die Schwierigkeiten seiner Politik von Locarno und Thoiry herannahen, zu erst die Räumung, dann eine große Offensive gegen das französische Heer (Abrüstung) und gegen die Verbündeten Frankreichs in Mittel- und Osteuropa unter dem Vor wande des Minderheitenrechtes. Zur Beschwörung so vie ler Gefahren kann Briand nicht einmal auf die Unterstüt zung Englands rechnen. Was wir gezwungen sein wer- den, in Ausführung der von Briand unterschriebenen Ver pflichtungen nachzugeben, wird er als ein Opfer, das den edlen Idealen gebracht wird, bezeichnen. Deutschland entsendet Fachreferenten unter Führung des Reichskanzlers. Wie verlautet, hat das Reichskabinett in den letzten Tagen auch eine Entscheidung darüber gefällt, welche Per sönlichkeiten in die im Poung-Plan vorgesehenen Organi- l sationsausschüffe entsandt werden sollen. Da es sich vor wiegend um die Ausarbeitung eingehender Entwürfe über bestimmte technische Fragen handelt, ist anzunehmen, daß die Fachreferenten der beteiligten Ministerien, also des Reichswirtschaftsministeriums und Les Auswärtigen Amtes, den Hauptteil der Arbeiten übernehmen werden. Ursprünglich war eine Teilnahme des Reichskanzlers an der politischen Reparationskonserenz nicht vorgesehen, weil man annahm, daß die Konferenz schon Mitte Juli > beginnen werde. Nun aber hat sich der Zustand des 1 Kanzlers in Bad Mergentheim soweit gebessert, daß seiner Teilnahme an der Konferenz, die am 6. August beginnen wird, nichts im Wege steht. In Anbetracht besten, daß auch olle anderen Mächte durch die Regierungschefs ver treten sein werden, wird auch Reichskanzler Müller die Führung der deutschen Delegation übernehmen. i Poincare Frankreichs Konferenz-Vertreter. Die französische Regierung hat die Mitgliedcr ihrer , Delegation für die internationale Regierungskonferenz of fiziell ernannt. Es sind Ministerpräsident Poincare, Au ßenminister Briand und Finanzminister Charon. Außer dem gehören der Delegation noch an der Gouverneur der Bank von Frankreich, Moreau, und der Generalsekretär i des Auswärtigen Amtes, Philippe Berthelot. England bereitet die Räumung vor. — Frank reich erweitert die Kasernen! Der englische Kriegsminister bestätigte im Unterhaus, : daß die diesjährigen Manöver der britischen Rheinland- . ar.nee abgesagt wurden, über den Termin der Räumung ' äußerte sich der Minister nicht. Es ist aber bekannt, daß s die englische Besatzungsbehörde den bei ihr beschäftigten deutschen Zivilangestellten zum 1. September gekündigt ' hat. Der Räumungstermin liegt jedoch wahrscheinlich in der Nähe der Weihnachtszeit. Man nimmt an, daß, wenn die Franzosen Schwierigkeiten machen sollten, England auf eigene Faust handeln wird. Im Gegensatz zu den Engländern, die den Abzug vorbereiten, plant die französische Besatzungsbehörde in Germersheim den Ausbau einiger Kasernen! Offenbar hängt dieser Plan damit zusammen, daß Frankreich nach der Räumung der zweiten Zone die dritte noch eine Zeit besetzt hallen und dort Teile der jetzt in der zweiten Zone liegenden Truppen unterbringen müßte. Im Zeichen der Ozeanflüge Ankunft des „Pfadfinders" in Rom. Rom. Auf dem Flughafen del Littorio landete am Mittwochabend 21.30 Uhr das amerikanische Flugzeug „Pathfinder" (Pfadfinder). Die amerikanischen Fliegern wurden von der schon seit Stunden wartenden Menge begeistert gefeiert. Die Presse feiert den Flug Amerika— Rom als große Tat. — Bekanntlich mußte das Flugzeug bei Santander in Spanien notlanden, weil der Betriebs stoff zum direkten Flug nach Rom nicht gereicht hatte. Uber das Eismeer nach Amerika. Zwei schwedische Flieger sind dabei, über das Eis meer in Etappen nach Amerika zu fliegen. Ihr erstes Ziel war Reykjavik auf Island. Lon dort sind sie am Mittwoch zum Weiterflug nach Grönland gestartet und erreichten wohlbehalten am Donnerstag Ioigtut an der Südwestspitze von Grönland. In die Luft geschossene Flugzeuge. Es ist von dieser Sache wiederholt schon die Rede gewesen, aber da sie in kurzem offiziell erprobt werden soll, verdient sie eine nähere Betrachtung. Die am 16. , Juli beginnende Jungfernfahrt des Riesendampfers „Bre men" bringt dem Flugwesen die Möglichkeit zur Erpro bung des „Katapultstartes" vom Bord eines Schiffes ' aus. Die „Bremen" führt nämlich einen Heinkeleindecker . mit, der eilige Postsendungen schon einen Tag vor der Landung des Schiffes in den Hafen bringen soll. Das Flugzeug wird von Bord des Schiffes buchstäblich in die Luft geschoßen. Die Katapullvorrichtung besteht, 16 Me-