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Ausgabe: Wochentags Abends (mit Datum des nächsten Tage-). — Die Anzeigen finden ohne Preisausschlag zugleich Ver breitung durch die Chemnitzer Eisenbahn-Zeitnng. — Nr. 203. — 12. Jahrgang. — s Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße b. I Donnerstag, 1. September 1892. Amtliche Anzeigen. 14. öffentliche Sitzung -er Stadtverordneten. Chemnitz, de»» 1. September 1892, Abends 6 Uhr. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mittheilungen. 2. Berichte des Firm»,z- AnSschusses über den Verkauf einer Baustelle au der Nordstraße. Z.Berilte deS CvntrolauSschnsses über: s. Rechnung der Neivitzer-Stifmiig ans 1891; ». Rechnung des SteinbrucheS in HartmannSdorf ans 189!; 6. Rechnung der Zwangsarbeltsanstalt auf 1891; ll. Rechnung der Straßenbeleuchtung ans 1891; o. Rechnung der Sparkasse auf 1891; l. Rechnung der bei der Spar kasse erzielten Ueberscln'isse ans 1691; §. Rechnung der Speiseanstalt ans 1891; Ir. Rechnung der Wasserleitung auf 1891 ; i. Rechnung veröffentlichen Bäder ans 1891. Hierauf geheime Sitzung. Der Stadtverordneten-Borsteher. Jnstizrath Dr. Enz in an»». Politische Nimdschan. Chemnitz, de» 31. August. Deutsches Reich. — Bom Kaiserhof. Gestern Mittag hielt der »etiernannte italienische Botschafter, General Graf Lanza, seine feierliche Ausfahrt. Der Kaiser empfing den Botschafter in Gegenwart des Reichskanzlers, des Ober CeremouienmeisterS und Ober-Hof- und Hausmarschalls Grafeu Euleuburg uud des Eiiifiihrers des diplomatische» Corps, CeremvnicumeisterS von Usedom. Der Monarch blieb nach der Audienz noch einige Zeit im Schlosse, wo noch der Erzabt der Bcnrvner Benediltiner-Congregalio», Placidus Wolter, die Ehre hatte, vom Kaiser empfange» zu werde». Dann kehrte der Monarch nach Potsdam zurück. — Verschiedene Berlin«»: Zeitungen hatten die Nachricht gebracht, der Kaiser habe geäußert, er werde voraussichtlich die Chicagocr Weltausstellung besuche». Nach Erkundigungen der Krcuz- ztg. ist von einer solche» Acußcrung nichts bekannt. — Von» Fürsten Bismarck. Wegen der Ckolercigefahr muß die oldenburgische Bismarck-Hulviguiig verschoben werden. Fürst Bismarck bleibt vorläufig i» Varzin. — Dem Bnttdeörath werde», nach der „M. A. Z.", als Anträge Preußens außer der Novelle zum Militärpeusions-Grsetz auch solche zum Reichsbeamten-Gesetz und zum Rcich-JnvalidenfondS-Gesetz zugehe». — Die Näheren Nachrichten über die neue Militärvorlage haben bewiesen, wie inaiigclhaft namentlich die erste» Angaben über die Ansprache des Kaisers »ach der Herbstparade des Berliner Garde- cvrps gewesen sind; aus einem Berliner Briefe der „Pol. Corr." geht das neuerdings unzweideutig hervor: Die Behauptung, daß ma» sich gegen die zweijährige Dienstzeit für die dreijährige entschiede» habe, ist verkehrt. Wir haben äs t'aeto keine dreijährige Dienstzeit; es handelt sich überhaupt nicht um die Frage, ob der Man» 36 oder 24 Monate dient, man hat vielmehr das Minimum der Dienstzeit ausfindig zu machen, bei welcher sich »eben möglichst hoher Quantität «ine möglichst gute Qualität erzielen läßt. Es ist unmöglich, hier durchgehend» nach dem Schema zu verfahre», daß der zur Armee ausgchobene Deutsche 730 Tage dient, cS wird vielmehr initer A» wendnng ciner Menge von Modifikationen die Dienstzeit für jede Catcgvrie zwischen Regierung und Reichstag geregelt werden müssen. Jedenfalls ist das ernste Bestrebe» vorhanden, die Dienstzeit auf das nothweiidigste Maß zu beschränke». Die Forderung: zweijährige Dienstzeit jedoch ist ei» bedenkliches „Schlagwort" geworden, mit dem ii» Interesse einer »»befangenen Würdigung der Frage »ntcr olle» Umständen anfgerännit werben muß. Die Namenlose. Bon E. M. Brame. Berechtigte Ucbcrsetznng von Luise Koch. (15. Forlsctznng) Nachdruck verboten. „Ich würde Sir Arthur heiralhen, weil» cr weder Geld noch Gut besäße, »nr um seiner lieben blauen Augen willen," sagte sie. Dieser zweite Schlag traf mich fast »och schwerer, als der erste. Das eine dir beide» junge» Mädchen wollte ihn heirathen, um Herrin seiner ausgedehnten Ländereien zu werden, die andere um seiner blaue» Auge» willen. Mich, die ich ihn als mein Ideal an- gebelet, empört« die geschäftsmäßige Art, in welcher diese Mädchen eine Ehe mit ihm besprachen, auf's Tiefste. Aeiigstlich blickte ich zu ihnen hinüber. Sie waren Beide jung und hübsch; aber »ei», »ein, niemals würde Sir Arthur eine von innen heirathen! Wen» er heirathele, mußte ich ja hinanszichen in die weite Welt. Jetzt fand ich nicht länger mehr Vergnügen am Betrachten der fröhlichen, bunte» Gesellschaft, ich achtele auch nicht de- Rufes, der an mich erfolgt war — inein Herz war zu betrübt. Ich ging zurück in's Hans nach der Gemälde-Gallcrie und stand dort lange Zeit vor dem schönen Gesicht mit den lächelnden blauen Auge». Ach, jene wohlerzogenen, wohlgekleideten Mädchen von guter Her kunft konutcn scherzend über eine Heirath mit ihm spreche», und ich? Aber eine Liebe, wie die meine, hätten sie ihm doch nicht gebe» können. Wenn die Lippe», die so fest und doch so freundlich waren, sich' nur einmal — nur ein einziger Mal — össiicn wollten, um zu sage»: „JneS, ich liebe Dich!" Dann wäre ich znsrieden gewesen. Darnach hätte ich lächelnden Antlitzes sterben könne». Endlich fand ich meine Sinne wieder. Wer war ich. als daß ich mein« Auge» zn ihm erheben konnte? Ich besaß ja nicht einmal eine» Name»; er war der stolze Besitzer von Neihernest. Selbstver ständlich mußte der Tag kommen, an dem er heirathen mußte; und er mußte in seiner eigene» Sphäre heirathen. VIII. , ^ welche „,ich für ,i„e vollkommene Null ansah, dachte Mensall-' daß die andere» Mensche» mich i» demselben Lichte be trachteten. Bezüglich Sir Arthur'- und meiner zeigte sie niemals die — Der Reichsanzeiger veröffentlicht die Beschlüsse der Neichs- commlssio» über die von de» Behörden z» treffenden allgemeine» Maßnahmen gegen die Cholera. Bei der bevorstehenden Cholerage fahr, schreibt der „NeichSanzeiger", dürfte cS zur wesentlichen Be ruhigung diene», daß seitens der Neichsregierung sowohl, wie seitens des prenßischen Kriegsministcriums die weitgehendsten Maßnahmen dnrchgeführt sind. So ist mich Vorsorge dahin getroffen, daß die Civilbchörden und Comminien, soweit es irgend angängig ist, von de» Militär- und Sanitätsbebörden in personeller und materieller Hinsicht bei der Krankeubehandlung und bei Maßnahme» zur Vor beugung der Cholera in thatkrästigster Weise unterstützt werde». Außerdem hat der KriegSministcr die Generalcvmmandos ermächtigt, daß die so wichtigen bakteriologische» Unleisnchnngen, zumal bei den ersten vorkommenden Fällen asiatischer Cholera, ans Antrag der Ci- vilbehördeu in den chemisch-hygienischen Laboratorien der kgl. Sani- tätSämter vorgenommcn werden, und daß auch diejenigen Sanitäts- officiere, welche bakteriologisch ausgebildet und mit den einschlägliche» Untersuchungen vertrant sind, an die gefährdeten Orte zur Ausführ ung der fraglichen Untersuchungen auf Antrag der Civilbehörde» ent sendet werben können. Glücklicherweise verfügt die Militärverwaltung über eine nicht »»bedeutende Zahl bakteriologisch geschulter Saniläts- officierc. Denn seit de», Jahre l884, als die Choleragefahr drohte, hat das Kriegsministerinm alljährlich in besonderen Cnrscn, die meist unter der persönlichen Leitung des Geh. Nalhs Koch cm den hygienische» Institute» der Universität z» B.rlin abgehallcn wurde», eine be stimmte Anzahl von Militärärzte» für derartige Untersuchungen be sonders ansbilden lasse». Dem sich in Hamburg an de» Kranken häusern fühlbar machenden Aerztcmangcl ist durch Commandirang von Militärärzten abgeholfen. Auch ist cs genehmigt, daß, soweit es irgend möglich ist, Militärärzte bei dringender Noth, wenn sie abkömmlich sind, zur Aushilfe an den Civil-Choleralazarethcn heran- gezogc» werden. — Der Urlaub der meisten Mitglieder des preußischen Staats- »ttittistetilims geht mit der nächsten Woche zn Ende. Bi- Mitte September wird die Rückkehr sämmtlicher Minister und Chefs der Reichsämter erwartet. Damit stehen da»» die wichtige» Bcralhnugen bevor, die über die Arbeiten für Reichstag und Landtag entscheiden sollen. Bekanntlich soll auch darüber beschlossen werden, ob die mehr fach angeknndigtc Militärvorlage bereits in der nächsten oder erst in der folgende» Neichstagssessio» erscheinen soll. Einstweilen überwicgt die Annahme, daß man das Gesetz deni nächste» Reichstage noch nicht »ntcrbrei'ten werde, da ohnehin der preußische Landtag vor die schwere Aufgabe des Abschlusses der Steuerreform gestellt ist. — Die Uttteesttchuttg von choleraverdächiigen Passagieren ans de» Eisenbahnen. Berliner Zeitungen Hallen sich darüber be schwert, daß die Untersuchung von Passagiere» auf Cholera auf den Bahnen sehr nachlässig betriebe» werde. Dazu schreibt der Neichs- anzciger: Eine Uiilcrsnchung sämmtlicher, äußerlich mivcrdächligcn Reisenden findet nicht statt, weil eine Feststellung der Cholera an äußerlich Gesunde» nach dem Urtheil der maßgebenden medicinischc» Autoritäten durch eine flüchtige Untersuchung überhaupt nicht ans. fühlbar ist» sonder» nur bei einer mehrtägigen genauen Beobachtung des z» Untersuchenden möglich sein würde. Es wird deshalb von einer Einzelvorführung der aus Cholcraorle» Zugereisten, welche nur dazu dienen würde, Unruhe und Besorgniß unter der Bevölkerung zu verbreite», Abstand genommen, Mattel». — Eine italienische Lehrerin, welche an der italienischen Schule auf der Insel Rhodos lhätig gewesen war und sich in ihre» geringste Besorgniß. Ich sah sie unruhig und nervös, wenn er mit einem jungen Mädchen sprach, das sie nicht besonders leiden mochte; niemals aber verrieth sie die geringste Furcht, sprach er zu mir. Jedenfalls war ich ihr zu »nbedentend. Eines Morgens aber Halle Sir Arthur mehrere neue Lieder ans London bekomme», n»d er forderte mich auf, dieselben zn probire». In einem derselbe» war von einer Königin der Nacht die Rede. „Was ist eine Königin der Nacht, Sir Arthur?" fragte ich. „Eine Blume, die ihre Blüthe statt am Tage, nur in der Nacht öffnet und eine» herrlichen Dnft verbreitet," gab er zur Antwort. „Ich möchte sie gern einmal sehen," warf ich gedankenlos hin. Er war so gütig gegen mich und belvieS meinem Gesänge ein solches Interesse, daß ich für den Augenblick den Abgrund vergaß, der »ns trennte. „Sie möchten sie sehen?" rief er eifrig. „Ich kann Ihne» im kleine» Gewächshause eine Blnthe zeige», welche der Königin der Nacht gänzlich ähnlich ist. Kommen Sie, Ines." Wie froh ich ihn begleitete. Die Angnstsonne schien hell; die Blume» im Treibhanse waren so duftig und schön, daß sie jedes Auge entzückten. Und ich war allein mit ihm inmitten all' dieser Pacht. Verrnth mein glückliches Gesicht mein Geständnis)? Leuchtete eS a»S meinen Auge»? Ich fürchtete, sie zu den seinen zn erhebe», denn ich wußte, was in ihnen lag. Er zeigte mir eine Menge schöner Blume» und Pflanzen, nach denen ich — zu meiner Schande muß ich'- gestehen — kaum einmal hinblicktc »nd noch weniger ans seine Erläuterungen hörte. „JneS," sagte cr, „ich glaube, Sie achten gar nicht ans das, was ich spreche." „Jawohl!" antwortete ich. „Dann glaube ich nicht, daß Sie verstehe», wa! ich sage. Sehen Sie mich an und wiederhole» Sie mir, was ich zuletzt sprach." , . Ich wußte, daß ich nicht im Stande sei» würde, auch mir ein Wort über die Lippen z» bringen, wen» ich ihn ansähe. Deshalb antwortete ich nur mit gesenkten Lidern: Ansprüchen verkürzt glaubte, feuerte zwei Rcvolverschnsse ans den Miiiislerialrath Passcra vom auswärtige» Amte ab, die aber fehl ginge». Die Thäteri» ist verhaftet. Der Bedrohte hatte mit der ganzen Affaire absolut nichts zu thn». — Ans Sicilien dauern die Näuberjagden fort. Die Haiiptanführer der Banditen sind »och nicht ergriffe». Frankreich. — Mit der Cholera steht es in Frankreich unverändert; di« Seuche hat nicht gerade in besorgnißerregeuder Weise zugcnömmen, geht aber auch ebensowenig zurück. Daß asiatische Cholera vorliegt, räume» nn» auch die Franzosen ein. — I» Carmanx, wo die Bergleute streiken, haben ans Anlaß der Verhaftung von zwei Grubenarbeitern neue Ruhestörungen stattgefundc». Die zahlreich versammelte Bevölkerung begleitete die zum Bahnhof transportirten Gefangenen und suchte dieselben zu befreie», was mit blanker Waffe verhindert wurde. — Die Manöver in Fcanzösisch-Lolhringe» werden trotz der unter den Truppen daselbst herrschende» Krankheiten i» ge wohnter Weise abgehalten werde». — Nach PariscrIZcitniigen ist derAnf» stand der Andscheras bei Tanger zu Ende. Die Truppen des Sultans haben das Lager der Rebellen erobert und hieraus deren Dörfer geplündert und »iedergebrannt. Niederlande-Belgiert. — I» Amsterdam und Antwerpen nimmt die Cholera langsam zn, hält sich aber im Ganzen doch »och in mäßigen Grenzen. — Im Haarlemermeer sind ernste Zwistigkeiten zwischen belgischen und holländischen Arbeitern entstanden, weil die Ecsteren den Letzteren das Brot nehmen. Militär ist abgesandt, hi die holländischen Arbeiter drohe», alle Häuser anznzünden, in welchen belgische Cvncnrrente» beschäftigt werde». Grosrvr»tam«re,». In London, Bolton. Tundce, Gravesend und anderen Häfen sind einzelne Cholcrasüllc fcstgcstcllt worden. Die Seuche wurde von Hamburger und Antwerpener Schiffe» ciageschleppt. I» London hat mau nicht geringe Besorgniß, denn die dortigen sanitären Zustand« lassen außerordentlich viel zu wünschen übrig. Richla,,-. Der Gkstttt-Htitöznstand des Finanzmiuistcrs WyschnegradSkl hat sich in letzter Zeit wieder sehr verschlimmert. Er Ivirb nun wirklich aus seinem Amte scheide», welches der Eijenbahnwiiiister Witte übernimmt. — Die russische Kaiscrfamilie hat angesichts der fortschreitenden Cholera eine Dampferfahrt »ach Finnland an- gctretcn. — Das russtsche Auswärtige Ministerium hat die be kannten von der bulgarischen Negierung veröffentlichten Aktenstück« über russische Umtriebe in Bulgarien kategorisch für gefälscht eiklärt. Zum Unglück für Rußland erfreut sich die bulgarische Negierung aber einer größeren Glaubwürdigkeit in Europa als die russische. — I» Petersburg nimmt die Cholera sehr stack z», ebenso in den west lichen Provinzen. Asien. Die russische Negierung läßt entschieden i» Abrede stellen, daß die Colonne, welche in das Panu'rgebiet in Ceutralasic» ein gerückt ist, dort fremdes Gebiet betreten hat. Ein kleines Scharmützel von Kosaken mit Eingeborenen habe allerdings staligesundc», doch war dasselbe ohne alle Bedeutung. Amerika. Aus Venezuela wird berichtet, daß die Aufständischen dort immer weiter vorrückcn und in-mer mehr Plätze einnehme». Ihr definitiver Sieg erscheint nicht mehr zweifelhaft. z „Ich achtete wirklich auf das, was Sie sprachen, Sir Arthur." „Weshalb sehen Sic mich den» nicht an?" Jetzt erhob ich langsam de» Blick. Ach, was sagten meine Augen — was sprachen sie zu ihm? „Ines!" rief cr, bann führte er meine Hand an seine Lippen- Einen Moment darauf sahen wir Lady Carhl sich uns nähern. Sie warf eine» schnelle» Blick von einem znm Andern — einen forschenden Blick. Sir Arlhnr blieb vollkommen gelassen, aber meine Wange» erglühten. Zunächst sagte Lady Carhl nichts zu mir, sonder» zn ihrem Lohne» daß der Voigt seiner warte, welcher ihm Wichtige- mitzulheilen habe. Als Sir Arthur jedoch gegangen war, wandte sie sich streng zn mir. „Wie kommt eS, daß ich Sie hier finde, Ihre Zeit zu vergeuden, JneS?" fragte sie. „Ich glaubte Sie bei der Arbeit. Was führt« Sie hierher? Ich thciltc ihr meinen unüberlegten Wunsch mit, die im Liede erwähnte „Königin der Nacht" kennen zu lernen, und sie schien nicht böse darüber. „Jl> glaube," sagte sic, „eS würde besser sein, wenn Sie nicht so rnckhalilos z» meinem Sohne sprächen. Obgleich er gütig genug ist, sich für Sie und Ihr Schicksal ein wenig zn inlcressiren, dürfen Sie doch nie die weite Kluft vergessen, diezwischen Ihnen liegt." „Ich habe sie nicht vergesse», Lady Caryt, und werde sie ni« vergesse»»" entgegnele ich. „Das ist Recht. Lassen Sie keinen Dünkel in sich aufkommeu- weil sie vielleicht meinen, Sic hätten ein hübsches Gesicht. Wenn Sir Arthur sich wieder einmal ia seinem unbedachten Wohlwollen erbieten sollte, Ihnen Blumen oder dergleichen zn zeige», so lehne» Sie eS damit ab, daß Sie beschäitigt sind." Das war ja Alles ganz in Ordnung. Zwischen der »amen« lose» Untergebenen »nd dem Herr» von Neihernest lag ein Abgrund» der dnrch nicht- übcrbrückt werden konnte. Trotzdem ich dies jedoch als richtig cmerkennen mußte, bäumte sich mein Herz in rebellischem Zorne ans. Oh, mein Geliebter mit de» freundliche» blaue» Augen — Augen, welche mich unwiderstehlich seinem Willen beugten — wie könnte ich jene Freundlichkeit zurückwcise», mit der Du mich beglückst? (Fortsetzung folgt.)