Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.07.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189207155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920715
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-07
- Tag 1892-07-15
-
Monat
1892-07
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.07.1892
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Epohu'sch«» MusikeorpS nach de« Frirßhos«. Trostreiche Worte des Herr» Pastor Wuth a« die dni »un elternlosen Kinder de- Ber. porbeue», sowie Gesang n»d Traiicrnmsik beschlösse» de» ernste» Akl- Uuglüiksfälle. I» WerneSgrn» (Vogtland) ertrank das 2 Jahr« all« Töchtcrchcn de- Steppereibesitzers Mölket i» eineni in der Nähe der elterliche» Wohnnng besiudlichen Brunnen. — Am Eonntag fuhr der Schaffner Glitte an- BolkmarSdorf von Stendal nach Wolniersdorf. Gülte hatte beim Cvpiren der Fahr karte» die Klinke eine- Wagens in der Hand. Tic Klinke gab jedoch «ach n»d der Mann fiel in das Gleis, so vast ihm der Zng beide Beine zermalmte. Gülte wnrde »och lebend in ein Bahnwärterhans gebracht, wo er später den erhaltenen Verletzungen erlag. Wie es auf der Kaiserrcise zugeht. lieber das Leben au Bord der Jacht «Kaiseradler* ans der Rordlandrsahrt gehen der »Kreuzzig * folgende Mitteilungen zu: Die Lritkintheilung ist im Allgemeinen die gleiche wie bei den früheren RordlandSreisen: Morgens 8 oder 8'/» Uhr erste; Frühstück, das der Monarch mit Gefolge einninunt — »ach englischer Art: Thee und Kaffee nebst Eierspeise und warmem Fleisch. 1 Uhr zweites Frühstück: Bouillon, warmes Fleisch, Käse. 7 oder 8 Uhr Mittagsessen. An alle» Mahlzeiten nimmt da- Gefolge und der Kommandant de- Schiffes, v. Arnim, regelmäßig Thcil, außerdem von den weiteren 6 Officiere» (einschließlich Schiffsarzt) stets je zwei n tour äs role. Vorträge «imint der Kaiser in der Negcl zwischen dem ersten und zweite» Zrühstück entgegen. Nachmittags schreibt er Briefe und liest diplo matische Berichte. Abends geht der Monarch noch eine Zeit lang, mit dem oder jenem seiner Herren sich unterhaltend, a» Deck spaziere», kommt daun znm Thee in den gcmeiuschaslllichcn Salon, Ivo dann entweder allgemein« Konversation oder Musik gemacht wird. Großes Interesse zeigt der Kaiser stets für die Details der Navigation, über die er sich fortlaufend Bericht erstatte» läßt. Bei der Fahrt durch be kannte Gegenden werden die Erinnerungen an die früheren Reisen anfgeslischt. Tie Verthcilung im Schiff ist folgende: im Vorschiff Mannschaften, Deckofficiere, Deckvfficiers Messe, OfficierS-Messe, in» diese herum die Kammern der Offic ere, daneben die Wohnung des Kommandanten. Im Hinterschiff befindet sich ans dem Oberdeck ein geräumiger Pavillon, der eine» großen Raum enthält, der als Spcise- saal, KonversalionSzimmcr u. s. w. dient. Durch Verziehe» einer in den Seitenwänben eingclaffenen Holzwand kann er z. B. beim Decken deS SpeisctischeS in zwei Thcile getrennt werden. In diesem Raum steht auch da» Klavier. (Ans dem Oberdeck befindet sich auch die Küche für die kaiserliche Tafel.) Das hinterste Stück des Pavillons ist zu einem kleinen Nanchkabinet abgetrennt. Eine zweite »ach unten führende Treppe befindet sich außerhalb der vorderen Seite de- Pavillons zwischen diesem und der Küche. Im erste» Zwischendeck de- Hinterschiffes (über Wasser) befinden sich »ach vorn zu die Räume für den Kaiser, die Kaiserin und die Prinzen. Ter Kaiser hat ein einfaches Schlafkabniet und daneben ei» Toilette- und ein Badckabinct. In de» Priuzenräumen wohnen Graf Görtz, Graf Eulenlnirg und . Oberst v. Lippe. Nach Hinte» zu befinde» sich an die kaiserlichen Ge mächer anschließlich eini'ge kleine Kammern für die kaiserlichen Diener, deren der Kaiser zwei mit hat. Hinter den Tieiicrränmc», die durch eine» Gang getrennt sind, befindet sich eiche die ganze Schiff-breite einnehmende Kabine im Heck, in der v. Hülsen mit einem zweiten Herrn de« Gefolges wohnt. Im zweiten Zwischendeck des Hinterschiffes befindet sich »ach vor» unter den kaiserliche» und den priuzlichen Wohnräuwen ein Salon, sog. Gefolgemepe, um den herum die Ka binen der übrigen Herrn liegen: von de», Salon nach hinten zu der auswärlssühren-e Treppe» sührt ri» Gang, z» dessen beiden Seiten «och zwei Herren de; Gefolges und des Auswärtigen Amts wohnen. Im Heck de- zweiten Zwischendecks sind die Diener nnlergebracht. Tie Benutzung de« Salons im Pavillon steht zu jeder Zeit säniinllichei, Herren des Gefolge- offer; nur zur Zeit der Verträge wird ei» Theck d«S Pavillon- durch die oben erwähnte Zwischenwand für den Kaiser und de» Vortragenden Herren abgetrennt. Die Hinrichtung Ravachol's. Ter »Franks.Ztg.* geht bezüglich der Hinrichtung des Anarchistcii- führrrS Ravachol unterm ll. Juli ans Paris folgende intercssanle Miltheilung zn. Tie Hinrichtung Ravachol's ist unter ganz außergewöhnlichen Lorstchtsmaßrcgeln vor sich gegangen. So»» ag Nachmitiag kam der Scharfrichter mit seinen Gehilfen in Monlbri'vn a». Ter Fonrgon, welcher die Guillotine enthielt, war aus einen offene» Gntrrwaggo» geladen und durch einen großen Plan verdeckt. Wenig Leute besauten sich am Bahnhof bei der Ankunft des Scharfrichter?. Ti.i'cr stieg mit seinen Gehilfe» sofort in de» Ho:cl-Lmn bns. Im »Goldenen Löwen* belegte» sie zwei Zimmer mit je zwei Belten. Testier. der außerordentlich ermüde: und erregt anssab, begab sich hieraus ans Seitenwegen zur Staat-anwaltschast, um die Ordres entgegeiiznuebmen. Nachdem er mit dem Staatsanwalt und dem Special-Evmmiffar der Polizei über eine Stunde konserirt hatte, führte man il:n unter starker Eskorte über alle Plätze der Stadt, nur den Ort zur An'stellung der Guillotine zn juchen. Ti.se Wahl machte große Schwierigkeile». Ter Maire wollte nichts daron wissen, daß man den Platz des Raih- hause- nehme; er gab vor, die Anarchist, n könnten die Dachrinne» in die Luft sprengen. Tie Frau des Unierpräsekien erhob Einspruch gegen die Vornahme der Hinrichtung auf dem Platze der lsttcr- präsektur. Auf andere» Punkten widcr'el.te i sieh die Hanseigenthüincr ans Furcht vor anarchistiichcii Rcp.effalien. Endlich entschied man sich für den Carresonr de la Pro.lden e, eine Straßenecke, die von der Rue du Palais de Jnstiee »nd der Rue des Pr sons gebildet Wied. Tiefer Ort ist von alle» Se len von Mauern uin'chlossen; ein einziges Hau-, das des Almoseniers, ist in der Näbe. Von 10 Uhr ab wnrde durch ausgestellte Schildwacken der Zu gang zu dem Platze ans das Strengste abgeiper.t. Erdarbeiter ebnete» den Boden sür die Gnilloiine. Die Polizei streute wider sprechende Gerücht über de» gewällten Platz ans. und an vc» schiedcnc» Orlen stellten sich die Neugierigen aus. Mit allen Zügen kamen Polizisten, Gensdarine» unb Soldaten a». Eine Eseadro» Tragoncr traf ans SaiiU-Elicniie ei». Besonders scharf wnrde daS Hans deS Staatsanwaltes überwach:. Um 9^. M:r legle» sich der Scharsri.dter und dessen Gehilfen seblasen. Eniige Trunkenbolde, die in den Straßen ..Vivo i'aunroiaieschrieen, wurde» verduftet. Ter Ltabiräger der Advokaten, Mailre Lassan, welcher Ravachol- Vcrlheidigcr. Lagasse, vertrat, erhob Einspruch, »eil d e Hinrichinng «ichl ans einem wirklich öffentlichen Platze stattnnde, wie es di- Urthril btsiimme. Nach 1 Uhr wurde der die Guillotine enthaltende Fonrgon von zwei Pseeden unter großem Lärm »ach dem Platze der Hinrichluiig hinau'gczoge». Polizei und Soldaten sperrte» in weitem Umkreise die Straße» ab. Tie znriickgedrängtc» Schaulustigen ver- Iheilteu sich i» den Casts der Stadt, welche sämmtlich geöffnet waren. Selbst die Vertreter der Presse sollten ausgeschlossen werde», und erst «ach lebhaften Reklamationen wnrde dieser Befehl zurnckgenoinmen. Rach 2 Uhr begannen die Gevitfcn des Scharfrichters die Aufrichtung der Guillotine. Um 3 Uhr erschien Deibter, der in erregter Weise auf. und abging. Nachdem die Aufstellung der Guillotine vollendet war, trat er an die Maschine heran und ließ da» Messer Mal hintereinander probeweise spielen. I« mehr die Nacht vorrückte, um so mehr wuchs die Zuschauermenge an, welche, in großer Ent feonuiig von der Guillotine sich drängend, hier und da laute Schreie aussticß. Ravachol, der sich am Abend vorher ruhig schlafen gelegt hatte, da er seine Hinrichtung nicht für so nahe hielt, war durch de» Lärm der Vorbereitungen aufgeweckt worden. Ec erwartete ruhig die Commission, die ihn zun. Schaffst abholen kam. Am Tage vor her hatte der Almosenier des GesängnisseS ihn ersuchen lasse», daß er ihn empfangen möge. Der Verurtheilte hatte dieses Ersuchen rund weg abgclehnt. Beim Eintreten der Commission i» seine Zelle erhob sich Ravachol ruhig und kleidete sich a». Mit festen Schritte» ging er iiäch dem Zimmer, wo die Toilette vorgenonnucn werden sollt«. Die Gehilfen des Scharfrichters fesselten ihm Hä»de und Füße; einer von ihnen schnitt ihm die Haare ab und machte in seinem Hemd einen bogeiiförmigen Ausschnitt. Hierauf wurde er nach dem Thoce deS Gefängnisses geführt; im Vorbeigehen Unterzeichnete der Scharf lichter in der Canzlei des Gefängnisses den Schein, worin er be stäligte, den Verurtheilte» empfangen z„ haben, um an ihm die Todesstrafe zu vollstrcckcn. Am Gefangiiißthore bestieg Ravachol de» Wagen, der ihn znr Richtstätte führte. Gegen 4 Ubr langte er dort an. Ravachol ver brachte die Zeit der Fahrt damit, daß er ei» Lied sang, welches »ach der Melodie der Caruiagiivle geht und als Refrain eine derbe Gölte? lästernng enthüll. Nachdem Ravachol dem Wagen entstiegen war, versuchte er» trotz der seine Füße umspanuende» Stricke, zu tanzen Tie Gehilfe» dcS Scharfrichters bemächtigten sich seiner sofort. Er wollte sich ihnen entwinde» und schrie, mit einem Fluche beginnend: »Lassen Sie mich doch, ich habe etwas zn sage»!* Hierauf begann er: »Bürger....!" Aber ei» Trommelwirbel übertönte seine Worte. Er wurde auf das Brett geworfen und »nt« die Guillotine geschoben. Ravachol hörte nicht ans, sich z» wehren lind zu rufen: „Drücken Sie mich nicht!* Endlich wollte er schreien: »Es lebe die Anarchie !* Aber dieser Schrei wnrde dnrch das nicdcrfallende Messer unterbrochen. Ei» Tensationspi'occs;. (3>«m Knabenmord in Lauten.) Am Montag Nachmittag, dem siebenten Vcrhandlnitgstage. wird mit dem Zengenveihör iortgcsatircn. Bcincrkeosn'crch sind hierbei die Aussagen de sünszehi,jährigen TischlerlchrlingS Wilhelm Holsten. Dieser beknuteis Ai» 20. J„„j 1^91 war ich im Scklachthansc von Bruckma»». Es waren i» demselben zugegen die Inden Abraham „nd Hern,an» Bruck,nanu und Levi Pcißuw»». Ta hörte ich, wie Abraham Brnckmann sagte: Sie haben schon viel hcransbekommen, »„» inüsscn wir den, Bn chhoff eiiwrägeu, daß er sich nicht verplappert, inehr sotten sie nicht heraiisbekomme».* Mehgermeister Abraham Bruck»,..»», der alsdann als Zeuge erscheint, bekundet, daß ihm ei» auch „nr ähnlicher Boigang absolut unbekannt sei. Hölsken, der tem Bruck in »n hierauf gegenüber gestellt wird, bleibt bei seiner Aussage. Zni» Schuh- waarenfabrikant Geiitzen (Goli) bemerkt der Präsident hierauf: Sie sollen 22. April d.Js. gesagt, indem er ans das Buschhoff sche Hans zeigte: „Ta tst das Mördcrhans »der die Mördergrube Biifäihosi »nd kein Anderer ist der Mörder, ich laß »>ir den Hals abschneidc», wenn dies nicht wahr ist." Präs-: Illleiiboom, kommen Sic einmal her. Sie haben gehört, was der Mann bekundet hat, Halen :ie eine solche Acnßcrnng gctha»? Zeuge: Nein, das habe ich jedenfalls »ich: gesagt. Präs-: Wie sollte denn der Mann aber dazu komme», das zu bekunden ? Ullenboom: Ja, ich verstehe es auch nicht, "räs.: Sind Sie dcnn mit de,» Manne verfeindet? Z uge: Nein. Präs.: Ter Mann bat doch cincn Eid xeleiste,? Ullenboom: Ich habe eine solche Aeußerm.g nicht getkan, wie kann ich au ch etwas sage», ich habe doch weder etwas gese.cnuoch gehört. Oberstaatsanwalt: Halten SietenBnschhofssürdeuMörder? Zeuge: Nein. Obersta.ttsanw.: Sind Sie der Meinung, daßBiischhon mischntdig ist? Zeuge, Jawohl. Prä'.: Zeuge Veritzen, ba, Ullenboom vielt, icht gesagt, in dem er ans das Buichbonffche Hans zeigte: »Siehst Du, da steht ange- schrieben: »Mörderhans?" Zeuge: Nein. Ullenboom sagte: »Das ist das Äörderhans, oder auch die Mördergrube, Bnschhosf ist es gewesen, ich lasse mir den Hals abichneide», „ «n:> das „ichl wahr ist * Wir habe» »ns über d e Bn'chhoss'schc Angelegenheit »och weiter nnierliatten und dieie Unter- HUtuag noch in der Äastwirtbschast v n Nüppers scrigesept- Ullenboom: Ich gebe zu, daß wir uns über Bnichhoss unterhalten haben, und es ist mög lich, daß ich mich über Bnichhoss »ichl günstig ansgeprecken habe. Wenn ich das geiba», io ge chah cs lediglich, weil ich die rieten Verfolgungen und wirtdschat'.pchen Schädigungen fürchtete. Eins so cke Aeaß-rnng, wie sie der Zeuge bekundtt, habe ii> jedenfalls nicht g than Präs.: Me geben ater di- Möglichkei: zn, etwas Nachideitiacs über Bnichhoss geagt z» baden? Ulle»- borin: Das gebe ich in: cs geschah da»» aber dies, weil ich mich vor de» Veisolgnngen und wirtdsch srnchen Schädig»» cn särckiete. Präs.: Sie baden vor Gericht stets zn Gnu'-en B schhosss ansgej gt? Zeuge: Jawohl. Präs.: Wo haben Sie die Wahrheit gesagt? Zeuge: Selbstverständlich habe ich vor Gericht stets die Wahrheit gesagt- Ter Präsident läßi die beiden Zeugenaus sagen protoeoltiren und ern.a'.nit beide Zeugen nochmals ciuSringlichst, sich cs vor. er zu ädert ge», ebe sie das Proweoll unterschreibe», da der Staatsan walt wobl die Angelegenheit noch weiter verfolge» werde Beide Zeugen er klären wiederholt, daß sie die Wahrheit gesagt und nalcrzciehneu das Prolo coli. Venheidigcr RecktSanna t Fleischhauer: Ist es wahr, daß der Vater des Ullenboom, all er bereits ans dem Sterbebette lag, sich de» Zeuge, Ullcnbooni und auch denen Schwester Mathilde ans Be,t da: rnsen lassen „nd jenen getagt Hai: „Ihr werdet i» der Bnschhoss'jck.en Angelegeabeii j.deu- falls vor Gericht als Zeugen erscheinen müssen. Ich ermahne Euch, »ichr von der Wahrheit ab,»weichen. Ich kenne den Bnich off lehr genau, der ist viel z» br v, als daß er im Stande wäre, eine solche Tbat zn begehen?" Ullenboom: Tas ist richtig. Präs.: Haben Sic Ihre», Ba:er nun ans dem S,erbeben rertprcche», nicht ven üer Wahrhcil abziincichea? Zeuge: Jawohl. Pra'.: Haben Sie das auch geiha»? Zeuge: Jawohl. Präs.: Sie sind „ich, von der Wahrheit abgewicke»? Zeuge: Nein Klempnermeister Alois und Theodor Lange,iberg Goch) bekunden übereinstimmend, daß Ullenboom 4 Jahre bei >b»en gear'ecnei babe. Teriecke sei nicht unehrlich, er sei aber ei» großer Schwätzer und Prahler gewesen. .'Aenpnermeister Tegroih (Calcar): Ullen- boein, der vor einigen Jahren bei ibm gearbeit t. Habe seiner Schwägerin Ge d gestoalen, er habe ihn deshalb cniiaiie,,. Präi.: Ullenboom, was sagen Sie dazu? Ullenbo.m: Ich babe allerdings einmal in einer schwache» Stunde Geld genommen, ich habe das Geld aber ans Heller »nd Pfennig gurückerstane: »nd bin auch noch weücr bei Tegroih geblieben. Fra» Seegers, die alsdann als Zeugin erscheint, bestcei.e, ans Befragen des Peäside Ne», daß Ullenboom ihr gegenüber geäußert habe: »Bnichhoss ist der Mörder " Tie Zeugin bekundet im Weiteren, daß sie am Peicr-P.uilsi.ige Nachmittags gegen 2'. Udr zn Isaak gegangen sei, »m dort Zeug z» kanse». Sieginund Isaak sei z»m Laden hereu'.gekom'ncn »nd wieder binansgegangen. Sie iei als:an» in die Kirche »nd darauf wieder in Isaak gegangen. Diese ihre Wahrnehmung habe sie i>» vongen Herbst de. Iran Küvp.'i s iniigelhcitk, und letztere habe sie gestern daran erinnert. Siei»metz Brauer bekundet: Am Abende des 29. Juni lbvl sei er ebens .lls in der Knpvcrsschei, Sche,nie ge wesen. Ta es dnnlcl war — Küppers habe gesagt, deS vielen StroaeS wegen durie mit Licht nicht in die Scheune gegangen werde» —, so habe er wenig gesehen. Er habe gesagt: cs komme ieni vor, als sei der Knade dadurch z» Tode gekommen, daß die ninder „Schweine chlachten" gespielt Halen. Sieg ln»,td Jstrak, der sich i» der Scheune befunden, habe trotz der Dunkelheit jehr bald eine Feile gesunden und gesagt'- das ist ja ein scharfes Instrument, mit dem der Mord ansgeinhrt sei» kann. Tie Sitzung wird hier gegen M-Uhr Adcnds ans Dienstag Vormittags 9 Uhr vertagt. Am verflossenen Dienstag, dem achten BerhandlniigSIage, ward unter anderen Zeugen, deren AnSiagsn belanglos sind, auch der Boleumeister des Landgerichts in Eleve, Nichpelt, vorgernieu. Dieser erzählt min. eine Frau Seegers i» .lauten hide am 19. In,i 16 'l einen seiiigekleidtten Herrn in das Bn'chhosi'iche Hans bineingehe» sehen, siran Seegers sei der Meinung, daß Lies ein Jude war. T,r Gerichtshof beschließt auf Antrag des Oder- staatsanwalts, die Frau Seegers als Zengi» z» laden. Tie Metzzermeister Hermann Bruckma,in und Levv Paßmanil bekunden übereinstimmend, daß sie am 20. August 1W1 eine Üua, d e st« soeben gekauft, geschlachtet haben, von Bll-chhoss Hal en sie jedoch nichts gesprochen. Ti« Lch.achlhaüslhür habe offen gestanden, den Schreinerlehrling Hölsken habe» sie aber nicht gesehen. Prä>.: Hölsken, die Herren haben iämunlich beeidet, daß sie nicht von Busch- hoff gejvrochen babe,,? Hölsken: Ich Hab« ganz genau gehört, daß die Len!« i-gteu: »Sie haben wohl schon viel herausbekommen. mehr sollen ff« aber nicht heraiisbekomme^ wir uinffc» »ah« wirken, daß Buschhoff sich nicht Der Herr Bürgermeister Schieß hat mir da» gesagt. Bürgermeister Sch Ich habe daS dem Zeugen je ensallS nicht gesagt. ES ist aber möglich, daß ich, als ich den Zeugen vernahm, ihm gesagt habe: merken Sie sich Ihr« Be- knndnuge», damit Sie sich derselben, wen» Sic vor Gericht kommen, »och erinnern. Präs.: Bei wem sind Sie in der Lehre? Zengc: Bei dem Schreiner- Meister Börgeemann in Lauten. Präs.: Ist dieser Börgermani» nicht ei» Schwager von Jintkcrmann? Zeuge: Jawohl. Bürgermeister Schieß be kundet alsdann aus Bcsragen tes Präsidenten, daß ihm über den Steinmetz Kock nichts Nachthciligcs bekannt geworden sei. Oberstaatsanwaii: Liegt die Synagoge in Lauten in der Nähe der Bnschhosf scheu Wohnung? Zeuge: Nein, die Synagoge liegt von der Bilschhoff'schcu Wohnung ziemlich weit entfernt. Oberstaatsanwalt: Bnschhosf, Sie haben iiiiS gesagt. Sie hatte» am Freitag vor dem Morde dem Wesendrnp gekündigt und de» Slenimetz Kock dafür engagier? Bnschhosf: Jawohl. Oberstaatsanwalt: Wie kam es »un, daß Sie am Tage »ach dem Morde den Wesendrnp trotzdem bei sich arbeite» ließen? Buschh ff: Ich bin am Dienstag frühzeitig von Hause fortgegangen und erst Mittags »ach Hanse gekommen. Al; ich bei meiner Nach- haiisekinist hörte, daß Wesendrnp im Schlachtham« arbeitete, habe ich sofort meiner Frau Vorwürfe gemacht, daß sie ihn hiiieingelassei habe. Oberstaatsanwalt: Sie hätten doch z» Wesendrnp sagen können: Mache» Sie, daß Sic ans »leiner Werkstatt hinaiiskoinuien! Buschhoff: Wesendrnp war an diese»! Tage betrunken und in solche » Zustande ist er sehr jähzornig. Ich hatte z» besürch'en, daß, wenn ich ihm die Thiire gewiesen, er das Eise» so gelegt hätte, daß der Stein caput gegangen wäre, ich hätte ihm dann nicht einmal die Absichtlichkeit Nachweise» können. Oberstaatsanwalt: Sie haben bisher bestritten, dem Postbeamten Hader am Mittag« des Pcter-PaulstageS begegnet zu sei». Hader crimi.rt sich aber ganz benimmt, daß er Ihnen am Peier-Panlstage Mittags aus dem Marktplatz begegnet sei und auch mit Ihne» gesprochen habe? Buschhoff: Ich lrinncre mich jetzt nicht, daß dies am Peter-Pauletage war, ich war bisher der Meiiiinig, daß cs Somtag gewesen sei. Oberstaatsanwalt: A», Peier-Panlstage Vormittags soll rin feiiigekleideler Jude bei Ihnen gewesen sei»? Buschhon:Das ist mir nicht erinnerlich. Oberstaatsanwalt: Wissen Sie genau, wann Fctlema»», genannt Matjc Degen, bei Ihne» gewesen ist? Bnschhosf: Matje Degen ist am Sonntag vor dem Mord bei mir gewesen. Oberstaatsanwalt: Hat der Mann eine Tasche bei sich gehabt? Bnschhog: DaS ist mö,li.ch. Erster Staats anwalt B.nniigard: In verschiedenen Zeitungen wird bemerkt, daß der er mordete Knabe wohl erst betäubt »nd alsdann geschlachtet worden sei. Ich bemerke ansdrücktich, daß a» dein Ermordete» außer der großen Verwundung am Halse nur noch eine kleine Verwundung am ltinii constatirt worden. Der Präsident bemerkt, daß die Obduclions Protokolle dies bestätigen. Es sollten »»» »och einige Zeugen vernommen werden, die aber erst sämmtlich zi»n Nachmittag geladen waren. Ter Präsident vertagte in Folge dessen gegen I1V- Uhr Vormittags die Sitzung bis s Uhr Nachmittags. I» dieser Nachmittags-Sitzung nun beantragte der Oberstaatsanwalt, daß sich a», nächsten Tage, am Mittwoch, de.» 13. Juli, das ganze Schwurgericht von Cleve nach Lauten begebe, ni» das Blischhoss'iche Hans und die Stelle in Augenschein z» nehmen, von ber Mölders und der Knabe Heister gesehen haben wollen, daß der ermordete Knabe in das Bnschhoss'sche Haus gezogen wurde. Ans Grund dieser Aussagen sei hauptsächlich die Anklage erhoben, durch die Vernehmung des Laudgeeichtsra.hes Brixins »nd des ReserendarS Franoux aber erheblich erschüttert worden. Tie Vertheidiginig schließt sich diesen, Anträge an; der Gerichlsboi beschließt dementsprechend. —Beriheidiger Rechtsanwalt Stapper: Ich muß bemerken, daß, wenn der Angeklagte »wegen nach Lauten mngeiiommen werdeu soll, ich cs sür erforderlich halte, die nöthigen Sicherheit-Maßregeln zu treffen, damit der Angeklagte vo» der Menge nicht mißllaudelt wert«. Wir haben gehört, welche tnuinltnarische Vorzüge sich an- Anlaß des Morde- in Lauten z>lge,ragen habe», und es ist nicht an »nehmen, daß di« Erregung sich inzwischen gelegt hat; die gegenwärtge Verhandlung hat im Gezenthelle zweifellos die Erregung noch vergrößert — OLer-Siamsanwalt Hamm: Die Veranstaltung von Sicherheitsmaßregeln ist Sache des Vorsitzenden.—Bürger meister Schieß: Ich erachte es sür »othmcndig, daß zur Auirechlerhattmig der Ruhe »nd Oeduung in Lauten für morgen die Hilfe des Militär- in Anspruch genommen wird. — Präs.: Wie lange sind Sie in Lanten Bürger meister? — Bürgermeister Schieß: 30 Jahre. — Präs.: Daun wcr en Sie di« Lantener Bevölkerung kenne»? — Bürgermeister Schieß: Jawohl. — Präj.: Und Sie halten es für nolhwendig. daß morgen znr Aiifrechtcrhaltuiig der Ruhe und Ordnung in Lanten di« Hits« de- Militärs in Anspruch ge nommen wird? — Bürgermeister Schieß: Jawohl. — Präs-: Ich werde da nach das Erforderliche veranlass«». Tie Oitsbesichligiing in Laiiten dauert« 2 Stunden; daS Publikum war zahlreich anwe end, hielt sich aber reipeewoll entfernt und rnb g: Militär war nicht zngezogen. Di« Straße, daS Haus Bu chlwffs, der Poriweg, die Scheune und Küppers Garte» wurden besichtigt. Mölders und der Knabe Heister mußten genan angebe», an welcher Stelle sie das Hercinziebe» des «indes gesehen hätten und wie das Hereinzirhe» stattgefiiiide» h'de. Experi mente. di- mit Lindern vorgeiiomme» wurde», ergaben, daß das Hereinzichen des Kindes möglich war. Außerdem wurde die Lage der Leiebe und deren erster Anblick gezegt. Es fanden Feststellungen statt bezüglich der Ent fernungen »nd der objcetive» Möglichkeit des vo» den Zeuge» angeblich Gesehenen. Tic Geschiverene» nähme.. Alles genau >:ub eulgebeud in Augen schein. Auch Kiiippenberg wurde in die Scheune geführt, benahm sich aber völlig gleichgültig Bnichhoss war durchaus ruhig un; folgte der ganzen Verhandlung mit Ausmerkiamleit. Ans Rah und Fern. — Bo« Petersburg «ach Paris — zu Auh. Ein Fuß tourist ist in Wien cingetroffen, der sich die Aufgabe gestellt hat, per peckes apostolurnm von Petersburg nach Paris zu wandeln. Ter Copist des selige» Sciune ist der zumeist in Pari» weilende russische Schriftsteller Herr Michael v. Bern off. dessen Name gelegent lich einer sensationellen Apaire auch in wctteie Kreise gelangte, zur Zeit nämlich, als der Nihilist Padlcwski in Paris den russischen General Seliverstoss ermordele. PadlewSu stand damals im Dienste Beraoss's, der mit Seliverstoss verke rle und die Gelegenheit, dem General an's Leben zu gellen,, fand sitz für Padienski, als er einen Brief seines Tienstgebers an den General zn nberniiltcl» hatie. Beriioff, der zn jener Zeit in Paris eine Art fca»;ösi>ch rassischen Chantants testete und nebenbei in der Salle des Capneins als »Lckienr* sungirle, rrschcirt jetzt als »Europareisender zu Fnff* in Wien, lieber die Tour, die e: nun z u größeren Hälfte schon zurückgelegt, erzählt er folgende Details: Am 21. Tecemller v. I trat ec in der Kle.dnng eines russischen Bauers den Marsch an, der sich i»> nördlichen Winter just nicht äugen dm anließ. In Wilna vertauschte er seine Tracht »nt einen: kaukasischen Costnm, und in War'chail wandelte er sich i» einen europäisch modernen Tonrillen mi! kurzer Jacke, Kniehose» und Kili-strümpfen um. An, I. d. M. langte er »ach manchen Fährlich- keilen — einem Rencontie mit Wölfen, einigen Fatalitäten in Kca'an, wo man in ihm einen Nihilisten witterte ». s. w. — in Ostran au. Donnerstag den 7. d. M. war er um 4 Uhr Morgens von Wagram wcgnicttschirt und Vormitt igs in Wien eingelrossen. Bcrnoff gedenkt t4 Tage in Wien zn bleiben; dann will er »der Linz, München, Zürich seinem Endziele, Paris, zmvaadern, wo er Mitte September cinzulresse.i hasst. Trotz der anstrengenden Tour, die er in TageS- abschnilien vo» dnrchsichnitllich 5'. Meilen absolvirte, sieht Herr v. Bernoff keineswegs ermüdet aus, und es ist bemelkenSiveith, daß seine Nahrung sich tagelang nnr aus je zehn rohe Eier und etwas Brot beschränkte. LitterarischrS. Lehrbuch -er Raturheilmethobe vo » Standpm kte der Erfahrung und Wissenschaft. Heransgegedeii von Or. weck. Mix Bödm und Nr. weck. Siegfried Bödm, Wiesenbad i. S. Berlar von Tetzner sb Zimmer. Chemnitz i. S. Preis pro Heft Mk. l. — Tas soeben erjchieueue Heft 9 enthält fol gende Kapitel: 1. Magenerweiternug. 2. Nervöse Magenverstimmung. 3. Maaeiikrinips. Aenter Tirmkatnrrk. 5- Heimisch« Ldolera. 6. Brech durchfall der «inder. 7. Chronischer Darmkatarrh. 8. Blinddarm-und Wnrm- fortsatzenljündiing. 9. Pevtische, lnterrrüö e und sypoilistische Dann»«« schwär»»g. 10. TannkrebS. >1. Verengerung und Verschluß Hel Lar««-. 12. Nervöser Tanuschmerz. 13. Gewohnheitsmäßig« Verstopfung. Nr OEchel »» 8-»Nrt-,NNch«» s»n„ »Hel str 8-.», »r »« «L» «»»>« Serie»-: «» »—r lS»r oNttuttuj »ich, cr»«r,a «.«jo»« »-» »tcht »rrarall
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite