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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.07.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189207063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920706
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920706
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-07
- Tag 1892-07-06
-
Monat
1892-07
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.07.1892
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Nubi«. frühere» Soldaten Emin Pascha'» aiigegriffen habe». Diese gut gedrillte» und bewaffneten Soldaten wurden von Lugard a»ge- worben. Nur dem cnischlvssenen Eintreten des deutschen Osficier», welcher in Bnkoba befehligt, ist die Befreiung unserer Missionare zu verdanken. Unsere Verluste sind viel größer, als man glaubte und werden Wohl 700,600 Fr. zur Ausgleichung erfordern. Sind doch 31 Kirchen, ebenso viele Schule», sowie alle sonstigen Bauten und Einrichtungen ansgeplündert und zerstört worden. AA->' Sächsisches. — König Albert in Zwickau. Ueber de» zu erwartende» Besuch des Königs wird von dort gemeldet: Se. Majestät wird am Abend des 13. Juli gegen 7 Uhr Lengenseld i. V. mittelst Extra- zu,,cs verlassen und zwischen 7 und 8 Uhr ans dem Bahnhöfe in Zwickau cintressen. Nach daselbst erfolgter Begrüßung begiebt sich Se. Majestät zu Wage» nach dem Absteigequartier, dem Hotel „Zur Post". Nach Eintritt der Dunkelheit wird Se. Majestät vom Balkon de» Nathhanses ans eine Huldigung der Bergleute des dortige» Reviers cntgegenuehmcn. Dieselben werden in ihrer kleidsame» Tracht mit Fackel» und Grnbculicht ans dem Hanptmarlte dcfiliren. Anderen Tages früh »/,8 Uhr findet ans dem Hauptmarkte große Parade des v. Jufautcric-Negimeuls Nr. 133 statt. Nach erfolgter Besichtigung N-.-der Marienkirche wird sodann Se. Majestät die chemische Fabrik von I. E. Dcvricut, die Pelrikowsky'sche Kammgarnspinnerei in Schede Witz und das Zwickaucr Stein ohlcuwcrk „Verein-glück" mit einem Besuch beehren, auch die durch den Kohlenbergbau erfolgten Boden seuknuge» in Bvckwa in Augenschein nehme». Nachdem noch Se. Majestät daS Glaswaaren-Lagerhans der Firma I. B. Größer an der Kuhlen straße besucht haben wird, erfolgt Mittags gegen >^12 Uhr die Ab reise Sr. Majestät zu Wagen über Mosel nach Meerane. — Reichsgericht. In dem »nn beendeten Anarchisten Proceß lautet das Urthcil: Kami» und Ncnnthalcr erhielten je 6'/z Jahre, Ruff SVz Jahre, Hocvcr 5 Jahre 3 Monate, Winncr 4 Jahre Zuchthaus. Bei sämmtlichcn Angeklagten wurde ans Ver Inst der bürgerlichen Ehrenrechte während 10 Jahre erkannt. Die Verurtheilnng ^folgte ans Grund der ßH 85, 95 und 128 bez. 129 de» NeichSstrafgesehbnchcs (Aufforderung zum Hochverrath, Majestät» belcidigung, Theilnahme an geheimer Verbindung), Dobberslcin wurde sreigesprochen. — An's Landgericht Dresden abgcliefert wurde der geistig gestörte Mörder des Bnchbinderlchrlings Scheffler in Meißen Barbier Marti» von dort, welcher wie bekannt, im Meißener Kraukcnhanse den Scheffler mit einem Handtnche erwürgte, weil dics.r, nach Martin'- eigenem Geständnis;, „die ganze Nacht hustete." —lu. Wittgensdorf, 5. Juli. Gestern ereignete sich hier 'folgender bemerkenswerthe Vorfall: Ein auf den, Felde bes änftigtes Pferd des Gutsbesitzers Herrn Herni. Hoppe wurde entweder durch Fliegcnsliche oder durch das Nahen eines Bahnzngcs scheu, zerriß und zerschlug das Geschirr nnd rannte alsdann auf der Bahnstrecke über die Bahrmühlenthal-Ucberbrückong in der Richtung »ach Chemnitz. Infolge Anrenncns an eine Telegraphcnleitnngsstangc brach hierauf das Pferd znsammen. Es Halle so bedeutende Verletzungen erlitten, daß man es tobten mußte. blangestreifte Hose von Kammgarnstoff. Werth 24 Mark; an» der! Der Schwurgericht-seal ist räumlich i° Kränkt. ^ Gaststube einer in der Zwickatterstraße gelegenen Schankwirthschaft Mrt Landgerichts, ei» beinahe neuer Regenschirm, Werth 8 Mark, nnd aus einer im Lagerraum des hiesigen Produktenbahnhoses stehende» Kiste 3 Stüc graue wollene Knabenhcmden, Gesammtwerth 8 Mark. —* In dev Trttnktttheit. Gestern Abend in der 7. Stunde Hallen sich auf dem Körnerplatz gegen 1000 Menschen augesammelt. Veranlassung -dazu gab eine Fra», welche dort in starkangctrunkenci» Zustande mit einer Anzahl alter Möbel mitten ans dem Köruerplatz stand. Dieselbe war im Ausziehen begriffen nnd wollte eine Wohnung eines Hauses der Hainslraßc beziehen. Ihre» betrunkenen Zustande» wegen ließ der Besitzer des belr. Hauses jedoch dieselbe nicht ein ziehe» und ihre Möbel wurden daun auf dem Körnerplatz abgeladen. Da die Iran ihres Zustandes wegen öffentliches Aergerniß erregte, wurde sie »ach dem Arresth .us und ihre Möbel nach dem Obdach loscnhause gebracht. s.'. Chemnitzer Stadt Anzeiger. Die Freunde unteres Blattes werden ersucht, u„S wichtige Begebenheiten gütigsl mitguiheile» Chemnitz, den 5. Juli. — Besichtigung Von Schulen. Gestern Montag weilten der Kultus!»iniste r Herr von Scpdewitz sowie der Geheime Schnlrath Herr Kockcl in unserer Stadt, um verschiedene Schnl- anstaltcu zu besichtigen. Am Nachmittag besnchtcu die Herren den Festplatz am Küchwald und beobachteten daselbst mit großem Interesse das muntere Treiben der dort spielenden Kinder. — Ernennnng. Dem zeitherigen Referendar der Staats anwaltschaft beim königl. Landgerichte Chemnitz, Herrn Fcvdvr Max Reumann, ist nach bestandener Nichlcrprüsnng da» Prädicat „Assessor" verliehen worden. — Verleih«,«ig. Wie wir bcrcils in letzter Nummer mitzu- theilcu Gelcgculeit Hallen, wurde Herrn Branddircclvr Weigand- Chemnitz in Ancrkcnnung seines verdienstlichen Wirkens im Chemnitzer Kreisfcncrwehr-Bcrbande, wie überhaupt ans dem Gebiete des Feuer löschwesens eine hohe Auszeichnung zu thcil. König Albert verlieh demselben das Ritterkreuz 2. Klasse vom Albrechts-Orden. Mil der Ueberreichnng dieser Auszeichnung war Herr Geh. Rcgiernngsrath Schwedler, Vorsitzender der kgl. Brandvcrsichernngslammcr in Dresden beauftragt. Es erfolgte diese Ueberreichnng, wie schon berichtet, ge legentlich des am Sonntag in Burgstädt staltgehablcn 25jährigen Jubiläums des Chemnitzer Kreisfencrwehr-Verbandcs. —t. Fcnerberichte. Am 3. Juli Abends gegen 11 Uhr hat in einem Wohnhaus an der Eliscnstraßc ein kleiner Brand statt- gefttude». Eine Petroleumlampe war explodirt. Das Petroleum war dabei in Brand gcralhen nnd halte Gardinen, Wäsche und Kleidungsstücke in Brand gesetzt. Glncklichcrwc se ist cs den Be wohnern gelungen, des Feuers Herr zu werde». — Gestern Abend kurz nach 6 Uhr wurde der Feuerwache von der 4. Polizeibezirkswache ans gemeldet, daß in einem Fabrikgrnndstück in der Hartmannstraßc ein größerer Brand ansgebrochen sei. Bei ihrem Eintreffen ans dem Vrandplatz fand die Bcrnfsscnerwchr, daß da- ans dem Dachranm eincs einstöckigen Nicdcrlagsgcbändes in größerer Menge lagernde Packstroh in Brand gerätsen war, woonrch der Dachstuhl zum Theil auch schon Feuer gefangen hatte. Die Fabrikseucrwchr des Etablisse ments war schon wacker thätig. Indessen war cs nöthig, um ein Wcitcrgreifen des Feuers zu verhindern, mit 2 Leitungen ans den Brandherd vorzndringen. Diese Löscharbeiten waren in kurzer Zeit beendigt. Mit dem Aufräumen ans der Brandstelle waren eine ganze Anzahl der Fabrikfenerwchrlcnle noch 3 Stunden thätig. —* Festgenommctt. Heule früh 7 Uhr wurde in eitler hiesigen Herberge ein von dem Amtsanwalt zu Rostock wegen Diebstahls steckbrieflich verfolgter Barbiergehilse fcstgenommen. —* Ertappt. Einem i» der Hartmannstraße wohnhaften Matcrialwaarcngeschäst-inhabcr sind i» letzter Zeit mehrfach ans der Lakcnkasse Geldbeträge zwischen 3 und 7 Mark enlwendct worden. Vor einigen Tagen wurde von einer im Laden anwesenden Frau be obachtet, wie ein Arbeiter, der öfters in den Ladet! kam, über den Ladentisch griff, den Schubkasten, in welchem sich die Kasse befind, herauszog nnd daraus Geld nahm. Nachdem sofort Anzeige erstattet nnd der Arbeiter infolgedessen sistirt worden war, gestand dieser, mehrere Male in gleicher Weise Geld ans der Kasse und außerdem auch einmal eine Anzahl Cigarren gestohlen zu habe». —* Auch nicht schlecht. Gestern Nachmittag erschien ei» unbekannter junger Mensch bei einem auf dem Brühl wohnhafte» Bäckermeister nnd wollte demselben sein Zweirad, welches zum Ver kauf angebolen war, abkanfcn, bat aber, dasselbe vorher probire» zn dürfen. Dies wurde dem Unbekannten erlaubt. Derselbe saß ans, fuhr davon nnd verschwand auf Nimmerwiederseh». Das Zwcirad hat einen rolhe» Plüschsattcl mit Franzcu und ist 150 Mk. werth. —* Gestohlen wurde in einem Grundstücke der Schillcrstraße au» dem Kasten eines in unverschlossenem Zimmer stehenden Tisches ein Reißzeug in schwarz ausgeschlagenem Etuis, Werth 30 Mark; au» rinein Fremdenzimmer eines hiesigen Gasthause» eine weiß, und Schwurgertchtssitzungen. Die diesjährige III. Periode der Schwnrgerichlsverhandlnnge» ervssnete gestern Montag Oer» Landgerichts-Direetor Schräg mit einer feierlichen, an die Herren Geschworenen gerichteten Ansprache unter Hinweis ans die Wichcigkcit ihrer Pflichten; er thcilte dabei mit, daß 9 Slrasfälle zur Ver Handlung gelangen würde». Nachdem die Geschworenen vereidet worden waren, wurde I» die Verhandlung Wege» vorsätzlicher Brandstiftnna gegen den Schuhmacher Johann Wilhelm Grahl ans Nocklitz, zuletzt in Gciblcnz wohnhast, cingetreten. TerAngck'ngte ist 1837 in Rochlitz geboren, verhcirathct, Vater von lO Kindern in, Alter von 8—23 Jahren, Vermögens los und bereits im Jahre 1887 in Freibcrg cbeiifalls wegen Brandstiftung mit 1 Jahr Zuchthaus vorbestraft. Grahl ist beschuldigt, am 1l. Mai d. I. im Keller seiner im Maurerpolier Hecker'schen Hanse zn Gablenz befindlichen Wohnung ein i, Ncisighaafen vorsätzlich i» Brand gesteckt zn haben in der Absicht, das ganze Gebäude >iiederznbre>i»cn. Grahl ist allenthalben geständig und bemerkt, daß bereits Tags zuvor in ihm die Absicht aiifgesticgcn sei, das Ge bände i» Brand zn stecken, ui» nur wieder ins Zuchthaus zu kommen. Der Angeklagte Witt ans Noth und Verzweiflung zu diesem Schritte getrieben sein; er sei seit längerer Zeit schon iiifolge Krankheit arbeitsunfähig und bezeichnend für seine Familicnverhäluiisse ist es, daß unter Anderem einer seiner Sohne schon seit 3 Jahren nichts mehr arbeite, weil er nach Angabe seines Vaters zu faul dazu sei. Grahl giebt an. Nachmittags 2 Uhr in die Kcllerbncht gegangen zn sein; er habe dort das Reisig mit einem Streichholz angebroiuit und sich sodann entfeint. Er sei daraufhin in die Stadt gegangen, habe sich auf einer Bank des Schillerplatzcs ansgeriiht und sich dann Abends zwischen 9 und 10 Uhr ans der Polizeiwache als Brand stifter selbst gemeldet. Nachdem das gerichtli l e Besichtignngsprolocoll vorgelcse» und mitgccheilt worden war, daß der Schaden ans 7 Mk. gcwürdcrl sei, bemerkte derVcrihcidigcr, Herr Rechtsanwalt Eulitz, daß der Schade» alsJmmobiliar- brandschadcii angesehen und dcmcntsprcchcnd auch entschädigt worden sei. Ans de» beeidigten Zeugenaussage» geht hervor, daß i» dem fragliche» Hanse l8 Parteien zur Miethe wohnten und daß diese sämiutlich je eine Kellcr- bncht zur Benutzung i»ue hatte». In der Kellcrablhcilinig des Grahl sollen ziemlich 3 Körbe Dcckrcisig, welches die verehcl. Grahl imiuer Abends mit nach Hanse bringe, gelegen habe». Dieses sei in Brand gesteckt worden; vor Ranch und Hitze hatte dann Niemand in den Keller gekonnt. Nur der Zeuge Löser hat sich, nachdem er sich ein nasses Tuch um de» Kovf ge- wickelt, in den K,llcrra»m gewagt und mehrere Eimer Wasser ans den Brand- heerd geschüttet. N.chdem die Beweisaufnahme geschlossen worden war, zogen sich die Geschworenen zur Berathnng zurück. Nach Wiedereintritt in en Sitzungssaal verkündete deren Obmann, Herr Commercieiiralh Kreßner ans Schncizcrthal, daß die sämunlichei, Schnldfragci, bejaht worden seien, worauf die kgl. Staatsanwaltschaft die Vernrtt eilnng des Angeklagten wegen vorsätzlicher Brandstiftung e.nf Grund Z 306, 2 des Str.-G -B. unter Berück sichtigung des Rückfalles beantragte. Der Herr Berthcidiger bat, den gering« ngsgen Schadet,, der durch die Handlungsweise des Angeklagten verursacht worden, bei der Strafanswerfung zu Gunsten des Angeklagten mit in Betracht zu ziehen. Der Gerichtshof erklärte nach kurzer Veralhinig den Angeklagte» der vor- ätzlichen Brandstistnng iür schuldig und vernrthcitte denselben in eine Zucht hausstrafe von 2 Jahren, sowiezn bJahrcn EhrenrechtSvcrlust und Tragung der Kosten. Verbreche» arge» die Sittlichkeit. Unter Ausschluß der Oesscntlich keit wurde gegen den im Jahre 1870 in Leipzig geborenen, »och nicht vorbestraften Haiideismaiin Karl Richard G ü nt her und gegen den im Jahre 1869 i» Eiberstock geborenen, mehrfach vorbcstrasteii Handelsmann Erlist Emil Wießuer, ge». Rülkc in Chemnitz wegen eines nach H 177 des N.-Str.-G.-B. zu beurthcilendcitt Verbrechens ver handelt. Beiden Angeklagten wurden von den Geschworenen mildernde Um stünde zugebilligt, daraufhin wurde Günthcrzn 2jähriger Gcsäng ni ß- Irase, und Wießuer zu einer G csängni ßst ra s e in der Dauer von 1 Jahr und 3 Monate» verurtheilt, Beide» auch die bürgerlichen Ehrenrechte ans 5 Jahre aberkannt. Bei Beide» wurde 1 Monat der Strafe als durch die erlittene Untersuchungshaft verbüßt erachtet. Ver- thcidiger: Herr Rechtsanwalt Eulitz. Ein SensationSproeeff. Vor dem Schwnrgeci.hte in Cleve hat gestern, Montag, der Proceß gegen den Metzger und Vertreter der jüdischen Gemeinde in Lauten, den 50jährigen Adolf Bus ch hoff begonnen. B »s eh hoff ist t cschntdigt, den bV2 Jahre alten Knabe» Johann Heg mann vorsätzlich getödtct zn haben. Die aus acht Tage berechnete Verhandlung scheint sich zn einem sensationellen Ercig »ist, ähnlich wie der im Juli 1883 wegen angeblich ritueller Ermordung des Chrisllnmädchciis Esther Solhmossh in Tisza-Eßlar geführte Proceß, zn gestalte». Schon haben sich zbhlrcichc Vertreter großer, auch auswärtiger Zeitungen, darunter solche ans London, Paris nnd Wien, um Einlaßkarten lewrrben. Der F-ll, »ni den es sich handelt, ist folgender: Am 29. Jnui 1891 Nachmittags gegen 6>/„ Uhr entdeckte die Dienstmagd Tora M 0 ll in der sogenannten Fnichtscheune des Stadtverordneten und Kaufmanns Küppers in Lauten, einem ungefähr 3600 Einwvhncr zählen den Ltädlche 1 im Regbez. Düsseldorf, die Leiche eines kleinen Knaben. Die Leiche war zum Theil mit Spreu bedeckt, die kleinen Händchen waren zu» sammc.igeballt und hielten Spreu nnd Mohnköpschen, wie sie in der Scheune in großen Menge» zerstreut umher lagen, krampshast fest. Die voll der Moll eiligst herbeigehvlten Leute stellte» fest, daß der Knabe ermordet worden sei, denn der Hals desselben war säst bis znm Rückenwirbel durchschnitten nnd der Leichnam schwamm förmlich im Blute. Es wäre» nur sehr wenig Spcitzslccke» in der Scheune Vorhäuten. Das ermordete Kind, in dem mau sehr bald den iL/sjährigcn Johann He gm an», den Sohn des Scbrciner- mcistcrs Hegmann in Laute» erkannte, zeigte außerdem noch eine große Schnittwunde am Kinn. Tic medicinischcii Sachverständigen stellten fest, daß die Durchschneidinig des Halses an dem Kinde in lebendem Zustande vorgc »om ne» worden nnd diese a»ch die Todesursache gewesen sei. Auch sind die erwähnten Sachverständige» der Meinung, daß der Mord etwa 6 Stunden vor Anifindnng der Leiche, da zu jener Zeit die Lcichcnstarre bereits eilige treten war, slatlgcfiind n habe» muß. Noch am Vormittage soll das Kind, ein hübscher. muntcrerKnccbe, in der Nabe der Scheune spielend gesehen worden sein. Ter Befund der Leiche läßt darauf schließen, daß der Mord in der Sö verübt worden ist, Niemand hat aber weder Hilferufe noch irgend welchen Lärm uahrgenomnic». Ansänglich stand mau wie vor einem Räihscl. bald lenkte sich jedoch der Verdacht gegen den Schlächtermeister Busch hoff. Mehrere Kinder nnd auch Erwachsene wollten gesehen haben, daß das ermordete Kind am Vormittag des 29. In»! von der Frau nnd der Tochter des Vnsch- yoss in da- in unmittelbarer Nähe der Küpper'scheti Scheune gelegene Schlacht haus gezogen worden sei. Andere Leute wollten wahrgenommcn habe», daß der ermordete Knabe a» dcmscttcn Vormittage in diesem Schlachthaus uiiß- handclt worden sei, weil er Grabsteine, die dem Bnschlwss gehörte», beschädigt habe. Noch eine Reihe anderer Vercachtsinomcnte wurden rege nnd alsbald tauchte daS Gerücht auf, der Mord könne nur mit einem Messer, mit de» jüdische Schächter zu bcmliren pflegen, ansgeführt sei», den» der unglücklich Hegmann sc! »ach Art des „Koscherschüchtcns" geschlachtet worden, n»d di Thal könne mir deshalb begangen worden sei», nie l die Inden zn ihren Passahseste Christeablnt nöthig hätte». Die Erregung der Menge wuchs der artig, daß die Lantener Gemeinde sich veranlaßt sah, den Minister des Innert, zn bitten, aus ihre Kosten einen tüchtigen Criminalbeamten behufs Entdeckung des Thätcrs nach Lauten zn sende». Ter Minister entsprach dieser Bitte und cittsantte den Critninal-Coinniissar W olss aus Beilin »ach Lauten. Nach dem Letzterer einige Tage in Lauten geweilt, verhaftete er am 14. Oktober 1891 den Bnschhosf, sowie dessen Frau und Tochter wegen Verdachts der Thätcrschast. Die nnn gegen die drei Personen erüssnete Unter suchung führte jedoch dazu, daß am 24. Deccmber alle drei Verhafteten ans der Haft entlassen nnd das Verfahre» gegen sic eingestellt wurde. Nach träglich scheinen jedoch neue Verdachtsmomente ansgetanchi zn sein, denn Anfang Februar d- I. erfolgte die Verhaftung der drei Personen von Neuem. Nach einiger Zeit wurden Frau nnd Tochter des Bnschhosf wieder entl issen und das Verfahre» abermals gegen diese eingestellt. Bnschhoss selbst blieb jedoch in Hast und es wurde gegen ihn dir Anklage wegen Mordes erhoben. Platz zu finden. Den Vorsitz deS Schwurgericht-Hofes führt LandgcrlchtS- dircctor Kluih. Als Bcisitzende sinigiren dieLandgerichtsrcilhe G rütering und Stickers nnd Landgcrichisrath König als Ersatzrichler- Die össenlltche Anklagebehörde vertreten: der Oberstaatsanwalt Ha min (Köln) und der Erste Staatsanwalt am Laudcericht in Cleve, Baumgard- Die Vertheidigniig führen: die Rechtsanwälte Fleischhauer (Cleve), Gamm er Sb ach (Köln) und Stapp er (Dttsscldors). Seitens der Staatsanwaltschaft sind 99, seitens der Vertheidigniig 18 Zeuge» geladen worden- Der Angeklagte Bnschhosf ist schwerhörig und steht deshalb außerhalb der Anklagebank; er leugnet ent schieden jede Schuld. Man darf ans de» Verlauf des Procesjes mit Recht gespannt sein. Dratztnachiichte,» rmd letzte Meldungen. Chemnitz, 5. Juli 1892. Wilhelmshaven. Die Manöverflotte beginnt hente die Uebnngen in der Nordsee bei Brunsbüttel nnd n,n 11. Jnli bei Helgoland. Wien. Taasse erklärte den Führern der Deutsch» liberalen, die Rcgiernng strebe anfrichlige, srenndliche Beziehungen zu Plener und seinen Genossen an, dabei »volle aber die Negierung ihren bisherigen Charakter be wahren und jede Abhängigkeit von irgend einer Partei ab lehne»». Die Beschwerden der Dentschliberalen würden möglichst berücksichtigt. R 0 in. Die Ernennung eines Nachfolgers für den pre,»krischen Gesandten bei»» Vatikan von Schlözer wird zum Herbste erwartet. Mai» nennt «. A. den Legations rath nnd Generaleonsttl in Budapest, Grafen b. Monts als Nachfolger. Paris. Die portugiesische Regierung hat der Tabaksgefcllschaft offieiell mitgcthellt, dass die Bestimm- nngktt des DecretS vom 13. Juni über die Reduktion der Zinsen der Staatsanleihe auf die Tavak-Obligationen nicht znr A,»Wendung gebracht würden. Antw erpen. Dem amerikanischen Gesandten Spanel wurde ans den» Dampfer „Harwich" ein Portefeuille ge stohlen, welches bedeutende Summen in Staatspapieren, diplomatische Beglanbignugsschreiben und sonstige wich tige Dokumente enthielt. London. So »veit bis heute Morgen bekannt war, sind 47 Conservative, 7 Nttionisten, 37 Gladstoneaner gewählt. Die Conservativen gewannen 3, die Glad- 'toneaner 9 Sitze. In Derb») wurde Hareourt mit einer Mehrheit von 1961 Stimmen, in Northampton Labonchere, in Bradford Shavtefevre,sämmtllch Gladstoneaner,Letzterer gegen Marquis Corne gewählt. Warscha n. Durch einen furchtbaren Brand in der Stadt Zarnow (Gouvernement Radon«) wnrden heute gegen 130 Hänser, eine Kirche und das Gerichtsgebänve ei,»geäschert. Der Schaden ist sehr bedeutend. Deran twortlich: für Politische-, OertlicheS und FenllletoiiistischeS Julius Theiß? suu Sächsisches: Franz Götze; für de» iibriqcn Thei! der Bcrlc.ze»; scmiinHich iu Cliemiiitz. (üiir Allsbcwohrlmg und M iseudttiig nicht erbetener Mauuscriptc wird nicht üei'ii>üt.> Ei» brauner Jagdhund zuge- laufen. Gegen Jnsertivns- und Fntterkvsten abzuh.be« Böttchermstr. E» Zschiedrich in Wittgensdvrf. Ein kinderloses, gebildetes Ehe paar ohne Anhang sucht in einer Villa der Westvorstadt, oder auch größerem Gartriihause ein Logis von vielleicht 2—3 Zimmer», Küche und Zubehör, ev. auch größer, per 1. April 1893. Gefl. Offerten sud 1». 12» i» die Vcrl.-Anst. d. Bl. erbeten. 4ir»L-x«»i»I«8i>«,ü"6>wbl.,2Z., micthsrci alte Dresdners!r. 10, IU. Ei>iH.erh.LogisNe»st.Markl4,11.r. Bernsdorfstratzc 21 2fc»stri'gc Stube zu vermicthe». Ei» Herr k. hübsch möbl. Zimmer erhalten Hartmannstr. 39, Part. r. EineL.Halbetageistam l.Oct. nnd 2 Stnben mit Alkoven sind sofort zn vcrnuethcn. Näheres Moltkestraste 12, IV. poslstrssso öl ist die schöne geräumige 3. Etn ge mit Gartengcniiß zn vcrmicthen u. 1. Octbc. beziehbar. 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