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Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.07.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189207100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920710
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920710
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-07
- Tag 1892-07-10
-
Monat
1892-07
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.07.1892
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Beilage z'n )!r. 158.-12. Jahrg. Die jeden Wock Abend beinende Leitung Sächsischer Landes-Anzeiger Chemnitzer General-Anzeiger kostet Monatlich SS Psg. in.Chemnitz frei Haus.. Mit dem Extra-Beiblatt Lustiges Bilderbuch monatlich .35 Psg. in Chemnitz frei HauS. Außerhalb Chemnitz Zutrag, nionatl. 15 Pf. Bei den Pvstanstalten ist der Anzeiger nur mit dem Extra-Beiblatt Lustiges Bilderbuch zu beziehen für 35 Psg. monatlich- <Nr. 5580» 10. Nachtrag zur Postliste.) E KWsHeii Mes-AiiMr. Wemißw Ktmsl-Silztigei Sonntag, den 10. IM 1892. relS: «gespaltene LorpuSzeilh send) oder d ^ca. ? Silben fassend) oder deren. Raunz 16 Psg. — Bevorzugte Stelle Petitzeile ca. 11 Silben fallend) oder der« , Raum 30Pfg. Bei wiederholter Aufnahme entsprechend billiger. — Anzeigen könne» nur bis Vormittag angenommen werde», da Druck und Verbreitung der große» Auflage längere Zeit erfordern. alt von Alexander. ^ Verlags-Anstalt Buchdrücke«!, " lerander Wiede, Theaterstraße L Kaiser Maximilian von Mexiko. Am 19. Juni waren 25 Jahre seit dem Tode des unglückliche» Kaisers Maximilian verflossen. Diese» Anlaß benutzt Generalleutnant a. D. Baron van derSmissen, der von 1864 bis 1867 diebelgische Legion in Mexiko befehligt hat, um in einer Flugschrift zwei oft an ihn gerichtete Fragen zu brantworien: Wer ist für das Drama von Queretaro verantwortlich? Ist die Kaiserin Charlotte wirklich ver giftet worden? Der Kaiser und die Kaiserin waren Ende Mai 1864 im Lande Mexiko angelangt. Damals war das Innere von den französischen Truppen besetzt und Jnarcz hatte sich mit seiner Re gierung nach Monieret) zurückgezogen. Bei der Landung in Vera- Cruz verhielten sich die französische» Behörde» gegen das Kaiserpaar kalt. Maximilian erließ einen Aufrnf an das Volk und hielt am 12. Juni seinen Einzug in Mexiko unter dem Jubel der Einwohner. Hätte damals zwischen dem Kaiser, der conseroaliven Partei und dem General Bazaine ein wirkliches Einvernehmen geherrscht, so wäre die Ruhe bald hergeslellt und das Kaiserthui» gefestigt worden. Allein, an statt sich auf die Conseroaliven zu stütze», die sehr einflußreich waren, versuchte Maximilian, die Republikaner um sich zu schaarcn, was ihm die Geistlichkeit abwendig machte. Die Presse nahm von dem Wandel Vormerkung, die Unzufriedenheit darüber trat deutlich hervor. Am 14. December kamen die belgiiche» Freiwilligen nnter Oberstleutnant van derSmissen in Mexiko a». Die französische» Officiere empfingen ihre Kameraden auf's Freundlichste und veranstalteten »och am Abend einen Ehrenpunsch. Um die Zeit halte der päpstliche Nuntius Mcglia dem Kaiser seine Beglaubigungsschreiben überreicht nebst einem Schreiben des Papstes, der den Kaiser beschwor, die katholische Re ligion wieder zu hebe» und die Nebel zu heile», welche die Revolution für die Geistlichkeit zur Folge hatte. Der Kaiser schlug einen moäus viveuäi vor, was den Nuntius ärgerte und zur osscnen Erklärung Veranlaßt«, er sei gekommen, um die Wiederbcrufnng der religiösen Genossenschaften und die Herausgabe der Klostcrgebäude zu fordern. Der römische Prälat war vo» den mexikanischen Bischöfe» anfge- stachelt, deren Forderungen nach van der Smisfens Ansicht iu'S Un glaubliche gingen. Die Kaiserin war schon damals höchlich enttänscht. Am 5. Januar 1865 schrieb sie einer Freundin »ach Europa: «Ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt ist, daß der teilige Vater, ei» zum Scherze» angelegter Charakter, häufig von sich sagt, er sei ei» Gctla- tore. Ja wohl, das ist bestimmt wahr, den» seitdem sein Abgesandter den Fuß auf nnjcre» Baden gesetzt hat, habe» wir nur Enttäuschungen gehabt, und wir sind aus andere für die nächste Zukunft gefaßt, die nicht wenig zahlreich sein werde». An Thatkcaft und Ausdauer fehlt «S uns nicht, aber wenn die Schwierigkeiten aller Art sich noch lange aus diese Art mehren, so frage ich mich, wie cS möglich sein, wird, durchznkommen." Die Conservativen wurden täglich gleichgiltiger Di« Lage wurde durch «sue Streitigkeit zwischen Bazaine und dem Kaiser wegen einer Personenfrage erschwert. Unterdessen hatten diebelgischen Truppen mehrere Züge gegen feindliche Banden unternommen. Major Tydpedt war in Tacamburo überfallen, kämpfte jedoch hcldenmüthig gegen einen zehnmal stärkeren Feind, bis er in der Kirche fiel, wo er sich verschanzt und die Mexikaner Feuer angelegt Hallen. Da fiel auch Hanptman» Chazal (der Sohn drs belgischen Generals und KricgsministerS), von drei Kugeln durchbohrt. Oberstleutnant van der Smisscn nahm Tacamburo wieder ein. Allein General Bazaine ließ die Operationen unter dem Vorwände der ungünstigen Jahreszeit einstellen. Bald mehrte» sich die schlimmen Botschaften: verschiedene Wichtige Plätze waren bedroht. Der Kaiser klagte in einem Briese an seinen Cabiuetschef lebhaft über Bazaine: „Im vorige» Jahre sprach man ebenso wie jetzt von der Regenzeit. Im Winter, hieß es, würde Alles gethan sein. Der nnglülücklichen Bevölkerung wurde» allerlei Versprechen gegeben. Ei» Jahr ist vergangen und nun befinden wir uns in der traurigsten Lage. Am 16. Juli trugen die belgischen Truppen einen glänzenden Sieg über das Nevolutivnsheer der Ceutrums davon, das seine ganze Artillerie verlor." Der Kaiser beglückwünschte van der Smisse» lebhaft; einige Tage darauf ward dieser durch einen Befehl des Kriegsmiuisters einem Obersten Mendez, einem früheren Schneider und ganz untauglichen Osficier, unterstellt, der zum Oberbefehlshaber in Michoacan ernannt worden war. Ban der Smisseu bat ui» Entlassung für sich und seine sämmtlichen Officiere, Worauf die Sache beigelegt wurde. Kaiser Maximilian beging einen anderen Fehler, indem er einen Aufruf Unterzeichnete, wodurch verkündet wnrdc, daß Alle, die be waffneten Bande» angehörtcn, vor ei» Kriegsgericht gestellt würden, die Schuldigen würden innerhatli 24 Stunden erschossen. Der Auf ruf enthielt noch andere, wahrhast unbarmherzige Bestimmungen, die Bazaine noch dadurch verschärfte, daß er den Jnaristen den Krieg bis auf den Tod ansagte, ohne Gnade für die Gefangenen. Ei» An führer der scindlichen Truppen, Escobedo, bemächtigte sich eines srun- zösischen Proviautzuges im Werlhe von II Millionen Franke». Napoleon zeigte sich ungeduldig »nb ließ Maximilian eine Note über gebe» des Inhalts, „die mexikanische Expedition habe keinen andere» Grund gehabt, als die Nothwendigkcit für Frankreich, durch die Waffen die Genugthunng zu erhalten, worauf es Anspruch hatte; wen» Napoleon sich in der Folge der Errichtung einer Monarchie -günstig gezeigt habe, so sei es nicht so zu verstehen gewesen, als ob seine Unterstützung das Verhältnis; der von ihm zu wahrenden Interessen übersteige» sollte." Das war ein Donnerschlag. Die Kaiserin reiste begürzt nach Paris, nur Napoleon eine Denkschrift zu überreichen, worin derselbe uamenllich an das gegebene Verspreche» erinnert wurde, seine Truppe» nur in dem Maße abzuberufen, als sie durch mexikanische ersetzt würden- Napoleon blieb unerbittlich und die Franzosen begannen avzc,ziehen. Da der Urlaub zahlreicher belgischer Osficicrc mit dem 15. Octobcr 1666 ablief, halte van der Smisseu wiederholt um Verlängerung desselben gebeten, ohne eine Antwort dcS Krikg-ministerinms zu erhallen. So mußte er sich dazu ent schließe», die Officiere zu ermächtigen, sich in Sa» Luis der fran zösischen Cvlonie auzuschließen, zumal sich eine Gelegenheit, die Küste zu errcl hen, nicht so bald wieder bieten konnte. Vau der Smisseu blieb mit seinen Mannschaften zurück. Immer schiefer gingen die An gelegenheiten deS mexikanischen Kaiscrthnms: am 15. Oktober mußlen GuayniaS und Hermvsillo geräumt werden und Tuxtla capilulirlc. Das belgische Corps erlitt trotz seiner Tapferkeit eine Niederlage in Tula, 11 Officiere und 45 Mann blieben lobt oder wurden vertvnndet. Nun kamen die schlimmsten Botschaften aus Europa: der Nachricht vom AnSgange de» dentfch-östereichischen Kriege» folgte diejenige, daß Kaiserin Charlotte geisteskrank geworden und nach Miramar gebracht worden sei. Am 22. October 1866 beschloß Maximilian, abzndanke». An Bazaine hatte er politische Acten gesandt, die nicht anlangtcn. Er wöllte dann die Kriegsgerichte abschasfc» und die Feindseligkeiten einstelle». Er trat die Reise nach der Küste an. Schien ihm die Lage in Mexiko »»haltbar, so sah er dem Empfang, der seiner in Oestreich wartete, auch nicht mit viel Hoffnung entgegen. Er zauderte, und anstatt wieder »ach Vera-Cruz zu reise», hielt er sich in der Hacienda von Ocizaba ans. Im November beschloß er »ach Mexiko zurückzukehren, vbschon er von Wie» die Versichern»,) einer guten Aufnahme erhalten hatte, falls er den von ihm Unterzeichneten Abdanknngsvertrag anfrechtcrhalten wollte. Am 1. December kündigte er die Absicht an, einen Congreß zttsammenznbernfen. Derselbe ver sammelte sich am 14. Januar. Bazaine, der zur Theilnahme an den Sitzungen aufgefordert worden war, Ihi.lt eine Rede mit der Schlußfolgerung, die Rnpnblik wurzele in den Sitte» der Mexikaner und der Kaiser müsse ablretc». Trotzdem wurde die Erhaltung des Kaiserthnms nnd die Fortsetzung des Kampfes beschlossen. Schon am 15. Januar verkündigte Bazane den Abzug der französischen Truppen mit dem Zusatz, Frankreich habe nie die Absicht gehabt, de» Mexikanern eine Ncgicrnngssorm anfzndrängen. Am 18. Februar setzte Maximilian sich an die Spitze der mühsam durch Marquez ge sammelten Truppen nnd acht Tage darauf mußte er sich in Qneretaro ciuschließc», wo er »ach dreimonatlichem Widerstand seine» Degen an Escobedo abgebc» mnßte. Am 19. Juni 1867 ficl er heldcnmülhig. Seine letzten Worte waren: „Ich sterbe für eine gerechte Sache, für die Sache der Unabhängigkeit nnd der Freiheit Mexicos. Möge das Vergießen meines Blutes das Ende des Unglücks meines ncnen Vaterlandes bezeichnen." General van der Smisse» erzählt die That- sache», ohne daraus Schlußfolgerungen zu ziehen. Ans der Darstell ung des hochgeachteten Zeuge» geht jedoch hervor, daß die Verant wortung für die Hinrichtung bei Qneretaro trotz der Fehler, die Maximilian beging, auf Frankreich nnd besonders ans Bazaine fällt. Was die Kaiserin betrifft, so erscheint die Vermutlunig von einer Vergiftung hinfällig. Der Erzähler halte bemerkt, wie die fort währende» Kränkungen, die ihr und ihrem Gemahl widerfuhren, sowie das stetige Unglück in alle» Dingen das Gemüth der Kaiserin ergriffen hatte», so daß sic manche unerklärliche Handlung beging. Kirchliches Gttt Ordenöpriester als Handels,»"«». Die „Linzer Tagespost" erhält ans Gmündeu folgende erbauliche Miltheilnng: Am 7. Juni wurde in Nenkirchen nnd am 8. Juni in Altmünstcr an eine bedeutende Anzahl Firmlinge das Sakrament der Firmung gespendet. Bekanntlich herrscht die Sitte, daß die Pathinnen und Pathen an dieselben Rosenkränze, Gebetbücher und Heiligenbilder als Andenken überreichen, nnd so haben die hiesigen Geschäftsleute in der Hoffnung, »ach so langer Geschäftslosigkeit bei Gelegenheit der Firmnng ei» Geschäft zu machen, sich mit bedeutenden, Vvrrathe a» FirmungSgeschenkeu versehe». Der Guardia» des hiesigen Kapnzincrklosters, der schon lange Zeit Handel treibt, hat sich aber ebenfalls ein bedeutendes Lager von Firmgeschenkcn angelegt, dieselben geweiht und dann in Erziehnngsanstalten gesendet, so daß er das Hauptgeschäft machte nnd die Geschäftsleute sich mit einen, geringen Absätze zufrieden geben mußte». Dieser hochwüroige Herr wnrdc i» früherer Zeit mehrmals wegen Geschäslsbecinträchiignng angezeigt, aber die Folge war, daß derselbe »»> die Concessio» einer Buch Handlung ansuchte, die ihm auch ohne Befähigungsnachweis (!) von der politischen Behörde crlheilt wurde. Nun wird erst recht flott gehandelt mit Rosenkränze», Heiligenbildern, Gebetbüchern, Lvnrdes- Wasser, Wei», Gemüse rc. Aeltcre Weiber wnroe» i» die herum- licgenden Fabriken gesendet, die ihnen übergebene Waare dort an- zubicten und a» den Man» zu bringe», und so wird ni», der Ge schäftsmann, welcher große Steuer» nnd Miethzins zu zahle» hat, auf das onpfiudlichstc geschädigt. Gehört dies auch zun, Berufe eines Priesters, und wo bleibt da d,e freiwillige Armnth, worüber der OrdenSmann am Tage der Profcß das Gelübde abgelegt hat, und die Nächstenliebe, die von der Kanzel ans de» Gläubigen so eindringlich ans Herz gelegt wird? * * „Auf Kalholikenversammlungc» werden niemals Andersgläubige verletzt," versichert die nltramvntane Presse einmüthig mit eine», pha risäischen Seitenblick ans die „Hetzereien" des Evang. Bundes. Wie sehr aber die Thatsachen dieser Behauptung widerspreche», zeigt unter andere», wieder die Fcstpredigt z»r Eröffnung des Magdeburger Katholikentages, in welcher folgende Wcisheilssprüche über die Re formation und ihre Folgen zum Beste» gegeben werden: „Die Reformatoren de- 16. Jahrhunderts habe» mit den Glaubens lehren, den Gebräuchen und Einrichtungen der alte» Kirche gründ lich anfgcrünmt; sie habe» die Autorität-in der Kirche verworfen, das Opfer, die meisten Sacrnnientc abgcschafft; das Fasten und die Werke der Buße und Abtödtnug aufgehoben; jeder kvnnte sich seinen Glauben dem Princip der freien Forschung gemäß selbst zurecht legen, jeder konnte nach seiner Fatzvu selig werden! Die traurigen Folgen, die Umwälzungen nnd Zerspaltungen in die verschiedensten Scctc», welche der Protestantisinus hat durchmache» müsse», sind bekannt, »nd was ist schließlich und endlich die Folge? Unglaube, Jndiffe- rcntismns, Nationalismus, Atheismus. Die Zahl der Goltes. und Chrislttsleugner ist nicht gering, von der heil. Schrift, auf die sie so sehr z» pochen schienen, ist dann meistens nichts mehr als echt übrig ge blieben, als der Einbanddeckel." Freilich der Jünger kann nicht über seinen Meister! Wenn der „Friedenspapst" die Reformation als „Pest" bezeichnet, dann kann man von «ine», römischen Priester eine geschichtliche Würdigung der größten That i» der deutsche» Geschichte schlechterdings nicht ver lange». Warurnh Preisgekrönte Novelle von Ko » stanze Lochman ». lFortsetznng und Schluß.) Der Schnellzug, welcher Maria aus Dresden wegführte, hatte auch Meinhardt als Paffagier ausgenommen. Die Stimmung, i» der er de», wohlbekannten Badeorte sich näherte, war keineswegs eine gleichmäßige und ruhige. Er hatte sich am vorhergehende» Tage zur Abreise nicht entschließ:» können; es trieb ihn »ach dem Garte», wo er wußte, daß Maria den Nachmittag zubringen würde. Er sah sie auch mehrmals, ohne von ihr bemerkt zu werde», doch wagte er nicht, die Lenncp'schen Damen anznsprechcn, da er seiner selbst nicht sicher war. Er fürchtete, das herzige Mädchen werde ihn wieder mit solche», Zauber ninstricke», daß er der nächsten Pflicht vergäße. Nur sehen wollte er Maria noch, »m da»» i» der Morgenfrühe des ander?» Tages dem Ziele zuzustreben, welches ihn allein nach Europa gelockt. Melitta wußte vielleicht schon vo» seiner Anknuft i» Dresden, und sie zürnte mit Recht, weil er so lange gezögert, sie anfzusnchen. . . Was wird er ihr sagen, und wie wird Maria sein Bündniß mit der Mutter anfnchmen? >. Diese Frage» marterten nun s chon stundenlang seinen Kopf , . . als endlich der Zug in R. hielt, zögerte er, anSznstetge». Er sah nicht mehr die schlanke Mädchengestalt, welche behende die Stufen zu», Empfangszimmer emporeilte — sei» Diener besorgte Gepäck »üd Droschke» und vo» de» widersprechendste» Gedanken gefoltert, stieg Mcinhardt bald darauf i», „Weißen Adler" ab. Dort in dem schattigen Garten des Hotel» brachte er den Abend z», de,u, er scheute sich, die Plätze wiederzusehe», die, seit er Maria kenne» gelernt, nur »och schmerzliche Erinnerungen in ihm wecken konnten. Am andere» Tage verließ er früh sei» Lager 'und lenkte seine Schritte in die Wälder, welche R. im Norde» einschlossen. Räch stundenlanger Wanderung kehrte er durch die Stadt zum Gasthofe zurück. Sei» Weg führte ihn an dem Häuschen, welches er einst bewohnt, vorüber; ihn wandelte die Lust an, das stille Stüdchesi mit de», Blaltgewirr vor dem Fenster zu betreten . . . Der Diener stand, seiner wartend, a» dem breiten Einfahrtsthore deS Hotel-, welches gegenüberlag; er legte ein zierliches Briefchen in deS Herrn Hand. Sieocndhciß stieg ihm das Bl»t in di« Schläfen, denn der Umschlag trug Melittas Schrislzüge. Sie schrieb: „Willkommen in N., mein Freund; ich erwarte Sie, wenn die Sonne zur Rüste geht, auf der Höhe unter der Trauerbirke. Melitta Halm." ' 7' So hat die Tochter seine Ankunft gemeldet? Und Melitta lieht ibü noch, sie wünscht ein Wiedersehen an de». Orte, an welchem ex ihr seine Neigung gestand? Sie weiß, er gehört zu ihr, so lange nöch ein Athemzng in ihm ist er darf solche» Vertrauen nicht täuschen. . . . Lebe wohl, schöner Traum von eine», selige» Lebe» an der Seite seines Lieblings, seiner holden Rosenknvspe. Sie wird ihn vergessen, de»» sie ist jung, »nd ihr wird „och viel gehuldigt werden ... ach, reiner, hingebendcr, treuer kam, sie Keiner lieben als er, denn in ihr lebt seine Jugend auf. Bei ihre», Anblick ver gißt er das wirre Gaukelspiel de» Lebens, er findet sich bei der Buche im Hochbcrger Wald ... die Geliebte fliegt ihm entgegen, nicht Stolz, nicht hvchsahrender Sinn trennt sie von ihm! .,. . Fort, ihr verheißenden Tranmgebilde: Wo die Trauerbirke.ihre Zweige zizr Erde sinken läßt, wartet eine Vielgeprüfte auf de» Wan», der sich ^ ihr gelobt- . . — . . ^ Die letzte» Strahle» der Sonne umschmeicheln die zarte Fra», welche an de», Baume mit den schwankenden Zweige» lehnt- Heinz steht vor ihr und hält ihre beiden Hände. ... Er sieht i» das blaffe Gesicht, ans dem die großen Auge» fast überirdisch strahlend ihm entgegenlcuchten — — ihn überwältigt der Ausdruck von Entsagung, den er über die feine» Züge gebreitet findet. „Mein Freund," sagt Melitta und entzieht ihm langsam ihre Hände, „ich danke Ihnen von Herzen, daß Sie gekommen sind. Von den Leidenstage, welche hinter »ns liege», wollen wir nicht spreche» — das ist längst Alles überwunden. Nur »reines Kindes Zukunft liegt mir schwer auf der Seele. „Melitta, was sollen die traurige» Worte?" fällt er ei». „Ich bin hier, um ..." „Still, Heinrich! I» den Vormittagsstunden habe ich den Arzt gesprochen; er fand das Resultat der Kur ander», als er erwartet hatte . . . i»> Herbst will er mich »ach de», Süden schicke». Aber mir fehle» die Mittel» Heinz! ... Da habe ich gedacht, der Jugend freund wird Rath wissen . . . Sie kennen ja meine Schwärmerei für Italien; wollen Sie mir dazu verhelfe», das gelobte Land endlich zu schaue»? Dort soll mir wohl werden!" „Melitta, Alles, was in meinem Besitze sich befindet, steht Dir zur Verfügung. O, sprich nicht so entsagungsvoll! Du wirst rasch gesunde» und in der Heimath »och glückliche Tage sehen . . . Höch berg erwartet die Herrin . . ." „Ja, Heinz, ich weiß, daß Sie mir zu Liebe de» Kauf abgeschlossen haben . . . doch nicht ich werde Herrin im Hochberger Schlosse sein; legen Sic auf kräftigere Schulter» die Sorge für Hans nnd Hof. . . Ich weiß ei» kleines Mädchen, welches gern in Ihren Armen geruht hat, vo» Ihnen sich gern verwöhnen ließ... Die Kleine ist recht groß geworden, aber sic kennt auch jetzt auf der Welt nichts Lieberes, als Heinz Meinhardt. Wolle» Sie Maria znr Hern» von Höchberg mache»?" — Er sinkt zu ihren Füßen nieder und küßt wortlos die kühlen, durchsichtigen Hände. „Meine Heilige!" sagte er endlich. „So habe ich doch auS Deiner Hand das höchste Glück empfangen Dein Kind, Dein Kleinod darf ich hüten? Maria soll mir gehöre» für Zeit und Ewig keit? . . . O» habe Dank, Melitta! . . . habe Dank." „Wozu danken?" meinte sie leise. „Sie geben der Tochter die Heimath . . . ei» treues Herz; »nd wenn ich einmal nicht mehr bin, wird sie bei Ihne» ihre» Verlust am wenigsten empfinden . . . Jetzt aber gehe» Sie zu Maria, Heinz — sie bangt sich „ach Ihnen — — — — Sie haben das Kind mehr als uöthig gequält." — „Melitta!" „Ja," lächelt sie. «Ich weiß so ziemlich Alles. Sie glaubten sich an eine alte, müde Frau gebunden, die nichts mehr von Gott erbittet als Sonnenschein auf ihres Lieblings Hanpt. Grüßen Sie Maria von der Mutter! — Im Garte» Ihrer allen Wohnung finden Sie Ihres Lebens beste» Schatz . . . gehen Sie mit Gott, Heinz!" Sie wendet sich langsam ab, um die Thränen nicht sehe» zu lassen, die über ihre Wange» rolle» , . . Noch einmal sagt er leise» innig: „Dank, tausend Dank!" Dann schreitet er blitzende» Au-e- seinem Glücke entgegen.
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