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Der Bote vom Geising Lrlch^nr woG. mttcd i'r»-:mn!. Dtensiaq, Donnerslag und Sonnabend miltnq- ivöchen'lich«> Beilage: „Neue IUustnerte-, Monm?bc'Iage: .Au» d um den Geisiagverg" »>a Müglitztal-Zeitung Bczirksanzeiger für Altenberg, Geising, Lauenstein, Bärenstein Bezugspreis für den Monat 1,25 Goldmart mit Zutragen. Anzeigen: Die 4 gespaltene 65 mm breite Zeile 15 Goldpsennige, Eingesandt und Netlamen ljO Goldpfennige und Umgegend. In diesem Blatte erscheinen die amtlichen Bekanntmachungen der Amtsgerichte Altenberg und Lauenstein, sowie der Ttadtbehörden Altenberg, Geismg, Lauenstein und BSrewtein. Druck und Verlag: F A Culitzsch, Altenberg. — Für die Lchriftleitung verantwortlich: Flora Kuntzsch. Altenberg. — Fernspr.: Lauenstein 27. — Postscheck Dresden 11811. — Gemeindegirotonto Altenberg 11 Dienstag, öen 8. September 1025. 60. Jahrg Nr. 104. Landwirtschaftliche Landesausstellung Dresden Durch die Landwirtschaftliche Landesausstellung in l Dresden-Reick Hai die sächsische Landwirtschaft ein hervor- - ragendes Zeugnis von ihrer TüchügteN, chrem können ' und ihrem kulturellen Hochsland abgelegt. Ein imposan- es Werk ist dort geschaffen worden, das noch lange in der Erinnerung aller derer, die es gcfehen haben, fort leben wird und das für die weitere Entwicklung der sächsischen und damit auch der deutschen Landwirtschaft von größter Bedeutung sein wird. Wie wir bereits kurz berichteten, fand am Freitag 1/212 Uhr vorm. auf dem großen Sport- und Vorsührungs- platz der Ausstellung die feierliche Eröffnung statt. Zahlreiche geladene Damen und Herren wohnten der Feier bei. Die Vertreter der sächsischen Ministerien, des Reichsernährungsministeriums, des Deutschen Land- wirtschaftsrates, der Deutschen Landwinschaftsgcsellschaft, des Landbundes, der Kreis und Amtshaummannschatten, zahlreicher sächsischer Städte und Gemeinden, des Ver bandes Sächsischer Industrieller, der Handels- und Ge werbekammern, aller landwirtschaftlichen Vereine und Verbände, auch vieler nichtsächsischer Landwiuschaftskam- mern und anderer Behörden hatten auf den Tribünen Platz genommen. Nachdem der Ausstellungsleiter, Herr Oberst a. D. Richter, die Fertigstellung der Ausstellung mügeteilt hatte, begrüß e der Präsident, Herr Geheimer Okonomierat Dr. Sleigcr, die erschienenen Damen und Herren und sprach allen denen, die mit Rat und Tal zum Gelingen des Werkes beigetragen hatten, in warmen Worten seinen Dank aus. Dieser Dank galt zunächst der sächsischen Staatsregierung, dem Reichsernährungsministerium und vor allem auch der Stadt Dresden, die ourch ihr großes Entgegenkommen allen Wünschen der Ausstellungsleitung gegenüber ihren Rus als Ausstellungsstadt auch diesmal bewährt hat. Auch der vielen Preisstifter und sonstiger Freunde und Gönner der sächsischen Landwirtschaft wurde gedacht. Auf diese Ansprache antworteten in, Namen der Staatsregierung Herr Wirtschaitsminister Mütter, des Reichsernährungsministeriums Herr Ministerialrat Köhler, der Stadi Dresden Herr Oberbürgermeister Blüher und der Landwirtschastskammer Herr Präsident Vogelsang. Die Ansprachen wurden umrahmt von musikalischen Dar bietungen einer Reichswehrkapelle und klangen aus in einem Hoch auf das deutsche Vaterland. Im Anschluß hieran wurden einige der besten preisgekrönten Tiere vorgeführt, und daraufhin fand ein Nundgang durch das weite Ausstellungsgelände statt, das, unmittelbar am Bahnhof Reick und an einer Haltestelle der Straßenbahn gelegen, sich in einer Ausdehnung von 15 Hektar zwischen Gasanstalt Reick und Dresdner Rennbahn erstreckt. Die Ausstellung zersällt in einen rein landwirtschaft lichen und einen industriellen Abschnitt. 2m ersteren sei die große Zahl der Ausstellungsiiere besonders hervorge hoben. 2n mächtigen Zellbauten sind 600 Rinder, 340 Pferde, 350 Schweine, 150 Schafe, 100 Ziegen, 400 Kaninchen, rund 2000 Stück Geflügel, 130 Hunde und ungezählte Fische in 65 Aquarien untergebracht. Hoch- interessant sind die wissenschaftliche Abteilung, pflanzliche Erzeugnisse, Milch- und Molkereiwirtschaft, Obst- und Weinbau, die Abteilung für Vogelschutz, die von unserem Mitarbeiter A. Klengel geleitet wird, und das Schmuck kästchen: Landfrauenarbeit — Berufsarbeit. 2m Industrieabschnitt, der etwa 30 000 Quadrat meter bedeckt, erheben sich zwei große Industriehallen; die Aussteller haben ferner im freien Gelände vielfach : Zelte aufgeschlagen. Annähernd 400 2udustriefirmen mit Tausenden von Einzelobjekten sind im Katalog ver zeichnet. Es fehlt keine Maschine, kein Gerät, das oer Landwirt braucht. Die übersichtliche und klqre Anordnung der Ausstel lung, die sich in ihrem Gesamtausbau dem Muster der großen Ausstellungen der Deutschen Landwinschaflsgesell- fchast anschließt und ihren Ausmaßen nahekommt, ver dient vouste Anerkennung. Sachsens Landwirtschaft, die zum ersten Male seit dem 2ahre 1887 mit einer großen Schau in die Öffent- ; lichkeit tritt, kann auf ihr Werk stolz sein. Die Ausstellung bietet jedem, auch dem Nichlfachmann, wertvollste An" regung. Die Städter jeden Berufes können sich durch Besichtigung einen Begriff von der großen Bedeutung, dem Umsang und den vielgestaltigen Ausgaben des land wirtschaftlichen Beruses machen. Zeigt uns die Ausstellung in der Hauptsache die Erfolge der praktischen Arbeit, des stillen Strebens und zähen Fleißes des Landwirtes im Dienste unserer Volks ernährung, so war der Landwirtschaftliche Festzug, der sich am Sonntagmitlag durch die Straßen des inneren Dresdens bewegte, eine großartige Kundgebung nach außen hin. Große Besucherscharen, besonders Land wirte, hatten die Sonntagmorgenzüge gebracht. Auf den Straßen Dresden herrschte ein starker Verkehr. Die Stra ßen, die von dem Festzug berührt wurden, waren von dichten Menschenmauern umsäumt. Punkt 11 Uhr setzte sich der Festzug vom Zirkus Sar.asaui aus über die Carolabrücke in Be' wcgung. Die Spitze des Zuges bildete ein berittenes Trompeterkorps. Der erste Teil des Festzugcs bestand, symbolisch sehr sinnig, aus der Jugend. Er wurde von den ländlichen Neileroereinen eröffnet. 2m schmucken Reiterdreß, mit grünen, roten oder gestreiften Westen, farbigen 2okcimützen und weißen Reithosen saßen die jungen Landwirte aus ihren prächtigen Pferden. Dann folgten die landwirtschaftlichen Schulen, Schüler und Schülerinnen in ihren bunten Mützen. Den Zug des 2unglandbundes eröffnete eine 2ungmädchengruppe, die in den Farben des Bundss, braun, grün, blau und weiß, gekleid t war. In dieser Gruppe erschienen die ersten Festwagen. Da sah man auf einem Wagen Schnitter und Schnitter innen bei der Arbeit, auf einem anderen wurde ein Ernte fest abgehalten, und um den bunten Erntekranz entwickelte sich ein lustiges Leben bei Musik und Tanz. Wieder an dere zeigten die Arbeit auf einem Weinberg, und auf einem Dreschwogen wurde gar emsig der Dreschflegel ge schwungen. Die Iugendgruppe des LHV. Meißen hatte einen Festwagen zusammengestellt, auf dem ein großes Waschfest abgehalten wurde. Da sah man schmucke Wäscherinnen vor den Bottichen und Zubern waschen und spülen, und lustig flatterte dann das weiße Linnen in« Winde. Der zweite Teil des Festzuges zeigte die einzelnen Betriebszweige der Landwirtschaft. Die ehemaligen land- wirtschaftlichen Schüler Tharandts stellten eine Gruppe Ackerbau. Sehr schön war der Wagen des Landessaat- bauvereins für Sachsen zusammengestellt, der die Saat und die Fruchtbarkeit symbolisieren sollte. Aus einem prächtigen Blumenwagen türmten sich Gladiolen und Dahlien zu herrlichen Blütenbauten. Dann folgten zahl reiche Wagen, auf denen der Obstbau, die Gurkenernte, die Bereitung des Sauerkrautes, das Brechen und Spinnen des Flachses dargestellt wurden. Mehrere Wa gen zeigten die Milchgewinnung, -bearbeitung und -Ver sorgung. In vielen lustigen Berschen wurde die Bedeu tung der Milch gepriesen. Den Schluß dieses Teiles des Zuges bildeten einige große Brauereiwagen, auf denen gar gewaltig der mächtige Humpen geschwungen wurde. Den dritten Teil des Festzuges stellten die Handwerker. Da waren zum Beispiel die Bäcker vertreten. 2n ihrer Mitte führten sie ein großes Brot und einen Riesenstollen von etwa 2 Meter Länge. Auf einem Wagen war eine Bäckerei dargestellt, und die frischen Brötchen wurden gleich an die Zuschauer verteilt. Dann folgten die Fischer, die ein großes Boot mit sich führten; die Müller kamen mit einem Esel an und zeigten auf einem Wagen auch eine kleine Mühle in Betrieb; die Sattler hatten einen Wagen mit Sattlererzeugnissen (Koffern, Pferdegeschirren und dergl) zusammengestellt, und die Schmiede schwangen gar kräftig den Hammer und bearbeiteten das Eisen. Den Schluß bildeten die Wagenbauer und Stellmacher. An der Spitze jeder dieser Gruppen fuhren d e Vorstände mit den Fahnen und Standarten der Innung, und da hinter schritten die Innungsmeister im Zylinder und schwarzen Rock. Der vierte Teil des anschaulichen, interessanten Fest zuges zeigte die Gruppen: Tierzucht, Trachten, Industrie. Da kamen zuerst die Artamanen mit einem Festwagen, dann Wandervögel in bunten Gruppen, und darauf folgte allerlei Getier, wie Kaninchen, Schafe, Hammel, unter denen sich ganz prächtige Exemplare befanden. Eine oogt- ländische Gruppe in ihren malerischen, farbigen Gewän dern führte die unvermeidlichen vogtländischen Klöße mit sich. Eine Wagengruppe zeigte Lausitzer Flachsbauern vor 50 Jahren. Dann kamen Beamte der sächsischen Staatspolizei mit Schutz- und Wachhunden. Den Schluß des Zuges bildeten einige Festwagen, die zwei Schnitter gruppen darstellten, wie sie singend und lachend von der Arbeit kommen, die Mädchen im bunten Kopftuch und Arbeitskleid, die Burschen mit der Sense in der Hand. Und nach der harten Wochenarbeit kommt die wohlver- diente Ruhe und das Vergnügen am Sonntag. Da gehts zum Tanz. Und bei den Klängen einer Ziehharmonika wird unter den Lindenbäumen gar mächtig das Tanzbein geschwungen. Dieses sonnige, lachende Bild beschloß den Zug. In musterhafter Ordnung wickelte sich alles ab. Man sühlte heraus, daß glänzende Vorarbeit geleistet worden war und die ganze Organisierung tadellos klappte. Und was der Zug bezweckte, das ist voll erreicyt worden: eine machtvolle, eindruckstiefe Kundgebung der sächsischen Landwirtschaft. Die Reihe der festlichen Veranstaltungen wurde am Sonntagabend im Städtische»! Ausstellungspalaste fortge setzt. Ein Erntefest in Winkelhausen wurde dort ab- gehalien. Die beiden Säle des Ausstellungspalastes süllten sich gar rasch, und bald herrschte fast erdrückende Überfülle. Um 1/28 Uhr wurde das Fest durch einige Konzertstücke, die von einer Reichswehrkapelle in bunten Bauernkostümen flott gespielt wurden, eingeleitet. Dann begann das eigentliche Erntefest, das von Lehrer Zeibig (Bautzen) geleitet wurde. Mil Gesang kamen die Schnitter und Schnitterinnen, die Dorsburschen und mädchen aus den Festplatz gezogen. Hier hielt einer aus ihren Rei ben an den Gutsherrn eine Ansprache und überreichte ihm dann den Erntekranz. Der Gutsherr dankte mit freundlichen Worten und lud dann alle zu einem fröhli chen Fest ein. Und nun begann ein gar lustiges Trei ben. Nachdem der Volksliederchor einige Lieder gesungen hatte, wurde ein Schnittertanz von der Gruppe Öderan aufgeführt. Alte liebliche Volksweisen klangen da wieder durch den Saal, und graziös drehten sich die Schnitter innen an der Hand ihrer Burschen. Dann sangen und tanzten die Anamanen, und die Gruppe Löbau führte einen Bändertanz auf. Ein fröhlicher Abgesang beschloß diesen Teil. Auch im Konzertsaale herrschte ein fröhliches Treiben. Dort sang und tanzte der Volksliederchor. Echte, rechte Volkslieder und -tänze waren es, die hier mit Schwung und Begeisterung geboten wurden. Dann kamen auch die Vogtländer in ihren farbenprächtigen Trachten ange- zogen und trugen mit Gesang und Tanz zum weiteren guten Gelingen bei. Und zum Schluß war allgemeines Tanzen und Fröhlichjein. Die Sicherheitsverhandlungen. Wie der Dresdner Anzeiger meldet, sind die Sicher heitsverhandlungen, nachdem durch die Iuristenkonfecenz ein Stadlum mündlicher vertraulicher Beratungen einge treten war, jetzt irr eine neue Periode gelangt, die dadurch gekennzeichnet wird, daß die beteiligten Regierungen halb- offiziöse Notizen und Erklärungen in der Presse verbreiten. Es handelt sich um eine gewisse Unsicherheit über die weitere Behandlung der Paktsrage, die offenbar dadurch beseitigt werden soll, daß man von beiden Seiten das Terrain vorsichtig durch solche Erklärungen in der Presse abtastet. Den Erklärungen der amtlichen französischen Tele- graphenagentur Havas, die davon sprechen, daß die Außenminister der Entente eine Konferenz, zu der auch der deutsche Außenminister erscheint, sür erforderlich und für gesichert halten, wird eine Erklärung des amtlichen Wölfischen Telegraphenbüros gegenübergestellt. Darin stellen die amtlichen deutschen Stellen fest, daß zwar auch der Reichsregierung im Prinzip eme Konferenz erwünscht wäre, weil sie nicht glaubt, daß die Sicherheitspaktsrage durch einen Notenwechsel gefördert werden kann, daß aber eine Einladung in Berlin vorläufig nicht vorliegt und daß auch vor weiteren Entscheidungen über eine solche