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Der Bote vom Geising Müglitztal-Zettung Dienstag den 3Ü. Juni 1825 6V. Jahrg Nr. 74 Bezugspreis für den Mona» 1,25 Goldmark mit Zutragen. Lttrheim. wöchentlich dreimal: I rnsing, Donnerstag und Sonnabend mittags Wöchentliche Beilage: „Neue IUuftrierte", Monatsbeilage: .Rund um den Geliingberg" In diesem Blatte erscheinen die amtlichen Bekanntmachungen der Amtsgerichte Altenberg und Lauenstein, sowie der Stadtbehörden Altenberg, (Heising, Lauenstein und Bärenstein. Druck und Verlag: H.A. Kuntzsch, Allenberg. - Für die Schriftleitung verantwortlich: Flora Kuntzsch, Altenberg. — Fernspr.: Lauenstein 27. — Postscheck Dresden 1181t. — Gemeindegirokonto Altenberg I l Anzeigen: Die 4 gespaltene 65 mm breite Zeil« 15 Goldpsennige, Eingesandt und Reklamen 3V Goldpfennige. Bezirksanzeiger für Altenberg, Geising, Lauenstein, Bärenstein und Umgegend. Die amtliche Erklärung der Reichsregierung. Die amtliche Erklärung über die Stellungnahme der Neichsregierung zur Frage des Sicherheitspaktes und zur Briand-Note ist Freitag abend erst in der zehnten Stunde veröffentlicht worden. Sie gibt im wesentlichen einen historischen Überblick über die Vorgeschichte des Sicher- hettsgedankens und saht nur in einem kurzen Schlußsatz die gegenwärtige Stellungnahme des Kabinetts zusammen. Die Erklärung lautet: Auf der letzten Vollversammlung des Völkerbundes war ein Protokoll über die friedliche Erledigung inter nationaler Streitigkeiten, das sogenannte Genfer Protokoll, ausgestellt worden. Ferner war durch im Kreise der Alliierten gepflogene Erörterungen über die Räumung der nördlichen Rheinlandzone gegen Ende des vergan genen Jahres das Sicherheilsproblem erneut in den Mittelpunkt der internationalen Erwägungen gerückt wor den. Die deutsche Außenpolitik sah sich damals vor die Frage gestellt, ob sie die Lösung der Sicherheitsfrage den alliierten Westmächten allein überlassen oder auf eine Lö sung unter Mitwirkung Deutschlands hinwirken soll. Deutschland lag daran, den anderen Mächten gegen- über klar zum Ausdruck zu bringen, daß es bereit sei, an einer Sicherheitsregelung milzuwirken, deren Endziel die von Deutschland selbst erstrebte Entwicklung aus den Bah nen des allgemeinen Friedens durch eine wirkliche Be- sriedigung Europas sein sollte. Demgemäß erfolgte seitens des Auswärtigen Amtes um die Wende des Jahres eine entsprechende diploma tische Fühlungnahme. Reichskanzler Dr. Luther hat in seiner Rede vom 30. Januar vor der ausländischen Presse zum Ausdruck gebracht, daß Deutschland an der Verwirk lichung des Sicherheitsgedankens em reales Interesse habe und zur positiven Mitarbeit daran bereit sei. Im Ein klang mit diesem Grundgedanken erschien es nach dem Ergebnis der diplomatischen Sondierungen unter Berück sichtigung der außenpolitischen Gesamt läge dem Auswär tigen Amt angebracht, den alliierten Negierungen zur Kenntnis zu bringen, aus welcher Grundlage eme Mi.- wirkung Deutschlands an der Regelung der Sicherheils- srage in Betracht kommen könnte. Zu diesem Zweck wurde den allneNen Regierungen im Februar ein Memo randum überreicht, das verschiedene Löbmgsuwglichkeitcn zur Erörterung stellte. Nachdem die von dem französischen Botschafter über gebene Note vom 16. Juni konkrete Vorschläge gemacht hat, die dir deutscherseits bezeichneten Lösungsmögl'.chkeiten teils ändem oder miteinander verbinden und ihnen neue Veriragskonstrultionen hmzufügen, ist nun das Kabinett zu einer Beratung des GesamHompleres der dadurch aufgeworfnen Fragen zusammengetreten. Das Kabinett ist dabei übererustimmend zu der Erkenntnis gelangt, daß die in der französischen Note vorgeschlagen.n« Erört.run- gen zur Vorbereitung der endgültigen Stellungnahme alsbald auszunchmen sind. Die deutsche Regierung, die im Einklang mit den Schlußworten der französischen Note auch lbrerseits das Zustandekommen van B rhauolungen begrüßen würde, dre zu einer neuen und wirksamen Friedensgewähr führen, wird unentwegt an dem Ziel Deutschlands festhalten, im Sinne der vorstehend darge- lcgten Bestrei'"igen zu einem wirklichen Frieden zu ge- langen, der durch ein Sicherheitsabkommen auf völliger Gegenseitigkeit begründet werden soll. Uva el ffrimr Vttensivr gegen ser. Nach den letzten Nachrichten aus Marokko ergibt sich, daß der Vorstoß Abd el Krims gegen die Verbindungs straßen zwischen Fes und Tazan den Auftakt zu einer Offensive darstellt. Abd el Krim übt einen Druck aus, um die feindlichen Stämme nördlich und südlich der Straße in den Kamps hincinzuziehen. Ferner ist Abd el Krim in Verbindung mit den Stämmen des mittleren Atlas getreten. Der Kampf ist bereits im vollem Gange. Im Nordwellen stehen Dör fer, ebenso wie im Zentrum auch südlich von Fes el Bal in Flammen. Danach scheinen die aufständischen Trup pen südlich des Uerghaflusfes vorgedrungen zu sein, die Offensive gegen Fes eröffnet und gleichzeitig östlich und westlich der Stadt Fortschritte gemacht zu haben. Das Abkommen, das in Madrid zwischen Frankreich und Spanien über die Unterdrückung des Waffen- und Munitionsschmugels an der Rifküste abgeschlossen worden ist, ist allen ausländischen Staaten zur Kenntnis gebracht worden. In Genf sind fünf deutsche Fremdenlegionäre einge- troffen, von denen vier aus der spanischen, einer aus der französischen Fremdenlegion entflohen sind. Nach ihren Aussagen sollen insgesamt im vorigen Jahre 2000 Deutsche in der spanischen Fremdenlegion gewesen sein, von denen 900 bereits an der Marokkofront gejallen seien. Die Wirren in China. Das Blutbad in Kanton. London. Der Zivilgouverneur von Kanton hat dem englischen Generalkonsul über die Schießerei, die am Diens tag in Kanton stallfand, eine Note geschickt, in der er be hauptet, daß die Engländer zuerst mit Maschinengewehren und Flinten das Feuer eröffnet hätten, das dann von Soldaten und der Polizei der französischen Konzession ausgenommen worden wäre, während ein portugiesisches Kanonenboot seine große Kanone auf die Menge abge- schossen hätte. Im ganzen seien „bei diesem brutalen und vorher im Geheimen gründlich überlegten Schießen" Hunderte gelotet worden. Neue Europaermorde. London. Die „Morning Post" meldet aus Peking: Sieben Luropäermorde sind in den letzten vier Tagen in Peking verübt worden. Die Ausländer beginnen sich in den Gesandtschaften ein Asyl zu errichten. Die Regie rung ist nicht in der Lage, Truppen nach Peking zu bringen, weil General Feng keine nruen Truppentransporte in Peking hereinläßt. London. Wie der „Daily Erpreß" aus Peking mel det, erhalten dort die Regierungsbeamten von allen Sei ten die Aufforderung, die Beziehungen zu Großbritannien zu lösen und einen Wirtschaftskrieg durchzusühren. Lrlliches und Sächsisches. Allenberg. Der vergangene Sonntag gehörte un sern Kindern — nach 23jähriger Pause fand wieder ein mal ein wirkliches Schulfest statt, das einen wohlgelun genen Verlauf nahm. Wohl waren schon im Jahre 1911 anläßlich des 450jährigen Schützen Jubiläums sowie im vor gen Jahre zum Zweckschießen und bei anderen Gelegenheiten kleine Kinderfeste veranstaltet worden, aber diese Festlichkeiten waren eigentlich nur Teile von anderen Veranstaltungen. Tage- ja wochenlanger Vor bereitungen hatte es bedurft, das Fest würdig vorzube- reiten und auszubauen — nun ist es vorüber und hat in den Herzen aller Beteckigten viel süße Erinnerungen zurückgelassen. Nur derjenige, der vielleicht selbst mit einem Ehrenamte betraut worden ist, weiß die Mühen und Liebesdienste zu würdigen, die ein solches Fest er fordert. Neben dem Lehrerkollegium hatten sich eine ganze Anzahl Kinderfreunde und -Freundinnen in den Dienst der guten Sache gestellt; sie haben dem Unternehmen ein gutes Gelingen und sich selbst den Dank der Kinderherzen gesichert. Frühmorgens leitete ein Musikumzug das Fest ein. Am Vormittag gab es noch die letzten Vorbereitun gen für das Fest zu treffen. Die Kleidung und Verklei dung der Kinderwelt ward geordnet und anprobiert, und nach Mittag strömten von allen Stadtteilen die festlich geschmückten und ausgestatteten jugendlichen Festteilnehmer nach dein Aufstellungsplatze ani Schulhause. Das Schul baus war festlich geschmückt. Nachdem die Gruppierung vollendet war, setzte sich der Zug unter Musikklängen der Stadtkapelle in Bewegung. Voran schritt der Pfeifer- und Tambourzug der Schützengilde. Dann folgten die einzel nen Schulklassen, die miteinander an Farbenreichtum und Trachtendarstellung wetteiferten. Es waren u. a. vertreten: Die alten Germanen, Ritter, Handwerker, Soldaten, Berg leute, Klöpplerinnen, Buschleute, ferner Gestalten aus der Geschichte und Sage, wie Siegfried mit dem Drachen, Robinson, Rotkäppchen mit dem „Wolf", die Germania, der kleine Gernegroß, weiter Bilder aus der Gegenwart und Kinderphantasie: Flugzeug „Amundsen", ein Braut paar mit Gefolge, ein Zuckertüten„baum" (?) und wohl manch andere anmutige Erscheinung, die das Auge nicht sofort zu deuten vermochte, da die einzelnen Gruppen ohne Zwischenraum aufmarschierten. Der Umzug durch die Stadt glich einem bunten Blumen- und Fahnenwald. Überall freudige Augen und Herzen und wehende Flag gen. Eine große Anzahl Erwachsene gab dem Zuge das Geleite nach dem Platze am Schützenhause. Auf der Fest- wiese wurden die einzelnen Abteilungen des Festzuges auf die photographische Platte gebannt. Die Schar der Teilnehmer wurde hierauf im neuen Schützenzelt mit Kuchen und Kaffee bewirtet. Dann folgten unter Leitung der Lehrerschaft und anderer Helfer und Gönner verschie dene Unterhaltungsspiele und Belustigungen, wie Stern- und Vogelschießen, turnerischen Ausführungen, Wettläufe, Topsschlagen, Klettern usw Süßigkeiten und Gebrauchs artikel in reicher Auswahl waren der Lohn. Während der Anfang der Festlichkeit durch kühlen Nordwind litt, strahlte in den späteren Abendstunden lieblicher Sonnen glanz auf den Platz, alles vergoldend und erwärmend. So ging dann das schöne Fest zur größten Zufriedenheit der Kinderwelt seinem Ende zu, und noch einmal bot sich dem Auge das Defilieren der jugendlichen Schar. Leider spiegelte sich diesmal im Festzug ein Stück Neuzeit wider, indem die anmutige Braut von ihrem Getreuen verlaßen worden war. Am Schulhaus angelangt, hielt Herr Ober lehrer Noack eine warme Ansprache. Er erwähnte, daß die Teilnehmer des letzten Schulfestes zum Teil schon Mütter und Väter seien und gab seiner Freude über das gute Gelingen und das freundliche Sommerwetter Aus druck. Herr Bürgermeister Just dankte im Namen des Schulvorstandes der Lehrerschaft und allen Helfern für ihre großen Mühen und ihre Opferwilligkeit und schloß mtt den besten Wünschen für ihre Zukunft. Es war gut, daß der Einzug möglichst frühzeitig erfolgte, denn kaum waren die Kinder daheim angelangt, als ein feiner Re gen einsetzte, der sich nach und nach zu einem heftigen Unwetter entwickelte. — Wie bereits erwähnt, wollte der hiesige Dramatische Verein auch sein Teil zum Gelingen des Festes beitragen und beabsichtigte ursprünglich, am gleichen Tage abends eine Wohltätigkeitsvorstellung zum Besten des Kinderfestes zu veranstalten. Aus ratsamen Gründen erfolgte ein Aufschub um eine Woche. Nächsten Sonntag soll nun das alterprobte Volksstück „Die Lieder des Musikanten" in Szene gehen. — Anstelle des bisherigen 2. stellvertretenden Standes beamten, des Herrn Stadtrates Carl Hermann Schütze, ist für den hiesigen Standesamtsbezirk Herr Verwaltungs- Sekretär Jungnickel in Pflicht genommen worden. — Mütterberatung Attenberg Mittwoch, am 1. Juli nachm. von 1—2 Uhr in der Volksschule. — Unveränderte Miete im Iuli. Wie wir von amtlicher Stelle erfahren, bleibt die Miete im Juli die gleiche wie im Juni. — Erledigt: Ständige Lehrerstelle in Dittersdorf bei Glashütte. Ortsklasse D. Wohnung für Verheiratete nicht vorhanden. Zu besetzen: Neugegründete Berufsschullehrer stelle an der Verbandsberussschule Lauenstein (Sa ft Orts klasse C. Bewerbungen mit den erforderlichen Unterlagen bis 15. Juli dieses Jahres an den Bezirksschulrat zu Dippoldiswalde. — Wiedersehnsfeier der „178er." Nochmals wird darauf hingewiesen, daß die Wiederschnsfeicr aller „178er" in Dresden (Ausstellungspalasts vom 4.-6. Iuli d. I. stattfindet. Geplant ist: 1. Tag- (4. 7. 25) 8 Uhr abends Begrüßung, 2. Tag (5. 7. 25) 9 Uhr vorm. Feldgottes dienst, anschl. Frühschoppen im Großen Garten, 4 Uhr nachm. offz. Feier im großen Saale der Ausstellung, ab 8 Uhr abds. Ball. 3. Tag (6. 7. 25) 9 Uhr vorm. Dampferfahrt nach Königstein und Besichtigung der Festung. Im Interesse der alten treuen Kameradschaft wird das Erscheinen aller ehem. 178 er und ehem. Regimentsange hörigen als Ehrenpflicht betrachtet, deshalb: „Auf nach Dresden zur 178 er Feier." Auskunft erteilt: Hermann Müller, Dresden-N., Louisenstr. 63, ill. — Tagesordnung zu einer gemeinsamen öffentlichen Sitzung des Schulverbandsvorstandes und Fortbildungs- schulausschusses des Fortbildungsschulverbandes Altenberg, Geising und Umgegend heute Dienstag, den 30. Juni, nachmittags 6 Uhr in Geising im Gasthof „Stadt Dresden". 1. Mitteilungen. 2. Festsetzung der Überstunden auf da» Schuljahr 1925. 3. Richtigsprechung der Berbandsrech- nung auf das Rechnungsjahr 1924. 4. Wahl der Rechnungsprüfer auf da» Rechnungsjahr 1925. ö. Be.