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»O- IT- Tiglithe Unterhaltuugsbeilsge zu den ~Neueften Nachrichten«. Nr. 151. Die Sonne. Roman von Anton v. Persall-Schlieriee. (Fortfetzunq.)« Mdkaot verboten-) Jm »Adler« herrschte große Aufregung. Das That war mit Tannenteiö geschmückt, ein transparentes -Willkommen« prangte unter dem goldenen Adlex mit ausgebreiteten Schwingen. Im Qetrenzixnmer hatten sich alle Honotatiotety alle alten Freunde des Amtmanns ohne Ueber-einkommen zusammengefunden nnd Fig-nächsten nach dem Knarren des Adler-Omnibus auf dem holperigen a er. Am Platze draußen drängte sich Alt und Jung, von dem Trausparente angelockt, das jetzt im Dämmerlichte des herrlichen Maiabendz ausleuchtetr. Während es .an dem Rathhausthurm kleben Uhr schlug, polterte der gelbe Adlerwagen über den Platz. nter dem Eingang stand der Adlerwirth, hinter ihm drängte sich das neugierige Gesinde. - ; , Allgemeine Ueberraschungl Wer war denn die vornehme ame, welche zuerst aus dem Wagen sprang, mit dem Wunder on Hütchen auf dem Goldhaars Der Adlerwirth verneigte sich ties vor ihr - da lag sie schon an seinem Halse und tiißte ihn« Wirklich und wahrhaftig das Fräulein Johannal Regina, welche ihre Gäste aus dem Bahnhof empsing, stand neben ihr wie eine ammerjungfer. Es nahm lein Ende, das Händedriicken und ragen, und Ringelmann standen die hellen Thränen im Auge. ohauna durchmusierte rasch die Versammlung Marius war nicht zu sehen. Jn der Wohnstube war der Familientisch gedeckt, mit Blumen geschmückt, als gelte es einer Hochzeit. Bei dem Peiimlichen Schein der Lampe konnte man sich recht ins Auge e en. I Uns Johanna sprudelte es nur so heraus wie ein unschuldiger Quell, dem der Raum zu enge. Sie ahnte sehr wohläuwaz die Schwester im Stillen dachte, die stummen Vorwürfe, die gstlichen Bedenken, nnd doch reiste sie das sonderbarer- Weiie zur Uebettteibnng, im Gefühl des Ueberlegenseins nicht ganz frei von einer Beimischung kleinlichen Neides. Der Name Graf Leining wurde nicht geschaut, und zwar in einer Weise, gesche spiegan keinen Zweifel lassen konnte über die Hoffnung derl we ter. Das muß aber viel Geld kosten, mit dieser Bemerkung unter brach Regina plötzlich die Ergießung der Schwester. Johanna wurde feuerroih, mehr and Unmuth als Scham. Sie dachte der dreihundert Mark, um welche sie Regina gebeten. Wie empörend, sie daran zu erinnern, sie hatte die Summe den andern Tag ja wieder zuriickgefchicki. Regina war im Stande, Allez dem Vater zu verrathen. Ja, das kostet esl Entsetzlich viel Geld! Aber, was will man machen, mit den Wölfen muß man heulenl Da giebt es nnt Eines - herbeischaffen das Geld. Ja, wenn das möglich wäre, meinte Regina. Habe ich auch gedacht und jetzt wird es doch möglich altem Anscheine nach. -- Der Amtmann nickte selbstznfriedcn mit em Kopfe. Sein sorgenvolles Antlitz, das nichts weniger als von Bliihen sprach, röthete sich. Als was verließ ich Euch? Als ein abgedanktet Beamter, als altes Eisen, das man in dies Rumpelkammer wirft und jetzt jetzt will man plötzlich iheranssindem daß ans diesem alten Eisen sich noch ein ganz stiichtiges Werkzeug formen ließ . . . l. Juni. ? Du hast also Verwendung gefunden? tief freudig Regina. Ach, ich wußte es ja, daß Sie Dich nicht feiern lassen würden- Ja, wo denn? Wie denn? Sprich doch, Papa. Jn einem 111-frecqu Am Ende gar bei der Regierung, wie Du immer o tet Ringelmann mußte dem Drängen nachgcben und erzäher. Eine überteizte Begeisternng ergriff ihn, als er auf die großen Ziele zu sprechen kam. Aber Jhr freut Euch gar nicht! Seid Ihr komisch, sagte Johanna ärgerlich. s Wir freuen uns über Alles, was Papas Wohl betrifft, nur sind wir etwas ängstlich, eben weil wir ihm die leiseste Ent täuschung ersparen wollen, meinte Regina. Nun ja, das begreife ich vollkommen, beruhigte sie Ringel mann. Hier draußen sieht sich das Alles anders an. Weiß es ja aus eigener Erfahrung,- da ist die ganze Stadt ein großer Schwindel, und hinter jeder Ecke lauert ein Taschendieb. Aber beruhigt Euch nur, Jhr kommt selbst noch zu mir und bittet mich um Actien und mit Euch der ganze Bezirk. Aber das kommt Alles, Alles, meine Kinder aber jetzt nichts mehr von Ge schäften. Sagt einmal Ringelmann suchte sichtlich nach irgend einer Ablenkung des Gespräches —, was macht denn der - der Maler nun, der Marias? Noch hier, natürlichl Er arbeitet den ganzen Tag und läßt sich wenig sehen. Er ha; sFtchllsehr verändert in der letzten Zeit, so ernst ist er geworden un i . So ein junger, tüchtiger Mann! - Der Amtmann schiittelte den Kopf. Ja, ja, das taugt nichts-, das Sichvergraben in diesen Jahren. Da gehört einer mitten hinein in den Kampf vor Allem ein Künstlerl Herrgott, wenn ich noch einmal so jung wäre. Als der Festknchen verschwunden, gab Johanna keine Ruhe mehr, sie mußte zu Veroni mit dem Papa. Die gute Person wartete schon längst mit bangem Herzen, nach dem, was sie so von ihrer Herrin gehört, war-wohl weuig Aussicht, daß das Fräulein ihrer noch dachte. Jetzt, als sie Vater und Tochter eintreten sah, ließ ihr Amazonenthum sie, böse im Stich da stand sie in ihrerganzen Fülle mit ge salteten Händen, bewegungslos, und die hellen Thkänen liefen ihr über das runde, gute Gesicht. f Dem Amtmann ging es nicht viel besser-; er beobachtete den Tisch, auf welchem er sein Frühstück so behaglich genossen, ge wissermaßen als eine historische Rarität.- Er hielt sich nicht lange auf und ging mit dem Schwager hinunter in das Herren zimmer, mit Ungeduld erwartet und stürmisch begrüßt von allen Anwesenden. Auch sein Amtsnachfolger war zugegen. Na, was macht sie denn, Deine Sonne? fragte der Gerichts fåztithagt Du Dich nicht herzlich herausgesehnt in unsern Provinz a en Gewiß habe ich das - und doch, es ist ein eigen Ding. Jch habe nicht zu viel gesagt damals. « Wenn man dieses ge waltige Getriebe so beobachtet, so mitten drin steht - er be tonte den letzten Satz scharf —, es imponirt, ja, ganz ent schieden, es imponirtl Wie das wächst und sich streckt nnd nimmer rastet. Und gerade jetzt unterstützte ihn der Apotheker. Das ist ja gktfsßartig, was da im Werke ist. Du wirft ja davon Nähetes w: en. 4 f « Jch stehe der Sache sogar ziemlich nahe, mein Schwager und dann kurz sehr nahe. Jch würde getrosteine Million in das Geschäft stecken wenn ich sie hätte-