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Tagesgeschichte. Berlin, 23. April. In der heutigen Sitzung de« Reichstags mde die Debatte über die Gewerbeordnung -fortgesetzt und der die ÜMbgm betreffende Abschnitt bis 8- 109 meist nach den modifi- anM Anträgen der, Abgg. Stephani und Weigel angenommen, -tft der heute stattgefundenen Sitzung des internationalen Con- Mes waren die Königin und die Kronprinzessin wiederum anwesend. — In Bezug aus die Arbeitseinstellung der Zimmergesellen M die „N. Pr. Ztg." mit, daß die Meisterschaft det Berliner ZimMmmg den Deputirten der Gesellen erklärt hat: das Pnn- ch d« steten Vereinbarung des Lohnsatzes zwischen Meister und AsM müsse aufrecht erhalten werden ; doch solle ein Lohn von Mosten» 2b Ggr. für einen noch nicht genügend ausgebildeten Äsellm die Grundlage bilden. Der Antrag der Gesellen, die Ar- btiNM M Sonnabend bis auf 6 Uhr Abends zu kürzen, ist von der Meisterschaft angenommen ; dagegen hat dieselbe eS abgelehnt, dm Gesellen für eine Sonntagsarbeit bis 4 Uhr Nachmittags einen schm Äh» von 1'/, Thlru. zu gewähren. Daraus erklärten die Deputirten der Gesellen sich damit nicht zufrieden gestellt, und die IrbeitStmsteüung dauert fort. Ach einzelnen Aimmerplätzen find, vie »«lautet, von dm feiernden Gesellen ZwangSmaßregelu gegen die etwa noch arbeitenden Gesellen angedroht worden, «Kd die Mei- kr haben dagegen polizeiliche Hilfe in Anspruch gerwmmeni —' Die „N. A. Z." schreibt: Die Arbeitseinstellung der Zimmergesellen hatte bi» zum 22. April, Mittags, den Erfolg, daß über ein Drittel der Meist« sich zu der geforderten Lohnzahlung von l Thlr. pro Tag durch Unterschrift verpflichtete. Bei diesen Meistern haben die betreffenden Gesellen die Arbeit wieder ausgenommen, mit der Ver pflichtung jedoch, für die noch nicht arbeitenden Gesellen einen wö- chmtlicheu Unterstützungsbeitrag von 5 Sgr. zu zahlen, Die Hal tung der strikenden Gesellen ist ruhig und ordnungsmäßig. Frankfurt a. M., 22. April. Die neue spanische Anleihe wird hi« stark gezeichnet. Ratzeburg, 22. April. Der Landtag des HerzogthumS ist zum 3. Mai einberufen worden. Den Hauptgegenstand der Berathung desselben wird die Einverleibung in Preußen bilden, und zwar soll darüber Beschluß gefaßt werden, ob die Verbindung mit der Pro- diuz Schleswig-Holstein den Interessen Lauenburgs mehr entspricht oder mit der Provinz Hannover. München. Die kurz erwähnte Auslassung des Kürsten Hohen lohe m der bayerischen Kammer der Reichsräthe bei der Berathung des Schulgesetzes lautete folgendermaßen: In Zeiten und in Fra ge«, wo die Parteien so scharf gegeneinander stehen, kann Niemand neutral bleiben, und ist es Pflicht, offen seine Meinung zu beken ne». lieber die Nothwendrgkeit einer Schulverbesserung besteht nirgends Zweifel, nur über die Art der Ausführung besteht Diffe- "»j. Schon vor 20 Jahren hat ein noch in unserer Versamm- Mg befindliches Mitglied dieses HauseS auf die Nothwendigkeit «r Schulreform hingewiesen, und im Jahre 1866 wurde durch Tesammtbeschluß beider Kammern die Vorlage eines Schulgesetzes «f freisinniger Grundlage erbeten, Seitdem hat die Discussion dieser Sache immer geruht. Es ist nun einer der Vorzüge des' cwstitutionellen Systems, daß solche Fragen in der Landesvertre-- bwg öffentlich verarbeitet werden, und daß Beruhigung im Volke Et, so wie diese Arbeit die Sache der Erledigung entgegen- drmt. Auch die Klagen außerhalb dieses HauseS, daß die Kirche durch das Gesetz werde geschädigt werden, fangen an zu verstum- M. Der Ausschuß hat nicht leidenschaftlich berathett, auch die Migen Aeußerungen der beiden Referenten find maßvoll gewesen, «och gehen die Beschlüsse des Ausschusses weit über den Ent-, hinaus und wollen det Kirche einen herrschenden Einfluß auf die Schule sichern. Wenn nun die Kirche solche Verlangen stellp, so muß auch der Staat sein Recht aufrecht zu halten suchen. Zwar nach einer idealen Auffassung könnte der Staat sich freuen, wenn die Kirche einen unbeschränkten Einfluß auf die Schule übte, aber wir stehen auf dery Boden eines positiven Verfassung-recht«, unsere Verfassung ist der Ausdruck der Idee unsere« Modernen StaatS und an ihr hält das bayerische Volk fest. Der Ausdruck „moderner Staat" wird zwar von , der einen Seite perhorreScirt, aber ich weiß für den Begriff keinen bessern, und jedenfalls ist dieser Staat eS, welcher die Kirche nicht wenig gefördert hat, das beweisen die Kundgebungen ber jüngsten Tage. Die Schwierigkeit liegt in der Abneigung der in der Kirche herrschenden Partei gegen jeden Ausgleich mit den Bestrebungen der Zeit, eine Abneigung, die in den Encykliken, den früheren und der letzten, ihren Ausdruck gefunden hat. Ich bin weit entfernt, diese Aktenstücke zu kritifiren, . aber anführen mußte ich sie, um darauf hinzuweisen, daß ste in-, Widerspruch stehen nicht blos mit. dem Liberalismus, sondern mit dem bayerischen Berfassungsrecht, welches Gewissensfreiheit garan- tirt. Dieser Widerspruch stört das harmonische Zusammengehen, es hlseb nichts übrig, al« einen erträglichen myckus riveach. Hrbei« zuführSn. Per Entwurf bringt, VerbesieMNÄsn, den Gemeinden iM , den Lehrern, und. wirtz M nicht schädr'm ES hat zu aüsu Zetten Menschen gegeben, die W'Stprm de« Mens Schiffbruch gflitten haben oder zy leiden fürchteten, die deshalb in den Schooß der Kirche flüchteten und dort Trost "und Hilft gefunden haben. Dieser Kirche bedarf die Menschheit und die 56 neuen Schulinspec- toren werden sie nicht erschüttern ; ob die Menschheit auch einer streitenden Kirche bedarf, das mögen die Theologen entscheiden. — 23. April. Gemäß königlicher Verfügung wird der Land tag am 2-. April, Nachmittags, durch den Prinzen Adalbert ge schlossen. , Wien, 22. April. Das Abgeordnetenhaus setzte heute die Be- ' rathung deS Gesetzentwurfes über da« BolkSschulwesen fort. DaS < Herrenhaus nahm das Landwehrgesetz an und genehmigte den deutsch-« österreichischen Telegraphenvertrag, sowie den Vertrag, die Grenz- regulirung mit Preußen betreffend. Im VerfassungSau-schuß de« ReichSraths wurde heute die Frage, die directen Wahlen zum Reichs« rath betreffend, verhandelt. Der Minister de« Innern, Giskra, er klärte, die Regierung überlasse die Entscheidung, sowie die Initiative in dieser Frage der Majorität des Reichsraths. Die Anträge des Subcomitäs wurden hierauf abgelehnt und ein neues Subcomite mit dem Auftrage gewählt, bezüglich der Erhöhung der Anzahl der Abgeordneten positive Vorschläge zu machen. Paris, 22. April. Die „Patrie" spricht die Vermuthung aus, daß der belgische Minister Fräre-Orban heute dem Marquis de Lava- lette neue Vorschläge zugehen lassen werde ünd daß die Unterhand lungen nach den Wahlen wieder ausgenommen werden würden. — Die Subscriptton auf die neue spanische Anleihe ist heute hier er öffnet worden; starke Zeichnungen haben stattgefunden. — Es scheint,, daß die Kaiserin es jetzt beim Kaiser durchgesetzt hat, ihre Reise nach dem gelobten Lande machen zu dürfen. Es handelt sich dabei um die Erfüllung eines Gelübdes, welches die Kaiserin vor der Ge burt des kaiserlichen Prinzen ablegte und demzufolge sie verpflichtet ist, am Grabe des Erlösers Gott für die Geburt ihres Sohne« zu danken. Florenz, 21. April. Die Kammer hat mit 211 gegen 33 Stimmen die Mlitärfreiheit de« Cleru« verworfen. — Ueber 200 Personen sind verhaftet worden, darunter ein Engländer und Me Unterofficiere. Mazzini soll in Mailand sein. Rom- Am 13. April wurde 300 Damen aus allen kaHo- . lischen Nationen der Welt eine besondere Audienz vom Papste ge währt/ Ihre Sprecherin war dir Herzogin y. Ladal-Monfmoreneh, sreMrgeÄ MM -«Matt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg und Brand. 1869. IM Tonntag, den 25. April Pr«i« vierttMrl. SV Ngr. Inserat« werden die gespalten« Zril« »der deren Raum mu 8 Pf. berechnet. Erscheint jedm Wochentag Ab. 6 st. für dm and. Tag. Inserate werden bi« V. l t U. für nächste Nr. angm. V und Tageblatt.