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Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.06.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189206092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920609
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920609
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-06
- Tag 1892-06-09
-
Monat
1892-06
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.06.1892
- Autor
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Nr. 131. — 12. Jahraana. Die an jedem Wochentag Abend (mit de« Datum de» salzenden Tages) zur Ver sendung gelangende niiparteiische Zeitung „Sächsischer Landes-Anzeiger": mit täglich einem Extra-Beiblatt . 1. Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler b Sächsische Gerichtözeitung 4. Sächsisches Allerlei 6. Jllnstr. Unterhalt,mgöblatt 6. Sonntagöblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei Ausgabestellen monatlich 70 Pfg., bei Post-Anstalten monatlich 7b Psg. «chsttche» MkS-Ailsk'lgkl Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hanptblütter der «Sachs. Laudes-AnzeigerS« erscheinen (o h „ e dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Souder-AuSgabe a»t Chemnitzer Geneval-Anzeigev für Cbemnitz monatlich 40 Psg. frei ins Haus; außerhalb Chemnitz monatlich 5V Pfg. mit Zittragen. Donnerstast. 9. Juni 1892. Der „Sächsische Landes-Anzclger" ist in der dentschen Post-ZeitnngS-PrciSliste unter Nr. 5580 eingetragen. (Oestcrreichisch. ZeitiingSkatalog Nr. 2651.) Der „Chemnitzer Gc»eral.A»zeigrr" ist in dcrdentichen Post-ZeitnugS-PreiSlist« unter Nr. 1542 eingetragen. (Oesterreichisch. Zeitnngskatalog Nr- 592.) VerlagS-Anstalt: Alexander Wied« Chemnitz, Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschlnß Nr. 136. Telegr -Adr.: LandeZ-Anzeigcr. Chemnitz. Anzeigenpreis: bgespaltcneCvrpnrzeile (ca-OSilben fassend) oder deren Nanni 15Pfg. — Bevorzugte Stelle (ggespaltenePetitzeiie ca, 11 Silben fassend) oder deren Siaum 80 Pfg. Bei wiederholter Ausnahme entsprechend billiger.— Anzeigen können nur bis Vormittag angenonnnen werdeu, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit ersorder».—Die Anzeigen fiitden ohneP reis ansschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger". Amtliche Anzeigen. Dienstag, de», 14. Jnni 1SV8 und folgende Tage sollen vormittags Vo» v vis 18 «nd nachmittags von 8 viS 8 Uhr im AnctiouSlolal der städtischen Leihanstalt, Jacobi- kirchplatz Nr. 4, Parterre, goldene Kette», Ringe, Brachen, Ohrringe, silberne Speise- »nd Kasseclösicl, goldene und silberne Uhren, Herren- »nd Franenkleider, Beiten, Leib-, Tisch- »nd Bettwäsche, Nock- und Hosenstoffe, Leinwand, Bettzeug, Kleid erzeug n. s. w. gegen sofortige Bezahlung an den Meistbietenden versteigert werden. Anctionsverzcichnisse find in der Expedition der städtischen Lechanstalt für 10 Pfennige z» habe». Die bei der Slnction etwa erzielten Ueberschnsse liegen snr die Scheininhaber ei» Jahr lang, vom Beginn der Anclion ab gerechnet, znr Abholung bereit. Die bis dahin nicht erhobenen Ueberschntzgelder verfalle» dann der Leiyanstalt. Chemnitz, den 7. J»»i 1892. , Die Verwaltung der städtischen Leihanstalt« G. Eberhardt. Donnerstag, den S. Jnni 1»L2 Vormittags V-12 Uhr sollen in der Restanratio» „zur Börse" in Gablenz dort nntergebrachle Pfandstttcke, als: 2 Nähmaschinen, 1 Bettstelle mit Matratze, 1 Auszieh tisch und 1 Rohrstuhl gegen sofortige Bezahlung össentlich versteigert werde». Selbmann, Gcr.-Vollz. bei dem königl. Amtsgericht Chemnitz Politische Nimdschau. Chemnitz, den 8. Juni. Deutsches »reich. Kaiser Alexander tu Kiel. Die Zweikaiserbegegnnng in Kiel ist streng „programmgemäß" verlausen. Kaiser Wilhelm, der Montag Abend mit seinem Gefolge von Potsdam im Neichskriegs- hafen n»gckv»»i>cn war, fuhr am Dienstag Bormiltag 9 Uhr a» Bord der Jacht „Hohenzollern", gcs lgt vom Aviso „Wacht", der russischen Kaiscryacht „Polarstern" „ach Friedrichsort eitlgegen, welches die russische Flottille, zu der auch die Jacht „Zarcwna" gehörte, kurz vor zehn Uhr passirtc. Alle Schisse, die im Hafen vor Anker lagen, paradirten lind setzten alsdann die russische Flagge in Großlvp. Unter dem donnernden Salut der Flotte liefe» um 10^ Uhr die Schisse der beiden kaiserlichen Flottillen im Kieler Hasen ein, i» welchem im Ganze» 25 deutsche Kriegsschiffe vor Anker lagen. Für die Ankunft des Zaren waren Absperrung-Maßregeln geiroffen, wie sie die Stadt Kiel »och nicht gesehen hat. Alle Slraßcnziige, welche zun, Schlosse und zum Kricgshafcii fuhrt.», wurden auf weile Ent- fernmige» h!» durch Infanterie nud Marine besetzt gehalten. Die Einfahrt in den Hafen erfolgte bei wolkenlosem Himincl »nd bot einen großartigen Anblick. Tie snnfnndzwanzig deutschen Kriegsschiffe paradirtcnim reichsten Flagge,isch»lnck.»»dbra»sendeHllrrahrufeerkla,ige», als die russische Jacht „Polarstern", welche i»> Vortop die deutsche Flagge führte, passirle. Ans den deutschen Schiffen wnrde die russische Nativiialhhmne, auf den russischen das „Heil dir i>» Siegerkranz", gespielt. Der „Polarstern" ging de», Schlosse gegenüber zwischen den Schisse» „Hohenzollcrn" und „Bcvwnlf" vor Anker. Der Kaiser von Rußland begab sich um 10»/t Uhr a» Bord des „Hohcnzollcr»", um dem deutsche» Herrscher einen Besuch abziistattc». Kaiser Alexander verweilte dort zwanzig Minute». Nach ll Uhr crlvicderte der vcntfche Kaiser den Besuch auf dem „Polarstern". Bci dem Besuch auf der „Hohenzollern" begrüßte Kaiser Wilhelm seinen russische» Gast a» der Slcucrbordtrcppc, beide Monarchen nmarmle» »nd küßten sich drei Mal. Kaiser Alexander trug die Uniform des Alexander-Regimentes, der deulsche Kaiser die Uniform seines russische» Regimentes. Gegen 12 Uhr fuhren beide Majestäten mit dem blauen Kaiserboote nach der Barbarossa-Brücke, wo eine Ehrenwache anfgestellt war. Nach dem Abschrecken derselben begaben sich beide Kaiser durch den Garten im lebhaften Gespräche nach dem Schlosse, wo die Vorstellung des Gefolges erfolgte lind dann das Frühstück eingenommen wurde. Die sehr strengen Absperrinigsmaßregel», für welche gar kein triftiger Grund i» dem ruhigen Kiel vorhanden ist »nd die nur den russische» Wünsche» entsprechen, haben die Bevölkerung bedeutend verstimmt. Die deutschen Admirale von der Goltz und Knorr sind zum Ehren dienst beim Zarc» cvmmandirt, welcher auch eine Unterredung mit dem anwesenden Staatssccrctär im NeichSamt de- Auswärtige», dem Freiherrn vo» Marschall, hatte, während der deutsche Kaiser mit dem russische» Botschafter, Grafen Schmvalow, eine längere Unter redung pflog. Am Nachmittag fand eine Ausfahrt der beiden Mo narchen in die Umgegend von Kiel statt, wobei die Mündung des NordoslscccanalS besichtigt wnrde. Nach der Rückkehr fand Abends uni 7 Uhr eine große Galatafel statt, zu welcher alle anwesende» Personen von Rang geladen waren. Der Kaiser, der sehr frohgemuth anssah, trank ans die Wohlfahrt seines hohen Gastes. Kaiser Alex ander sah meist recht ernst ans. Bei dem Ausflüge am Nachmittage wurden auch verschiedene Schisse des dentschen Geschwaders besucht, welche Uebungen Vornahmen. Die Abreise des Kaisers Alexander, resp. seine Rückreise »ach Kopenhagen ist für heute Mittwoch c»,be raumt, doch ist auch eine Aenderniig der Dispositionen nicht ausge schlossen. Am Abend war der Hasen erleuchtet. Das Publikum steht im Allgemeinen dem hohen Besuch ziemlich kühl gegenüber. Die Reise veS italienischen Könlgspaaees nach Pots dam ist abermals ansgeschobeu. Wie die „Post" hört, ist ein be stimmter Termin für die Reise dcS italienischen KönigspaareS nach Potsdam »och nicht sestgcstellt. Thatsache ist cs, daß man weder auf der Berliner italienischen Bvtschast, noch bei Hose etwas Be stimmtes über diesen Zeitpunkt weiß, während für das Eintreffen des Königspaares vo» Schweden der 15. oder 16. Juni fest stehen soll. Eben erst ist die Meldung von einer nahe bevor stehenden Znsammenknnft zwischen dem dentschen Kaiser und dem Dürste» Bismarck für eine Fabel erklärt worden, und schon taucht ein neues Gerücht am, welcher noch etwa» unglaub würdiger issi Man sagt, Fürst Bismarck solle zni» Präsidenten des preußischen Staat-raches ernannt werden. Man vergißt dabei ganz, daß seit seinem Ausscheiden ans dem Reichs- und Staatsdienst Fürst Bismarck überhaupt nicht mehr als Mitglied des StaatSrathes geführt wird. Die Kaiserin Friedrich wohnte, wie aus Homburg v. d. Höhe gemeldet wird, am Dienstag Bormittag dort der Gnindstein- lcgttng der neue» katholischen Kirche bei. Der Neichöanzriger veröffentlicht die Ernennung des anhaltinischen Staatsministers von Koseritz zum Mitglied- des Bundesrathes, sowie das preußische Gesetz, betreffend die äußere Heilighalliing der Sonn- »nd Festtage in den Provinze» Schleswig- Holstein, Hannover und Hessen-Nassau, sowie in den Hohenzollernjehen Landen. Die „Post" bespricht de» Widerstand, welchen die konservative Fraktion im prensiischen Herrcnhanse in neuester Zeit dem Minister des Inner», Herrfurth, zu bereiten sucht, und schreibt dazu: „Es mag darauf hingewiesen werde», daß die Gegnerschaft gegen den Minister Herrsurth wahrscheinlich auch bei dem Gesetze betreffs Anstellung vo» Mflitäranwärtern sich in dem Versuche, dasselbe durch Aiifrechtechaltmig des vo» der Regierung für ilnannehmbar erklärten Z 1 nach dem Beschlüsse des Abgeordneten hauses zu Falle zu bringe», geltend mache» wird. Politische Gesichts punkte, wie die bei der Vorlage wesentlich betheiliglen städtischen Interessen mahnen daher, auch hierbei wachsam und am Platze zu sein." Der trennte deutsche Lchrertag wnrde am Dienstag in Halle a. d. S. im Festsaale der Kalsersäle durch den Lehrer ClanS- uitzer (Berlin) mit einem dreifachen Hoch ans den Kaiser eröffnet. Anwesend sind etwa 200) Lehrer und Lehrerinnen aus allen Thcilen Deutschlands. Die Vertreter der städtischen Behörden n»d viele Professoren der Universität i» Halle wohnen den Versammlungen bei. Ans Vorschlag des Lehrers Clausnitzcr wurde beschlossen, ein Tele gramm an den Kaiser abznseiidea, das folgende» Wortlaut hat: Ew. kaiserlichen Majestät als oberstem Kriegsherrn des Reichs und oberstem Schntzhcrrn auch der Schule, spricht der hier versammelte dcntsche Lchrertag, z» welchem 71,000 deutsch- VolkSschnllehrer Ver treter gesandt habe», die allerntilerlhäiiigste Versicherung unverbrüch licher Treue aus, und lebt der sicheren Zuversicht, daß Ew. kaiserliche Majestät auch fernerhin das Wohl der Volksschule fördern werde. Amtlich werden die Erntecrgebniffe im Jahre 1SS1 Veröffentlicht. Die Ernte blieb danach erheblich hinter der vor jährigen zurück, so beim Winterwcizcn nn, 24,3 Proc., bei», Winter- rogge» um 2l,I, bei den Kartoffel» um 20,3, den Erbsen um 3l),1 n»d dem Buchweizen um 15,8 Procent. Auch Raps, Hopfen» alle Hackfrüchte und ein Thcil der Futterpflanzen zeigen niedrige Zahle». Die Winterernte ist um 70,4 Proc, znriickgegoiige». Besser als im Vorjahre war die Eente beim Sviiuiiergclreide, bei,» Hafer, bei Bühnen und Lupinen, sowie beim Klee und anderen Futtcr- ifla»zeii. Wie anS Warschau telegraphisch gemeldet wird, sind die dortige» Bahnberwaltungen ans Petersburg bcnachrichligt worden, daß die Ausfuhr von Schweinefleisch über Alcxcindrowo nach Preußen gestattet ist. Für Westafrika. Am ersten Pfingstsciertage sind von Ham burg aus der kaiserliche Cvmmissar für das Togogebiet, von Pult- kauicr, und der znm Leiter der Station Misahöhe anserschcne Oe. Grüner nach Westasrika adgrreist. Oesteireich-Nugant. Jttvitänmsfeic«-. Kaiser Franz Joseph wird bei seiner gegen wärtigen Anwesenheit in Budapest ans Anlaß dcS 25jährigen Juki- läiimS der Krönniigsfeier ganz außerordentlich vo» Volke unijnbclt. Noch nie während der ganzen Regicrungszeit des Kaisers hat sich die Anhänglichkeit der Bevölkerung in dieser Weise geoffcnbarl. — Der Ver lauf der Jnbilänmfestlichkeilen ist der denkbar schönste, der Kaiser hat wiederholt seine herzliche Freude darüber ausgesprochen. Ai» Dienstag fand große Heerschau statt, welche den glänzendste,, Verlauf „ahm. Nachmittags war große Paradetafel. Das Publikum bereitete dem Kaiser fortgesetzt die stürmischste» Ovationen. Tic Kaiserin Elisabeth, die wieder leidend ist, wird bei dem Feste sehr vermißt. — In Pilsen wurden die Fenster der dentschen Turnhalle, in welcher ein Fest gefeiert werden sollte, von de» Tschechen zertrümmert. Die Thätcr sind verhaftet. — Die Demonstrationen der nach Ranch gereisten tschechischen Turner werden in Wiener Zeit ungen mit großer Geringschätzung behandelt. Man giebt den un reifen Bnrscheil de» wohlgemeinten Rath, sich in. Auslände nicht wie die Narren zu betragen. — Für die Wittwen «nd Waisen Alte Liebe rostet nicht! Eine wahre Geschichte anS der französischen Revolutionszeit, erzählt von Klara Re ich »er. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten- Jetzt näherte» sic sich, — und jetzt befanden sie sich gerade dem Comptoir gegenüber! — Mit erregter Spannung und säst hör barem Herzklopfen, als handle cs sich l»n eine große Znku»stsfcage, beobachtete der junge Mann jede Bewegung, jeden Blick der reizenden Cecile, die — einer frischerblühten Frühlingsknospe gleichend — ei» unendlich liebliches Bild, dessen Nahmen der holde Frühlingstag bildete, gewährte. Und nu» — säst konnte Eugene eine» lauten Frendcurns nicht unterdrücke» — »»i, näherte Cecile, wie spielend, das duftende Vcilchcn- sträußchcn, das sie in der Hand hielt, dem Gesichte, als wolle sic den herrliche» Wohlgernch einathmen, um cs leicht mit ihre» Lippen, wie zum Gruße, zu berühre», und es dann an ihre Brust zn stecken. Das geschah anscheinend so iiatüilich und nnobsichtlich, daß n»r ein sehr aufmerksamer oder argwöhnischer Beobachter und unser Liebender diese stumme, spielende Sprache verstehen konnte, den» die kleinen, duftende» Frühlingsbvlen brachte» ihm die Frendenkunde, daß Cecile ihn heute Abend zur bewußten Zeit auf die bekannte Art erwarte. Noch verfolgte der junge Buchhalter — ganz i» den Anblick des jungen Mädchens »nd sei» Glücksgesühl versunken — die ent schwindende Gestalt, und vergaß in diese,» Augenblicke gänzlich alles Andere, vergaß, wer er war, wo er sich befand »nd zu welchem Zwecke er hier war, bis plötzlich eine »iicrivartete Stimme ihn — einem Mißto» gleich — aus allen seinen Himmeln riß. „Wie alt sind Sie, Eugene?" fragte diese Stimme ganz in seiner Nähe. Eugene Duprv fuhr empor ans seiner Träumerei, »nd sah, bis in die Stirn erröthend wie ein Mädchen, in das ernste, wohlwollende Gesicht dcS ersten, im Dienste des Hauses Lasvnl ergrauten Buch halters, nnd so bestürzt war er er über diese plötzliche Frage, daß Herr Morel sie noch einmal wiederholen mußte. „Zwanzig Jahre!" erwiderte verlege» der junge Mann, der gar nicht wußte, was diese sonderbare Frage zu bedeuten haben sollte. «Hm — sehr jung — sehr jung nochl" fuhr der alte Morel fort, »nd setzte dann, die Stimme »och mehr dämpfend, nm in den andere» Räumen nicht verstanden zu werde», hinzu: „Haben Sic noch nie gehört, Eugene, wie über die Mitglieder eines regierende» Hauses verfügt wird? — Man fragt sie nämlich nicht erst lange, sondern wählt für sie »uter ähnlichen Häusern, damit sich Gleich und Gleich geselle. — Fatal zwar, sehr fatal ost, — aber jo ist es nun einmal im Leben!" — Noch ein bedeutungsvoller Wcminngsblick, ei» mitleidiger Hände druck, und bann entfernte sich der alte Buchhalter. Eugene Dnprä aber wußte nun, was Morel mit seine» sonderbaren Worte» wollte! — Warne» wollte ihn der alte Morel, und er mciiiie es gewiß recht gut. — Was aber nützt denn alle Vernunft der Wclt, wen» da drinnen im Herzen eine mächtige Stimme soviel lauter und ge waltiger spricht, daß sic de» WarnungSlaitt ganz übcrtönt. Ganz gewiß hätte der erste Buchhalter des Herrn Lafont sehr trübe und bedenklich mit dem erfahrene» granen Hcmple geschüttelt, würde er gesehen haben, wie die Gedanken seines Schützlings keines- Wegs bci seine» wohlgemeinten Warnilngsworle» weilten, sondern mit aller Hoss»n»g?gl»th der Jugend ausschiießlich mit dem Veilchen Cccilcs nnd deren froher Botschaft sich beschäftigte». — II. Herr Lafont war — wie schon wiederholt bemerkt — ein reicher, ein sehr reicher Man»; — wcrthvolle Maaren füllten seine Speichcr- räume, und seine schiver beladenen Schiffe schwammen stolz ans fernen Meere». — Trotzdem lebte der Kausma»» verhältnißmäßig eiiisach, den» er haßte den unsinnigen Prunk, der vom Pariser Hof und dem französischeii Adel anSging und war keineswegs gesonnen, das Vermöge», welches ihm ei» thätiges Lebe» voll rastloser Arbeit «wo ben, durch Verschwendung zn vergeude», oder auch »nr zn ver steinern, zum großen Acrgcr von Madame Lafont, die für ihr Leben gern eine hübsche Villa draußen vor der Stadt, oder mindestens eine Equipage besessen hätte. — Ueberhaupt war die Gattin des Herr» Lasoitt eigentlich der Ansicht» daß sie, als eine geborene ckv li-oiuomlia, im Grunde eine arge Mißheirath geschlossen, 'indem sie einen Kauf mann mit ihrer Hand beglückt, nnd nur der Gedanke tröstete sie einigermaßen, daß ihre Ccci c durch die Verbindung mit ei»«» Mann von Rang »nd Name» dieses Heruiilersteigc» ihrerseits wieder aus- gleichen werde, während Herr Lafont im Stillen hoffte, daß sein künftiger Eidam sein selbsle.worbencs Hab' und Gut »och um ein Nennenswrrthes vermehren würde. Auf Cecile also bauten sie Beide ihre stolzen Hoffnungen, — sie war der Abgott ihrer Elter», als einziges Kind und als Erbin alles dessen, worauf Jeder von ihnen i» seiner Weise stolz war, denn fast mehr »och als die Tochter galt Herrn Lafont sein erarbeitetes Eigenst),»» und Madame ihre gute Herkunft. — Madame Lafont war die erste, welche es mit dem doppelten Scharfblick des Weibes und der Mutter bemerkte, daß mit ihrer Tochter eine Veränderung vorgcgangen ivar; — trotzdem schwieg sic, bis nlich ihr Gemahl endlich nicht umhin konnte, das veränderte Wesen Ceciles zn gewahre», deren Sliminnngen znr Zeit bedenklich wechselte», und ebenso schnell zu zerstreutem Schweige», wie zu plötz licher Lebhaftigkeit, ebenso unvermittelt zum Lache» wie zum Weine» neigte». Madame beeiste sich mit allem Stolze einer geborenen de Tre- mouillc, ihrem Galten z» versichern» daß er sehr kurzsichtig sei, wenn er das jetzt erst entdeckt habe und wenn er zweitens nicht entdeckt habe, was die Ursache dieser aufsallcudc» Veränderung sei. „Tie Ursache?" wiederholte Herr Lafont verblüfft. Madame Lafont erhob triumphircnd ihr vornehm hochfrisirtcs, gepudertes Haupt »m einige Zoll höher. „Unsere Tochter ist verliebt!" schlendert- sie ihrem Gemahl ihre Bcrmuthnng wie das Machtwort eines Feldherr» zn. „Verliebt? In wen?" fragte er bestürzt, den» wen» ei» so junges Mädchen, »och dazu eine feurige Prvveiitzali», sich verliebt, ohne ihre Eltern zn befragen, .hat ein vorsichtiger Vater — noch dazu ein reich gewordener Kanfina»» — alle Ursache, bestürzt zu sein. Aber Madame schien seine Bestürzung keineswegs zu lhcile». «Mein Gott! in wen anders, al- in einen jener Cavaliere, die unsere Cecile umsehwärnicn, wo ich mich mit ihr sehen lasse. — Wir können überzeugt sei», daß unser Kind keinen andern gewählt hat, als ciiien Man» von Rang und Namen. Da ist z. B. der Marquis von —" Herr Lafont aber schien von dieser Annahme nicht überzeugt zn sei», wie seine Gemahlin, und minder «baut vo» dieser stolzen Aus sicht ans einen Marquis als Schwiegersohn. „Ach was, Marquis!" n»!«brach er sie. „Ich habe durchaus keine Lust, die Schulden irgend eines hochnäsige» Herrn Schwieger sohnes zu bezahlen, der vielleicht mein Geld mit Freuden nimmt, jedoch zu vornehm ist, um mich al» Seinesgleichen zu betrachten. (Fortsetzung folgt.)
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