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2372 citiren Sie also die Stelle auch falsch. ES heißt nämlich nach Schillers „Piccolomini": „Die Uhr schlägt keinem Glücklichen!" Stunden schlagen überhaupt nicht, wohl aber Uhren. Die Uhren spielen eine wichtige Rolle im Leben. „Fort mußt Du, Deine Uhr ist abgelaufen, u. s. w." Ein Mensch ohne Uhr, ist eigentlich nur ein halber Mensch, ein Champagnerpfropfen »Hue geistgefüllte Flascht. Eine Hauptsache beim Einkauf ist, daß un< für den reellen Werth der Uhr von einet soliden Firma gärantirt wird, welche Garantie Herr C. E. Rößler, Hauptstraße Nr. 31 gern übernimmt, dessen Lager goldener und silbern er Damen- und Herren-Uhren reich assortirt ist und und sowohl dein innern Werth der Werke als der äußeren Form nach vortreffliche Waare enthält. Zu Weihnachtsgeschenken, namentlich für da- Heran wachsende Geschlecht, sind hier sehr prciSwürdige Cylinder« und Ankeruhren in größter Auswahl vorhanden. Regulatoren mit und ohne Schlagwerk, Stntzuhren, Ketten, Uhrschlüssrt — Alles was in sein Fach schlägt, hält Herr Rößler aus Lager und , garantirt für die Reellität uuo Echtheit jedes Stückes. Nur die eine Undankbarkeit beseelt ihn gegen diese niedlichen und nützliches Pro ducts der Industrie, daß er sie gern alle an den Mann bringen Mchte. Durch heißen Sand schwankt hochbeladen die Karawane al- Wüstenpost, mit schwellendem Segel durchschneidet das Kauffartei- schiff die Wogen des unermeßlichen Oceans, während daS Dampf roß auf eiserner Schiene mit langen Güterzügen dahinbraust. Welch' ein Weg, welch' ein Aufwand materieller und geistiger Kraft, den der Welthandel erfordert. Ja, er allein ist daS Medium, welches Volk an Volk geknüpft, der Industrie und Intelligenz der Nationen ihre unendlichen Pfade gebahnt hat. Unsere Brust hebt , , sich höher, unsere Phantasie arbeitet, treten wir mitten in das buntfarbige Panorama, durch welches das CHüleS-, Seiden-, Manufactur-, M » dewaaren- und LonsectionS -Geschäsft von Wilhelm BussinS, Hauptstraße Nr. 5, Parterre und erste Etage, ein Bild dieses Welthandels entrollt. Was ist eS, daß trotz der Nobill des Wetters vor die riesig hohen Spiegel scheiben dieser Firma ganze Gruppen von Menschen gefesselt werden? Der märchenhafte Glanz ist es, der unbegreifliche Reichthum an Formen und Farben, die hier vor unserem Blick sich entfalten. Das ist ein Bazar seltenster Art. ES überkommt unS wie Ahnung, daß Nichts vorhanden sein könne, was Menschen bedürfen, Nicht-, was den rasfinirtesten Anforderungen des Comforts, deS blendenden' Luxus entspräche — und hier nicht zu haben wäre. Schon die architektonische Bauart des GeschäftslocaleS giebt dem inneren Raum eine selbstständig belebte Formatton. Vom reich decoritten Parterre führt eine breite Freitreppe, deren grottenartiger Hinter grund die Göttin Flora schmückt, in die obere Etage, die von acht dorischen Säulen, durch eine kunstvolle Gallerte im oberen Theile verbunden getragen wird. In diesem Achteck ergießt ein reich ver goldeter Kronleuchter seine Strahlen über Parterre und erste Etage, während an den hohen Spiegelscheiben noch eine Anzahl Flammen, im ganzen 96, das prächtige Local erhellen. Und nun erst 'sein Inhalt! Wintermäntel für Damen in allen Stoffen und neuesten FaconS, die uns behaglich warm anmuthen; da sind sranzöstsche LongshawlS, ausgezeichnet durch Echtheit und Schönheit der Farbe, Zartheit und Grazie des Dessin« ; da sind schwarze und cüuleurte Seidenstoffe in größter Auswahl, Teppiche, die uns wie Blumenbeete entgegenlachen; da sind Ballroben und Ballbeduinen, Reisedecken, Reiseplaids, seidene Tücher, Cravatten, Cachenez, gedruckt und ge webt. Während hier ein gewandter Commis seine Seidellwaaren vor kundigen Augen entfaltet, prüft dort der brennende Blick einer üppigen Brünette prachtvolle Gardinen- und Kleiderstoffe. Hier sucht für den Herrn Sohn eine, sorgsame Mutter Einige- unter den Herren-Artikeln ans, während der Chef des HanseS einer feinen Aristokratin die Vorzüge jener prachtvollen Ballrobe detaiüirt. Ob wohl die zarten und doch so elastischen Formen der jugendlichen Bourgeoisie durch das einfache Hauskleidchen gehoben werden, da- sie sich aussucht ? Gewiß, denn der Stoff ist trefflich und die Aus wahl der Farbe wird von dem freundlichen Verkaufspersonal bereit willigst unterstützt. So reiht sich Gruppe an Gruppe. Stunden lang könnten wir fortfahren in Schilderung dieses lebendigen Ver kehrs, wenn wir den Raum, der uns zur Verfügung steht, zu un serm Bedauern nicht beschränken müßten. Darüm Nur noch zwei kurze Bemerkungen. Wenn die Stürme deS Lebens die Ideale im Busen des Weibes zerstört, dann greift sie zur Nadel, sich und ihre Waisen zu ernähren. Sie öffnet die Thür dieses Bazars, und Herr BussinS ist der menschenfreundliche Mann, der Arbeit und Verdienst gewährt. Mehr als Hundert solche Hände sind von ihm beschäftigt. — Und dann: Solltest Du, verehrte Leserin, Mit dem projectirten Weihnachtsgeschenk nicht fertig werden, so spende Dich vertrauensvoll an Herrn BussinS; er hat eine große AuSwHl fer tiger Stickereien. Wolle und Seide sind stumm, verrathen dem Empfänger nicht, ob sie getauft sind oder ob Alles selbst ge arbeitet ist. soit, gni mal X k^use! chaniSmuS verbindet, kann der Hausfrau wirklich Nutzen und Ver gnügen bereiten. Denn ist die Maschine complicirt und schwierig zu handhaben, so wird sie in der Regel das Gegentheil von dem, was sie sein soll. Gerade wenn die Arbeit pressirt, versagt sie den Dienst; wo man gern fördern und beschleunigen möchte, wird man durch kleine Unfälle aller Art gestört und aufgehalten. Je mehr man sich ereifert, desto weniger gelingt es, die Hindernisse zu be seitigen und die Maschine wieder in Ordnung zu bringen. Endlich wird die strebsame Hausfrau nervös erregt, kommt in gelinde Ver zweiflung und wirft zuletzt Arbeit und Maschine in den Winkel, um mit Thränen in den Augen zur Nadel zu greisen und mit Auf opferung aller Kräfte ohne Hilfe der Maschine die dringende Arbeit zu vollenden. Solche bittere trübe Erfahrungen verleiden dann die Nähmaschine. Um sie nicht erst zu machen, gehe inan beim Ein kauf an die rechte Quelle und wähle nur eine solche Maschine, für deren untadelhaste Arbeit ebenso der bewährte Ruf der Fabrik Cle mens Müller Garantie leistet, als die practische Erfahrung auch dafür spricht. — Und soll ich nun noch etwas von den verschiedenen Systemen erzählen, nach welchen die Maschinen für den Haus- und GewerbebeVarf im Preise von 18 bis 50 Thlrn. pro Stück gebaut werdest: vom Singer-, Wilcox- und Gibbs-System u. s. w. ? Nein, damit streifte ich an das verbotene Terrain eigener Erfindnng und Verbesserung. Aber wahrhaft lohnend ist ein Blick in die Fabrik selbst. Im Vorbau des dreistöckigen Gebäudes schlägt das Herz des gesaMmten großartigen Organismus, hier pulsirt die bewegende DaMpfkrqft nach den drei großen übereinander liegenden Arbeits- sälen, in denen vermittelst sehr vollkommener, größtentheils für diese Fabrikatton eigens construirter Maichine», die einzelnen Theile der Mähmaschine mit größter Genauigkeit gearbeitet werden, die freilich nöthig ist, um eine wirklich vorzüglich brauchbare Maschine zu "ttefern. Im Parterre befinden sich die größten selbstthätigen Werkzeuge, Schmiede und Schleiferei; in der ersten Etage werden die feineren Theile und. Apparate gefertigt und in der zweite» Etage endlich sämmtliche Maschinentheil« zusammengesetzt. Von da kommt die uun fertig dastehende Maschine nach den im Vorderhause be findlichen Justirzimmern, wo.eine jede derselben, eheste auf'sLager wandert, durch eine Anzahl Hände geht, um auf's Gründlichste geprüft zu werden. Die Fabrik beschäftigt jetzt in und außer dem Hause circa 120 Personen und lieferte im laufendeu Jahre pro Woche 200 Stück Maschinen ; dieses Quantum hat sich jedoch jetzt pro Woche auf 300 Stück gesteigert. Da trotzdem die unge heuere Anzahl von Bestellungen nicht effectuirt werden konnte, ist die Fabrik eben wieder in der Vergrößerung ihrer Räumlichkeiten und der Vermehrung des Arbeiterpersonals begriffen. Wahrlich — das ganze Etablissement entrollt ein Bild industrieller Thätigkcit, das ganz dem Rufe entspricht, dessen sich die Firma Clemens Müller durch ihren eminenten Absatz nach allen Gegenden hin erfreut. Und sicherlich kann der galante Ehemann kein praktischeres Geschenk auf den Weihnachtstisch seiner Gattin niederlegen, als eine solche Ma schine, deren Sauberkeit und Eleganz den Schmuck des feinsten DamenzimmerS noch erhöht. In der Hitze des Wandergeschäfts nnd seiner Consequenzen war ich meinem Haupt schon längst einige Aufmerksamkeit schuldig, länger konnte ich des Haares schwellendem Wuchs nicht mehr die Zügel schießen lassen. Mein Leib-Friseur, Herr Alex. Herm. Krumbiegel, Pragerstraße Nr. 7, hat ohnehin die Gewohnheit meine Nonchalence in Bezug auf die Frisur zu tadeln, wofür ich dem Manne dennoch vankbar bin. Ich weiß ebenso gut, welch' schichten Eindruck ein Struwelkopf macht, als er ihn nicht anS- stehen kann. Deshalb schlich ich ganz leise in das ebenso einfach als geschmackvoll eingerichtete Lokal, in welchem mich jedesmal die Sauberkeit überrascht, mit der Herr Krumbiegel allen seinen Kunden zu impouiren weiß. „Bitte nehmen Sie Platz" — ist der ge wöhnliche Willkomm, womit ich aber erst auf den Wartesessel ver- - wiesen werde, bis die vor mir Eingetretenen fristet sind. Bei dem Comfort, der in diesem Geschäft das Warten angenehm macht, verwandte ich die disponible Zeit, mir die höchst kunstvollen Haar arbeiten, als Chignons nach der allerneuesten Facon, prachtvolle Haarflechten und üppige Locken anzusehr». Ein Tonbet auf Haar tüll gearbeitet, welches einem unter den Händen des Haarkünstlers befindlichen Herren aufgesetzt wurde, machte die Täuschung so voll ständig, daß ich mit wahrer Beruhigling dem Zeitpunkt entgegensehe, wo auch ich einer „falschen Behauptung" mich nicht länger erwehren kann. Nachdem Herr Krumbiegel mich höchst eigenhändig adonisirt, ergänzte ich meine Haudtoilette aus seinem reichhaltig assortirten Lager englischer und französischer Parfümerien und Toilettengegen ständen und verließ den strebsamen Mann mit dem angenehmen Gefühl, in diesen Wanderungen auch seiner gedenken zu können, was er in der That verdient. We Zeit ist vorgerückt, das Wetter kalt und stürmisch; brechen wir also' unsere Wanderung für heilt ab! „Nicht doch", ruft der Leser, „fahren wir fort, „dem Glücklichen schlägt keine Stunde!" Ei Aeund, was muß ich hören! Trotz Ihrer literarischen Bildung