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und Tageblatt Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. GerichtSämter und der Stadträthe zu Freiberg und Brarck Prei« vierteljährl. 20 N, WS8 ^-284 Rainn mit 8 Pf. berechnet. Prei« vietteljLhrl. 20 Ngr. Jnsrv-te werten die gespaltene Zeil« oder deren Sachsen. Freiberg. (Oeffentliche Gerichtsverhandlung, am 30. No« vember.) Ludwig Oskar Dittmann, geboren am 9. August 1850' in Lengenfeld, Sohn des ArresthauSinspector Dittmann in Löbau, früher Copist, dann Hilfsexpedient auf dem EisenbahnsectionSbureau in Wegefarth, gegenwärtig Baugewerkenschüler in Zittau, noch un bescholten, war wegen versuchter Erpressung angeklagt worden. — Zu Anfang d. I. saß in der Frohnv-ste zu Löbau der Gutsbesitzer Johann Gottlieb Ebermann aus Schönau bei Bernstadt. Derselbe Hatto im October 1867 in einem Anfall von Tobsucht seine Frau erschlagen. Die hinsichtlich der geistigen Beschaffenheit Ebermann- gepflogenen Erörterungen ergaben, daß er sich zur Zeit der That in einem, den Bernunftgebrauch ausschließenden Zustande befunden habe und vaß er unheilbar geisteskrank sei. Am 1. Februar d. I. wurde er in die Irrenanstalt zu Colditz geschafft. Zwei Tage vorher kam der Bruder des Geisteskranken, der Gutsbesitzer Johann Karl Eber mann von Schönau, nebst dem Zustandsvormund, dem Schmiede- meister Richter, daher nach Löbau, um den Geisteskranken vor seiner Einlieferung in die Irrenanstalt nochmals zu sehen und ihm hie nöthigen Kleider zu schaffen. Die Beidiener erzählten ihnen, wW Erscheint jedm Wochentag früh S N.! _ . . - Inserate «erden bi« Nachm. S Uhr SoMMbetld, dm 5. DettMber für die nächste Nr. angenommen, j Tagesgeschichte. Berlin, 2. Decbr. Graf Bismarck, welcher heute Mittag '/.1 Uhr von Stettin abreiste, ist mit seiner Familie um '/«4 Uhr hier eingetroffen und begab sich sofort- in sein Hotel. Auf dem Bahnhofe waren, wie die „N.-Z." meldet, nur einige Mitglieder der Familie des Bundeskanzlers anwesend. — 3. Decbr. Die „Prov.«Korr." knüpft an einen Bericht über die Vorgänge in der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses folgende mit gesperrter Schrift gedruckte Note: „Je mehr der Justizminister durch seine gesammte bisherige Thätigkeit und durch seine jüngst vorhergegangenen grundsätzlichen Aeußerungen die volle Zustimmung des Abgeordnetenhauses gewonnen zu haben schien, um so lebhafter und peinlicher wird auf allen Seiten der Eindruck dieser neuesten Vorgänge empfunden. ES hat sicherlich nicht in der Absicht des Minister- gelegen, einen neuen Zwiespalt mit dem Abgeordnetenhause hervorzurufen; aber je ernster er cS in jeder Beziehung mit der Erfüllung seiner Pflicht für die Aufrechterhaltung des Rechts und einer geordneten Rechtspflege nimmt, desto mehr durfte er sich auch berufen finden, daS Abgeordnetenhaus mit Entschiedenheit auf die Bedenken aufmerksam zu machen, zu welchen eine einseitige Handhabung des parlamentarischen Rechtes der Ausgabebewilligung führen muß. Ungeachtet der augenblicklichen Erregung, welche die festen und bestimmten Aeußerungen des Ministers hervorgerufen haben, darf die Zuversicht gehegt werden, daß dieser jüngste Vorgang allen ernsten Politikern ein neuer Anlaß zu gewissenhafter Erwägung der unerläßlichen Grundlagen und Vorbedingungen einer gesunden parlamentarischen Entwickelung, eines ersprießlichen Zusammenwirkens zwischen der Regierung und Landesvertretung sein werde." — Kreuzzcitung und Norddeutsche nehmen natürlich Partei für den Minister. Namentlich das letztere Blatt eifert gegen den Beschluß des Abgeordnetenhauses und ergeht sich in den heftigsten Schmähungen gegen Lwesten, den sie mit Verdrehung des wirklichen Thatbestandes für die peinlichen Scenen im Abgeordnetenhause verantwortlich macht. — Die Commission des Abgeordnetenhauses für Vorberathung der Gesetzentwürfe über die Beschlagnahme des Vermögens des Königs Georg und des ehemaligen Kurfürsten von Hessen hat die amendirte Regierungsvorlage abgelehnt und beschlossen, die Ver fassungsmäßigkeit der königlichen Verordnung betreffs der Beschlag nahme des Vermögens des Königs Georg auf Grund des Art. 63 der Verfassung anzuerkennen. Wien. Die croatischen Deputirten wurden am 1. Decbr. der Kaiserin vorgestellt. Ihre Majestät erwiderte ungarisch, bedauernd, daß sie nicht croatisch könne, und wünschend, daß der Ausgleich mit Ungarn Croatien zum Heile gereiche. Rom, 25. Novbr. Die Hinrichtung von Monti und Tognetti hat gestern Morgen 7 Uhr auf dem Platze Bocca de la Verita (bei dem Bestatempel) stattgefunden. Der Karren war umgeben von der Brüderschaft deS heiligen Johann, einigen Mitgliedern der Gesellschaft Jesu und einer Compagnie der Gens'darmerie. Monti war ein schöner Mann von 33 Jahren, Tognetti ein junger bleicher Gesell von 21 Jahren. Monti ließ, wie man sagt, in der Confonteria den Obersten von Charette, Commandeur der Zuaven, zu sich rufen und bat ihn um Verzeihung, daß er Mannschaften seines LorpS in der Seristori-Kaserne in die Luft gesprengt habe. Doch bestreiten dies die Liberalen und behaupten, er habe bestärll z seinen Widerwillen gegen die Zuaven, die er als Feinde seines Vaterlandes angesehen, kundgegeben und er sei gestorben mit dem Rufe : Es lebe Italien. Gehört hat das schwerlich Jemand in der Volksmenge; dÜ Plytz war mit Üner dreifachen Kette von Zuaven ünd GenSd'ärMen abgespent, die Masse der Zuschauer drängtesich in den auSmündenden Straßen. Man sagt, daß Monti'S letzte Worte an den Priester eine Bitte für seine junge Frau und seine kleinen Kinder enthielten; Tognetti sprach von seiner Mutter. Monti starb entschlossen; Tognetti fiel 2 Mal ohnmächtig nieder, bevor der Henker sein Haupt unter das Fallbeil zu legen vermochte. Die Stimmung der Römer ist infolge dieser Vorgänge sehr erregt. Selbst eifrige Freunde des päpstlichen Stuhles fürchten, daß diese Hinrichtung böse Folgen haben werde; auch hat eS Nicht an'An strengungen seitens der Diplomatie und mehrerer Cardinäle gefehlt, welche bis zum letzten Moment die Execution, als eine „höchst un politische Maßregel", zu verhindern gesucht haben. Rom, 1. Decbr. Die Polizei verdoppelt die Strenge ihrer Sicherheitsmaßregeln. — Achano und dren-Genossen sind wegen ihrer Betheiligung an den im Herbst 1867 in Rom stattgefundenen Unruhen zum Tode verurteilt; dieselben haben dagegen Appellation eingelegt. . " London, 3. Decbr. Disraeli hat sich heute nach Windsor zur Königin begeben. Die Premierschaft Gladstone'S ist unzweifelhaft. Der Zusammentritt de- neuen Parlaments erfolgt muthmaßltch am 10. d. M., findet aber bloS statt behufs der Sprecherwahl und der Vereidigung der Mitglieder. Die Thronrede wird wahrscheinlich einen rein geschäftlichen Charakter haben. Der eigentliche Begin» der Session steht für Anfang Februar zu erwarten. — Der Lord- Schatzkanzler Disraeli hat in einem Rundschreiben an seine Partei genossen erklärt, die Minorität des Cabinets in dem neuen Parla mente sei zweifellos. Dies erheische den Rücktritt im allgemeinen Landesinteresse und im Interesse der Partei. Der sofortige Rück tritt sei würdevoll. Er (Disraeli) werde auch als Parlaments mitglied den entschiedensten Widerstand leisten gegen Gladstone'S Absicht, die irische Staatskirche abzuschaffen. Bukarest, 2. Decbr. In der heutigen Sitzung der Deputirten« kammer entwickelt der neue Ministerpräsident, Demeter Ghika, sein Programm. Derselbe sagte: Wir wollen die Jahrhunderte alte Verbindung mit der Pforte mit vollster Loyalität aufrecht erhalten und die strengste Neutralität beobachten sowohl bezüglich unserer allgemeinen Beziehungen zu den Garantiemächten, als auch bezüg lich unserer Beziehungen als gute Nachbarn zu den Grenzstaaten. Unser StaatSrecht wurzelt in den Verträgen, welche, indem sie unS eine Neutralitätsstellung zuwiesen, gleichzeitig unsere autonomen Rechte gewährleisten.