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Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsamter und der Gtadträthe zu Freibech Änd BMd.' ^?2«1 Sonntag, den 8. November Erscheint jeden Wochentag früh S U.! Inserate werden bt« Nachm. 3 Uhr! für die nächste Nr. angenommen. > Tagesgeschichte. Die thüringischen Staaten treten mit Preußen in ein immer engere- Verhältniß. Wie neulich Schwarzburg-Rudolstadt einen Theil seines Steuerwesens in die Hände preußischer Beamten legte, so hat jetzt der Herzog von Meiningen mit dem Könige von Preußen einet: Vertrag dahin abgeschlossen, daß die Leitung der Zusammen Die Defieits und die Militärstaaterei. ii. Ls hieße gewaltsam die Augen vor einem schweren, folgen reichen Uebelstande verschließen«, nähme man die „eisernen Militär budgets" nur als vorübergehende Nothwendigkeiten an. Sie sind nun einmal da als Errungenschaften des Jahres 1866 und den Händen Derer, die sie haben, werden sie deswegen um so schwerer zu entwinden sein, als sich die Inhaber den allezeit unbequemen parlamentarischen Beschlüssen dadurch entrückt sehen. Der Parla mentarismus, sollte er mächtiger werden, wird an diesem klug auf geführten Bollwerk des Militärbudgets, dem nicht der Ches des StaateS, sondern der als solcher speciell zum „Kriegsherrn" be stimmte Monarch vorsteht, all' seine Macht gebrochen sehen. Die Ahnung dessen hat unsern Parlamentarismus bereits mit des Ge dankens Blässe angekränkelt und ihn zu einem ohnmächtigen Lebens berus bestimmt, dessen anregende Wirkungen schon zum guten Theil für die großen Kreise des Volkes verloren gegangen sind und nur noch in Einzelnen, nicht minder aber absterbcnd, verspürt werden. Diese Krankheit wird weiter wuchern und mehr und mehr den Herz schlag des Volkes für den Parlamentarismus und sein konstitutio nelles Recht schwächen. Aber nicht das allein! Die große Militärstaaterei wird den Ruin der finanziellen Staatswirthschaft zu verantworten haben und dadurch erst als eine mißcreditirte, Schaden bringende Institution erst von den Völkern, dann von den Regierungen zurückgestoßen werden, unbedauert in das Grab hinein, zu dessen Herstellung sie am meisten beiträgt. Der großartige Militärstaat, von dem der parlamentarische ausgeschlossen ist, wird immer mehr Kosten ver ursachen; er wird daher immer mehr Defieits hervorbringen, wie er es ja selbst in dem wohlsituirten Bayern möglich gemacht hat. Ob Krieg, ob Frieden — die Defieits werden wachsen, wie großes Wasser, wo eS sich einmal eingestellt. Denn das Deficit zu decken, erfordert die Auflage neuer Steuern, und das Parlament wird sie bewilligen müssen, weil es alle Mehrkosten der in festen Ziffern normirten Armee noleus valens decken muß, und weil in der Auf stellung deS kriegsfertigen Militärstaates daS Mittel gesunden ist, auch die hartnäckigste Opposition zu überwinden. Irgend ein Mini ster braucht nur geheimnißvoll Gefahren für den Staat anzuveuten und die Opposition wird, will sie es nicht „unpatriotisch" auf eine „Wehrlosmachung des Staates" ankommcn lassen, ihre Abhängig keit vom Militärstaat wohl empfinden. Um sechs Millionen De ficit zu decken, bedarf es aber einer größeren Summe; denn was in diesem Jahre als eine eiserne Einrichtung solche unvermuthete Mehrkosten verursachte, wird im nächsten Jahre keine Ueberschüsse liefern. Ist zur Aushilfe eine Anleihe gewählt worden, so greift die Verzinsung derselben — und das vergessen die Parlamente gar oft — den regelmäßigen Finanz-Etat an und belastet ihn mit einem neuen bleibenden Posten. Es wachsen die Schulden der europäischen Staaten ins Ungeheure und ihre Verzinsung wird bald noch das Einzige sein, was neben dem Militär-Etat die Steuerkraft der Län der bestreiten kann. Die Parlamente aber werden nichts an diesem Ruin hindern können, wohl aber die Verantwortlichkeit dafür auf gebürdet erhalten. Das wird dann den Urtheilsspruch über unsere modernen constitutionellen Verfassungen bilden. legung der Grundstücke und der Hufeablösung preußischen Aus« einandersetzungsbehörden übertragen wird. Der Herzog verpflichtet sich, einen jährlichen Beitrag von 1500 Thlr. zu den Generalkoften der preußischen Auseinandersetzungsbehörden auf die Dauer von zehn Jahren zu zahlen. Rendsburg, 5. Novbr. Im Provinziallandtage wurde heute bei der Schlußberathung der Vorlage, betreffend die Gewährung von Diäten, der Antrag des Ausschusses auf Bewilligung d0n 3 Thlrn. Diäten einstimmig angenommen. München, 4. Novbr. Ein Erlaß des GcsämmtstaatSmini- steriums an die Regierungspräsidenten der acht Kreise Bayerns spricht sich über die Stellung der Regierung zu den verschiedenen Fragen der innern und äußern Politik aus, sodaß dieselben in den Stand gesetzt sind, ihrerseits darüber den auf heute zusammenberü- fenen Landrathsversammlungen gegenüber sich äußern zu können. — 6. Novbr. Es wird hier versichert, daß Oesterreich bei der bevorstehenden Liquidation des beweglichen Bundeseigenthums seine Ansprüche auf das unbewegliche Festungseigenthum wieder in Er innerung bringen werde. , — DaS definitive Resultat der Volkszählung im Königreiche Bayern vom 3. Decbr. 1867 wird soeben vom statistischen Bureau bekannt gegeben. Hiernach betrug an diesem Tage die Seelenzahl des Königreichs Bayern 4,824,421, und zwar 1,697,^22 Männer und Jünglinge, 1,755,193 Frauen und Jungfrauen, 677,240 Kna ben und 694,266 Mädchen unter 14 Jahren. Wien, 5. Novbr. DaS seit einiger Zeit erwartete große Aruwe- avancement, dessen Veröffentlichung durch eine neuerdings getroffene Disposition verschoben worden war, ist nun soeben publicirt wor den. Dasselbe umfaßt 29 enggedruckte Seiten des „Armeedebord- nungsblattes." Die Generalmajore Ritter v. Ruff, Frhr. Piret, Frhr. v. Boxberg, Frhr. v. Weckbecker und Joseph Tomas wurden zu Feldmarschallleutnants, 12 Obersten zu Generalmajoren, 26 Oberstleutnants zu Obersten, 42 Majore zu Oberstleutnant- und 76 Hauptleute und Rittmeister zu Majoren ernannt. — 5. November. DaS Abgeordnetenhaus hat in seiner heu tigen Sitzung den Gesetzentwurf, betreffend die Befügniß der Re gierung zur Verhängung von Ausnahmeverfügungen, angenommen. Paris, 4. Novbr. Der Prinz Napoleon ist wieder au- Eng land zurückgekehrt. — Der „France" zufolge wird die Königin Isa bella nächsten Sonnabend in Paris eintreffen sind die Wohnung beziehen, die für sie im Pavillon Rohan bereit gehalten wird. Die Königin Christine nebst Familie ist bereits vorigen Sonnabend nach ihrem Gut Saint-Adresse abgegangen. — Der „Avenir national" und der „Reveil" eröffnen eine Subscription zur Errichtung eines Denkmals zu Ehren des VolkS- abgeordueten Baudin, der am 3. Decbr. 1851 auf einer Barrikade im Faubourg-St.-Antoine seinen Tod fand. Seine Grabstätte ist erst vor Kurzem entdeckt und vorgestern, am großen CrinnerungS- tage der Todten, mit Jmmortellenkränzen überschüttet worden. We gen dieser Aufforderung ist gegen beide Zeitungen eine Untersuchung eingeleitet worden. — In ArmentiereS (Norddepartement), einer Stadt, von 12,000 Einwohnern, haben ziemlich ernste Ruhestörungen stattge- sunden. Dieselben wurden durch den allzu großen Eifer de- neuen Polizeicommissars hervorgerufen, welcher die Polizeistunde mit aller Strenge aufrecht erhalten wollte. Haag, 3. Nov. Einer telegraphischen Depesche?auS London zufolge hat der Prinz Napoleon unserer Königin in Torquay einen Besuch abgestattet. — lieber die Unruhen in RottrwaÄ berichtet der hiesige Correspondent des „Fr. I": Sie dürstM üoch wett Prel« vterteljährl. 20 Nar. Inserat« werden dl« gespaltene Zelle »ter deren I Mk UH M» Naum mlt 8 Pf. berechne».