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Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.05.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189205243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920524
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920524
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-05
- Tag 1892-05-24
-
Monat
1892-05
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.05.1892
- Autor
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Nr. IIS. — 12. Jalirnaill,. Die an jedem Wochentag Abend (mit dem Datum des folgende» Tagest zur Ver sendung gelangende nnparteiischc Zeitung „Sächsischer LanVes-Anzeiger": mit täglicb einem Extra-Beiblatt 1. Kleine Botschaft L. Sächsischer Erzähler s Sächsische Gerichtözeitmlg 4. Sächsisches Allerlei s. Jllnstr. Nnlerhaltmtasblatt 6. Sonntagöblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei Ausgabestellen monatlich 70 Pfg-, bei Post-Anstalten monatlich 75 Pfg. Sächsischer tilites-ANjeiger Bervreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die HauptMtter der «Sachs. Landes-Anzeigers" erscheine» (ohne dessen Extra-Beiblätter) anch in einer billigeren Sondcr-AnSgabe als: Cheinnttzer General-Anzeiger für Chemnitz monatlich 40 Psg. frei ins Haus; außerhalb Chemnitz monatlich SO Pfg. mit Zntragen. Diellstlisi. 24. Mai 1892. Der „Sächsische LaiideS-Aiizelger" ist in der deutschen Post-ZeitnngS-Prei-liste nnter Nr. 5580 eingetragen. (Oesterreichisch- Zeitungskatalog Nr. 2651.) Der „Chemnitzer General-Anzeiger" ist in der deutsche» Post-ZeitiingS-PreiSlist« nuier Nr- 1342 eingetragen. (Oesterreichisch. Zeitungskatalog Nr- 598.) Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. S. Fernsprech-Anschlnsj Nr. 133. Telegr -Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. AuzeigenvrelS: 6geivaltene Corpnszeile (ca-9 Silben fassend) oder deren Raum 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle (Sgespaltene Petitzeile ca. 11 Silbe» fassend) oder deren Naum 30 Pfg. Bei wiederholter Aufnahme entsprechend billiger.— Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werde», da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern.—Die Anzeigen finden ohnePreisansschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger". Amtliche Anzeigen. Dienstag, den 24. Mai 1SV2, von Vormittags v Uhr ab soll ln» AnctionSsaale deS Jnstizgcbändes hier eine große Partie Pfänder, als: 1 Pianino, 1 Billard, 1 Vierapparat, 1 Bnsset, 1 Eis maschine mit Schrank, 2 dreiarmige Leuchter, 1 Kassen-, 1 Maaren-, 1 Geschirr- und 1 Eisschrank, 1 Doppclpnlt, 35 St. besckil. Bicrgläser, 20 St. Wasser- bczw. Eroggläscr, 9 Hobelbänke, 17 Bde. Vrockhans ConversationS- Lcxikon, 20,000 St. Cigarren, 18 Büchsen eingelegte Früchte, 122 Büchsen div. Conscrve», 23 Büchsen Sens, 20 Fl. Wein, ISO St. Fcustcrvcrschlüssc. 1 Treppenleiter, 1 Sessel, Sophabänke, Tücke, Stühle, Spiegel, Bilder, Kleider- l,aller, Portieren, llutcrsctzer, Streichholzständer, Tischglocken, Toraenringe, Knchcnformen, Lössel, Sahncngießer, Znckerschale», Ladentische, Backtafeln, Drücken- und Tafelwaagen, Hosen- »nd Wcitenstossc und verschiedene andere Sachen gegen sofortige Bezeugung zur Versteigerung gelangen. Böhme, Gerichtsvollzieher bei dem Königlichen Amtsgericht Chemnitz. Politische Rundschau. Chemnitz, de» 23. Mas. Deutsches Reich. Reichskanzler Graf Caprivi. Wie man der „Post" aus Karlsbad meldet, wird der Reichskanzler Graf Capri'vi heiile Montag »n> 1 Uhr 41 Min. Nachmittags vv» d rt abrcisen und n», 10 Uhr 50 Mi». Nachmittags in Berlin anlomme». Das Befinden des Reichskanzlers ist das beste. Die Weltausstellung in Berlin. Der Reichskanzler hat dem Vorstände des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes in Berlin auf dessen Eingabe betreffs einer internationalen Ausstellung in Berlin de» Bescheid zngehcn lassen, daß er die definitive Ent scheidung bis nach der Ausstellung in Chicago zu verschieben wünscht. Das Schreiben lanlct: „Karlsbad, de» 20. Mai 1892. Dem Vor» stände beehre ich mich auf die gefällige Eingabe vom 26. April d. I., r» welcher derselbe wein Interesse für eine Weltausstellung in An spruch nimmt, ergebenst zn erwidern, daß nach meinem Dafürhalte» auch von demjenigen Staiidpnnklc ans, welcher ein.r solchen Aus stellung ein warmes Interesse entgcgeubringt und die daraus zn er hoffende» Bortheile hoch anschlägt, noch kein Grund vorliegh eine amtliche Stellungnahme der verbündeten Regierungen herbeizuführeii. Zunächst erscheint mir, soweit meine Informationen reichen, sehr fraglich, ob unsere Großindustrie überall geneigt sein würde, diejenigen Opfer, welche eine solche Ausstellung» wen» sie erfolgreich werden soll, von ihr fordern müßte, aus sich zu nehmen. Ebensowenig ist bisher die finanzielle Sicherung, sofern sie durch die Bereitstellung von erhebliche» Geldmittel» seitens Privater und seitens der Stadt Be>li» herbeiznfnhrcn wäre, i» einer Weise gewährleistet, welche den, Urlheile dev verbündeten Regierungen, eine hinreichende Unterlage bict n könnte. Mil dem Vorstände bi» ich darin völlig einverstanden, daß kein zur Hebung der deutschen Ausfuhr geeignetes Mittel unbe nutzt gelassen werden sollte. Eine Wellansstcllung' in Berlin würde aber ein solches Mittel nur dann bieten, wenn sie glückte, während aiidcensalls nicht nur pekuniäre Opfer zn bringen wären, sondern anch der Ruf deutscher Industrie und Gewerbe im Anslande in eine »usere Ausfuhr schädigende Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Die Rückwirkung einer Weltausstellung in Berlin ans den denischcn Export werden ineiiics ErachleuS unsere Kanflente und Gewerbe treibenden, wenn sie ans Chicago znrückkonimc», klarer übersehe» als heute. Jedenfalls hat eine Weltausstellung in Berlin mit ma»cherlei Schwierigkeiten zu kämpfen, und es wird nicht bestritten werden können, daß sie, früher oder spater, nur unternommen werde» darf, wenn ihr die Aussicht auf einen vollen Erfolg soweit als irgend möglich gesichert ist. gez. Graf v. Caprivi." Die Blumenverkäuferin. Novelle von M. Bernhard. Nachdruck verboten. An seinem Schreibtisch saß der Baron Thilo vo» Hildburg »nd ärgerte sich; »nd jemchr er cs sich selber vorhielt, daß nicht der geringste Grund für ihn vorlicge, sich zn ärgern, um so hartnäckiger ärgerte er sich. Der Schreibtisch, an dem er saß, war mit kostbare» Dingen überhäuft, das Zimmer, in dem der Schreibtisch stand, mit bchag lichstei» LnxuS eingerichtet; durch eine halbgeöffnete Thür bot sich dem Blick ei» gleiches Bild vo» Pracht »nd seinem Geschmack, »nd wenn der Besitzer dieser Herrlichkeit sich ein wenig seitwärts bog, so bekam er sich selbst in einem wunderschöne», hohen Spiegel zu scheu; der zeigte ihm eine» bildhübschen, schlank und fein gebauten junge» Husarciivffieier in kleidsamer Uniform, mit einem feinge- fchnittciien Aristokratcngesichi, dunklen Haaren, die wie weicher Plüsch geschnitten waren, einem Sammelbüriche» ans der Oppcrlippe und — ja — und — allerdings — zwei verdrießlichen Augen die ganz das Lachen verlernt zn haben schienen. Tie zarte, schöiigcpflcgtc Hand knitterte nervös mit de» Papieren ans dem Schreibtisch, die unniuthigen Angen irrten drüber hin. Was da Alles durcheinander lag! Eine Einladung zn einem kleinen Souper, ans mvrgc» — hol' der Tenscl alle Heine» Soupers, er wußte auf s Haar genau, wie es dort znging, und da cs nicht „dienstlich" war, so hatte er natürlich abgesagt! Hier ein paar znsammengeballte Cheks von vorgestern Abend — da hatte dieser arme Kerl, der Luitpold Offenberg ein so schauderhaftes Pech im Makao gehabt, und er, Thilo, hatte die Bank gehalten, hatte Unsumme» gewonnen und war geuöthigt gewesen, all' die beschriebenen Zettel des Kamcradcn einzustecken und würde anch das Geld cinsieckcn müsse» .... das Geld, von dem Luitpold sicher nicht wußte, woher es nehme» bei seinem knappen Wechsel, während Thilo Hildburg, als einziger Sohn steinreicher Eltern, mit Seelenruhe das Zehnfache hätte verlieren können »nd es von Herze» gern dem armen Teufel erlassen hätte, jemals die Rückzahlung in Scene zn setzen — wen» das nicht den üblichen Begriffen vv» Anstand und Herkommen gerade in's Gesicht geschlagen hätte. Lächerliche- Vorurtheil! — Und hier, war lag hier? Bücher! HartniannS Philosophie deS Unbewußte», die ihm ein strebsamer Kamerad empfohlen hatte, als er über sträfliche Lange- Gegkt» de» Fürsten Bismarck erscheinen jetzt in England wiederholt Broschüren, die ihm so ziemlich Alles »nd jedes Verdienst absprechc» möchten. Das erregt aber selbst auch in freisinnige» Zeitungen Aergerniß. So schreibt die „Voss. Ztg.": „Die deutsche Nation weiß, daß auch Fürst Bismarck seine Fehler und Schwäche» hat. Ab.r darum wird sie nie verkennen, daß der frühere Reichs kanzler eine mächtige Persönlichkeit von vielseitige» Verdiensten »nd ursprünglicher Kraft ist, und wer ihn »nr in der Absicht, dem heutigen Kaiser Weihrauch zu streue», kleinlich herabznsctzen »nd z» vernn- gliinpfen sucht, der wird in Deulschland weder bei den Freunden, noch bei de» Gegner» des Fürsten Bismarck, sondern höchstens bei dem Hofgesinde ans Beifall zu rechne» haben." Auch der König von Schweden wird im Mai in Berlin rcsp. Potsdam dem dcntschen Kaiser einen Besuch abstatien. Das Parteifest der nationalliberalen Partei, welches am Sonnlag in Eisenach abgehaltcu worden ist, ist unter außerordentlich starker Theiliiahine ohne Störung verlaufen. Zahlreiche Redner ge dachten in Einzelheiten der Erlebnisse der Partei während ihres sünf- nndzwanzigjährigeil Bestehens. Bennigsen wurde mit besonderem Jubel begrüßt. Anläßlich des Briefes des Reichskanzlers Grafe» Caprivi über das Projekt der Berliner Welt-SlnS- stellnttg fordern die dortigen Zeitungen alle interessirten Kreise zur größte» Energie ans und namentlich zur Sammlung eines ge nügend großen Garanticfonds. — Wenn der Garantiesonds gesammelt gewesen wäre, würde der Reichskanzler seinen Brief wohl nicht ge schrieben haben. Die Verhandlungen der Neichscommissivn in Berlin zur Reform des Börsenwesens nehme» jetzt eine» schnellere» Fortgang, was anch sehr iiolhwendig war. Wann eine bezügliche Vorlage an de» Reichstag kommen wird, ist noch nicht bestimmt. Zur Frage der Militärreformen will die „Post" Folgendes erfahren haben: Wir können alle von »ns im vorigen Monat ge gebene» Miltheilungen betr. die i» Ausarbeitung befind'iche Militär vorlage anfrccht erhallen. Wir haben Grund, anzunehmen, daß die Behandlung der Sache bereits bei der Feststellung der Einzelheiten deS Planes und den weiteren unumgänglich damit verbundenen Consequenzcn angelaugt ist. Die Vermebrnng wird nur taciische Einheilen der Fnßlruppeu umfassen, diese aber im umfangreichsten Maßstabe, entsprechend den vom Reichskanzler in der Reichslags- sitznng vom 27. November v. I. gemachten Andeutungen über die Ausnutzung der steigende» Bevölkernngsziffer des Reiches zur Stärkung der Wehrkraft. In dies«!» Sinne unterbleibt auch . jede Aufstellung höherer Stäbe, insbesondere ist vo» einer Bildung »euer Armcecorps keine Rede, dies würde ohnehin dem Grmidcharaktcr unserer Hcercs- verfassnng widerspreche». Ter ganz allmähliche Uebergang zur zwei jährige» Dienstzeit mit Ausschluß der berittene» Waffen steht in Aussicht, jedoch ist nicht ausgeschlossen, daß für Leute niangclhafler Führung oder ungenügende» Aiiebildiiiigsgradcs das Retentionsrecht für ei» drittes Jahr anfrccht erhalten wird. In lokaler Hiusichl werden sich die Folgen der in Aussicht stehenden Maßnahmen über das ganze Reich erstrecken. Dentschlands Ausgabe» für Armee «no Marine. Deutschland hat für Armee und Marine, seil 1672, de» Etat für 1892/93 mitgerechnct, an einmalige» Ausgaben über 2600 Millionen Mark, an laufenden »nd cinmaligen Ausgaben elf Milliarde» »nd 50 Millionen Mark verausgabt. Das bayerische Abstcordnetenhanö hat eine» Antrag an weile geklagt. Znm Henker mit der Philosophie, des Bewußte» sowohl, wie des Unbewußten! Er hatte dnS Zeug nicht lese» könne», keine zehn Seilen halte er davon hcriinlcrgewürgll Ob cs wirklich Leute gab, die daran ihr Vergnügen batten? — Was weiter? Zwei Briefe vv» daheim — zuerst der von Mama, die ihn znm Hciralhe» animirle — es sei ihr sehnlichster Herzenswunsch; die Comtessc Ilse von Sterna» sei, eben siebzehnjährig» ans der Schweiz ziirückgekehrt, ein Juwel vo» einem Mädchen, und Thilo habe sie vor drei Jahre» schon so reizend gefunden »nd parirt» sie gebe eine Schönheit — er solle mir kommen »nd sie sehen, sicher werde er sich keine» Korb holen — Korb! Als ob es ihn nach der Ehe gelüstete! Jetzt schon. Mit sicbennndzwanzig Jahre»! Fceilich stand die Familie nur ans zwei Augen - aber Heirath! Schreckliche Vorstellung! — Papa berichtet von dem Stand der Güter, die Thilv später einmal übernehmen soll, lobt seinen Administrator Kroneck, dem er zur selbständigen Bewirth- schastniig das Nedengut Kleinhausen anverlraueii wolle — der Man» sei ei» rapitalcr Landwirth, es wäre ein Glück, in hentigcr Zeit einem solchem Unicmn zn begegnen! Schön! Wenn sich nur der Garvchnsar Baron von Hildburg in, Mindesten für den Adminislratvr Krvneck, das Nebcngnt Kleinhansen und die ganze Landwi'rlhschaft hätte mleressircn könne»! Was ging ihn Alles dies an? Anch das parfüinirte rosa Kärtchen mit den bnnlen, goldge- flngellen Paradiesvögeln darauf ging ihn nichts an — er gähnle als er es las. Abgethane Sache, diese kleine Opernsvnbrctte, mit der er ei» paarmal passabel lustig gewesen war. Man schenke ihr einen Arm reif lind lasse sie laufen s Premiöre eines neuen Trauerspiels >»> Deutschen Theater? Ihm ist auch recht »ach Trauerspielen zn Mnthc, das würde seine Stimmung erheblich ausbessern! Anerbieten ans Weimar, ein Pferd zn kaufen — famoser Renner, tirst ints! Thilo znckt nur die Achsel»! Er hält sich drei Reitpferde und eine» berühmte» eng lische» Jokey, der so mager ist wie eine Fischgräte »nd bei der Steeplechase bisher stets Sieger geblieben ist, während der glückliche Besitzer des Jokcys ans seinem „Excelsior" bei,» Herrenreiten in den letzten Jahren wiederholt den erste» Preis gewonnen hat. Noch mehr Pferde? guoi von? DaS ist'- eben! Thilo vo» Hildburg ist ein bildhübscher, schwer- reicher, leidlich begabter »nd ganz liebenswürdiger Officier, aber er hat keine eigentliche wirkliche Passion — da sitzt der Hake»! Er thut Alles, was die Kameraden thnn, es hat ihn zn Anfang amüsirt genommen, durch welche» die Negierung ersticht wird, dem Hause de» Entwurf einer Kirchciigemeiildcordiimig vorzulege». Socialdemokratische Mitglieder von Kriegcrverci»«». Drei wegen Verdachts der Zugehörigkeit zur socialdcinokeatischen Partei ans dem Kriegcrvercin z» Deutsch-Wilmersdorf nnsgcschlossene und deswegen mit dem Anträge ans Wiederaufnahme klagbar ge wordene Mitglieder, dc»c» vom Kammergericht in Berlin die Alter native gestellt worden war, entweder durch Ableistung eines Neinignngs- eidcS ihre Wiederaufnahme zu erwirken oder im NichtschwörungSfalle die Ausschließung über sich ergehe» lasse» zn müsse», habe» dieser Tage vor dem Kainmergericht de» Eid dahin geleistet, daß sie nicht Mitglieder der socialdenwkratischci, Partei waren, nicht als solche Ber» saminlnngcn derselben beincht oder an deren Aufzüge» theilgenonimen oder deren Abzeichen getragen habe». Dciimach hat das Kammer- gcricht dahin erkannt, daß der verklagte Vereinsvorstand kvstenpflichlig verurtheilt sei, die Betreffenden wieder als Vcrci'nSmilgliedcr aiizu- erkennen und bei Vermeidung vo» Strafe wieder an allen Activuen des Vereins lheiliiehinen zu lasse». Oesterreich Ungarn. Im Wiener Sivgcorvncte,,Hanse hat die erste Lesung der Valntavorlage» vegonnen. Nach längere» Debatte» erscheint die Annahme des Gesetzes sicher. — Die nenestcn Berichte der österreichischen Gewerbeinspectoren äußern sich sehr >»izu- sricde» mit den Nesullalen der Lehrlingserziehnng im österreichischen Hoiidwerk. Es wird geklagt, daß in vielen Werkstätten eine so große Zahl von Lehrlingen beschäftigt werde, daß man Vv» einer gründ lichen Ausbildung nicht mehr reden könne. Italic,i. Italien im Dreibund. Die römische Presse beschäftigt sich lebhaft mit den Erörterungen der deutschen Blätter über die Stellung Italiens im Dreibünde, welche ans Anlaß der Ministerkrisis statt- gcfnnde» habe». Die „Opinione" sagt, Italiens Betheilignug am Bunde muß eine würdige sei», da-mit inan es nicht nur dulde, sonder» begehre. Die MililäratiSgabcn entsprechen der von Italien nvthwciidigcrwcije beansprnchteii Stellung i» Europa. Der Dreibund ist nicht »nr eine Gewähr des Friedens, sonder» auch e'n gutes Ge schäft, weil die Militäransgaben ohne ihn weit höher wäre». — I» der Arveiterstadt Terni ist im Untergeschosse der Unlerpräfectnr eine schwere gußeiserne Bombe geplatzt. Die Mauern des Gebäudes sind schwer beschädigt. - - Frankreich. Znm NevckNchefest in Ranch. Die französischen Journale beschäftige» sich mit dem bevorstehenden Rcvanchefest in Nancy »nd be haupten, Deutschland trage gegenüber der Veranstaltung eine große Reizbarkeit zur Schau. DaS ist mit Nichten der Fall, es ist einfach nur ans die Unverschämtheit der Arrangeure dieses Festes hiiigcwiese», velche offen sagen, daß sic gegen Deutschland anstreten und sich für ihren Spcctakel »och Geld von dentschcn Ncichsangehöriaeii, Elsaß- Lothringern, einfordern. Damit es in Nancy während der Festtage nicht drunter und drüber geht, werden übrigens Präsident Carnot und Premierminister Lonbct persönlich erscheine». Die Anwe enheit der leide» erste» Männer des Landes dürfte alle geplanten Extra vaganzen im Keime ersticken. Wir wissen freilich trotzdem sehr gut, was wir von de» Franzose» zu halten haben. — In -er Dcpu- tirlenkammcr ist dem Ministerium Lonbct wegen seines Vorgehens gegen die Anarchisten mit sehr großer Mehrheit ein Vertrauensvotum erthcilt wo de». — I» de» Stcinbriiche» vo» MeuliFres sind hundert Dynawitpalronc» gestohlen worden. Der Thnt ver- jetzt langweilt es ihn bereits; ernste geistige Interesse» hat er ebenfalls nicht . . . was in aller Welt soll er mit sich anfangen,? „Ich kriege noch den englische» Spleen!" sagt er halblaut und steht ans und dehnt sich. Draußen geht ein kurzer Jannartag auf die Neige, die Sonne ist fort, ein ödes, kaltes Gran kriecht über die Häliserdächer herauf und läßt die Großstadt langweilig und nnch er» aussehe». Ter verdrießliche Vaco» sieht eine Weile, die Hände » de» Taschen, »nd sieht gedankenlos dnrch's Fenster —- in der Etage über ihm wird ein Stuhl gerückt »nd ein Chopinsches Jinproinptn gespielt — ganz hübsch n»d geläufig; er aber wnrmclt „Verwünschtes Ge klimper!" und runzelt die Stirn. Ihn würde buchstäblich die Fliege an der Wand ärgern — »nr daß zufälligerweise keine da ist! Als drnnle» die Gasflammen anfschlageii »nd es ,'miner däm meriger in seinem Zimmer wird, entschließt er sich an, Ende ans- zugehen — was soll er z» Hanse? Lese»? Zornig schiebt er Zola, den großen Realisten, bei Seile. Das soll eine geistige Erholung sei», sich erzähle» zu lassen, wie die armen Bergleute zn Dutzenden ver hungern und verkomme» — und all das so anschaulich crzäuhlt, als erledle mau cs mit. Nichts da! Er schließt eine kleine Schublade aus »nd nimmt nachlässig, mit volle» Händen, ei» Papicrpnckchcn »nd ein paar Goldrollen heraus, die er in die Tasche schiebt. Dabei fällt es ihm ei», wie viel Elend und Nvih cS in der Well giebt. Ihm thnt das leid und er würde gern nbhelfcn, aber wie das Elend finden? Draußen schallt die Flnrglvcke, sein Bursche kommt herein, ent- zündet die Flammen in den GlaSkclchen der vielarinige» Deckenlampe und präsentirt eine Karle: Oswald Kroneck. Administrator. Sein Herr unierdrückte mit einiger Müh« einen Fluch. „Du hast gesagt, ich wäre z» Hanse?" „Herr Leutnant halten mir nichts —" „Es ist gut!" Des Barons Antlitz stand im schwcrsie» Wider spruch mit diesen Worten. „Führe den Herrn herein!" Innerliche« Zusatz: „Das ist also das Musterbild, von dem mein Vater mir schreibt!" Ein ausfallend gutgewachsener, breitschultriger Herr in tadellose« schwarzem Anzug trat i» sicherer Haltung herein, verbeugte sich höflich nnd sah dem verstimmte» Edelmann a»S zwei großen, leuchtend blaue« Angen strahlend fröhlich in'« Gesicht. (Forts, folgt.)
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