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Der Bote vom Geising Erscheint wtchentlich dreimal: Otenslag, Donnerstag und Sonnabend mittags Wöchentliche Beilage: „Neue Illustrierte". Monotsbeilage: .Rund um den Geinnggerg*. -,d Müglitztal-Zeitung Bezugspreis für den Monat 1,25 RM mit Zutrayen Änzetgen. Die t geipaltene 65 mm breite Korpus- zeit* oder deren Raum 20 Pi. die 86 mm orene Reklame» u. Lingesandtzeile od. der. Ra^m 46 Pf. Bezirksanzeiger für Altenberg, Geising, Lauenstein. Bärenstein und Umgegend. In diesem Blatte erscheinen die amtlichen Bekannrmc chungen der Amtsgerichte Allenberg und Lauenstein, sowie der S^dtbehörden Akenderg, Geising, Lauenstein und Bärenstein. ru.1 und Verlag: A. Kuntzsch, Altenberg. — Kür die Schriftleitung verantwortlich: -l-r« kuntzich. Altenberg. — Kernipr : Lauenstein 427. — Postscheck Dresden 11S11. — Gemeindegirokonto Altenberg 11 Nr 24 Dienstag, den 26. Februar 1929. 64. Iahrg. Volkstrauertag. Die Gedenkfeier im Reichstug. Der Ausschuh für die Festsetzung eines Volkstrauer- uges veranstaltete am Sonntag Reminiscere zum Ge dächtnis der im Weltkrieg Gefallenen eine Reihe von Feiern, drr bei starker Beteiligung der Bevölkerung einen -mdrucksvollen Verlauf nahm. Die offizielle Gedenkfeier des Dolksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge fand mittags 12 Uhr im Sitzungs aal des Reichstages statt. Der Saal war stimmungsvoll geschmückt, an den Wänden schwarze Behänge und silberne Lorbeerkränze, hinter der Rednertribüne drei riesige silberne Kreuze auf schwarzem Grund und zu beiden Seiten ge» wollige Pylonen, aus denen Flammen emporloderten. Im Hintergrund des Saales hatten Vertreter der Groh- Berliner Studentenschaft mit ihren Fahnen Aufstellung genommen. Hinter dem Rednerpult waren die Feldzeichen , der alten Berliner Regimenter aufgestellt. Punkt 12 Uhr i betrat Reichspräsident v. Hindenburg in Begleitung seines ' 'ldjutanten, des Oberstleutnants v. Hindenburg, des Reichs» ' unisters des Innern Severing, dec. Vizepräsidenten des Reichstages v. Kardorff, des Reichswehrministers Gröner, : s stellvertretenden Chefs der Heeresleitung v. Tschirschwitz, es Chefs der Marmeleitung und des Staatssekretärs v. ' Schuber! den Saal. Die Feier wurde mit Beethovens Tiauermarsch eröffnet. Der Präsident d<s Volkskunde» deuischer Kriegs- räberfürsorge, Reichsminister e. D. Dr. Gehler, wies in , iner eindrucksvollen Rede auf die Bedeutung des Tages yin und unterstrich im besonderen die überparteiliche Ar» vrc, die der Dolksbund für deutsche Kriegsgräb^lfm sorge u-i:et. Dieser Arbeit, so führte Ler Redmr ans, gilt der ki fixe Tag der Lrü nerungen, den mit uns ncht nur 5 ndcrttousende:m InlcN^, sondern auch im Ausland bc- c ^en In allen Weltteilen und Meeren glänzen Lie Sonncn- rhicn auf die Gräber deutscher Krieger, im Tode vereint t den Soldaten fremder Nationen, die w e sie für .br Briand gerümpft hsb^ uno heute neben ihnen ruhen. Instandhaltung di ser Gräber ist eine rag sich fchwie- er werdende Aufgadc, bei der Deutsche Volksdund mü cm Stabe geschulter und eftriger Mitarbeiter gerecht zu rden sucht. Millionen, die in der He> al trauern, wird 'ch die Verbindung, L:e mit jedem einzelnen deutschen rode brrgestellt w rd, Trost geichaffm. Aber cs geht cht nur um d'.cse äußeren Dtnge, sondern auch um den ost Ler Millionen, die in der Heimat an ihren Toten mgen und um sie trauern. Wir wollen aus der Pflege s Gedächtnisses unserer Toten auch sittliche Merle leben- g erhöhen: Len Gels! der Treue, dcn Geist der Hinge» u.ig, Len Geist des Opfers, ohne die auf d.e Dauer keine oße Sache gedeihen kann. Und eine große und heilige rache ist dre Erstehung des deutschen Volkes zur Freiheit nd Gleichberechtigung im Kreise der Völker. Nach einigen Musikvorträgen sand die Feier mit dem emeinsamen Gesang des Deutschlandliedes ihren Abschluß, er Reichspräsident begab sich sodann mit den Herren iner Begleitung durch den Hauplausgang nach dem Katz der Republik, wo er von der Menge mit bcgeister- ' m Zurufen empfangen wurde. Nach der Abnahme der Parade des Wachtregiments begab sich der Reichspräfi» oent in sein Palais zurück. * * * r Im Herrenhaus hatte zu gleicher Zeit die Reichs- ereinigung ehemaliger Kriegsgefangener eine Feier oer- nstaltet, während im Großen Schauspielhaus vom Haupt- riegervrrband, im Berliner Konzerthaus Clou von den bereinigten vaterländischen Verbänden, in der Hochschule ür Musik vom Roten Kreuz, im Lehreroereinshaus vom ^aritasverband, im Zirkus Busch vom Stahlhelm und m Landtagsgebäude von der Bismarckjugend Gedenkfeiern ür die Gefallenen abgehalten wurden. Auch auf den Friedhöfen fanden Gedächtnisfeiern für die Toten aus dem Weltkriege statt. Die Krisis in der Regierungs- bildung. Die Regiee»ngsdild»g in Preuße« gescheitert. Die Anstrengungen der letzten Tage, zur endlichen Behebung der schleichenden Krisis zunächst die Kensoli» dierung der Preußenregicrung vorzunehmen, müssen vor läufig ols erledigt angesehen werden. Die Deutsche Volkspartei hatte sich abl- hnrno gegenüber dem Vorschlag des preußischen Ministerpräsidenten Braun verhalten, die Partei möge sich mit einem Fachminister im Preußen- kabinett begnügen und ihren Vertreter im Rcichsministerium, Dr. Curtius, gleichzeitig zum Träger eines Portefeuilles ohne Ressort in Preußen machen, io daß er gleichsam den Verbindungsmann zwischen dem Reich und Preußen dorstelle. Von volksparteilicher Seite war dabei ange- deutet worden, das Zentrum solle diese Verbindungsrolle übernehmen, also einen der von ihm verlangten drei Reichsminister mit dem ressortfreien Pleußenamt betrauen lasten. Dabei würde es seinen Posten in Preußen ab geben können, so daß die zwei umstrittenen Ministersitze in Preußen an die Volkspartei fallen könnten. Doch diese umgebogene Konstellation fand keine Gegenliebe beim Zentrum. Ske wurde ebenfalls abgelehnl. Ministerpräsident Braun Hal sodann der Landtags- froklion der Deutschen Volkspartei die Mitteilung gemacht, daß nach Ablehnung des gemachten Vorschlages seine Mission erledigt sei. Damit dürften Lie Verhandlungen über die Große Koalition in Preußen endgültig geschei-ert sein. Die Lentsche Volkspartei zur Lage. Am Frcilcz hielt der Parteioorstand den Deutschen Volkspartei eine Sitzung ab, die sich mit der Frage der RegisrungsumbuLung beschäftigt. In dem parte amtlichen Beriet,» iker diese Sitzung heiß! es . „Der Parteioorstand trat in Berlm zu einer Sitzung zusammen, tn der die durch das Ausscheiden der Zentrums» Partei aus der Reichsregiervng und das vorläufige Sckei- tcrn dec Verhandlungen rn Preußen geschaffene politische Lage beraten wurde. Der Parteivorstand nahm mit Be bauern davon Kenntnis, daß die Verhandlungen wegen des Eintritts der Deutschen Volkspsnei in Lie vreußiiche Regierung bisher zu keinem Ergebnis geführt haben An gesichts der Entscheidungen, vor die d:^ Relchspvftük nicht nur in bezug auf die innere Lage, sondern namentlich auch wegen der zu ermattenden grd Ken anßenpvftftschen Fragen gestellt ist, war der Partcivorstand der Auffassung, daß eine Verständigung erner g.cßen Mehrheit Les Reichstages über die zu ergreifenden finanziellen Maß nahmen und die Herbeiführung einer Einheitsfront gegen über etwaigen unmöglichen Anforderungen an die L.istunos- fähigkcil des deutschen Volkes gefunden werden wüste. Keine Zeit sei weniger geeignet zur Herbeiführung von Krisen, Scheu vor der Übernahme von Verantwortung und Aufträgen von Parreckämpfen. Angesichts der gegen wärtigen ernsten Lage beschloß der Parteioorstand, den Zentraivorstand auf Dienstag, den 26. Februar, nach Berlin einzuberufen." Die National-liberale Korrespondenz schreibt zu der i Tagung des Partei Vorstandes der Deutschen Volkspartei » folgendes: „Der Parlamentarismus macht eine schwere s Krise durch. Dre Schwierigkeiten und Hindernisse, die sich der Regierungsbildung im Reich und in Preußen ent- gegenstellen, find nur Symptome dieser Krise, und darum » wäre es falsch, sich lediglich mrt ihnen zu befassen. Wir nehmen deshalb an, daß der Zentralvorstand der Deut- schen Volkspartei am Dienstag tief« schürfen und sich die Frage vorlegen wird, ob der brutsche Parlamentaris- > mus gerettet werden kann und wie. Doß der Weg einer möglichen Rettung nicht mit den Methoden zu finden ist, die jetzt im Parlament üblich geworden ist, steht aber im voraus fest. Die Scheu, Verantwortung zu tragen, der grobe Unfug, unerfüllbare Anträge zu stellen, die ledig lich agitatorischen Bedürfnisten dienen sollen, und auch das Festhalten an parteipolitischen Machtpositionen, gleichgültig, welche Konsequenzen daraus entstehen, sind nur Mittel, den Parlamentarismus vor die Hunde gehen zu lasten." Schluß der Reichsbahndebatte im Reichstag. Im Reichstag hat man am Freitag die Debatte über die Betriebssicherheit der Reichsbahn fortgesetzt. Ursprüng lich sollte die Interpellation wegen der Groener-Denkschrrft behandelt v erden. Diese Interpellation ist aber auf Diens tag verschoben. Mitte nächster Woche hofft man, ollmäh» lich mit den Etatberatunge« beginnen zu können. Vor 1928, so erklärte der Abg. Mollath von der Wirtschaftspartei, habe die Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahngeiellschaft m ihrem Geschäftsbericht betont, daß die laufenden Ausgaben für Unterhalt und Erneuerung keineswegs so yerabgeLrückt werden dürften, daß der Be trieb nicht mehr sicher geführt werden könnte. Damit habe man schon die Ausfasiuno zum Ausdruck gebracht, daß man an der Gienze der Abdrosselung aller betriebs technischen Ausgaben angelangt sei. Die Abdrosselung der Aufträge der Reichsbahn habe Zusammenbrüche in den Industriezweigen in erschreckendem Maße verursacht. Der Zeitpunkt scheine gekommen, an dem die Reichsbahnge sellschaft erklären müsse, Loß sie nicht mehr in der Lage sei, den Betrreb unter Wahrung der Interessen der deut schen Volkswirtschaft nach kaufmännischen Grundsätzen zu führen. Die einzige Möglichkeit der Bcsterung liege in einer tragbaren Regelung der Cisenbaknbelostung bei den Verhandlungen in Paris. Crfolge sie nicht, so sei die Zeit einer W^rtschaftskatastrophe, wie sie die Welt noch nicht gesehen habe, in Deutschland nicht mehr fern. Der Demokrat Dr. Fiichbcck bedauerte, daß die Mittel der Reichsbahn nicht ausreichen, um Oberbau, Schienen und Wogenmaterial in angemessener Weise zu erneuern. Die Reparotionslasien dürfen für die Betriebssicherheit kern Hindernis sein. Der Nationalsozialist Göring maß die Schuld an den meisten Unglücksfällen dem übermäßigen Personalabbau zu, der wiederum eine Folge des Dawespaktes sei Donn nahm noch emmal der Reichsverkehrsminisler Dr. Schätzel das Wort. Er betonte, daß die Tariferhö hung die Erwartungen nicht erfüllt habe. Im Güterver kehr seien im Oktober und November zwar noch Mehr» e nnahmen erzielt worden, im Dezember habe sich jedoch rin Ausfall von 17,5 Millionen Reichsmark ergeben. Im November habe der Personenverkehr eine Mindereinnahme von 2,6 Millionen gekrackt Insgesamt schließe das letzte Vierteljahr 1928 mtt einer Mindereinnahme von 16,3 Mlll'.w en Mar! gegen das Vorjahr ab Der Abg. Haamann iDn.) bedauerte, Laß die Reichs bahn nicht immer ^en Op ern der Unfälle in wünschens werter. Umfange entgegenkomm-. Nachdem dann noch Ler Abg. Dv^ch (Ehr ft! Nar. Bauern?.) erklärt hatte, Deutschland habe wen über der- Versailler Vertrag hinaus Tr>bute gel-isteft so daß man weitere Leistungen von ihm nick» verlangen körne, wurden die Lntichürßunven des Vcrkehrsaussckustss m drn meisten Teilen einstimmig, zum Teil gegen die Kommunisten angenommen. Die Reichs- reglerung wird danach criuckft darauf hinzuwirlen, daß die Reichsbahn aus Ler unmittelbaren Haftung für die Reparationen entlasse" wird. Das Haus vertagte sich auf Dienstag. Das französisch-belgische Kriegs- Geheimabkommen. Amsterdam, 24. Februar. Der Nieuwe Rotter- damsche Courant veröffentlicht den Wortlaut des geheimen belgisch-französischen Militärabkommens und die diesbezüg liche Auslegung der Generalstäbe der beiden Länder vom Sommer 1927. 1) Im Falle eines Krieges zwischen Frankreich und Deutschland oder einem von Deutschland in irgendeiner Weise unterstützten Staat wird Belgien seine gesamte Macht zur Verfügung Frankreichs stellen. Im Falle eines Krieges zwischen Belgien und Deutschland oder einem von Deutschland in irgendeiner Weise unterstützten Staat wird Belgien seine gesamte Macht zur Verfügung stellen. 2) Dieses Abkommen bezieht sich nicht nur auf die Rheingrenze, sondern auf jeden Angriff auf einer anderen Grenze 3) Frankreich und Belgien mobilisieren ohne vor- besprechungen, sobald ein von Deutschland in irgendeiner Weise unterstützter Staat mobilisiert, sobald der Casus foedris t Bündnisfall) oorliegt. 4) Belgien verpflichtet sich, eine Mindeftzah! von 600000 Mann halb aktiver, halb Reservetruppen, zu mobilisieren. Frankreich verpflichtet sich, Belgien auf bel gischem Boden mit mindestens 1,2 Millionen Mann halb aktiver, halb Reservetruppen, zu Hilfe zu kommen. 5) Die Truppen beider Länder werden gleichzeitig einen raschen und kräftigen Angriff in der Weise de-