Volltext Seite (XML)
» Rr. 125. ältester Studirnth Wilhelm Gottschgld, Lgndtngsabgcordnetcr Stadt- rcith Mvritz Werner, Fabrikbesitzer Stadlrath Gustav MattheS und Webermristcr Louis Rösch. — Zur S icherung u »sere r S tadt- kirche vor Feuers gefahr war vom Commaudo der hiesigen Freiwillige» Feuerwehr bei dem Kirchenvorstlinde um die Erlcinbniß uachgesucht worden, die kirchliche» Räume, zumal des KircheubodeuS- «ud Thurmes besichtigen, auch eine ltebuug gegebene» Falles vor nehme» zu dürfen. Nachdem nun vom Kirchcnvorstand dies mit Dank begrüßt und gleichzeitig die Baudcputativn bcanslragt worden war, mit dem Commando der Freiwilligen Fcnerwehr auch weitere Be sichtigungen, »amcntlich betreffs der Ausgänge und dergleichen auSzn- snhreu und entsprechende Maßnahmen je nachdem vorzuschlagc», sind nun am gestrigen Svuntag Vormittag nach dem Gottesdienste die obenerwähnte» Räume von sämmtlichen Chargirtcn und Nvhrfnhrern der Freiwilligen Feuerwehr wie auch der Bodemcr scheu Fnörilfeiicr Wehr einer eingehenden Besichtigung nnterzoge» worden. Die Frei: willige Feuerwehr beabsichtigt, demnächst alle öffentlichen Gebäude einer derartige» Besichtigung unterziehen zu wollen. — Mord- »md Selbstmord-Versuch infolge Geistes gestörtheit. Der 23 Jahre alte Fabrikarbeiter Nöihig in Ebers bach (Obcrlcinsitz) überfiel am Svnnabend früh seine erst seit einem Jahre ihm angetrante Ehehälfte im Schlafe und brachte ihr mit einem Veile drei tiefe Wunden am Kops bei, welche jedoch nicht lebensgefährlich sind. Hierauf verletzte er sich selbst noch erheblich, «ud zwar versuchte er, sich die Pulsader zu öffnen, was ihm jedoch nicht vollständig gelang, versetzte sich sodann noch fünf Stiche in den Kopf und einen in den Leib, rhne daß er seinen Zweck, sich selbst zu tödte», erreichte. Die Unlhat ist in einem Anfälle von Geistes gestörtheit verübt worden. —8. Siegmar, 31. Mai. In der letzten Nacht gegen 1 Uhr entstand ans bisher noch unaufgeklärte Weise in der Scheune deS Gutsbesitzers Meinert Feuer, durch welches die Scheune, sowie das angrenzende Stallgcbciude nebst Wagcnremisc cingcäschert wurde Glücklicherweise war es — bei völliger Windstille — möglich, das Hauptgebäude zu schützen. Zum Löschen des Feuers waren die Oris- fenerwehr zu Neustadt und darauf die freiivillige Feuerwehr zu Reichenbrand als die erste» zur Stelle. — Bein» Baden ertrunken. In Stollberg ist der 16jährige Sattlerlehrling Karl Heinrich Seidel ans Niederwürschuitz, Welcher beim Sattlcrincister Günther in der Lehre stand, in einem zum Pfarrgnte gehörigen Teiche beim Baden ertrunken. — In Schletta» wnrde» zwei Knabe» ans Hermannsdorf, 13 und 11 Jahre alt, von dem gleichen Schicksal ereilt. — Nnglücksfätte. In Hoh udorf verunglückte ans dem Steinkohlcnwcrk Helencschacht der Tagearbciter Wilhelm Bauer beim Zusammenschicben von LowrieS, indem er zwischen die Puffer gcricth, tödtlich. Derselbe stand im Alter von 37 Jahren und war die Stütze seines ValerS. — In Oberwinkel bei Waldenburg arbei teten zwei Maurer in den Ruinen des kürzlich abgebrannten Zscherpeschen Gutes, als das Gewölbe eines Kellers the.livcise ein. stürzte und den eine», den Maurer Herbst aus Schwabe», verschüttete. Glücklicherweise kam dessen Körper hohl zu liegen, so daß er mit dem Leben davonkam. Allerdings ist der rechte Arm sehr, schwer verletzt durch zwei Brüche nnd mehrere Löcher, die durch daS herabstürzende schwere Gestein verursacht wurden. — I» Marie»berg stürzte ein 2 Jahre alles Kind des Schuhmachers W. in der Bcrggasse ans dem Fenster und verstarb bald darauf. — Die Bcrmuthnng, daß der Kaufmann Max Schumann in Rvchlsitz, welcher seit einiger Zeit vermißt wnrde, im Abenddnnkcl in hie Mulde gefalle» und ertrunke,, sei, hat sich bestätigt. Am Sonnabend wurde die Leiche gefunden. " —I. Zoologischer Garte»» Scheibe. Der rührige Besitzer des zoologischen Gartens Scheibe, Hrrr L. Schumann, hat während' de» letzten Winters den Bestand an Thiercn wiederum ganz we entlich erweitert, so daß der Thiergarten jetzt eine Reichhaltigkeit und Mannig- st>ltigke,t aufweist, die einen Besuch des Etablissements empsehlens- tverlh erscheinen lasten. Die Thiere sind durchweg schöne, kräftige und wohlgenährte Exemplare und auch von seltenere» Rassen hat Herr Schumann verschiedene Thiere erworben, so daß ein Besuch des Gartens außerordentlich unterhaltend und auch belehrend wirkt, daS Letztere namentlich für die Jugend, denn der Besuch eines Thier gartens bietet selbstverständlich ei» nicht hoch genug zu schätzende- Mittel znr Belehrung der Kinder. Wir mache» deshalb alle Eltern nicht »nr in Chemnitz, sondern auch in der Umgegend darauf anf- merlsam, ihre» Kinder» eine» Besuch des zoologischen Gartens Scheibe zu ermöglichen; auch für die Herren Lehrer dürfte ein bessere- Mittel zum Anschauungsunterricht für ihre Schüler, als der Besuch eines Thiergartens, kaum vorhanden sei». Daß Herr Schumann übrigens auch für treffliche Bcwirlhuug seiner Gäste Sorge trägt, ist in unserer Stadt schon seit langer Zeit bekannt; ein Aufenthalt in dem geräumige», schattigen nnd staubfreien Concertgarten, in welchem allwöchentlich mehrmals Nachmittags-Concerte stattfinde», dient zur Erholung und bi tet treffliche Unterhaltung. —e. Sonderbares Verlange«. Gestern Abend kurz vor 10 Uhr erschien in der Behausung des Herrn Kirchenvoigles von St. Johannis auf der neuen Dresdenerstraße ein in den fünfziger Jahren stehender Mann und brachte daselbst das Ansuchen vor, ihm die Kirche von St. Johannis anfzuschließen, damit er in derselben sein Gebet verrichte» könne. Da der Kirchcnvoigt nicht anwesend war und dessen Frau sich selbstverständlich weigerte, dem sonderbaren Verlangen uachzukvmmen, so entfernte sich schließlich der vermuthlich geistesgestörte Mann, indem er noch angab, er sei Freiknecht und Scharsrichter und werde sich zur Erfüllung seines Wunsches sofort an das Polizeiamt wenden. —* Jugendliche Diebin. In letzter Zeit waren einer in der Moritzstraße wohnhaften Frau zu verschiedenen Zeilen während ihrer Abwesenheit aus verschlossener Wohnung Wäsche und Kleidungs stücke, welche in Kommode nnd Schrank verwahrt gewesen, gestohlen worden. Als Diebin wurde ein lljähriges Schulmädchen ermittelt, welches in dem betr. Hanse wiederholt gebettelt nnd hierbei gesehen hatte, daß die Tochter der Bestohlenen beim Verlasse» der Wohnung de» Schlüssel jedesmal unter einem an der Treppe stehende» Asch verborgen halte. Als sich Letztere entfernt, halte dasz d ebische Mädchen schleunigst den Schlüssel ans seinem Versteck geholt, die Wohnung aufgeschlossen nnd die erwähnten Sachen gestohlen. Nach Vvllführnng des Diebstahls halte die raffinirte Person dann den Schlüssel fein säuberlich wieder in ihr Versteck gelegt. —* Festgenommcn. Ai» Montag Nachmittag wnrde ein vom Amtsgericht Annaberg wegen Betrugs steckbrieflich verfolgter Eisendreher ans Schweidnitz hier anfgegriffcn. —* Ei» Bnbenstreich. Vor einigen Tage» waren einige Malergehülfcn in einem Hanse der innere» Johannisstraße mit A» streichen beschäftigt und hatten ihre Kleidungsstücke während der Arbeit i» einem auf dem Hofe gelegenen Zimmer ansbewahrt, in welchem auch einige im Hanse wohnende Fleischergcselle» ihre Sachen nnlcrgebracht hatten. Als die Malcrgehülfen am Mittwoch »ach der Arbeit ihre Kleider anzichen wollte», fanden sie dieselben völlig zerschnitten vor, so daß Kleider und Stiefeletten total unbrauchbar waren. — Die Manl- und Klauenseuche ist unter dem Viehbe stände des Gutsbesitzers Friedrich Wilhelm Haa se in Obe rher liier-- dorf ausgebroche». 1. Juni 18SS. Chemnitzer Stadt Anzeiger. Dt« Friiuidi uns-r-s Blatter werde» ersucht, uns wichtige B-s-benheittn glitizsl mitjiitheNe», Chemnitz, den 31. Mai 1892. ^ — Fünfzigjähriges Bürgcrjnbiläum. Am gestrige» Tage beginge» drei hiesige Einwohner die 50jährige Gedenkfeier der Ge winnung des Bürgerrechtes nnscrer Stadt. ES sind dics die Herren Ceremoiiienmeister Ernst Neinhold (Theatcrstraße 18), Webermeister Karl Louis Telle (Jacobstraßc 31) nnd Webermeister Franz Louis Wagner (Mühlenstraße 4). Der Rath ließ alle» drei Jnbilaren nntcr Glückwünschen je ein Ehrendiplom überrechn,. —8. Eine Feierlichkeit seltener Art fand gestern Montag in der hiesige» St. Jacvbikirche statt. Es war dics die Trauung eines taubstummen Paares, welche von Herr» Archidiakonns 1-ic:. Di. Karo nach dem vorgeschriebencn Formular vollzogen wnrde. Die Eltern und Geschwister (des Vrantpaarcs» sowie Vcrwanvle —^Mld Freunde desselben waren Zeugen der heiligen Handlnug. — Wirkwaareii-Anösnhr nach Süd- und Nordamerika. In Rücksicht auf die Verluste, die nnj.rc Ansfnhr-Jndnstrie, nament lich die Wirkerei, durch die Mac Kinley-Bill erlitten hat, ist wiederholt darauf aufmerksam gemacht worden, daß die Länder Süd- Amerikas uns neue Absatzgncllen »schließe» könnten. I» welchem Maße schon jetzt Südamerika im Verhältnis? znm Norden an der Ausfuhr von Strnmp swaaren bctheiligl ist, zeigt die deutsche Neichsslatistik. I», ersten Vicrteljahce 1892 wurden an baumwollenen Slrnmswnare» ansgeführt nach Chile 1082 D. Ctr., nach Peru 150 D.-Ctr., nach Uruguay 248 D. Ctr.. nach Brasilien 422 D.-Ctr. (dazu 848 D.-Ctr. wollene Str»mpswaare») und nach Argen tinien und Patagonien 746 D.-Ctr. (dazu noch 107 D.-Ctr, wollene Strnmpswaarcn). I», Ganze» beläuft sich sonach die Aus fuhr nach den südamcrikanischc» Staaten auf 3596 D.-Ctr., darunter 955 D.-Ctr. wollene Wirkwaarc». Nach den V erei n i g te n S laat e» von Nordamerika wurden in den erste» drei Monaten 169c nuSgeführt: 14,456 D.-Ctr. banmwollcnc, 150 D.-Ctr. seidene, 168 D.-Ctr. halbseidene und 165 D.-Ctr. wollene Strnmpfwaaren, ins- gcsammt 14,939 D.-Ctr. Sonach braucht Nordamerika jetzt »och viermal so viel Wirkwaaren als Südamerika; aber die Ausfuhr nach dem letzterwähnten Thcile der neuen Wett, die in de» letzlen Jahren wesentlich Angenommen hat, läßt sich »och bedeutend steigern. — Drnckschriften-Vertheilnng. Das hiesige Polizei-Amt weist darauf hin, daß alle Drnckschrülcn und Bildwerke, welche an öffentliche» Wegen, Straßen und Plätzen oder sonstigen össeniliche» Orlen vcrtheilt werde» solle», als Dcnckjchristen im Sinne von H 43 der Gewerbe Ordnung auch dann zu betrachten sind, wenn sich an ihnen Gcjchäfts-Empfehlnngcn befinden, daß zu deren Vcrtheilnng mithin die Erlaubniß der Ortspolizcibehörde erforderlich und deren Vcrthcisting ohne einen vom Vcrthciler stets bei sich zn führenden Llgitimationsschei» strafbar ist. ' — Pferde-Mnsternng. Zn der am gestrigen Tage abge- haltcncn Musterung der Pferde im erste» Mnsterungsbezirk »nscccr Stadt wurden 786 Pserde vorgesnhrt. Davon wurde» i»> Ganzen 391 Stück und zwar 170 als Reitpferde, 117 als Stangenpferde, 45 als Vordcrpfcrde und 59 als schwere Zugpferde brauchbar be funden. die übii'gcn 395 Stück, also die reichliche Hälfte, dagegen als unbrauchbar ansgcinustcrt. — AttSwanderttttgö-Agenlnr. Herrn Franz Emil Blan Hierselbst ist vom Nathe die Genehmigung zur Errichtung einer AuS waiiderniigs Agentur am hiesigen Platze erlheilt worden. Strafkammer Verhandlungen—Chemnitz. 30. b. Zwei Logisschwindle»'« Der schon wiederholt vorbestrafte 1860 in Grödel bei R i cs a geborene Hcnidarbeiler Kurl Edn ard Plc>to, genannt Müller und der bereits einmal wegen BettclnS vorbestrafte Ha"?' acbeitcr Karl August Wetzcl ans Jahnsbach, 1852 geboren, hatten»m nntcr der Vorspiegelung, d.is? sie hier in Arbeit stände», am 20. März d. Li lie! einer hiesigen Barbierscl,efrc»i für 2 Tage Kost und Logis zu verschafft" gewußt und sich daun oliue au's Bezahlen zn denken ans lind davon gemacht- Plato wnrde wegen Nückfnllsbetrng zn 8 Monaten Gcfängniß, wovon ein Monat als verbüßt in Abrechnung gebracht wurde, vcnirlheitt. während Wetzel wegen cinsachcn Betruges mit 1 Woche Ge sang» iß da von kam. die übrigens durch die IlnlcrsnchnngLhast als verbüßt erachtet wurde. Diebischer Bettler. Der schon wiederholt vorbestrafte, im Jahre 1816 geborene Weber nnd Handarbeiter CH rist o pH GnstavKra » se ans Klein- rückcrs walde unternahm im Monat April d. I. eine Bettclsahrt, bei welcher er auch N » uaberg hei,»suchte. Hierbei gelangte er i» das Hans, bcz. die Wohnung eines Kaufina»»-, wo ihm ci» Paar Stiefeletten in die Angen und schließlich auch in die Hände sielen. Wegen Be Ne Ins und im Nücksalle begangenen D i ebst ahl s wnrde Uran sc zn IJahrZ Mo naten Zuchthaus, 2 Wochen Haft (welche als bereits verbüßt erachtet wnrdeiO »nd 5 Jahren EhreiircchtSverlnst vernrtheilt. Raffinirte Diebin. Von Ende Februar dis Anfang April d. I. wurden in hiesiger Stadt eine Reihe Diebstähle meist an Kleidung-stücken, Wäsche, Betten n. s. w. von z„m Thcil hoben, Werthe in der Weise an gejübrt, daß i» Häm'cr» an den verschiedensten Straßen und allen Stadtthcilen die ver- fchlossencnThürenvon Wohnungen bez-Kauliner» mittelst falschen Schlüssels geöffnet und dann die Gegenstände entwendet wurden. Als Verüben» dieser Straß thate» wnrde schließlich nach längeren Erörterungen die schon wiederholt vor bestrnste, !in Jahre 1801 in Ni cdcrradenstcin geborene Fabrikarbeiter!» Bertha Amalie Jnnghans crwücht. welcher nicht wcniger als 12 nntcr erschwerenden Umständen begangener Diebstähle »achgcwi sen sind. So ent- wcnscte sic am Nachmittage des 21. Februar ans einem Hanse an der Berns bachstraße 1 Regenmantel, 2 Lamaröcke und 1 Paar Stiefelette», zusammen etwa 23 Mark werth, am Vormittage des 1. März aus eitler Wohnung der Zöltnerstrabc l Teclbett nebst Betttuch im Werthe von 43 Mark, am 7. März Nachi»it>a?s ans einem Hanse der AiigltstiiSburgerstiaßc I Muff, 1 Kleid, l Umschlagetnch, 2 Mäinicrhcmdcn »nd ein Paar Glacehandschuhe im Ge sammtwerthe van 18 Mark, am Nachmittag deS 15. März anS einem Hause an der Mathildcnslraßc 1 Uhr im Werthe von 5 Mark und ein Geldtäschchen mit 71 Mennige Inhalt, zwei Tage später ans einer am Arndtplatz gelegenen Wohnung 2 Röcke, 1 Paar Stiefeletten, l Umschlagcluch, 1 Schürze »nd 1 Spitzen- shawl im Werthe von zusammen 30 Mark nnd 1 Portemonnaie, in welchem sich 3 Mark t aares Geld und eine Anzahl Cottsnminarkcubefanden. Am Nachmittage des 21. März stattete sie in einem Hanse an der Uhlandslraße einen Besuch ab und stahl daselbst ein Paar Hose» sanimt Träger», eine» Jilzhnt, drei Betttücher, ei» Damasttlschtnch nnd einen Kopskissenüberziig, zusammen ans »niideslenS 33 Mk. bewcrihct. Am Nachmittage des 23. März stahl sie ans einem Hanse der Bergstraße 2 Untcrröckc, l Jacke, ein Paar Slrnmpse, 3 weiße Taschentücher »nd eine rothe Tischdecke im Werthe von zusammen üvcr 20 Mk. »nd 1 Mk. 68 Ps. in baarcin Gelle, am 25. März ans einem Hause der Aniienstraße in de» Vormittagsstunden 1 Wiuterüberzieher und 1 Franenklcid im Gcsammli werthe von 5 > Mk. und wahrscheinlich zum bequemeren Transport der Gegen- stände zugleich einen ans 2 Mk. bewcrthetcn Tragkorb. Weitere Diebstähle führte die Jnnghans noch am Nachmittage der 5. April i» einem Hanse der Herbcristraßc ans, wo sie 1 Mädchcnschlasrvck, 1 Framwrock, 1 Herrn- jackctt, 1 Bettüberzug und 3 weiße Decke» im Werthe von zusammen 37 Mk. mitgehe» hieß, am dcnanfjolgenden Tage »ochmalS in der Annenslraßc, wo ihr ein Somntcrüberzichcr iui Werthe von 50 Mk. nnd 2 Paar Unterhosen znr Beute sielen. Ihr letzter Besuch galt am Nachmittage des 8. April einem Hanse an der Altenhanicrstraße, wo sie sich indes? mit einem Wintcrüberzicher im Werthe von 8 Mk. und einer Stosshose mit Weste von zusammen 11 Mk. 50 Pf. Werth begnügen inilßte. Meier Reihe von mit größter Frechheit ohne Ausnahme am Helle» tichrcn Tage ansgeführten Straslhalen entsprach denn auch der Urtheilssprnch des Gerichtshofes, laut welchem die Jung Hans wegen schiceren, im Rücksalle verübte» Diebstahls in 12 Fällcn zu 6 I a hrcn Zn ch t Hans und 10 Jahren Eyrenrecht-verlust ver- „rtheilt, auch die Stellung unter Polizei-Aussicht für zulässig erklärt wurde. Thalia-Theater. Chemnitz, den 31. MaV Eine sensationelle Neuheit ging am Sonntag und Montag i» erster und zweiter Aufführung in Scene. Es ist dies das Bolksschanspiel „Schlimme Saat". Der Verfasser, Otto Bischer heißt der Mann, hat seine Begabung für Bübnenschriststellerei schon vor Jahren an den Tag gelegt durch sehr beifällig ausgenommene Lustspiele und Schwänke; allerdings trat er mit den- iclben vsendonym auf, z. B- als Fritz Volker, Fritz Connciny rc. Nachdem er cndlich mit einem weiteren Lustspiel unter seinem wirklichen Name» hervor- getreten, welches gleichfalls guten Erfolg hat c, erschien das netteste Werk Bischcr's, obengenanntes Bolkestück. Dasselbe ist vor allen andere» Werken des Verfassers geeignet, ihm den Ruf eines hervorragenden BühiienichrijistellerS zn sicher». Ein dem wirtlichen Leben entnommener, mit packender Realistik behandelter Stoff, unverhültte, sich zu düsterem Berhäiigniß steigernde, doch immer im Nahmen des Wahrscheinlichen sich bewegende Handlung, scharf ausgeprägte Charaktere nnd eine zwar volksthümlich gehaltene, doch nie in's Banale ver fallende Sprache, das sind die in kurze» Umrisse» gckcnnzeichncteu Borzüge des Stückes. Bischcr's unbestreitbare Veranlagung zur Juslebensührung der artiger Ausgabe» hat sich zwar »och nicht völlig befreit von der zuni Ueber- schäiimeuneigenden Gährmig genialer Gestaltung krast; doch zeigt die vorliegende Probe, daß wir a»f diesem Gebiete »och »lanchcS Bravourstück von ihm erwarten dürfen. Und eine solche Aussicht ist mit Freuden z» begrüßen. Herrn Directvr Jcsse gebührt volle Anerkennung dafür, daß er nnscrm Publik»»» das Vekanutwerd-ii mit „Schlimme Saat" so schnell ermöglichte. DicsBolks- schanspiel hat bei seine» beide» ersten Ausführungen hier ebenso wie am Baniay-Theatcr rn Berlin eine» volle» Crsotg errungen. Ohne Zweifel wird, je Mehr seine Vorzüge' bekannt werden, das sich steigernde Interesse an dcuiselben zu zahlreichen Wiederholungen Veranlassung gebe». Wir unter lasse» cS, an dieser Stelle den Gang der äußerst fesselnde,> Handlung au- zndeute». Es könnte dies ja nur in flüchtige» Umrissen geschehen; hierdurch wird aber der Eindruck uothweudigerweise abgeschwächt, de» die Unmittelbar keit deS AuschanenS in, Theater gewährt. Möge Niemand, dem es einiger maßen möglich ist, verfehlen, bei der Ausführung dieses Bvlk-schanspicls daS Theater zu besuche». Für Manchen wird sich hierbei eine Anregung znr Vergleichung ihn umgebender Verhältnisse und Personen mit jenen ergeben, welche ihm in dem Stücke eiitgegentccte». Die hieraus zu ziehende Nutz anwendung ist dann wohl geeignet, gute Früchte zn trage». Namentlich sütz Frauen bietet sich hierbei Gelegenheit, das Beispiel einer Mutter zu schauen, wie sie ihre» Kindern gegenüdcr nicht sei» soll. Dies bezieht sich namentlich auf das leider nur zu oft wahrnehmbare Bestreben, bei der Erziehung nnd d,r Berufswahl der Kinder über die „Verhältnisse" hinanSzngeheu, dem Dünkel und der Großthiisiicht allzuviel 'Naum zn gestatte». Das ist die schlimme Saat, deren unheilvolle Folgen Otto Bischer in seinem Stücke so ergreifend vor Augen zu führen weiß. Daß die Regle (Herr Direktor Jesse) die Jnsceninnig auch in diesem Falle mit Knnslverständniß und Sorgfalt bewirkt hc.t, braucht wohl nicht besonders hcrvorgehobcn zu werden. Auch sind die Darsteller säinmtlich an dem für sic geeigneten Platze, so daß die Gesaninstwirkang sehr befriedigt. Geradezu vortrefflich darf die Vorsührniig jener schlimmen Mutter, Fran Hartwig, durch Frt. Bach genannt werden. Nur die Maske will z» den Charaktereigenschaften dieser Frau nicht recht stimmen. Sie läßt de» Eindruck des Glilmüthigcn zu sehr iMvortrclcn. Herr Haas als Vertreter de» Koslon'skq, welcher in der Hänslichk-it der Harlwig'jche» Familie allerdings eine sonderbare Stellung ci'iiiiimiiit, liefert gleichfalls ein wirkliches Cabincts- stück wohlabgerniidclerDarstellnngsknnst. Tie Damen Frl- Ran PP (Pflege tochter) und Frl.Woytasch (Schwiegertochter der Frau Hartwig) bieten in Erichciunng nnd Aktion sehr Befriedigendes- Bei Erstcrcr stört freilich die süddeutsche Sprechweise der Berlinerin etwas. Dasselbe gilt von dem hartem Idiom der Herrn Striebcck, welcher übrigens den moratisch nnd materiell gänzlich heradgckoinmciien Schlaffer Hartwig mit überzeugender Realistik Vvrznführcn weiß. Dessen Bruder, Maler, findet durch Herr» Schölling eine» sehr annehmbaren Interpreten, welcher diese Gestalt mit dem feinere» Colorit des Künstlers und dein warmen Hauch des Liebhabers zn beseelen weiß. Die jcrren Kramer und Walther, wie die Damen Frl. Frühling und Grüner, namentlich aber auch die Kinder Kl. Herzog nnd Kl- König, vertreten ihren Part ebenfalls recht anerlennenLwcrth. 0. Sli»s Nah ,md Fev,t. — UttglnckSfälle. Bei einem Wcltsegeln, welches am Sonn tag auf der Schelde bei Antwerpen slatifand, kenterle der Vergiiiignngs- dauipfer „Admiral Niiyler", in speichern' sich fünf Personen befanden, von denen zwei ertranken. — Von einem gräßlichen Unglück wurden sieben mit dem Reinigen deS großen KainiiischachtcS beschäftigt« Ar beiter des Branbacher Silberwerkcs betroffen. Ein großer Tyeil des Ruß fiel auf die Lenle und verschüttete sie. Sofortige Hilfe rettete zwar die Vernnglnckten vom sicheren Tode, doch drang ihnen das Blut aus M»»d und Nase. Sämmtliche sieben Arbeiter sind erblindet. Eil» Pastor vor Gericht. In nicht öffcullicher Ver- handluiig begann am Montag vor dem Landgericht II. in Berlin der Proccß gegen den evangelischen Pastor Harder ans Wcißensce wegen SittlichkeitSvergehen, begangen an seinen Consirinandcufchülern. Er ist in 50 Fälle» angcklagt. Ta 87 Zeugen zn vernehmen sind, wird der Prvceß wenigstens zwei Tage beanspruche». Drahtnachrichten nnd letzte Meldungen. Chemnitz, 3l. Mai 1892. Mann Hein,. Vom Bodrnsce «nd Oberrhei» wird rasches Steigen des Wassers infolge starken Schmelzens des Alpenschneeö gemrldct. Der Bodensee ist seit Sonn abend mn 30 em gestiegen. Nettwied. Die Königin von Nnmättien trifft nächster Tage ans Pallanza hier zun» Besuch ein. Wien. Bei einen» UebnngSmarsch der Garniso» von Brodh wurde die russische Grenze überschritten. Die russische Garnison von Nndziwillow wurde infolge dessen allarmirt. Mittlerweile erreichten die österreichische»» Truppen »nieder ihr hcimischcö Gebiet. Wien. Nach polnischen Blättern flüchtet das Pod- lachische Landvotk, welches zn«, Ncbertritt znr orthodoxen Kirche gezwungen wnrde, jetzt ii» die Wälstxr, sobald der russische Bischof Fabian erscheint. B rüsset. Der V,»dcrlucfcr Berglverksbrand gilt für unlöschbar. Das Bergwerk ist wahrscheinlich für immer verloren. Lüttich. Fröre Orban sprach hier vor seinen Wählern nnd bekämpfte ans das heftigste das allgemeine Wahlrecht «nd die Radikalen, welche Belgien den focia- listische» Agitatoren in die Arme trieben. Es entspann sich daranf eine heftige Debatte mit den anwesenden Progrcssisten. Die Mehrheit der Versammlnng stimmte Fröre-Orbans Ausführungen zn. Die Brüsseler Candk- daten beider Parteien sind seit gestern definitiv ansge- stellt, es befindet sich kein Socialist ans der Liste der Liberalen. London. Das Unterhaus nah»»» die irische Unter- rtchtöbill in zweiter Lesung mit 152 gegen 53 Stimmen an. London. Die britische ostafrikanische Gesellschaft schenkt den französischen Nachrichten über die Ze»störn»»g katholischer Missionen in Uganda keinen Glauben «nd erklärt, sie sei davon überzeugt, dasz ihre Beamten de»» religiöse» Parteien gegenüber äntzerst gerecht verführen. London. De»»» Bürean Rente» wird unter'«» 31. Mai ans Bombay gemeldet: Während der letzten Woche sind in Erinagar 1000 Personen an der Cholera gestor ben. Unter den Einwohnern herrscht grotze Panik. Veran,wörtlich! für voMIsch«», OrrMche» und FoEorNstlsche» für Sächsische«! straii, Bvdc; sgr drn Nbrgnn LbtN der vrrlcser» sin j lSitr «usdewahrung und «kclstudmig »ich» «ibrtruer «-uullchü« «Nd 'l»-r7's,u.m»0«"w ' ' '' nicht,.ditr,».) ^dr'mui ,ri»