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Versuche der chinesischen Regierung, Entschädigung zu erzielen, waren! Selbstmord. Ja Calditz Hai sich der be! Gebrüder damals ohne Erfolg. Berger beschäftigte KanfmannSlehrling Oertel durch Erhängen ent« Slsrika. Rach Berichten ans Marokko «st der Aufstand der AndfchereS daselbst beendet. Dieselben haben in Folge stattgehabter Vermittelungen vor den Truppen des SnltanS ohne Weiteres da» Feld geräumt. Man hasst, die Unruhen werden damit ihr Ende erreicht haben. Amerika. Dem Streik der Eisenbahnarbeiter in Buffalo und Umgebuug, dem schon mehrere hundert Eiscnb.il «wagen zum Opfer gefallen sind, die von den Streikenden augezündet worden sind, fällt iminer mehr Eigenthnm anheim. Die Leute habe» Wagen und Häuser angeznndet, nnd es findet sich Niemand, der entschlossen wäre, energisch gegen sie aufzntrete». Die Miliz, die nufgeboten wird, versagt in vielen Fälle». Es droht Gefahr, daß alle Eisenbahnen im Bezirk ihren Betrieb einstellen werde». Ter Schaden geht heute schon in die Hnnderttauscnde. Die Ceutralregiernng in Washington beschäftigt sich bereits mit der Angelegenheit. Sächsisches. — Zur Reubeerdiguug iu Mauer. Auf dem OrtSsriedhvfe zu Mauer, einem eine halbe Stunde von Wien entfernten Städtchen tu einem Thalc des WienerwaldeS, fand am Dienstag, wie bereit» kurz gemeldet wurde, die Neubcerdignng der 1866 dort gestorbene» österreichischen nnd sächsischen Soldaten statt. Die Zahl der Letzteren beträgt 118. Der alle militärische Friedhof im Mauer war schon seit geraumer Zeit ausgelassen worden, und cs hatte sich daher die Nothwendigleit hrransgestellt, die Gräber nach dem Ortssrirdhof zu verlegen. Die Gebeine wurden gesammelt, in zehn Särge gelegt und in der Nacht vor der Vestattungsseier nach dem OrlSfricdho übergeführt. Die militärische Feier, zu welcher zwei Compagnieen dei in Mauer stehenden Jnfanterie-Regimens Nr. 46 mit Regimentsmusi!! erschienen waren, wohnten der deutsche Botschaster in Wien, Prinz Neuß, zahlreiche österreichische Generäle und Officiere, sowie als Del« girier der sächsischen Armee Generalmajor von Zeschan bei. An den Särge» der Sachsen hielt Pfarrer Scbering anS Wie» eine Ein segnungSrcde. Dann hielten Ansprachen der österreichische Feldmarschall Lentuaut Schmidt und der sächsische Generalmajor von Zeschan. Die Infanterie gab alsdann unter den Klänge» der Volkshhmne eine Generaldecharge. Damit fand die würdevolle Feier ihren Abschluß. — Elektrische Beleuchtung in Leipzig. Es haben sich bis jetzt mehr als 40 größere Firmen bereit erklärt, in ihren Geschäften elektrische Beleuchtung eiiiznfnhreii. Die Zahl der nöthigen Flammen würde gegen 2000 betragen. Natürlich sind die Meldungen noch nicht abgeschlossen, nnd cs kann bei gutem Fortgang derselben mit Siche heit darauf gerechnet werde», daß der Nath sich zu einer baldigen Einführung der elektrischen Beleuchtung entschließt. Dem Bernehmen nach sollen zuerst die innere Stadt und die Südvorstadt mit elektrischem Licht bedacht werden. Die anderen Vorstädte würde» jedoch verhältiiißmäßig schnell folgen. — Durch eine» Braud um'ö Lebe,» gekommen. Ans Nadeb erg wird unterm 16. August berichtet: Bei einem Schaden feuer in Klein röhrs darf, durch welches das Wohnhaus der Geschwister Gcbler eingeäschert worden ist, ist auch ein Menschen leben zu beklagen. Die unverehelichte Gebler, welche mehrmals in das brennende Hans eingcdrungen war, um ihr Sparkassenbnch n. A. zu rette», ist schließlich vom Nanch betäubt worden und hingcstnrzt. In bewußtlosem Zustande ward sie ausgesunden, ist aber nach einigen Stunden iu Folge einer Gehirnerschütterung verstorben. Ihrem Bruder ist das Sparkassenbuch, das er heransgeholt und versteckt hatte, gestohlen worden. — Ein Durchbrenuer zurückgekehrt. Schneider Landgraf iu Zwickau brannte vor zwei Jahren mit 19,000 Mk. nach Amerika durch, ist aber dort in die Hände von Leuten gefallen, die noch ge riebener waren, als er selbst und ihm das Geld abnahmen. Mit leeren Taschen kehrte er dieser Tage »ach Zwickau zurück nnd ließ sich verhaften. — Wieder ei»» schweres Unglück dnrch Petroleum. In Lngau wollte die Ehefrau des Bcrginvaliden K. das im Ofen znriickgcgangene Feuer, dem sie im Walde selbsigesnmmeltes Reisig aufgelegt halte, nnsache». Sie goß aus einer Kanne Petroleum darauf. In demselben Augenblicke stand auch sie in Helle» Flammen Die Kleider brannten ihr buchstäblich vom Leibe herunter. Ihr Körper war schwarz und verkohlt, als man des Elementes Meister ward. Noch in derselben Nacht ist das unglückliche Weib nach un sagbaren Schmerzen verschiede». — Brand in» Bogelschiesi-Zelte. In Wert» an hätte am dem Schützciiplatze leicht ein größeres Unglück passiren könne». In dem Altenburger Actienzellc, in welchem Herr Concerlnnternehmer Kvhn ans Leipzig mit seinem Künstler-Ensemble eine Abschieds-Bor ftellnng gab, cxplvdirte die am Eingänge des Zeltes befindliche Petroleumlampe. DaS Jener griff mit großer Geschwindigkeit um sich, und das Publikum, in Angst und Schrecken, riß sofort Theile der Wände heraus, um in das Freie zu gelangen. Energischem Ein greisen ist es zu danken, daß man des Feuers Herr wnrde und größeres Unheil fern blieb. Die Vorstellung wurde nach kürzerer Unterbrechung unter Beifallsbezengungen des Publikums zu Ende geführt. — Eapallerie-Brigade-Mattöve»'. Die Gegend zwischen Narsdorf »nd Brnchheim bei 6'eithain wird vom 27. August bis mit 8. September der Schauplatz großer Brigade-Exerciticn werden, an denen das 2. sächsische Ulanenregiinent und das in Borna nnd Pegau garnisonircnde Karabinieiregiment theilnchmen. Diese» Hebungen geht ein dreitägiges Ncgimcnts-Excrciere» voran, das eben falls in dieser Gegend stnttfindct. — Selbstmord eines Technikers. Aus Mitt weida wird berichte!: Am Spätnachmittage des 16. August fand man in einem Haferfelde n» der Flnrgrcnze NüßchenLanciihaiii die Leiche des anS Berlin gebürtigen s24 Jahre alte» Technikers Hagelbcrg. Derselbe, welcher das Technikum Mittweida besuchte und vor seiner hanplpriifuiig stand, hat sich am Sonntag aus seiner Wohnung ent fernt und an der Stelle, wo man ihn fand, mittels Carbolsänrc vergiftet. Der Vcrablcbte, als fleißiger, strebsamer, junger Mann bekannt, entstammte einer gemischten jüdisch-christlichen Ehe und war bis vor zwei Jahren ohne Ncki'gionsbekeiinlniß. Ein hiesiger Geist licher crtheilte ihm hierauf seinem Wunsche gemäß Religionsunterricht nnd schließlich erhielt er in hiesiger Kirche die christliche Taufe. — Außer seine» Studien am hiesige» Technikum, deren er sogar während der nun beendeten Ferien mit Eiser oblag, beschäftigte sich Hagelbcrg auch mit philosophische» Arbeite». — Bor» der Gcmeittve Ncicheubraud ist für die Grund stücke i» der Flur Rcicheubrand zwischen der Königlich Sächsische» Staatscisciibah» »nd der Pclzniühle einerseits, »nd der Flnrgrcnze mit Siegmar und der Fortsetzung der Turnhallcnsiraßc andererseits, ein Bebauungsplan anfgestelll worden. Dieser Plan liegt an aints- haiiptmaiiiischastlichcr Canzlcisielle zur Einsichtnahme öffentlich ans; Einwendungen gcgcndcnselbcn sind längstens bis zum 10. September diese- Jahres bei deren Verlust bei der Königliche» Amtshanplma»»- schaft zu Chemnitz anziibriiigcn. leibt. Der junge Mann erfreut sich des besten LeumnndeS. — Ertruukctt ist in Schmölen bei Wurzen dar 4jährige Söhncheu des Steinbrucharbeiter- Jungnickel. —8. Klingenthal, 16. August. Dnrch die Nebersicdclung de» Herrn Cantor Nodeck nach Meerane ist hier die Cantor- nnd 1. Lehrer stelle frei geworden. Von den Bewerbern hat der Schulvorstand die Herren Richard Kreher, Cantor in Callnberg» Ernst Emil Kuolh, Cantor in Ellcrlcin, und Karl Wilhelm Schneider, Cantor in Lunzenau, zur Probe ansgcwählt. —IV. Jahuödorf i. Erzgeb., 16. August. Letzte» Sonntag Nachmittag fand hier eine Jnsprcliou der freiwilligen Feuerwehr statt. Seitens der Mannschaften tvurde recht Tüchtiges geleistet. — Ai» gleichen Tage hielt der hiesige Turuclnb im Gasthaus zur »Grünen Aue" einen Ball ab. — Die lästigen Besuche der Zigeuner wiederholen sich i>» Lause diese- Sommers öfters. So trieben sich gestern wieder Mitglieder einer solchen Bande von etwa 40 Personen, welche eine Anzahl Pferde und Wagen bei sich führte, im Dorse um her, mitunter recht unverschämt auftrelend. Die Truppe lagerte sich Abends im nahen Nenkirchner Staalssorstrevier, woselbst sich eine Acenge Menschen eingefnnden hatte, »m das Thun und Treiben des Gesindels zu beobachten. Die Gesellschaft, bei welcher große Geld ümme» bemerkt wurden, lebte flott, trank Wein re. Heute wnrde die Bande seitens der hiesigen Polizei über die OrtSgrenze gebracht, t—. Markersdorf bei Chemnitz. Ei» unüberlegte Streich. Am vergangenen Dienstag Abend gegen 8 Uhr stieg plötzlich im untere» Theile unseres OrlcS eine so mächtige Feuersänle empor, daß man sich veranlaßt sah, mittels der ans unsere». Schul- Hanse angebrcichlen Glocke das übliche Alarmsignal zu geben. In erstaunlich kurzer Zeit waren auch freiwillige Feuerwehren der Nachbar orte, nc»»e»ilich diejenige von Kappel, an der anscheinend bedrohten Brandstelle erschiene». Hier aber stellte er sich heraus, daß sie sich umsonst bemüht halten. Ein Grundstücksbesitzer hatte nämlich auf seinem Hose einen große» Haufen von Dornreisig und dergleichen in Brand gesteckt, uni sich so des unhandlichen Abraumes zn entledigen. Das infolge der herrschenden Hitze völlig ausgedörrle nnd ohnehin leicht brennbare Material war schnell in die Höhe gelodert, die Flammen Hallen sogar das in der Nähe lagernde Wirthschastsholz bereits mit ergriffe». Offenbar ist der betreffende Grundstücksbesitzer mit den allgemein gütigen feuerpolizeilichen Vorschriften nicht genügend vertraut, sonst würde er entgegen denselben das Wcgbrenncn des Haufens nicht in so unmittelbarer Nähe bewohnter Gebäude vollzogen habe», was ihm wohl nicht ganz ungeahndet hingehen wird. — Brände. In Dranschkowitz bei Bautzen brannten die z» den Gartennahrunge» Sancr's und Nietscher's gehörenden Ge bäude vollständig nieder. Die Eulstehnngsiirsache der Feuers ist nicht bekannt. — In La »gen brück wnrde das Treptesche Gut ein Raub der Flamme». Drei Schweine »nd zahlreiche Hühner nnd Taube» kamen in de» Flammen um. Der völlige Wassermangel bcgünstigle da» rasche Umsichgreise» des Feuers. Infolge der Strohdachdeckmigcn standen binnen 10 Minute» säinmtliche Gebäude in Hellen Flamme», denen auch die Ernlevorrälhe zum Opfer fielen. — Zu derselben Zeit wurden in Volkersdorf bei Effenberg 5 Wirthschastsbctriebe dnrch Feuer zerstört. Auch hier trat großer Wassermangel z» Tage, so daß mir wenig gerettet werden konnte. — I» Frohburg brannte das in nächster Nähe der Kirche gelegene Meißner'fche Hau» nieder. Nur mühsam gelang e», die schlafenden Hausbewohner zn wecken und deren Kinder in Sicherheit zn bringen. Fünf arme Familie», die znm '.2 - Buch feinrm !n Mosel wohnhaften Baie« gestohlen tmd davon bereit» 80 Mk. abgehoben hatte. Er wurde zur Hast gebracht. —* Wegen TittlichkeitSvrrbrechrn wurde ein hier wohn. Hafter Cigarrenmachrr zur Hast gebracht. —* Sin Ruhestörer. Heute früh i» der 5. Stunde ärmle ein angetrunkener BSLer anS Borna aus der Mühleastraße umher »nd schlug mit dem Stocke wiederholt au die HanSthür einer Echankwirthschast. Dem Ruhegebvt zweier Wächter leistete er nicht Folge nnd wurde deshalb nach der Pvlizeihauptwache gebracht. Hier «ging er sich in Beleidigungen gegen die Beamten »nd verübte durch orlgesetztcS Schreien »nd Schimpfen Ruhestörungen. Er wurde des wegen in da- ArresthauS befördert. —* Beim Radfahre». Gestern Abend in der 9. Stunde fuhr auf dem Neustädter Markt ein KanfmcmuSlchrliug, der sich im Fahren auf dem Zweirad übte, einen Schreiber a», so daß dieser zu Boden stürzte und de» rechten Oberschenkel brach. Auf ärztliche An ordnung wurde der Verletzte i» da» StadtkrankeuhauS gesahre». größten Theil nicht versichert hatten, habe» fast alle ihre Habe verloren. Thalia-Theater. Chemnitz, den 18- August. Orpheus in der Unterwelt. Operette i» 4 Acten von Hector Cremienx. Musik von Jacques Osfenbach. Ossenbach h>t einen recht kecke» Griff geihan, als er die olympischen Götter und die Helden der Antike i» sein Bereich zog, um sie, »,'» alle» menschliche» Schwächen und Thorheiten beladen, dem allgemeinen Gclächier preiszngeben. Man hat darum Ossenbach auch häusiq den Componisten der „Frivolität" genannt und dies nicht mit Unrecht, denn i» viele» seiner Werke domimrt die Schlüpfrigkeit und Abgeschmacktheit Allein Meister Jacq neS Hot auch eine Anzahl Librettos verwcrthct, die so bereut sind,daß selbst die penibelste Vorsteherin eines MädchenpensionatS nichts daran a»S- ziiictzc» hätte- So findet sich in einer Anzahl Os feubach'scher Werke, . in: „Die Verlobung bei der Laterne", „Die Zanbergeigc", „Tic Schwätzerin von Saragossa" re- nicht eine Spur von Zwcidcniigkeit. vinch „O rp Iicns in der Unterwelt" kann füglich z» den anständigen Werke» Ossenbach'S gerechnet werden, wcn» man diese Operette, oder „burleske Oper", wie er ans den gestrigen Assichcn hieß, mit des Componi'e, „Schöner Helena", „Blaubart" und seine», „Pariser Leben" vergleicht. Da? von Hector Cremienx bearbeitete Libretto enthält bei seiner parodistischen Tendenz eine Menge drastisch-komischer Züge» -je selbst dem verbissensten Hypochonder ein Lächeln abzngcwiiinen vermögen. Was mm die Musik nn- bclangt, so kan» diese mit vollem Siechte als da? Muster aller Operctlcimmnk gelten. Sie zeichnet sich dnrch graziöse »»gesuchte Melodik, durch rlttyh niiche Feinheit nnd Pikanleric ans. Di« Partimr enthält eine ganzr Anzahl reizender Gesänge und Chöre, die für den mnsikalischcn Feinschmecker eine Fülle duftiger Melodien bieten. Die gestrige Aufführung der prächtigen Operette, die Herr Kapellmeister Weitzleder z»»l Bencsiz gewählt hatte, war, wenn ma» von der änderst primitiven Ausstattung und von einigen Unebenheiten absicht, die bei der schnellen Einstndirnng des Werkes begreiflich erscheinen, znsriedcnstellead. Der Benefiziant, dessen Dirigenienpnlt mit Blumen geschmückt war, wnrde bei seinem Erscheinen sowohl vom Publikum wie auch vom Orchester mit scknicichclhafien Symvathicbcweiscn ciuvsaugeii. Er leitete das Werk mit seinem, künstlerischem Verständlich und mit einer Frische, der inan die vorans- gegangene Mühe des raschen Emstndirens nicht ansah. Frau Görlich (Eurydice) erwies sich auch gestern wieder als eine tüchtige gebildete Sängerin, die auch i» der Darstellung das zündende Element nicht vermissen ließ. — Von drastischer Wirkung war der Jupiter des Herrn Haas, der diese Nolle ganz im Wiener Stile interpretirte und mithin grobe Heiterkeit erreg e. — Auch Herr Wcnkhans, der de» Pluto gab, verstand eS vor trefflich, den Jutentioiien des Conipoinslen »nd Librettisten gerecht zu werden. — Eine höchst ergötzliche Figur schuf Herr Carlsen i» der Nolle des HanS St ix. DaS berühmte Couplet: „Als ich „och Prinz war von Arkadien" ge langte dnrch ihn zur schönsten Wirkung. Mit der Partie des Orpheus fand sich Herr Müller zufriedenstellend ab. Auch die Träger der kleineren Particen leisteten bis ans Frl. Ranpp, die gesanglich Alles schuldig blieb, durchaus AncrkcnncilSwcrthcs. Das Pnblikn»» zeigte sich sehr animirt nnd ries die Darsteller »räch den Anschlüssen lebhaft vor die Rampe- D—. Chemnitzer Stadt Anzeiger. Di« Lreunde u»l-reL Blatt«» wird«,, «sacht, uns »»ichlig« Bea«briihcil«. güttglt mttjut-«»«». Chemnitz, den 18. August 1892. — Der hiesige conservative Verein, welcher lange Jahre hindurch nur wenig an die Ocffeiitlichkcit getreten ist, hat sich nicht länger der Nothwendigleit verschließen könne», seine Grundsätze und Ziele auch vor solchen Mitbürgern zn entwickeln, welche nicht dem Verbände des Vereins angehören, aber sich zn den staatserhallenden Elementen rechne». Der Verein wird deshalb morgen Freitag eine große Versammlung im Gasthause zur .Linde" nbhallen, in welcher Herr Eduard Ulrich de» Vortrag übernommen hat. Das Thema des Vortrages lautet: „Der Handwerker- und Mittel stand, seine Feinde und seine Freunde." Es handelt sich also »in eine der brennendsten Fragen unserer Zeit, denn die Erhaltung des Handtverker- und Mittelstandes muß im Vordergründe der Bestreb ungen aller Patrioten stehen, welche wahrhaft staatscrhaliend sein wollen. Es sei deshalb aus diese Versammlung ganz besonders ans merksam gemacht. —i—. Familieu-Rvcud. Ein prachtvoller Sommerabend begünstigte am vergangenen Montag die Abhaltung des von der Gruppe II des „Evangelischen Arbeitervereins" ii» Restaurant „Znm Wind" veranstalteten Familienabends, der sich denn auch infolge des zn Spaziergängen und Aufenthalt im Freien mächtig lockenden Wetters einer zahlreiche» Betheilignng von Mit gliedern nnd Gönnern des Vereins und seiner bekannten Bestrebungen zn erfreuen hatte. In der beifälligst ansgenommenen Begrüßmigs- Aiisprachc legte Herr Pastor Colditz der große» Versammlung die edle» Bestrebungen des Vereins eindringlichst ans Herz. Mit den gesangliche» Darbietungen des gut geschulten Doppel Quartetts der Gruppe 11 wechselte» die Klänge des von der Capelle des Herrn Direktor Kriimpholz anSgeführten Cvnccrtes in bunter Reihenfolge ab nnd bolen so allen Theilnehmern recht bcachteiiswcrtle Kniistgeiiüsse. Bon wahrhaft prächtiger Wirkung waren die Illumination des Gartens sowohl, als auch namcnllich die Effekte des Feuerwerkes, welches auf der Höhe des neu errichteten AussichtSthurnieS abgebrannt wnrde Sämiiitlichc Besucher des Faniilienabends dürfte» von dem Gebotene» um so mehr befriedigt worden sein, als auch die Beivinhuug durch den Besitzer des „Wind", Herr» Emil Kirsche, bekanntlich nichts zu wünschen übrig läßt. — Kittv vermisst. Am Dienstag Nachmittag gegen 1 Uhr hat der 8 Jahre alte Knabe Cnrt Märtz die i» der Apollostrnße gelegene elterliche Wohnung verlasse», ohne bis jetzt dahin zurück- gekehrt zn sein. Die Kleidung des Knaben bestand i» blauleinencn Hose» und blau- und wciß-geschnürter Blonse mit Malrosciikragen, schwarzen Strümpfen nnd gelben Turnschuhen, die Kopfbedeckung bildete ein grauweißer Hut mit grüner Schnüre. Etwaige Wahr nehmungen über den Verbleib des vermißten Knaben, auch scheinbar ganz geringfügiger Art, würde» von den schwer bekümmerte» Eltern desselben mit herzlichem Danke entgegen genommen werden. Es steht zn vermnthen, daß der Kleine i» der Richtung nach Dresden zn fort- gelanfe» ist, da er davon schwärmte, einen Onkel in Schlesien be- suchen zn wollen. —* Mit fremdem Gclde. In ei»e»i hiesigen Gasthause »lächle ein Müllergeselle ans Mosel größere Zechen nnd als er nicht mehr bezahlen konnte, wollte er ein Sparkassenbuch der Sparkasse zn Glauchau, mit noch 75 Mark Einlage, verpfänden. Da man jedoch den rechtmäßigen Erlverb des Buche» bezweifelte, so wurden i» der Sache Erörterungen angestellt, welche ergab«», daß der Mensch da» Ans Nah ,md Fern. — Ein Hoffest beim Mikado. AnS Tokio geht dem „TempS" eine hübsche Schilderung über eine Garden-Party zn, welche der Kaiser von Japan kürzlich veranstaltet hat. Wir ent nehmen der interessanten Beschreibung Folgendes: „Im herrlichen Parke des Schloßgartens giebt cs am Ufer eines kleinen Teiches die meisten Spaziergänger; hier wird das kaiserliche Paar erwartet. All mählich bilden sich Gruppen, die »ach ihrem Rangc Aufstellung nehmen; die fremden Gesandten, die hohen japanesischc» Würdenträger, Osficiere rc. . . Ah! Ah! Da ist ja die Gruppe der Hofdame», ganz nach europäischer Mode gekleidet! Mit wenigen Ausnahmen welche Toiletten! Und diese schreienden Farben, die rcichgeficdcrlcn Hüte! Wenn die Damen grüßen, da scheinen sie sich znscimnnmzn- fallen bei jeder Verbeugung» zum großen Nachthcile der krachende» Mieder nnd der schaukelnden Hüte. Wie hübsch, wie annuithig sie wären in ihren weiten KimouS und mit ihren runden Häubchen..,. Eine Bewegung geht durch die Menge. Ter Kaiser kommt: In der Thal, der Sohn des Himmels kommt eiiihergcschritlen — i» der Ver kleidung eines Artillerie-Generals. Er schreitet langsam, fast wie ein Automat, offenbar im Gehen behindert dnrch seine Lackstiesel; er grüßt nach rechts und nach links mit raschem, kurzem Nicken. Zwei Schritte hinter ihm trottet, den langstielige» Sonnenschirm wie eine Wachs kerze in der Hand haltend, Ihre Majestät, die Mikadinc . . . klein, zart, dfftinguirt, aber steif wie eine Puppe i» ihrer reich gezierten Robe, die Lippen halb geöffnet zn einem stereotypen Lächeln, welches zwei Reihe» seiner langer Zähne erblicken läßt, die Augen gcröthct von einer beginnende» Ophthalmie. In ihrem Gefolge befinden sich die Prinzessinnen von Geblüt in grelle» Toiletten, nicht anniulhiger, leider, trotz der anfgcwcnbeten Pracht, als die eingangs geschilderten Dame» der Aristokratie. Man defilirt an de» Majestäten vorüber; der Kaffer und die Kaiserin zeichne» Einzelne dnrch Ansprcicheu anS. Daun werden die Bussels gestürmt, man zerstreut sich in, Park, schlendert i» den lauschigen Lanbgänge»...' Dann ertönt die Hymne, der Mikado zieht sich zurück, begleitet von seinem Gefolge — das Fest ist zn Ende. — Fürst Bismarck «nd die Kelltterln in Kisstugcu. Ans Kissingen wird der »N. Fr. Pr." folgende Episode an» dem letzten Aufenthalte des Fürste» mitgetheilt: Fürst Bismarck machte in den letzten Tage» seine- Aufenthaltes allein einen Spaziergang in dem Walde bei dem „Altenburger Hause" und wurde daselbst von einem Gewitterregen überrascht. Die Kellnerin im „Altenburger Hanse", die de» Fürste» ohne Regenschirm gewabrte — er kam sehr eilig aus dem Walde heraus — eilte sofort mit einem solche» ans ihn z». Der Fürst »ahm denselben dankend an. „Ja, liebes Kind," sagte der Fürst, „es ist doch iminer besser, ei» sicheres Obdach zn haben, als so »»befchirint unter dem Regen einherzuwandcl»." Dabei bot der Fürst dem gefällige» Mädchen seinen Arm, nnd die Beiden wandelten selbander einer Schutzhalle z», wo sich der alte Reichs, kanzler niederließ. Nachdem der Regen cmfgehört hatte, gab der Fürst dem Schwabeninädche» «ine» herzhaften Kuß, worüber dasselbe ganz überglücklich war und znm Fürsten äußerte: „Eine große Ehre für mich." Doch der Fürst antwortete lächelnd: „Die Frende ist für mich eine noch größere, mein Schatz." So hat die Schwaben-Kellnerin die Geschichte erzählt. — Ein grohmüthiger Bergführer. Ma» schreibt an- Salzerbad: Ein hier weilender Curgast beabsichtigte, von Salzerbad ans eine Partie auf die 1500 Meter hohe Reisalpe zu mache»; er engagirte dafür den al» Führer gut bekannten Peilstaner Sepp, erreichte auch mit diesem den Gipfel, wollt« den Abstieg aber nicht