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Ausgabe: Wochentags Abends (mit Datum des nächsten TagcS). — Die Anzeigen finden ohne Preisausschlag zugleich Ver breitung durch die Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. — Nr. 177. — 12. Jahrgang.— Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße 5. I" Dienstag, 2. August IM. Politische Rundschau. Chemnitz, den 1. August. Deutsches Reich. Die aöue Kgiserreise. Der Kaiser hat am Sonnabend Morgen die Reise nach der Insel Wight in England zur Theilnahine an den dortige» Segelregatten angetrelen» woselbst die Ankunft am heutigen Montag erfolgen wird. Der Monarch hat am Sonnabend Morgen Potsdam verlasse» und sich »ach Wilhelmshaven begebe», von wo er Nachmittags 2^ Uhr mit dem Prinzen Heinrich, seine», Bruder, in See ging. Abends 7 Uhr traf die Jacht «Kaiseradler" in der Begleitung des Panzerschiffes „Beownlf" i» Helgoland ein. An der Landungsbrücke waren zum Empfang des Kaisers und des Prinzen Heinrich der Coutreadmiral Mensing und eine Deputation der Bewohner des Felscneilands zum Empfange amvesend. Eine große Me»ge Einheimischer und Badegäste begrüßte den Kaiser mit jubelnden Zurufen. Der Monarch fuhr mit der Drahtbahn »ach dem Oberland, besichtigte daselbst die Befestigungsanlagen, speiste bei dem Admiral Mensing »nd setzte Abends 10 Uhr die Reise nach England fort. Die ganze Insel war zu Ehren des hohen Gastes reich be flaggt. Des Kaisers Befinde» ist vortrefflich. Die Reise Fürst Biömarck's «ach Varzln. Am Soll» abend Nachmittag hat der Altreichskanzler Bad Kissingen wieder ve^ lassen und sich zunächst »ach Jena begeben, wo derselbe unter laute" Ovationen bis zum Sonntag Nachmittag verweilte. Alsdann wurde die Reise über Halle, Magdeburg und Stendal nach Schönhausen, dem a» der Elbe gelegene» Bismarck'schen Stammgnt, fortgesetzt, wo am späten Sonntag Abend die Ankunft erfolgte. Nach zweitägige», Aufenthalt in Schönhausen, wo in Zukunft Graf Herbert mit seiner jungen Gemahlin Wohnsitz uimnit, begicbt sich der Fürst „ach Varzin. Ueber die Ei'nzelheiten der Reise ist Folgendes hervorznheben: Die Abreise der fürstliche» Familie aus Kissingen erfolgte »nter stürmischen Kundgebungen des Publikums um 2^/z Uhr Nachmittags. Der Salonwagen war auf Veranlassung der Kurgäste prächtig geschmückt; das Fürsienpaar wurde mit Blumen förmlich überschüttet. Zur Ver abschiedung waren auch alle Behörden anwesend. Der Fürst schüttelte noch während des Ausfahrens des Zuges ans dem Bahnhofe zahl reichen Dame» und Herren die Hand. Unterwegs fand in Weimar großer Empfang durch den gesammten Gemeindcrath, mit dem Bürger meister an der Spitze, wie durch andere Deputationen statt, welche dem greisen Staatsmann Blumen übergaben. Der Fürst antwortete, indem er für den glänzenden Empfang herzlich dunkle. Er habe Weimar, als geistigem Mittelpunkt Dcntschlcinds, stets lebhaftes Interesse dargebracht, zumal auch die Regierung ih» slels in seiner nationalen Thätigkeit unterstützt habe. Ter Fürst brachte ein Hoch ans den Grvßherzog ans, der ihm stets Wohlwollen cntgcgen- gcbracht habe. Nach wiederholten Hochrufen wurde die Weitcrfahrt nach Jena angetreten, wo die Ankunft bald nach sieben Uhr Abends criolgte. Der Bürgermeister, der Vorsitzende des Gemeinderathes, das Festkomitee, Vertreter der Studentenschaft, Fcstjungfraue» und der Kriegerverein, sowie eine zahlreiche Volksmenge waren auf dem Bahn- Hofe anwesend. Auf verschiedene Ansprache» erwidernd, wieS Fürst Bismarck ans die Bedeutung der Universität für das deutsche Geistes leben hin und auf. das nationale Gefühl der Thüringer trotz der territoriale» Verschiedenheiten. Auf dem Wege zum „Hotel zu,» Bären", dem Absteigequartier des Fürsten, bilüelen Studentenvcrciiie Spalier. Im Hotel begrüßte der Prorektor der Universität.mit de» Mitgliedern des Senates und den Universitätslehrern den Fürsten mit einer Ansprache. Fürst Bismarck dankte in längerer Rede und sagte, er habe stets gedacht, wie er dem Vaterlande dienen könne. Wenn man sage, er habe während seiner amtlichen Thätigkeit Glüp gehabt, so wünsche er stets dem Kanzler des Reiches dasselbe Glück. Der heutige Staat sei ein solcher, der »ur durch die gegenseitige Verständigung zwischen Herrscher und Volke bestehen könne. Auch als Privatmann werde er stets ehrlich sage», was nach seiner Mein ung dem Vaterlande nütze. Später »nlernnhi» der Fürst eine Aus fahrt zur Besichtigung der Bergfeuer. Viele Häuser der Stadt sind illnminirt. Nach Eintritt der Dnnkelheit fand ei» Fackelzug statt. Fortwährend wurde der Altreichskanzler mit enlousiaslische» Zurufe» begrüßt. Am Sonntag Morgen wurde den, Fürsten, der sich außer« ordentlich wohl befand, von der Jenaer Currende ei» Morgenständchcn dargebracht, die ihm an derselben Stelle, wo auch Luther einst ge wohnt hat, das Lutherlied „Eine feste Burg ist unser Gott" sangen. Alsdann bereiteten die vereinigte» Gesangvereine Jenas dem Fürste» sine Morgeninusik. Später begab sich der gefeierte Gast unter fort währenden Ovationen nach einer Rinidfahrt durch die Stadt auf den Markt, auf welchem Kopf an Kopf eine dichte Menschenmenge, etwa 7000 Mann, harrte». Der Bürgermeister von Jena begrüßte den Fürsten, der mit seinen Angehörige», dem Gemeindcrath, den Uni« Vcrsitätsaugehörigen und dem Festcvmitee i» einem reizend eiugerichlclen Festzclt Platz genommen hatte. Dann begrüßten die Slndenten-Bcr- trelcr und uuswärtige Deputationen den Fürsten, der in längerer Ansprache eine» Rückblick ans die Vergangenheit warf. Ohne Jena hätten wir auch wohl nicht Seda» gehabt. Die geführten Kriege feie» »othwcndig gewesen, aber fernere Kriege dürften nur Defensiv kriege sein. Ein starkes Parlament muß der Bcnnpnnkt des öffent lichen Lebens sein. In der Ecntrnmspartei seien der ehrlichen Mit glieder viele, aber die Tendenz der Leitung sei keine reichsfrcundlichc. „Ich war eingeschworen auf die Leitung eines evangelischen Kaiser- thnms!" hob der Fürst hervor. Was de» Bvrwnrs anlinwnarchischer Gesinnung betreffe, der wider ihn erhoben worden sei, so verweise er n»f die Verfassung, »ach welcher nicht der Kaiser, sonder» der Reichs« kanzlec fnr die ganze Politik verantwortlich sei. Er sei ei» treuer Anhänger der Dynastie des Königs und des Kaisers, ohne, wie es in Göthe's Gö) von Berlichinge» heiße, die Weisheit der Commissarien des Kaisers als unfehlbar nnznerkennen. Dem Trink spruche des Fürste» folgten begeisterte Hurrahs und Hoch», der Alt reichskanzler vermochte sich kaum vor den ihn Umdrängenden zu retten. Nach wiederholten Toasten ans den Fürsten »nd seine Familie und nachdem dieser sich mit der Abordnung der thüringischen Städte und zahlreichen Festgästen unterhalten hatte, folgte die Rück kehr ins Hotel, wo ein Frühstück stattfand und dann unter den stürmischsten Kundgebnngen die Fahrt zum Bahnhof nnd die Weiter reise. Ans der ganzen Fahrt, in Weimar, Halle, Magdeburg rc. nahmen die begeisterten Kundgebungen kein Ende. Graf vo« CapriVi — Fürst vo« Bulgarien! „Ein fröhlicher Scherz in ernster Zeit," wird der Reichskanzler Caprivi sprechen, wenn er in der Petersburger „Nowosti" liest» daß ihn dieses Blatt als Candidaten für den bulgarische» Thron in Vorschlag bringt. — Die Hitze scheint übrigens auch in Petersburg ziemlich groß zu sein! Grosze Entscheidungen in Sicht. Die Entscheidung, wann die in Aussicht stehende neue große Militärvorlage dem Reichstage unterbreitet werden soll, ist während der letzten kurze» Anwesenheit des Kaisers in Potsdam »och nicht getroffen. Erst späterhin soll hierüber Näheres bestimmt werden Das Gleiche gilt von der Frage einer große» Ausstellung i» Berlin. Von einer Weltausstellung wird indessen, wen» nicht Alles trügt, infolge der Abgeneigtheit eines er heblichen Theiles der Industrie »nd der verbündeten Regierungen abgesehen werden und es wohl »nr zu einer deutschen »der Drci- buudculSstellniig kommen. — Der Staatssekretär von Bötticher, der in der Weltausstcllnngsfrage auch mitzusprechen hat, ist am Sonnabend nach Karlsbad gereist. Da Ist die Cholera an der dentschen Grenze! Die „Schlesische Zeitung." der wir für ihre Meldung die Verantwortung überlassen müssen, kvustatirt das Auftreten der Cholera in der russisch- preußischen Grenzstation Sosnowice. Gegen die Choleraeinschleppung werden an der dentschen Ostgrcnze die sanitätspolizeilichen Vorschriften mit unnachsichtlicher Strenge gehandhabt. Alle zu Wasser und zu Lande kommenden Passagiere ans Rußland werde» von gewissenhaften praktischen Acrzlen untersucht und kranke oder verdächtige Personen sofort den neu errichteten Cholcralazarethen überwiesen. Der Durch gangsverkehr ist in der Hauptsache eingestellt. Die Gewissenhaftig keit der deutschen Nerzte, die von ihren russischen, durch Schlendrian ausgezeichnete» Kollegen, sich wie Tag nnd Nacht unterscheiden, wird hoffentlich jede bedrohliche Einschleppung thunlichst vo» uns sernhalten. Dev kürzlich avgefchtosfene Handelsvertrag zwischen dem deutschen Reiche nnd Kolumbien ist in der dentschen Presse sehr wenig gewürdigt, verdient aber alte Beachtung. Es ist nämlich der erste prinzipielle Erfolg der Neichsregierniig gegenüber den Bestreb ungen der Vereinigten Staate» von Nordamerika, sich den Absatz ans dem ganze» amerikanische» Cvntinent unbedingt zu sicher». Die weiteren, für die deutsche Industrie sehr wichtige» Erfolge ähnlicher Art werden hoffentlich nicht lange ans sich warten lasse». Die 7V Kilometer lange militärische Feldbahn, die in einer Woche in der Lüneburger Haide gebaut worden ist, erstreckt sich jetzt durch den Haidcstrich von Uelzen »ach Celle und ist die größte der bisherigen Feldbahnen. Die Soldaten, die dieses Kunst stück fertig gebracht habe», fahre» auf der neuen Linie hi» und her, einer ist Lokomotivführer, der andere Zugführer, Schaffner, Tele^ graphist, Heizer, Weichensteller n. s, w. Natürlich sind die Soldaten auch zugleich Fahrgäste. Sie üben sich im Verlade» nnd Trans- porliren, wozu ihnen einige hundert Wagen, fünfzig Lokomotiven »nd Materialien zur Verfügung stehen. Der L'antener Knabenmord. Ter Xaotcncr Bote behauptet, daß i» Sache» des Knabenmordes die Ermittelmigen in vollem Um fange wieder ausgenommen seien. Die Staffettcnpost des dentschen Nadfahrerclnbs von Berlin nach Köln ist Sonnabend Mittag vom Brandenburger Thor i„ Berti» nbgegangc». Im Aufträge der Militärbehörde übergab Major Brix jedem Fahrer eine Depesche nnd Lvosung. Oesterrelch-Uirgarir. In Wien ist am Sonnabend eine einst vielmals ge nannte politische Persönlichkeit ans dem Leben geschieden: Graf Alexander Hübner, der ehemalige Botschafter der habsburgische» Monarchie am Pariser Hofe, a» welche» der dritte Napoleon die be rühmte Nenjahrsrcde richtete, welche de» italienischen Krieg von 1859 einleitete. Hübner ist 81 Jahre alt geworden. — Der wegen Be- trngsversncheö in Wien inhastirte preußische Abgeordnete Graf Gerödorff dürfte in diesen Tagen nach Eingehung genügender Bürgschaften wieder sreigelassen werden. Der Fall macht peinlichstes Anssehe» und in hohem Maße befremdet, daß der Graf, welcher »och keiner Sitzung der gegenwärtigen Legislaturperiode des preußischen Abgevrdnctenhaiises bcigewvhnt, wohl aber seine Diäten fortwährend eingestrichen hat, nicht sei» Mandat nicderlcgt. Frankreich. Die französische Negiernng, die in Afrika wirklich schon hinreichend Aerger hat, hat nun auch »och einen Conflict mit dem Congvstaat bekommen. Cvngosoldaten haben nämlich ans eine» französischen Mititärpoften geschossen und einen Mann gelobtet. Ebenso haben bewaffnete Congo-Eingeborene eine französische Patrouille überfallen »nd zersprengt. Von Paris ans ist sofort energische Ge- nugthnnng von der Cvngoregierung beansprucht worden. — Der in Paris stattgehabte Binttenschifffahrtötongres; ist am Sonn abend geschlossen worden. — Die Pariser Polizei hat nener- dings Hanssnchttttgen bei Anarchisten vorgenommen, darnnter bei einen'. Zimmcrmaler Ferdinand, bei welchem auch ver dächtige Flüssigkeiten beschlagnahmt wurden. Auch ein deutscher Anarchist, der anS der Kölner Gegend stammt, ist arrctirt worden. Spanien. Das Madrider Ministerin«» beschloß nmfassende Schtttzmaßregeltt sür Andalusien, Catalonien »nd die baskischen Provinzen, da dort die Gährnng im Wachsen begriffe» ist. Sänimt- liche Garnisonen werden verstärkt. Plätze ohne Garnisonen erhalten Cavallerie-Einquartiernng. Großbritannien. In London heißt es, die Vermählnng des Kron prinzen Ferdinand von Rnmänien mit der Prinzessin Marie vo» Edinbtirg solle schon ii» August stattfinde». Es geschieht das wohl, »in den Jnlriguen der frühere» sogenannte» Braut des Prinzen, > des Fräulein Vacarescn, ein Ende zu mache». — Gladstone isi etwas ttttpäßlich, hofft aber zur nahe» Parlamentseröffnnng wieder wohlauf zu sein. Man bezweifelt aber doch, ob der alte Herr noch de» Anstrengungen des Preinicrministcrpostens lange gewachsen sein würde. Rußland. Die Peteröbnrger Negiernng läßt tapfer dementiren, daß in diese» -und jene» Orten neue Choterafälle vorgekommen seien. Ob das wirklich immer so ist, ist selbstredend schwer zu sagen. Hingegen ist die ununterbrochene Weiterverbreitung der Cholera ganz unbedingte Wahrheit. Die Negiernng scheint sich noch gar kein klare» nnd richtiges Bild von der ungeheuere» Kra»khcitsaiisdeh»»»g gemacht z» haben, so wenig entsprechen die Mittel, welche sie zur Verfügung stellt, der Gesahr. Das Reinemachen in de» Städten hilft wenig; um die entsetzliche Unsauberkeit i» de» Straßen zu beseitigen, muß man Monate habe», und die niedere Bevölkern»g ist überhaupt nicht ans dem Schmutz hcransznreißc». Sie betrinkt sich, schlägt Aerzte und Gehilfen in den Spitälern todt und trinkt wieder. Weiter denkt sie nicht und kommt sie nicht. In Taschkent mußten die durch die Cholrrapanik entstandenen Unruhen mit Waffengewalt unterdrückt Werden. Einige Personen wurden getödtct, mehrere verwundet. Da» Observationsjchisf auf der Wolga wurde durch Militär gegen di« er regten Votksmassen geschützt. Die Schiffsmannschaften ans der Wolga weigern sich weiter zu diene». Die Arbeiter laufen zu Hunderten aus Angst vor der Cholera ans der Arbeit. ^ Orient. Gegenüber den» wüthenden Tobe»» der russischen «nd französischen Zeitungen über die Hinrichtniig der 4 bulgarischen, mit russischem Gelbe bezahlten Hvchverrcilher in Sofia läßt di« bul garische Regierung an der Hand des in ihre» Besitz übergegangenen Aklenmatcrials kaltblütig erkläre», die rnssische Negierung hätte keine Mörder bezahlen und nach Bulgarien schicke» sollen, dann wäre auch Niemand hingerichtet. Uebrigens haben die Vertreter verschiedener Staaten eine Begnadigung der znm Strange Bernrthcilte» befür wortet, aber der Ministerpräsident Stawbiilow schrieb kurzer Hand an de» Rand der Gesuche: „Der Vcrratü des Vaterlandes verwirkt den Anspruch ans jede Gnade. Das Urthci'l ist zu vvllslrecken." Wenn die bulgarische Regierung nicht Mörder über Mörder in ihrem Lande sehen will, muß sie der Gerichtigkeit ihren Lauf lasse». Rußland läßt ja die politschen Verbrecher verschwinde», ohne daß überhaupt ei» Gerichtsverfahren eintritt. Asien. Zn Japan Minister zn fein, ist keine Freude. Ein starker Theil der Bevölkerung steht den europäischen Reformen der Regierung recht abgeneigt gegenüber. Schon mehrere Minister sind ans diesem Grunde Opfer der aufklärnngsseindlichen Fanatiker ge worden. Auch jetzt ist wieder ein Attentat auf den Handels- und Gewerbe-Minister begangen, doch ist dasselbe erfreulicherweise mißglück^ Afrika. Der im Sultanat Marokko ansgevrochene Aufstand breitet sich immer weiter ans. Die Verhandlungen zwischen den Sultausbehörden und de» aufständische» Andschara's sind ergelniißloS verlausen. Die Aufständischen rücke» vor und legten vor Tanger drei befestigte Lager an, so daß die Stadt von 3 Seite» völlig ein- geschlosse» ist. Die Snltcuistruppe» sollen arg demoralisiert sein- Die Aufständischen haben versprochen, das Eigenthum der Europäer zu schone». Amerika. Der Anarchist Bergmann, der Urheber des MordanfalleS auf den Fabrikdirektor Frick ans Homestead bei Pittsbnrg, ist vor das Schwurgericht gestellt. Die Verhandlung soll mit thnnlichster Beschleunigung stattfinden. — Nene Meldungen ans Santos, der berüchtigten brasilianischen Ficbersladt, schildern die Zustände dort als trostlose. Das gelbe Fieber rafft Tausende fort. Sächsisches. — ZttM Rektor für die Universität Leipzig ist am ver gangenen Sonnabend der Professor dcrThcologie Brieger gewählt worden. — Leipzig. Die in der Walksiraße wohnhafte Ehefrau eines Ingenieurs machte gestern Abend eine» Selbstmordversuch, indem sie zwischen Leibniz- und Waldstraße in den Elstermühlgraben sprang. Sie wnrde noch lebend vo» zwei Arbeitern ans dem Wasser gezogen »nd in i^re Wohnung gebracht. Lebensüberdruß soll der Beweggrund der That gewesen sei». — Die Fleischer-Jnnn«,g zu Leipzig beschloß, sich mit den Schwesteriiinnngen zn Dresden und Chemnitz inS Vernehmen zu setzen, um eine gemeinsame Petition an das Ministerium dcS Innern zu richten, in welcher »»> Aufhebung der Kälbersteuer gebeten wird. Gleiclizcitig lehnte es die Innung ab, eine genossenschaftliche Leder« Vcrwerthnng in das Lebe» zu rufen. — Ein erschütterndes Familien-rama hat sich am Freitag Abend in Leipzig im Grundstück Gcrberstraße 10 zngetragen. Daselbst hat die 43 Jahre alte Nollkntschersehefrau D. ihr 2jährigc» Söhnchen mit einem Nasirmesser durch zwei Schnitte in die Kehle getüdtet und sich hierauf ans gleiche Weise zn tobten versucht. Die D. leidet schon seit längerer Zeit an Nervenstörung »nd ist deshalb auch schon in der Nervcnklinik nnlcrgcbracht gewesen. Da die Ehe leute D. ein glückliches Familienleben geführt habe», dürste die Un glückliche die unselige That »ur in einem Ansall von Geistesstörung ansgeführt haben. Die D. wnrde schwerverletzt mittelst Kranken wagens in das Krankenhaus transportirt, die Leiche des kleine» D,'