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Tagevlatt Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Anberg und Brand. ^17 1868. Mittwoch, den 22. Januar Erscheint jeden Wochentag früh S U. j Inserate werden bi« Nachm. 3 Uhr, für die nächste Nr. angenommen. Preis vierteljShrl. 20 Ngr. Inserate werten die gespalten« Zeile oder deren Raum «ft L Pf. berechnet. Tagesgeschichte. Berlin, 19. Jan. Der „St.-Anz." berichtet ausführlich über die heute im königlichen Schlosse stattgefundene Feier des Krö- nungs- und Ordensfestes und veröffentlicht das (fast 16 Spalten deS Blattes füllende) Verzeichniß Derjenigen, denen der König Or den und Ehrenzeichen zu verleihen geruht hat. — Weiter enthält daS amtliche Blatt folgende Mittheilung: Nach dem zwischen der Krone Preußen und dem Fürsten von Waldeck und Pyrmont un- term 18. Juli v. I. abgeschlossenen und von beiden Häusern des Landtags genehmigten Vertrage ist die gesammte innere Verwal tung der genannten Fürstenthümer init dem 1. Januar d. I. an Preußen übergegangen. Demgemäß ist der zuletzt im Finanzmini sterium beschäftigte Landrath des Kreises Meseritz, v. Flottwell, mit dem Auftrage nach Arolsen entsendet worden, vorläufig commissa- risch die Functionen des nach Inhalt des Accessionsvertrages an die Spitze der Verwaltung des Landes tretenden Landesdirectors zu übernehmen. Herr v. Flottwell hat am 1. d. M. sein neues Amt angetreten und die obere Leitung der Fürstenthümer nach Vor schrift des getroffenen Uebereinkommens übernommen. — Die „Ber liner Börsenzeitung" berichtete, daß des Königs Majestät die Stif tung eines neuen Ordens, und zwar unter dem Titel „Schwanen orden", zu beschließen geruht habe.. Diese Nachricht, sowie alle De tails, welche die „Berl. Börsenztg." über diese Sache bringt, sind vollständig aus der Luft gegriffen. — Der Gesetzentwurf über die Eisenbahn-Anleihe auf Höhe von 40 Mill. Thlr. ist dem Vorschläge der Commission gemäß m der am 17. d. M. stattgesundenen Abend sitzung des Abgeordnetenhauses fast einstimmig angenommen wor den. Desgleichen gelangte der Antrag des Abgeordneten Wehr zur Annahme, welcher dahin lautet, daß die Linie Schneidemühl- Dirschau so bald als möglich in Angriff zu nehmen sei und in sol chen Gegenden, wo der Nothstand sich am drückendsten herausstelle, mit den Bahnbauten sogar an mehreren Stellen zu gleicher Zeit vorgegangen werden solle. — Die „N. A. Z." schreibt: „Von einer weitern Vorlage in Bezug auf das Unterrichtswesen ist jetzt durch aus nicht die Rede und die genauere Feststellung der Verpflichtung der Kirchenpatrone und Gemeinden den Schulen gegenüber noch Vorbehalten. — Zu der am 28. d. M. unter dem Vorsitze des Ge heimen Oberregierungsrath vr Wiese stattfindenden Conferenz von Vertretern der norddeutschen höheren Lehranstalten sind folgende höhere Schulbeamte nach Berlin berufen: Geheim. Kirchen- und Schulrath vr. Gilbert zu Dresden, Oberschulrath Schröder zu Schwerin, Consist.-Rath Abt Hille zu Wolfenbüttel, Oberschulrath vr. Weidemann zu Meiningen, Gen. Superint. Or. Walther zu Bernburg, Schulrath 0r. Kieser zu Sondershausen, Schulrath vr. Wittig zu Gera, Schulrath Prof. vr. Burchard zu Bückeburg, Director des Johanneums Prof. Oe. Classen zu Hamburg, Director des Gymnasiums Prof. Or Hertzberg zu Bremen, Director des Katharineums Breier zu Lübeck, Oberstudienrath l)r. Wagner zu Darmstadt, Oberschulrath 0r. Lauckhard zu Weimar. — In der mecklenburgischen Angelegenheit hat Frankreich nunmehr die von Preußen angebotene Herabsetzung des Weineingangs zolles auf 10 Fr. angenommen; dagegen einige früher nur ver traulich verhandelte Tarisherabsetzungen officiell beantragt. Ueber diese Anträge werden demnächst Verhandlungen mit den Zoll- vereinsregiernngen eingeleitet. (Wes. Z.) — Nach der „Köln. Ztg." wird die baldige Erledignng der Angelegenheit nicht bezweifelt. — Die friedliche Sprache der Pariser osficiösen Blätter wird von einem Correspondenten der „Köln. Z." auf folgende zwei Ursachen zurückgeführt: 1) In Paris soll eine neue Renten-Ausgabe von 4' bis 5 Millionen Fr. an Capitalwerthersolgen; 2) die in spanischen ¬ italienischen, östr. und belgischen Fabriken angefertigten Chaffepots taugen nichts. Bochum, 16. Jan. Eine neue Trauerbotschaft muß ich Jhum melden. In vergangener Nacht zersprang auf der Zeche Shamrock bei Herne der Kessel der Fördermaschine. Infolge dieser E/plosion wurde der Heizer und Schürer sofort getödtet. Da die Maschine nun auch ihre Dienste versagte und im Schachte keine Fahrten ein gebaut sind, blieb der in der Grube sich befindenden Belegschaft nichts übrig, als zu warten, bis Anstalten zur Rettung getroffen sind. Man spricht schon von Befürchtungen vom Ertrinken der noch-im Schachte arbeitenden 200 Mann, doch sind solche unbe gründet, wenn man weiß, daß die erste Tiefbausohle noch vorhanden und diese leicht durch Haspelförderung zugänglich gemacht werden kann. — Unweit Shamrock, aus Zeche Plutho, verunglückte gestern, ebenfalls durch Entzündung schlagender Wetter, der Häuer Oberst. Er befand sich zwar gestern Abend noch am Leben, doch war er vom Arzt schon aufgegeben. Leobschütz, 16. Jan. (Schl. Ztg.) Die Rinderpest, deren Aus bruch im benachbarten Oesterreichisch-Schlesien wir am 14. d. M. meldeten, hat leider auch unsern Kreis nicht verschont, indem die selbe in Roben, 1 Meile von hier, nach sachverständiger Constati- rung aufgetreten ist. Ein Stück Vieh ist au der Pest gefallen, 4 andere sind erkrankt und müssen getödtet werden. Bis zum Ein- treffen militärischer Kräfte rst die Absperrung durch Civilwachen erfolgt. Wien, 19. Jan. In einem Handschreiben an den Admiral Tegetthoff dankt der Kaiser demselben für die auf seiner Mission in Mexiko bewiesene Thätigkeit. — An Stelle des bisherigen Reichs-Kriegsministers, Freiherrn v. John, ist FML. Kuhn zum Reichs-Kriegsminister ernannt. Paris, 18. Jan. Die Ultramontanen in Frankreich sind über die Reformen in Oesterreich so erbittert, daß sie von ihrem bishe rigen Geschrei gegen Preußen abzulassen und für dieses, wenn auch- nicht freundschaftliche, doch versöhnliche Gesinnungen zu heucheln: beginnen, offenbar, um die Unterstützung Preußens für die weltliche! Macht des Papstes zu gewinnen. — Aus Paris wird der „Weser-Zeitung" geschrieben: Aus gefallen ist es mit Recht, daß schon seit längerer Zeit vom kaiserll Prinzen nicht mehr die Rede ist, während sonst die officiösen Blätter nicht müde wurden, von jeder seiner Spazierfahrten zn berichten. Aus authentischer Quelle erfährt man in der That, daß die Gesundheit des Thronerben noch immer nicht recht wiederkehren will. Er bedarf der schonendsten Behandlung, der Unterricht bleibt größtentheils ausgesetzt und vollends die körperlichen Uebungen sind ärztlich streng untersagt. Auf den Kaiser selbst wirkt dieß dauernde Leiden seines Sohnes in hohem Grade verstimmend. ES kommt dazu, daß Sorgen anderer Art dem Hofe nicht fehleu. Die be trächtlichen, während der Ausstellung gemachten Ausgaben, der nothwendige Aufwand, noch vermehrt durch eine mit jedem Tage steigende Prachtliebe — die so eben beendigte Ausschmückung und Möbelirung des restaurirten Speisesaales in den Tuilerien hat 800,000 FrcS. gekostet — haben die Civilliste mehr als erschöpft, und hieraus erklärt sich zu Genüge das Unterbleiben der gewöhn lichen Festlichkeiten, Hofjagden und Einladungsserien in Compiegne. Man spricht sogar von einer schwebenden Schuld ganz ansehnlicher Höhe der Civilliste, und^sie wird um so drückender empfunden,, «eil der allgemeine Nothstand sonst angemessene Gelegenheit gOöW hätte, namentlich mit Rücksicht aus bevorstehende Wahlen) die kaiserliche Fürsorge für das öffentliche Wohl in das hellste Acht zu stellen. . >