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Tageblatt. «rfch,i»t jidrn Wochmtag früh -Uhr. Juseratt wer« dm bi«.Nachmittag« S Uhr siir die nächst« erfcheiueud« Nummer «gmommM. PiertchLhrig. 2» «ght. J»s«at« wuHm .dk ««spaltene Zeil, öd-e der« RamnM» Pf. berechn«. WGWGMWW^WWWW Amtsblatt des Kömgl. Bezirksgenchts zu Freiberg, sowie der Kömgl. Gerichtsämter urtd. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. - 1H8^ ' Freitag, den 88. Ä«g«st 1863. Freiberg, den 28. August. Der 26. August war für Freiberg eben sowohl ein Tag der Ehre, als der Freude: er war ehrenvoll, weil man mit richtigem Takle das angeordnet und ausgeführt hat, waö der Körnerfeier würdig war; und freudig war der Tag deshalb, weil die Stimmung von dem freundlichen Himmel selbst begünstigt durch das Gelingen de« Werkes eine gehobene ward. Es ist nicht ganz leicht, in ge drängter Kürze von der ganzen Feierlichkeit ein treues Bild zu geben. Doch versuchen wir cS. Nachdem bereits das Concert und die überaus zahlreiche Theilnahme an demselben am Vorabende der Körnerfeier zu erkennen gegeben, daß eine solche Feier ganz im Sinne der Bewohner Freibergs sei, ließ sich erwarten, daß der Hauptfestlag einen um so feierlichere» und von großer Theilnahme begleiteten Charakter annehmen werde. Und das Bestreben der Festordner, die theils aus behördlichen, theilS aus Privatpersonen bestanden, in bas Ganze die möglichste Ordnung und Würde zu bringen, ward vom besten Erfolge gekrönt; dazu trugen insbesondere bei die verschiedenen .Gesangvereine mit ihren Fahnen, die Turner, denen zugleich die Aufrechterhaltung der nölhigen Ordnung inner halb und außerhalb der Stadt oblag, welcher Aufgabe ste sich zu allgemeinster Zufriedenheit entledigten, die Bürgerschützen und eine große Anzahl von Privatpersonen ans den verschiedensten Ge sellschaftskreisen. Einen wahren Schmuck des Festzugcs bildeten ohpgefähr 80 junge Damen*), die weiß gekleidet und mitten Nationalfarben in verschiedener Weise geschmückt, theils Blumen kränze im Haar, theils in der Hand tragend, in Folge ergangener Aufforderung mit raschem Entschlusse dem jugendlichen Heldcndichter, dessen Gesänge sie in Schule und Haus gar oft erfreut oder be geistert, ihre Huldigung darbrachten. Bald nach 4 Uhr bewegte sich der Festzug vom Obermarkte der Stadt, dessen Nathhaus mit städtischen und vaterländischen Fahnen geschmückt war, unter Be gleitung von 3 Müsikchören durch die Petersstraße nach der Es planade zu. Den Mittelpunkt derselben nahm der Festzug in einem großen Kreise ein, während tausende von Menschen hinter ihm standen, mit Spannung die ernste Feier erwartend. Ein besonders Lazu gedichteter. Choral nach einer bekannten Melodie ward jetzt vom Festzug abgesungen; während dieses Gesanges ward Ange sichts der ganzen Menschenmenge die „junge Körnereiche" in ihrem neuen Boden eingepflanzt. Nach dem Schluffe des Gesanges be gann die Festrede von einer kleinen in der Mitte des Festplatzes errichteten und geschmückten Rcdnerbühne herab. Als die vom Festredner als geeignet bezeichnete Stelle seiner Rede kam, legten die jungen Damen insgesammt ihren Blumenschmuck an der „Körner- eiche" nieder, als Weihgeschenk für Len heldenmüthigen Dichter jüngling. Dieser Akt, wir müssen cs bekennen, war in der That ergreifend, und auch der Festredner, wie wir bestimmt versichern können, hatte seine ganze Fassungskraft nöthig. nm den während jenes Aktes fallen gelassenen Faden seiner Rede mit völliger Sicherheit wieder aufzunehmen. Nach Beendigung derselben er tönte ein Lied: „An die Deutschen", welchem als Schlußgesang folgte: „Was ist des Deutschen Vaterland?" Hierauf setzte sich Ler Festzug in derselben Ordnuug wieder in Bewegung, wie er gekommen war. Auf dem Obermarkte trat der Bürgermeister, umgeben von einigen Herren, in die Mitte des vom Festzuge ge bildeten Kreises, um dem Vaterlände und allen Denen, welche wohlmeinend und weist über das Wohl desselben bericthen, ein dreifaches Lebehoch zu bringen. Nach Beendigung dieser Feier *) Einige ältere Damen hatten die Gefälligkeit, die jungen Damen auf dem Rathhause zu empfangen/ Einige „damengewaudte" Marschälle halten natürlich mit besondererü Vergnügen ihr Amt übernommen, von der Wahrheit Le« Altklasslschen „curpe airm" wohlthucud durchdrungen. lichtest - sie hatte ohngefähr 1^/« Stunde gedauert — keMv man sich einer anderen beizuwohnen, welche der Bürgerfingvereiw unter Mitwirkung des StadtmufikchoreS in dem Güldnersschen Garten veranstaltet hatte. Leider waren die Räumlichkeiten deh Gartens durchaus nicht im Stande, die Menschenmenge in trgenh wie bequemer Weise zu fassen, Doch that dieser Uebelstanddeffl Genüsse keinen wesentlichen Eintrag: unsere erzgebiraische Ahend- ttmperatur offenbarte ein außerordentliches Wohlwollen Men'die Menschen und die Töne des Gesanges sowohl, als die der MusH sahen dadurch ihren Eindruck auf die Zuhörer in erfreulicher Weist verstärkt, wie wir denn überhaupt gestehen müssen, daß das Ganze als etwas Gelungenes bezeichnet zu werden verdient. Däst auL 4 Abtheilungen bestehende Programm war natürlich vorzugsweise' mit Körnerliedern ausgestattet. Mehrere derselben mußten nach stur-i - mischem Beifall wiederholt werden. Die Festrede des Hrn. Ober- lrhrers am Gymnasium, W. Pröffel, lassen wir hier dein Wunsche ' de» Publikums so wie unserem eigenen entsprechend wörtlich folgen: Die Töne, welche jetzt zum Ohr gedrungen, . Nicht ohne Wahl find heute sie «klungen, Wo ernst« Feier sinnvoll un» vereint. - c Und darf ich Euch der Klänge Wesen deuten, Sie werden un» zum Heldenjünzling leiten. Der im VerkbärungSlichte hehr erscheint. Der Freiheitsdrang, die Lieb' zum Vaterlande, DaS tief erniedrigt zwängen FeindeSbande, Durchglühet heilig EgmontS edle« Herz. Er fürchtet nicht des SpanieeS tückisch Lauern, Den Tod verachtet er mit seinen Schauern, Der lheuern Heimath Schmach nur bringt ihm Schmerz. Und ob er gleich im Kampfe muß erliegen. Ob Trug und Arglist über Treue siegen, ES blüht die Freiheit doch au» Blut und Tod. Mit Jubellaut verkündet e» der Meister, Tyrannenwuth herrscht nimmer über Geister, AuS tunkler Nacht bricht goldneS Morgenroth. Au» seiner Nacht auch stieg, de» treuen Sänger. Ein Frühlicht auf, e» wich Ler sränk'sche Drang« Von seine« Geistes SturmeSweh gejagt. Begeist'rung stählte seine Waffenbrüder, Sie warfen stark der Feinde Rotten nieder. Die Kette brach, der Freiheitsmorgen tagt. Was er in seiner Jugendkraft gerungen, Wa» er zur Leier Saitenspiel gesungen, Noch lebt e» in de» braven Manne» Brust. Ob feindlich Blei vc» Kämpfer» Leben kürzte, Ins frühe Grab den Wackern Sänger stürzte/! . . Der Deutsche bleibt sich seine» Werth» bewußt. > Und daß er selbst im rauhen KriegSzetümmel Den frommen Aufblick nicht verlor znm Himmel, Giebt herrlich Zeugniß uns des Sänger» Lied. Bei blitzender Carthaunen Donnerschlägen Fleht er herab de» Ew gen Schutz und Segen, Ein heiß Gebet von seinen Lippen zieht. Vernahmt Ihr wohl, Ihr theuern deutschen Brüder- Der Mahnung Ruf von lichten Höhen nieder, Der aus des Klang-S Reich melodisch dringt l ... ... O öffnet Herz und Sinn dem Geistcrgrußc. — Der au» de« Sänge,« Gruft an Eichbaum» Fuße ' Von weiter Ferne zu Euch dringt. „Seid stark in Kraft, Ihr Mannen deutscher Gaue»,. V f In Liebe stark und stark Im Gottvertrauen, D-S Vaterlandes Glanz sei Eure Ziert Dan» mögen Wetterwolken Euch umwogen, Bald steigt emper de« Frieden» holder Bogen, Und flcgfroh wallt Germania« Panier." Wir können es wohl mit Zuversicht aussprechen, daß der ganze. . festliche Acl Ler Körnerfeier geeignet gewesen ist, ein bleibende» An denken in der gegenwärtigen Generation zu hinterlassen nnd de»