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1684 Etwas über den Wein. ES wird vielfach behauptet, daß vorzugsweise die Weinküper am Rhein fich meisterlich aus die Kellerwirlhschast verstehen und eine Weinzunge haben, wie sie nur wenigen Sterblichen zu Theil wird. Ein solcher Weinkoster darf aber kein Raucher oder Tabaks- schnupfer sein, muß auch vor allen scharfen, gesalzenen und ge räucherten Speisen sich hüten, darf auch nicht« OeligeS oder Saures genossen haben, und wenn er den feierlichen Act des Kostens be ginnen will, nicht erhitzt sein. Am besten kostet sich's Vormittags «nd bei heiterm Wetter. Es ist eine ergötzliche Scene, wenn der Meister mit seinen Gesellen und mit den Fremden, die nichts von den Feinheiten der Weine verstehen, fick in den schön gewölbten Keller begiebt, wo die Fässer in guter Ordnung still und feierlich neben einander liegen. Alles geht in gemessener Ordnung. Da» GlaS darf nicht angelanse» sein und der Meister behält e» etwa» in der warmrn Haub, um den Wein verschlagen zu lassen. Erst werden die leichten, dann die schweren und süßen Weine gekostet; «ach jedem Schluck wird der Mund mit Wasser auSgespült; nur etwa» Semmel od^r Brod wird zwischen hineingegessen, um die Die immerwährende Weltausstellung in Paris. D« „Moniteur" enthält über da» großartige Unternehmen -er immerwährenden Weltausstellung in Pari» Folgende»: Die Arbeiten an dem bei Auteuil fich erhebende» Palaste der „immerwährenden Weltausstellung", der riesigsten, man möchte sagen einzig dastehenden Schöpfung unserer Epoche, schreiten in ungeahnter Raschheit vor. Die vier Abtheilungen , welche die untern Sciten- pügel de» Palastes, zur Rechten und Linken de» großen Schiffe», Hilden, stehen bereits mit dem ersten Stockwerk vollendet. Jeder dieser Seitentheile scheidet fich wieder in fünf gleichlaufende Schiffe, durch sechs Säulen in der Fronte geöffnet. Während einer der Pavillons der Fayade bereits bi» zu seiner Spitze fertig, hob fich da» Hauptchor bi» zur Kuppeleindeckung. Eben ist man daran, die Kolonnaden de» obern Stockwerks zu'setzen und die kolossalen Berbindungsbogen von kühnster Arbeit (40 Meter im Durchmesser) anzubringen, deren Transport von dem.Orte» wo sie zusammen gesetzt werden, bis in den Bau durch Menschenhände geschieht, wa» einen wundersamen Anblick gewährt. Man denke sich 120 Menschen, welche einen gußeisernen Bogen von 4—5000 Kilogramm Schwere heben, tragen und am Bestimmungsorte mit mathematischer Genauig keit einfügen. Während also die große Arbeit am Hauptcingang «rstaunenswerth fortschreitet, entsteigen auf einem nächstgelegeneu Raume den rohen Steinblöcken jene Gestalten, welche die innere und äußere Ausschmückung bilden sollen, bereu Verwirklichung dem Genie beS Herrn Georges Eläve anvertraut ist. Das steinerne Sinnbild für die Mitte stellt die Industrie vor, welche die Hand den Künsten und dem Handel reicht (5 Meter Höhe.) Die In- -ustrie ist vertreten durch ein kolossale» Weib, am Haupte die Stamme des Geistes, am Rücken die Flügel des Handels. Die Künste erscheinen als eine Frau, welche, auf einer griechische« Säulenkrone fitzend, zu Füßen ein Werk ägyptischer Bildnerkunst, zur Seite eine Harfe hat. Der Handel hält sein mythologisches Abzeichen und stützt fich auf einen Schild, in dem die Worte ein- gegraben sind: „kruckeutia seeuiis superstvs." Die Arbeit und der Gedanke, zwei andere Gruppen bildend, find für die Sciten- pfeiler bestimmt. Die Arbeit erkennt man in einem kräftigen Manne, der sich ans einem Hammer stützt, der aus einem Ambo» ruht, und einem Kinde, das eine Winde in Bewegung setzt. Rechts von dieser Gruppe liest man die Devise: „Vires vi-rm tuciuot." Der Gedanke erscheint als Frau, die einem auf einer Tafel schrei benden Kinde den Himmel zeigt. Die Aufschrift auf der Tafel: „?»rs ultim» coelo", erklärt genügend die Handbewegung. Zur Linken liegen die den Gedanken verkörpernden Instrumente: Palette, . Pinsel und eine Buchdruckerpresse, aus welcher ein Blatt hängt, auf dem die Name« Phidias, ArchimcdeS, Aeschylos, Galiläi und Salomon de Eaus prangen. Diese Statuen find bestimmt, den Haupleingang zu krönen. Die Ausgangspforte dagegen ziert ein großartiger durchbrochener Bogen, ein Werk, das seinem Kunst- Werth nach nur ein Gleiches findet in jenem des Lucca della Robbia auf der Pforte des Domes zu Florenz. An der Nordwestseile des größten Gebäudes der Welt erbebt sich bereits die erste Nebenbaute, deren gewaltige Dimensionen die Höhe des Unterbaues des Palaste» erreichen und die zur Ausstellung der Maschinen bienen wirb/ Gleich nach Vollendung derselben werden die Nebengebäude auf der andern Seite de» Boulevard in Angriff genommen, wo derzeit noch die Maschinenwerkstätte und die Hammerwerke in rastloser Bewegung find. In kürzester Frist müssen alle diese Schöpfungen einen ge waltigen und entzückenden Verein von Baudenkmälern bilden, in denen die Industrie, die Künste und der Handel der bekannten Welten ihre Wunder zu allgemeinem Staunen niederlegen werden. ), Vermischtes. - * Im Kaiserthu« Oesterreich sollen vom 1. Sept. „ H Kupferscheidemünzen zu einem Kreuzer und einem halben Arm,, vußer Umlauf gesetzt «erden. / ! * In mehreren Gegenden Nieder-OesterreichS treten die trauckei Folge« der anhaltenden Dürre ein. So wird aus Retz berichtet, daß die Aussicht auf eine Ernte von Kartoffeln und sonstiger Somn. frucht fast gänzlich geschwunden ist, da e» daselbst beinahe bei ganzen Sommer nicht geregnet hat. Das Vieh muß wegen Manzel an Futter geschlachtet oder verkauft werden, und wenn nicht baldiger Rege« eintritt, so ist allgemeiner Wassermangel zu befürchten. * Hie Sonnenschein — hie Regen. Vor Kurzem ereignete es fich — so erzählen Wiener Blätter —, daß am Wetteckei» einer Wallfahrtskapelle nächst Hollenburg an der Donau an m, und demselben Tage zwei Prozessionen von verschiedenen Orte, eingetroffcn sind, von denen die eine um Sonnenschein- die andere aber um Regen gebeten hat. * Ueber einen Wettritt nach Paris, den ei» CavalerieoWn von PreSburg aus zu unternehmen gedenkt, und der in den dortige, Kreisen mit besonderm Interesse besprochen wird, liegen der »VS» Deutschen Post" folgende nähere Details vor. Der Ritt wird i« Laufe de» Monats September beginnen, und eS muß die Wegüreäe, welche annähernd 210 Meilen beträgt, auf einem und demselbe» Pferde zurückgelegt werden, welches zu diesem Zwecke bereit- trainin wird. Der Weltpreis, den der Wettreiter mit 5M Fl. gegen 10000 Fl. Oest. W. einlegt, wird in PreSburg deponirt. Den Wettenden begleiten, nicht als Controle, sondern an- Vergnüg», zwei Cavaliere, die sich beliebig und nach BequeMieit ihrer Pferde , Wagen oder der Eisenbahn bedienen können. Der Mn wartet und pflegt sein Pferd selbst, was in der Natur der Sache liegt, und bedarf zur Erreichung seine» Ziels der von ihm dm« tragten Zeit von 21 Tagen, so daß er mit Rücksicht aus die vor erwähnte Meilendistanz durchschnittlich 10 Meilen per Tag reite» muß, obgleich es ihm freigeyellt ist, fich täglich kürzere oder längere Meilendistanzen festzusetzen und die Reiseroute nach Belieben z« wählen. Alle sonstigen Zufälligkeiten, welche den Ritt in v>0 immer für einer Art verzögern könnten, fallen vertrag-mäßig dm Reiter zur Last, wodurch fich auch dessen unmittelbare Üebermchmi- des WettpferdeS rechtfertigt; nur bleibt ihm, wie erwähnt, die be liebige Anzahl der Meilen per Tag, die Wahl des Weg-un feiner Adjustirung freigestellt, welche letztere in einer Bluse mid da» Gepäck i« einem einfachen Mantelsack bestehen wird. * Eine neue Methode, Billard zu spielen, wnrde nach der „Schles. Morgen-Ztg." kürzlich in Breölau bei Haase in der Katharinenstraße versucht. Hierbei wurden nämlich die Bälle Mt mit QueueS gestoßen, sondern mittels eines abgefeuerten SchM in Bewegung gesetzt. Man bedient fich hierzu sogenannter Spiel' Pistolen, welche mit einem Pfeil versehen werden, der durch die» dem Pistol befindliche Feder auf den betreffenden Ball geschleudert wird und so diesen nach seinem Ziele führt. ES wurde mit so viel Sicherheit gespielt, daß die Partie eher als beim gewöhnlich» Spiele beendet war; indessen zählt auch hierbei jeder Fehlschuß einen Poiut^sür den Mitspieler. * In der Provinz Posen fehlt es jetzt an Feldarbeit«»»r Einbringung der Ernte und -zwar ist in einzelnen Bezirken der Mangel so fühlbar, daß dort ein Thaler Tagelohn gezahlt wird. Auch in den westpreußischen Grenzkreisen ist der Mangel an Feld arbeiten! sehr groß. * Vor dem Schöffengericht in Hannover wurde vor Kmjei folgender ergreifende Fall verhandelt: Vor den Schranken dl- Gericht» erschien der 72 Jahre alte Arbeiter RiecherS au- Osten wald, ein Mann, den die Reihe der Jahre schon zu jeder Dm unfähig gemacht hatte. Er soll, so behauptet die Anklage, ei» Hemd, 3 Gr. werth, entwendet haben. Ueber den Vorfall befragt, räumt Riecher» die Entwendung ein. „Herr Amtsrichter", so de' gan« er z« sprechen, „mit Ehren bin ich 72 Jahre alt geworde»; Zunaennerven für den neuen Reiz wieder empfänglich m Prüfend wird da» Gla» gegen da» Licht gehalten, um Durchsichtigkeit dcS Tranke» zu erforschen: vorsichtig ivlrd et »m« die Nase gehalten, um die „Blume" zu riechen. Auch w,hl,.s die flache Hand werden einige Tropfen gegossen und stärk aM» bann tritt Ler Geruch poch deutlicher hervor, namentlich Branntwein oder Obstwein beigemischt ist. Di« verschiedenenMim, der Kenner und Nichtkenner, da» geheiwmßvolle Zwielicht de» Mr» mit seinen vollen, so viel Genußreiche» einschließenden Werft gebe, ein Bild, an welchem fich schon mancher tüchtige Maler versucht hat -