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Freiberger Anzeiger^ und d-uhi« RachM«» tUhr für die xächst« Tage-latt. W KSnA Bezirksgerichts zU rreiderg, sowie Ser K-ni-l. G« .tr" «ml-blatt des Ächckmtbe N«mi»tr anatnptnvlttl. brre»««»« »v«Pf. Erschel«» Hb* «°4»^ srL» «Hr. Ansflite«^-^ der Stadträthe zu Freiberg, Sayda Md Braud. -!ÜN, 178. DieuStag, den 4. A«g»ß 18SZ. ' ' ' — Freiberg, de» 4. Anguß. Im Laufe dieser Tage find au- der k-nigl. Münze neue Zwei« »eugroschenstücke hervorgegangen. Auf der einen Seite tragen solche da» sächsische Wappen, während auf der »«deren Seite die In. schüft: L Neugroschen steht. Man könnte sie fast mit den Zwei- Pfennigstücken verwechseln, obgleich solche in der Rundung etwa» kleiner sind. Letztere ein wenig versilbert, werden jedenfalls von Betrügern in Lauf kommen, weshalb etwas Vorsicht bei Empfang« pahme gar nichts schaden kann. ' Der Personen-Berkehr auf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn ist in diesen Tagen, wie die „Dresdner Nachr." berichten, fast uuerhört. Am Sonnabend sind mit 5 Personen- und 5 Extrazügen ca. 7000 Personen nach Leipzig spebirt'worden, worunter ca. 3500 Turner waren. Die Tages-Einnahme soll am Sonnabend gegen 8000 Thlr. gewesen sein. Auch Sonntag Morgen war der Andrang zu den 2 Eztrazügen und den Vormittags - Personenzügen coloffal, so daß wir wohl nicht zu hoch greifen, wenn wir behaupten, daß an de« letzten drei Tagen Sonuabeud, Sonntag und Montag gegen 20,M Personen von hier nach Leipzig fuhren. Der eigentlich« r>trnerfestzug ging am Sonnabend Nachmittag ^.4 Uhr mit 23 Personenwagen ah. Uhr folgte der zweit« mit 26 Wagen, bei welchen! man in Ermangelung von Personenwagen große Pack wagen paffend zum Sitzen eingerichtet hatte und ^46 Uhr schloß ter sogenannte Oestreicherzug die Reihe der Festzüge mit 25 Wagen. Di« Locomotiven waren mit Fahnen, Kränzen und Ranken festlich geschmückt. In der Bahnhofshalle entwickelte sich ein reges, munteres Leben. Die Turner, ohne Ausnahme jn weißen oder grauen Turn- anzügen, meist blühende, kräftige Gestalten, zum Theil aber auch schon altere Leute, kreuzten in buntem Wirrwarr durcheinander, knüpften Bekanntschaften, ließen muntere Lieder und ihr wohlge meinter „Gut Heil" ertönen. Auf der Brust Hatte« sie sämmtlich »eißseidene Schilde, auf denen die Namen des GaneS und der Stadt, der sie angehörten, zu lesen waren. So bemerkten wir be sonder- Turner auS Oesterreich, Böhmen, Steyermark, Ober-, Mittel- und Niederschlesien,Sachsen u. s. w. Die meisten trugen um ds« Turnjacke das schwarz-roth-goldene Band, zum Theil mit der ge stickten Inschrift: „Gut Heil", wie überhaupt auch fast alle Vereine mit schwarz-roth-goldenen Fahnen erschienen. Andere hatten an der Brust noch die vier Turner-k', in Stahl gearbeitet. Die einzelnen Bereine waren besonders durch die Arten der Kopfbedeckungen von einander unterschieden. So sahen wir graue und schwarze Tproler- hüte mit Gemscnfederu, schwarze und weiße Mützen mit rothem Bande in den verschiedensten Fanons, .roth-weiße Cerevise u. a. m. An der 5. Stunde zogen die Wiener Turner mit ihren Fahnen und Standarten, eiw Trommelcorps voran, wohl 1000 Mann stark, vom Böhmischen Bahnhof kommend durch die Stadt (Pragerstraße, Seestraße, Altmarkt, Wilsdrufferstraße u. s. w.), nm sich ebenfalls büch der Leipziger Bahn zu begeben und von hier ans dem Orte ihrer Bestimmung sich zuführen zu lassen. So haben also auch die Dresdner bereits ein kleines turnerisches Vorspiel gehabt, dem «i« Nachspiel sicher folgen wird, da die meisten Turner bei der Rückkehr Dresden gewiß nicht seitSwärt» liegen lassen werden. (Bon Freiberg dürften iuel. Türner ungefähr 150 Personen nach Leipzig «bgereist sein.) 8 Leipzig, 2- August. Hoch hebt sich das Herz jedes deutschen Patnoten, der jetzt die Straße» der Stadt Leipzig durchschreitet, deren finniger Schmuck sich in einer Großartigkeit «»tfaltet, die un» zur Bewunderung für di« Aufopferungsfähigkeit der Bürger Leipzigs hinreißt. Da» muß «in rechter Geist sein, der solche- herrvrgebracht hat; das ist nicht der Schein moralische« Zwange», der au» den großartige» Lettern und Figuren de» NSt uns aufgerollten Bildes spricht. Nur dis edle Begeisterung für eine große Sache konnte solche Erfolge erzielen. Das schwarzrotbgoldne Banner, da» theure Eigentum der Deutschen, dessen Entfaltung volksfeindliche Staatskunst bi» vor wenig Jahren zum Verbrechen stempelte, weht in zahllosen Flagg«» und Fahnen; eine bessere Zeit ist angebrochen und wir befinde» uns in der Feier eines Nationalfeste», das, so Gott will, eint» kräftigen Baustein abgeben wird zum große» Werke der Einigung von den Völkern so kräftig angestrebt. Die Schaaren kräftiger Turner aus allen Gauen Deutschland» find nun versammelt, in großen Zügen wurden sie unter Jubel an den Bahnhöfen vo» dem Festausschuß und den Bewohnern Leipzigs empfangen. Der große Gedanke der Nationaleinheit ist es, der Alle beseelt; mit einer endlosen Begeisterung unter Musik zogen alle halbe Stunde» 600—1000 Mann auf den Markt, um ihre Festzeichen und Quartier« billetS in Empfang zu nohmen. Bei dem ungeheuren Gedräng» kam nicht eine Störung vor; überall Enthusiasmus, Herzlichkeit und guter Wille. Der Flaggenschmuck und di« Dekoration der Häuser ist über alle Beschreibung reich und sinnig ; auf de« Markte befinden sich in goldnen Buchstaben auf schwarzrochem Grund« die schönen Worte uttserS Nationaldichters: . -Mir wollen sein ein einig Bolt von Brüdern, „Zn keiner Noth uns trennen und Gefahr." Auf dem Rathhause, zu dessen Decorirung der Rath allein 1500 Thlr. bewilligt und verwendet hat, find große Bureau'», ein Wohnungsausschuß, ein Finanzausschuß u. s. w., eingerichtet. Wir hatten Gelegenheit, einzelne Wohnungen und Quartiere für flenide Turner zu sehen, dieselbe Gastfreundschaft und Aufopferung war in jeder Kleinigkeit zu bemerken. Für 16000 Turner von auüwätt» waren Festkarten ausgegeben oder bestimmt; die Zahl wird indeß überstiegen, da noch in den letzten Tagen viele Anmeldungen beim Festausschuß eingingen. Heute ist erstes Zweckeffen in den Räumen der großartigen Festhalle. 6000 Personen haben Platz darin, an jeder Tafel fitz«» hundert. Abends Gesang der vereinigten Leipziger Männergesapg^ vereine. Auf dem Festplatze stehen Hunderte von Turngeräthen, an den«» morgen das Schauturnen stattfindet. Die Turner sind kennbar a». den Bändern auf der Brust, woran der Gau oder Wohnort »rr« zeichnet steht. Da sieht man Turner au« Triest, au« Bremen, au» Wunsiedel und Ruhla, au» Berlin, Köln, au» BreSlau der Turn verein „Vorwärts" mit ihrem markigen Führer Professor Stein» Dir sächsischen Turnvereine sind zahlreich vertreten, besonders auSde« Gebirge und dem Voigtlande. „Gut Heil'?, so tönt es auf alle«, Straßen, aus allen Fenstern; Turner au» Nord und Süd drückt sich die Hände; der groß« Gedanke der nationalen Zusammenge hörigkeit beherrscht das Fest, giebt ihm seinen Character. (Forts, f.) Leipzig. (D. A. Z.) Der ständige Mitarbeiter an der Gartenlaube, vr. Friedrich Hofmann hier, hatte an den Herzog Ernst von Kobürg-Gotha einen GeburtStägSwunsch zum 21. Ium gerichtet. In kraftvollen Versen schildert er die Trübe der Zeit und die Sorglosigkeit der Gegenwart. Der Hoffnung auf de» Fürsten Eintreten für de» Volkes Sache, wenn eö gilt, Ausdruck gehe«d, schließt da» Gedicht mit den Worten: „Der Himmel führe Deinen Geist Und Du da» Volk de» Heile« Pfade, Daß segnend einst die West DIP'preist: Er war ein Fürst durch Gotte« Gnade!" , Unter« 1. Juli erhielt Hr. Hofmann folgend« Antwort de» Herzog» t „Mit Ihren tiefempfundene«, herzltchen Worte« haben Siv mir «ine groß« Freude bereitet, mein bester Hofmann, und sch