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S7- Nachrichten aus Athen vom 11. Juli zufolge sind bei den letzten Parteikämpfen 60 Personen getödtet und eben so viele ver wundet worden. Der englische Gesandte erhielt von seiner Regierung den Befehl, über eine militärische Besetzung der Stadt, falls eine selche nöthig erscheine, sich mit den Gesandten Frankreichs und Ruß» lendS zu verständigen, wenn diese jedoch nicht zustimmen sollten, allein zu handeln. Konstantinopel, 17. Juli. Der Sultan ist von seinem Aus« fiiige nach den Wersten im Marmoramecre zurückgekehrt und hat «iue neue Vermehrung der Kriegsflotte ungeordnet. Gustav-Adolph-Verein zu Freiberg. Seit einigen Jahren schon bat der hiesige Zweigverein zur Gustav-Adolph-Stistung der evangelischen Gemeinde zu Görkau« RotenhauS in Döhmen, welche unter großen Anstrengungen eine Kirche sich erbaut hat, eine wiederholte Unterstützung zugcben lassen, und auch bei der am 25. Juni d. I. abgehaltenen Versammlung eine solche in brüderlicher Liebe ihr bewilligt. Was in Liebe ge geben worden ist, ist in Liebe und mit frohem Danke hmgenpmme» worden, wovon ein Schreiben Zeugniß giebt, welches das Pres byterium der gedachten Gemeinde an den Vorstand des Freiberger Zweigvereins zu richten sich bewogen gefunden hat. Um dasselbe zur Äenntniß der Vereinsgenoffen zu bringen, ist es zwar bei der gedachten Versammlung vorgelesen,- jedoch in Betracht der geringen Anzahl der Anwesenden ans de-hald gestellten Antrag drschlHen «»tde», es durch den Druck zu veröyeuilichtN, und so mögt er denn -ter eiae» Platz finde«. Gemeinde soste zum Ersatz aller in Wrer Mte vorkommenden Raubschäden verhalten werden, hätte dem Uebelstände gewiß heilsam tntgegengewirkl. Wir ^Nnen aber noch eine andere verhaßtere Conlributanvn, die aus de« dortigen Bauet noch bedeutend stimulirender Wirten würde, und die/ besteht in Militäreinquartierung. Der Bauer würde Alles aufbieten, um sich diese Strafe so schnell al« möglich -vom Halle zu schaffet Ein schnelle« Einschreiten der Re« aierung — möge dieselbe diese« oder jenes Mittel anzuwenden für gut finden — ist die Hauptforderung, die wir zu stellen bemüßigt find. ES ist dahin gekommen.— Sie werden e« unglaublich finden, und doch ist es die Nackt« Wahrheit, — daß ein für wohl habend geltender Pfarrer, dieser Gegend, der gerade über kein haare« Geld verfügen konnte, sich eigens Geld ausgeliehen hat, mn bei einem eventuellen Ueberfall« der Räuber nicht leer dazu- ,stehen u»d sich Mißhandlungen ausgesetzt zu sehen. Die „G.E." enthält folgende Mittheilungen aus Paris vom '1Z. d. M.: Der hiesige Centralcomitö der polnischen Emigration, welcher bekanntlich aus dem Fürsten Wladislaff Czartoryski, dem Grasen Zkaver Branitzki und den Herren Bonaldi, Galenzowski, Wolowski, Gutry und Ordenga besieht, hat eine Liste sämmtlicher m AuSlande befindlicher polnischen Familien nebst ihrer ungefähren Jahresrcnte anfertigen lassen, von welcher 8^, als Kriegssteuer «hoben werden sollen. Diese Steuer ist an den Centralcomitö der Emigration abzuführcn, von wo jene der polnischen National regierung zufließen wird. Die geheime polnische.Naiionalregierung entwickelt nicht allein im Innern des Landes eine stauncnswerthe Tätigkeit und Kühnheit, sondern unterhält auch regelmäßige Be ziehungen mit allen wichtigen politischen Hauptpunkten Europas, wo die Fäden der provisorischen Regierung in Kreise reichen, welche von großem politischen Einfluß sind. Als diplomatische Agenten suiMen: Graf Wladislaff Zamoyski in London, Fürst Wladislaff Czartoryski in Paris, Fürst Lubomirski in Turin uud Fürst Konstantin Czartoryski in Stockholm. Gegenüber diesen Thatsachen ist es wohl nicht mehr zweifelhaft, daß die aristokratisch - constilutionelle Partei die Leitung des polnischen Ausstandes übernommen. London, 15. Juli. Aus den friedliebenden Betheuerungen Ruffell'S in der ObcrhauSdebatte über die polnische Frage läßt sich doch ein leise nachklingender Ton der Sorge und des Zweifels heraus hören. Es sollen in London schon am 12. Nachrichten ans Et. Petersburg eingctroffen sein, welche weniger hoffnungsvoll lauten und von einer Ueberstimmung Gortfchakoff'S durch die Kriegs partei wissen wollen. Da die russische Antwort am 14. von Peters burg abgegangen ist, so wird da« Ende dieser Woche auch das Ende der Ungewißheit bringen. So viel scheint indeß schon jetzt gewiß, daß Rußland auf das Ansinnen des Waffenstillstandes nicht eichen werde. St. Petersburg, 17. Juli. Die heutige „Nord. Post" ver öffentlicht ein kaiserliches Decret, welches „angesichts der gegen wärtigen Verhältnisse" eine Recrutiruug von 10 Mann pro Tausend auSzusühren im Monat November d. I. anordnet. Polen. Warschau, 14. Juli. Murawieff hat nun auch eine Juden verfolgung begonnen. Eine Verordnung des „fixen Mannes" ver treibt sie m mehreren Kreisen aus den Dörfern. Er hält sie für gefährlich, da sie ihren Einfluß auf die Bauern zu Gunsten der Gutsbesitzer benützen sollen. Eine solche Austreibung der Juden findet in diesem Augenblick in der Umgegend von Brzesc statt. Lemberg, 16. Juli. Die „Gazeta Narodowa" berichtet als gewiß, daß der Bezirk Rowno (Volhynien) zufolge Einrückens des Traugot'schen Corps uufgestanden und auch- im Owrucki'schen eine allgemeine Erhebung erfolgt ist. Bei Zaslaw sollen die Insurgenten 83 Gefangene durch einen Ueberfall der Eskorte befreit haben. C-neert d<r Singakademie im Dom am 17. Juli. , A Trotz der Feierlichkeit, welche am Freitag den größern Theik der Herrenwelt bet einem Festdiner versammelt hielt, hatte daC sLoiueifptogramm der Singakademie ein recht zahlreiches Publikum- versammelt, welchem durch oie vorgetragenen Piecen el« hoher musikalischer Genuß zu Theil wurde. . > Das Coycert eröffnete Hr. Hoforganist Schneider mit einer freien Phantasie auf dexprzel: ein würdiger und schönes Anfang! In dieser Phantasie, wie in dem nachherigen Vortrage eines Bach'schen Präludium excemrtx Hr. Schneider durch die Klarheit, mit.welcher er die Themata und Motive der schönen Orgel entströmen ljeß^ wir ganz anders klang die Orgel diese« Mal gegen da« überladene Spiel von Herrn Fischer! Zwischen den beiden Orgelpiecen sang Herr Reichardt mit schöner klangvoller Sjimme die bekannte v-äur-Arie aüS Haydn'» Schöpfung, deren Vortrag bei der ziemlich exacten Begleitung de» Orchester« recht gut gelang. Weiterhin erfreute un« Hr. Reichardt im Verein mit 3 andern Soli in dem 2. Theil de« CösicertS, welchen das „Vater Unser" von F. Naumann ausfüllte. Dieses gediegene Werk entstammt jener Glanzepoche der Musik am Ende des vorigen Jahrhunderts, in welcher deutsche Compönisten der Kraft und Tiefe ihrer musikalischen Arbeit den Melodieureichthum und die Pracht der SUmmfübrung der italienischen Meister verbanden. Das Werk ist für 2 Doppelchöre angelegt und hat damit der Componist sich ein schönes Feld für contrapunctjsche Ausführungen eröffnet; dem Ganze» liegt ein festes System zum Grunde durch die 7 Bitten des Vater Unser, welche durch eine kraftvolle Doppel fuge «inen abgerundeten Abschluß erhalten; die Bitten selbst kehren in- ähnlicher Gestaltung wieder und haben ihren Kernpunkt in einer Litanei, die thematisch in de» beiden Chören unverändert bleibt, aber eine angenehme ManniLfaltigkeit durch die orchestrale Begleitung erhält; in dieser Stetigkeit wechseln die Bitten ab mit Solopartien, die sich durch ihre Einfachheit in der Harmonie und Melodiensülle auszeichnen. Dieselben wurden auch durch Frl. Greil und Frl. Bursian, durch die Herren Tempesta und Reichardt zur vollen Geltung gebracht; von besonderer Wirkuüg war da« Solo« quartelt „Gesonderte Pfade" durch die stetige-Gegenführung der beiden hohen gegen die tieferen Männerstimmen. Auch die Chöre ge langen fast durchweg, w«nn auch manche Einsätze größere Präciston wünschen ließen; leider wurden öfters die Sänger durch das kräftige Blech des Orchesters etwas verdeckt. Im Ganzen aber müssen wir uns Hrn. Musikdirektor Eckardt zu Dank verpflichtet fühlen, daß er es, trotz der geringen Kräfte seine» Vereins, unternimmt, der artige größere Meisterwerke dem mufikliebenden Publikum vorzu führen und eS wäre wohl zu wünschen, daß man durch"größere Thcilnahme an Hrn. Eckardt'« Bestrebungen ihm eine Ermuthigung zu Theil «erbe» ließe, öfter mit größeren musikalischen Leistungen vor das Publikum zu treten. Der Vortheil daran läge lediglich auf de« letzceren Seite in mehr als einer Beziehung: zuuächst würde das inactive Publikum sich öfters eines gediegenen.Kunst genusses zu erfreuen haben; dieser aber, und das ist der zweite Vor theil, wurde ein um so vollendeterer sein können, je zahlreicher und bereitwilliger sich die aktiven Mitglieder betheiligten; der dadurch wachsende Beitrag würde es ermöglichen, mehr Proben mst dem Orchester zu halten, welches sich in Folge dessen an eine disctete Begleitung gewöhnen würde und das Zusammenwirken würde dadurch einen weit größeren Effect erzielen.. An die dabei etwa zu beabfichiigenden materiellen Erfolge darf niemand denken: Schätze werden aus derartigen Concerten, die viele Orchesterproben erfordern, nicht ^gesammelt: Da« Verdienst bleibt ein rein moralische«. ö. X.