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Tageblatt. Amtsblatt des Sonnabend, de« 18. Juli 1883. 184. r Uhr sür di« nächst« erscheinende Nummer augeuomoie». «rschtlu» «den Wochentag MH »Uhr. Inserat« wer« d« bi» Nachmittag« H Pr«l« vierteljährig SO «g». Inserat« iprrdru di« gesMen« Zttl« «d«r der«« R«mi mit S Pf. ' lerechntt. Freiberg, den 18. Juli. AusdemMuldenthal, 14. Juli. Die Ernte der Winter» ölfrüchte ist beendigt; sie hat einen guten Mittelertrag gegeben. Ler Mispel Raps wird durchschnittlich mit 90 Thlrn. bezahlt. In der Heuernte ist man theilweise noch begriffen, da dieselbe durch unbeständige Witterung verzögert worden ist; sie giebt einen zu« sriedenstellenden Ertrag. Wintergetreide sowohl als Sommergetreide steht ausgezeichnet schön; alle Arten lassen einen reichen Ertrag erwarten. Leider ist der Roggen durch den letzten gewaltigen Schlagregen so daniedergeworfen, daß er sich nicht wieder erheben wird, und sollte längere Zeit anhaltende feuchte Witterung eintreten, so wird cs viel gewachsenes Korn geben. Hier und da hat der Hagel ziemlichen Schaden angerichtet, so daß die Hagelschädenver« sicherungsanstatten bis drei Fünftel Schadenersatz haben leisten müssen. Die Kartoffeln stehen hoffnungsvoll; von Krankheit derselben keine Spur. Der Klee hat bisher die Viehstände mit reichen Futtermassen versorgt. Von Obst giebt es sehr viel Kirschen, und Aepfel. — Vom 3. bis 7. Sept, veranstaltet der Gartenbau- Verein in Glauchau seine erste Ausstellung von Pflanzen, Früchten, Blumen, Gemüsen, Gartenornamenten und Gartengeräthen; sie ist eine allgemeine, und die ausgezeichnetsten Producte und Fabrikate werden prämiirt werden. — In Burgstädt grassirt das Nervenfieber sehr stark. In einer Gasse liegen 30 Personen an dieser bösartigen Krankheit danieder. (D. A. Z) In Betreff des am 19. d. beginnenden großen Dresdner Vogelschießens hat heute die k. Polizeidirection eine umfänglichere Bekanntmachung erlassen, welche unter Anderm bestimmt, daß der Schluß aller Art von Musik allnächtlich spätestens um 2 Uhr, der Schluß aller auf der Vogelwiese befindlichen Etablissements aber längstens um 3 Uhr stattzufinden hat. In Dresden hat sich bereits im vorigen Jahre ein vvrbe- rathender Ausschuß für die Reform des Vogelwiesenfcstes gebildet, in dessen Auftrage die Herren Adv. I. Kretzschmar, H. Kummer und Adv. Siegel jetzt folgende allgemeine Vorschläge veröffentlichen: »») HS ist als nothwendig und zweckmäßig anzustreben: 1) die Be theiligung der Gesang« und Turnvereine der Stadt und Umgegend; 2) die volksthümliche Mitwirkung der bildenden Künste im enger» Sinne; 3) die Vereinigung der hiesigen Vogen- und Scheiben schützen; 4) die Veranstaltung von zeitgemäßen Waffenübnngen (Büchsen-, Wett« und Preisschießen); 5) die Zuziehung aller sächsi schen Schützenvcreine, nach Befinden durch Deputationen derselben; 6) die Beseitigung der anstößigen Wirthschaften; 7) die Einrichtung einer Industrie-Ausstellung; 8) die Anordnung und zweckmäßige Ausrüstung von großen Auf- und Umzügen; 9) die Wahl eines geeigneten Festplatzes und die passende Ausschmückung desselben; 10) die Gestattung des freien Eintritts zu allen Kunst- und sonstigen Sammlungen und Ausstellungen der Stadt oder doch die Ermäßigung der Eintrittspreise. Hb) Es ist eine Eincheilung des ganzen Festes in der Weise zu treffen, daß je ein Tag desselben gewidmet wird: 1) der Musik und dem Gesang; 2) dem Turnen; 31 den Spielen und Freuden der Kinder; 4) der allgemeinen Volksbelustigung; i) den Darstellungen der Dicht- und dramatischen Kunst, sowie der Malerei, zunächst in charakteristischen costümirten Auszügen und Festspielen, ec) Als selbstverständlich wird vorausgesetzt die Bei behaltung und weitere Ausführung der Jlluminations- und Feuer- »crksbelustigungen. Leipzig. Nummer 3 der „Blätter für das dritte deutsche Turnfest" giebt den fremden Turnern einen Pla» von Leipzig nebst Geschichte und Beschreibung der Stadt und allen Festthrilnehmer« Freiberger Anzeiger .und 7r ' - ' ' ' .'-.7 l^.', ' 7^!.'s .!7 Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königl. Gerichtsämter und .,1 der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. einen Grundriß des Festplatzes. „Vom Festplatze" vernehmen wir, daß auch die Leipziger Turnfesthalle von einem ähnlichen Unfall« wie die Frankfurter Schützcnhalle bedroht war. Einen ihrer THLrme hatte der Wind schief geweht. Man hat ihn aber wieder gerade gerichtet, und zur rechten Zeit, um eine bedeutende Lonventionalstrafe z« vermeiden, ist das gesamMte Zimmerwerk zu Stande gebracht und der Richtschmaus gehalten worden, wozu man den Arbeitern sb 2 Thlr. versprochen hatte. Diese 2 Thlr. waren es, die, als nur 1 Thlr. sogleich, der andere mit Zinsen ('/, Thlr.) nach Vollendung der Halle ausgezahlt werden sollte, zu Sinke Anlaß gäbt». Nur 20 Arbeiter indeß ließen sich nicht beschwichtigen und verließen die Arbeit, so daß keine erhebliche Lücke entstand. Jetzt ist man fleißig mit Decoriren und Einrichten beschäftigt. Die städtische Speise» anstalt giebt für die Festhallenküche ihre Dampfkochappärate her und wird deshalb auf einige Wochen geschloffen. Die neuentstandeye Quartieruoth würde nicht vorhanden sein, wenn der WohnungSaüS» schuß programmsgemäß nur die bis 30. Juni angemeldeten-Turner unterbringen wollte. Seitdem find aber bis 10, Juli noch 5321 Anmeldungen eingegangen, die man, um allen unliebsamen< Be merkungen zu begegnen, auch noch unterzubringen bemüht ist. Von der Gesammtzahl von 13,890 angemeldeten sretnden Turnern ent» falle nach den Turnkreisen auf daS Königreich Sachsen 4617, Mark Brandenburg und Preußisch- Sachsen 3301 (allein. 1139 Berliner), Thüringen 1393, diese drei nachbarlichen Bezirke zu sammen also allein 10,450, die 12 entfernter« Turnkreise, zusammen also nur 3440, darunter obenan Oesterreich 1136 (Wien 200 statt früher 113), Schlesien und Südposen 696 > Hamburg, Holstein, Mecklenburg 330, Hannover 246, Bayern 222 re. Am schwächsten vertreten ist der Westen Deutschlands, z. B. Württemberg 62, Baden Nur 15. — Der Festzug setzt sich am 3. August Mittags 12 Uhr auf dem Augustusplatze in Bewegung und werden in de« Maße, wie sich die Turnabtheilungen anreihcki, die bereitgehältenew- 16 Mufikchöre eingeschoben. Der Zug geht durch die EkimmaWe, Ritterflraße, Brühl, Nicolaistraße, UniverfitätSstraße, Schillertzraße/ Nenmarkt, Reichssiraße, Brühl, Hainstraße, um den Markt herum; Petersstraße (also durch alle Hauptstraßen Vtr inner« Stadt), Königsplatz, Zcitzerstraße nach dem Festplatze vor dem Zeitzetthore.' Große Umwege mußten natürlich gewählt werden, schon Um dem Zuge die nöthige Entfaltung zu geben. Di« Festpolizei übt allein die Leipziger Turnerfeuerwehr, verstärkt durch andere TurngenoffeN. In einem humoristisch geschriebenen Artikel der Turnfestblätter wird Jeder, der über „die Führung Deutschlands" und,dergleichen Streit anfangen sollte, mit dem Wasserstrahl des Zubringers bedroht. Aus Gohlis wird im „Leipz. Tagebl." vom 16. Juli soft gcnder Vorfall zur öffentlichen Kenntniß gebracht: >,Gestern wurde zu Gohlis ein Mädchen begraben, gestorben in der Blüthe ihres Alters, infolge der Geburt eines unehelichen Kindes. Wenn man trotz deS Fehltritts die Todte um ihres fleißigen, stillbescheidenen Wesens willen) auf dem bisher auch nicht die leiseste schlimme Nachrede gelegen hatte, allgemein bedaüerte, so zeigte die Theilnahme an den braven schlichtrinfachen Aeltern, welche eine treue Stütze begraben sahen, sich um so größer. Der Sarg konnte die Blumen und Kränze nicht alle fassen und ein langer Trauerzug folgte dem selben) Am Grabe aber begann der Geistliche, der Trostesworte bei diesem Unglücke bringen sollte, in einer Weise seine vorwurfs volle Rede gegen die Entschlafene, daß eine allgemeine Entrüstung ausbrach, die Freund« der tiefgebeugten Aeltern diese vom Grabe wegnähmen und der Trauerzug den Friedhof verließ. Wir lasse« die Thatsache reden, sie spricht mehr Und lauter, als «S Worte: vermögen ll" . , - .... 7!,4 usK