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und Tageblatt. Erscheint «den Wochentag früh »Uhr. Inserate wer, d« bl» Nachmittag» I Uhr für di« nächst« Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. Gerichtsämter und der Stadtrathe zu Freiberg, Sayda und Brand. gespalten« Zeile od« deren Raum mit 8 Pf. berechnrt. - erscheinmde Nvmmer wgmomuitn. Freiberger Anzeiger I Mittwoch, den 1S. Juli .1863. Äs bleibt der Krieg eine Grausamkeit, Er ist es immer gewesen, Und die Menschheit will zu keiner Zeit Von dieser Krankheit genesen, Obwohl der Himmel sich trüb verhüllt Znm wilden Kampsspiel der Waffen; Denn Gott hat nicht sein Ebenbild Zur blutigen Schlachtbank geschaffen. Erbaulich ist es drum nimmermehr, Geschichte der Schlachten zu hören, Di« sengend und mordend, wetterschwer Des Friedens Saaten verheeren; Und der Lorbeer in warmes Herzblut getaucht, De« Siegers Stirne zu schmücken, In Blut, das zum Himmel vom Schlachtfeld raucht, Ist wahrlich kein Kranz zum Entzücken. Doch wie im schmuzigen Schlamm und Sand, Manch Körnlein Gold wird gefunden, Manch Blümlein erblühet auf wildem Land, Bon Gestrüpp und Dornen umwunden: So wird auch, umtoset vom Wetter der Schlacht, Manch Edles zu Tage geboren; Denn nie geht, auch nicht in dunkelster Nacht Da» göttliche Licht uns verloren. ES hält ein sächsischer Lürasfier Bei Bautzen de» Schlachtrufs gewärtig, Ohne Brot seit Tagen, verhungert schier, Und bald mit dem Leben selbst fertig — Da hört seinen Namen er rus«n von fern, Was soll'n seine Augen erblicken? Welch mild aufleuchtender, holder Stern Soll ihn vor dem Tod noch beglücken? Von Männern geleitet in Bürgertracht, Kommt ruhlos ein Weib, hergeschritten, Der Mutterliebe gewaltige Macht Hat das Weib in der Stadt nicht gelitten; Es mußte hinaus auf das blutige Feld In des Herzens unsäglichen Wehen, Eh' der Tod seine schaurige Aernte hält, Den Sohn noch einmal zu sehen. Wohl arm, ohne Mittel, und selbst in Noth, Hat die Mutter des Sohns, nicht vergessen; Sie bringt zur Erquickung ihm Trant und Brot, Au» der Mutter Hand soll er essen, Noch einmal essen aus Mutterhand, Die ihn als Säugling getragen, Eh' des Kindes Leben, der Liebe Psand, Die Schlachtenblitze erschlagen. Ein letzter Blick, ein letzter Kuß — Der Sohn stürzt in'S Schlachtengewühle, ? Nach weint ihm die Mutter den Scheidtgruß, Wer schreibt e«, mit welchem Gefühle? ' In der Wehmuth herzdurchschauernden Qual Hat ihr Mund kein Wort gesprochen; Denn hatte sie nicht zum letzten Mal Dem Sohne ihr Brot gebrochen? Doch minl e« schirmte vom Himmelsthron Die Gnade de» Kinde» Leben; Nach manchem Kamps noch qard der Soh» Der Mutter zurück gegeben. Noch lebt er, in Sayda dem Vaterland, Ob alt nun, doch dienend verblieben, Uud hat seiner Mutter mit eigener Hand , Der Liebe Denkmal geschrieben. So lebt auch in Freiberg ein würdiger Mann, Der damals die Waffe getragen, Und was er als Krieger da einst g«than, Da« Lied mag's der Gegenwart sagen. Sie lerne daraus, was der Ruffe nicht thut, Daß Mensch der Soldat kann verbleiben, Und daß er uicht immer nur mit Blut Das blutige Handwerk muß treibenl Achtzehn hundert und dreizehn, das Schlachtenjahr, Da Deutschland begann sich zu raffen, Die Ketten sprengte .der deutsche Aar, Seine Schwingen regte die schlaffen — Es ist ein Gedenkbuch für Jung uyd Alt, Mit Blut sind die Blätter beschrieben; Doch erzählt es uns auch von des Herzens Gewalt, Von der Seele Adel im Lieben. . ' " Am Eisenpanzer, dem Sohne im Arm, Sprachlos die Mutter voll Schmerzen, Der Sohn ausschluchzend den Abschiedsharm Am bebenden Mutterherzen — Welch Bild! da schmettern Trommeten drein, „Aus'S Pferd I" zum Tode sie werben; „Ade, lieb theuere« Mütterlein, Ade für Leben und Sterben!" Er kommt in de« Hunger« verzehrend«! P«in, Die den Menschen Wohl leicht mag vnthiereu, In ein schlesisches Dors souragireud hinein, Und geht da begierig hauslren. Nach langem Suchen, ha! welch ein Glück Ein Brot hat er endlich gefunden; Aufjubelnd ersaßt er'», „o, Dank d«m Geschick l Wie sollst du köstlich mir munden!" Da vertritt ein Weib ihm verzweifelnd den Weg, Einen Säugling im zitternden Arme; „Trag' meinem Kinde da« Leben nicht weg, Soldat, daß sich Gott dein erbarme! Mein einzige» Brot, das letzte Brot, Zu fristen mein ärmliche« Leben; Wie soll ich, verschmachtend in Hungersnvth, Dem Säugling noch Nahrung geben?" Und willig legt er da« Brot zurück, Geht hungrig schweigend von dannen — Nicht sieht er de« Weibe» verklärten Blick, Die Thränen, die dankbar ihm rannen; Doch trägt er den Frieden im Herzen fort, Daß menschlich und recht «r gehandelt, So wie er noch heute, Fortuna an Bord, Beglückt und beglückend hinwaudelt. Her«an« Dirth.