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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 16.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188505161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18850516
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18850516
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-05
- Tag 1885-05-16
-
Monat
1885-05
-
Jahr
1885
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 16.05.1885
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! ,»,)»«! I>,MWW Prager deutschen Universität einen Vortrag, in welchem die Noth Wendigkeit national-kultureller Erziehung, insbesondere sür die Deutschen Oesterreichs, dargelegt war. — Wer hat nun Recht? Das Kreisgericht Lcipa hat die von uns seinerzeit gemeldete Konfiskation des Rechenschaftsberichtes der vereinigten Linken ausgehoben, das Prager Oberlandesgericht hat jedoch infolge Rekurses der Staatsanwaltschaft diese Entscheidung kassirt und die Konfiskation bestätigt. Das Wiener Ober-Landesgericht hat die Konfiskation dagegen für ungerechtfertigt erklärt. Es stehen sich demnach die Entscheidungen zweier Obergerichte entgegen. Erkläre mir, Graf Oerindur, diesen Zwiespalt der Natur I Frankreich. Am interessantesten für die Pariser ist gegen wärtig der Schneiderstreik. AuS den Kammern, wo das Ministerium Brifson sich noch immer sorgsam in der Reserve hält, liegt nichts von Belang vor und aus Tonkin ebensowenig Der Rückzug der chinesischen Truppen vollzieht sich fortgesetzt in aller Ruhe; Verdrieß lichkeiten, aber keine großen Sorgen, können den Franzosen noch aus den umherstreifenden Marodeurbanden erwachsen; ihre Bekämpfung kann noch manchen Franken und manches Menschenleben kosten. Italien. Ueber einen Aufruhr der venetianische n Gondolieri erfährt mau erst jetzt einiges Nähere, obgleich die Vorgänge in der alten Dogenstadt wichtig genug sind, um allgemein bekannt zu werden. Von den größeren deutschen Blättern scheint nur die „Neue freie Presse" in Wien einen ständigen Korrespondenten zu haben und dieser schreibt seinem Blatte über die Vorgänge Folgende-: Gestern früh 7 Uhr haben etwa 200 Gondelierl, denen sich auch Weiber angeschlossen halten, gleichzeitig die Hotels „Britania", „D anieli" und „Grand Hotel" überfallen. Sie zerbrachen die Ketten, woran die Hotelgondeln befestigt sind und zogen letztere an's Land. Das Hotelpersonal mußte der Uebermacht weichen. Die Gondeln wurden theils in kleine Stücke zertrümmert, theils in den Grund gebohrt- Im Ganzen wurden elf Gondeln vernichtet. Die Polizei blieb anfangs unsichtbar und ver haftete nachträglich etliche zwanzig Personen- Ein Haufen von einigen Hunderten Weibern schrie dann auf dem Marcusplatz, verlangte die Frei lassung der Verhafteten, zog zum Präfekten, welcher die Weiberdeputation empfing, dann zum Stadthause, zur Redaktion des Journals „Venezia", welches sür die Hotels eingetreten war, dann wieder zur Präfektur, überall lärmend und drohend, und die Hoteliers und Hotelbedicnsteten, denen sie begegneten, insultirend. Die Zertrümmerung der Gondeln war in einer Stunde vollbracht. Der ganze Skandal dauerte aber bis Nachmittags. Die gute Bevölkerung ist sehr verstimmt hierüber, da gerade jetzt die Königinnen von Sachsen und Griechenland und die Großfürsten Paul und Constantin anwesend sind- Alle Journale bedauern und ver dammen die Vorfälle, nur der radikale „Tempo" sucht sie zu bemänteln und zu vertheidigen- Wir hatten, als uns auf indirektem Wege die erste Nachricht über den Tumult in Venedig zuging, bereits das offiziöse Wolff'sche Telegraphenbureau im Verdacht, diese Vorgänge, wie ähnliche Nach richten schon so oft, aus allzugroßer Osfiziosität den Zeitungen ein fach verschwiegen zu haben — indeß, dem ist nicht so. Die Be hörden in Venedig selbst haben, da sie, wenn auch nur indirekt, den Aufstand mit verschuldet haben sollen, jede telegraphische Nachricht über ihn mit italienischer Unverfrorenheit unterdrückt. Ein solches Verfahren ist ebenso tadelnswerth wie einfältig, denn trotz solcher brüsken Vorsichts maßregeln, die auch in Deutschland schon beliebt wurden, gelangt unter den heutigen Korrespondenzverhältnifsen doch zur allgemeinen Kenntniß, waS sür die Allgemeinheit Interesse hat; wenn auch viel leicht, wie im vorliegenden Fall, um einige Tage später. Der Korrespondent der „Neuen sreien Presse" schreibt als Ergänzung seiner vorläufigen Mittheilung iu der neuesten Nummer des Wiener Blattes: „Unter den Gondeln, welche zertrümmert wurden, befanden sich auch die zwei Privatgondeln der gestern hier wieder angekommencn russischen Großfürsten Constantin und Paul — Meisterstücke der Schiffsbau kunst, die auf der vorjährigen Turiner Ausstellung durch Preise aus- gezeichnet worden waren. Allgemeines Befremden erregte eS, daß die Polizei bei dem Excesse nicht sofort eing «schritten ist. Vielmehr habe ich als Augenzeuge beobachtet, daß bei der Zertrüm merung der Gondeln der Großfürsten drei städtische Polizejsoldaten unthätig und sogar lachend zusahen. Ungeachtet der schon seit längerer Zeit unter den Gondolieri herrschenden Aufregung hatte der Polizeidirektor gerade gestern Venedig verlassen. Uebrigens beschuldigt das Gerücht ein Mitglied der städtischen Verwaltung direkt, um den von den Gondolieri geplanten Erceß gewußt zu haben. Unter der Bevölkerung herrscht die lebhafte Besorgniß, daß, wenn nicht alsbald ernste Sicherheitsmaßregeln getroffen werden, die Ruhestörungen in verstärktem Maße fortgesetzt werden. Die ersten De peschen über den Exceß sind noch abgegangen, später sind derartige T elegramme ni cht mehr zur Beförderung angenommen worden, sogar eine Depesche, welche die Königin von Sachsen über den Vorfall an den König gerichtet hat, soll zurückgewiesen worden sein. Unter den hier anwesenden Fremden herrscht be greiflicherweise ebensoviel Entrüstung wie Unruhe. Großfürst Con sta« tin bat der Quästur entschieden erklären lassen, daß er sich keiner Miethgondel bedienen werde. Ich selbst habe es gesehen, daß die beiden Großfürsten von bewaffneten Organen der Sicherheitspolizei zu der Jacht der Königin von Griechenland geleitet wurden. Die ausländischen Konsulate sind in großer Verlegenheit, welche Maß Chemnitzer «»zeiger nnd «tadlbole. Nr. 111. Sonnabend, 16. Mai 188b. Geste 2. Jeuilleton. Eigne» He»- — Gol-eS Werth. Schon vor einiger Zeit haben wir Gelegenheit genommen, auf die Bestrebungen des in der Bildung begriffenen Vereins „Eigner Herd" hinzuweisen, der für unsere Stadt Chemnitz, wie es den An schein hat, ein wahrer Nothhelfer werden will. Chemnitz hat sich mit einer Schnelligkeit entwickelt, wie man eS bei deutschen Städten wohl gar nicht und bei amerikanischen Ge meinwesen in heutiger Zeit nur noch vereinzelt findet. Mit der schnell steigenden Bevölkerungsziffer hat jedoch die Vermehrung namentlich der kleinen Arbeiter-Wohnungen nicht Schritt gehalten und so ist im Laufe der letzten Jahre ein Mißverhältnis entstanden, das der Ab Hilfe dringend bedürftig ist. Beim ersten Morgengrauen kommen jetzt Tausende fleißiger Arbeiter auf allen zur Stadt führenden Landstraßen herangewandert, um in Chemnitz ihr täglich Brod zu suchen. Ihre kräftigen, arbeitgewohntcn Hände sind der hiesigen Industrie unentbehrlich und doch finden diese Leute hier keine Stätte, wo sie mit ihrerFami'ie sich ein bescheidener Heim gründen könnten. Stunden sind sie bereits gewandert, ehe ihre eigentliche Tagesarbeit beginnt, Stunden müssen sie wieder wandern, um ihren müden Körper ruhen zu kaffen, wenn die Arbeit gethan ist. Die Mehrzahl dieser Arbeiter würde herzlich gerne nach Chemnitz ziehen, wenn hier kleine Wohnungen zu haben wären. — Unserer Stadt geht es wie anderen Städten: theure Wohnungen sind zahlreich vorhanden, so zahlreich, daß sie zum Theil leer stehen, aber des Arbeiters, des bescheidenen Handwerkers hat sich in der Wohnungs- noth noch kein Baumeister in der Weise angenommen, wie eS hier nöthig wäre. Deshalb glauben wir das Vorgehen des Vereins „Eigner Herd" mit umsomehr Freude begrüßen zu dürfen. Ueber die Zwecke und die innere Organisation des Vereins wird ein Auszug aus den Statuten nähere Auskunft geben, den wir anschließend folgen lassen: „Der Zweck des Vereins ist, durch Beschaffung von Häusern mit kleineren Wohnungen in Chemnitz und Umgebung und deren Vermiethung oder Ver äußerung an seine Mitglieder diesen zu einer preiswürdigen, gesunden und dauernden Heimstätte zu verhelfen- Jedes Mitglied ist außer dem Eintrittsgeld, welches bis auf Weiteres 50 Psg. beträgt, zur Zeichnung von einem „Antheil" verpflichtet. Dieser Antheil beträgt 208 Mark, d. h. einen während der Dauer von lO Jahren zu bezahlenden wöchentlichen Beitrag von 40 Pfg. Der Antheil kan» wochen weise oder in größeren Raten abgetragen werden, doch immer in der Form der Vorausbezahlung, so daß nie Wochen vorüber gehen, für welche die tO Psg. noch nicht erlegt sind. Jedes Mitglied kann bis zu 10 Antheilcn regeln sie zum Schutze und zur Sicherheit der anwesenden Angehörigen ihrer Staaten ergreifen sollen. Mau giebt sich nämlich der - gewiß übertriebenen — Befürchtung hin, daß derartige tumultuarische Be wegungen auch andere Bevölkerungsllasscn ergreifen könnten. Was die Gondolieri betrifft, welche bisher für eine Fahrstunde etwa eine Mark er hielten, so hat ihr Gewerbe durch die Einführung der spottbilligen .llänal- dainpfer und der Mouches arg gelitten, jedenfalls empfindlicher, als durch die wenigen Holclgondeln, an welchen die Leute aus Brotneid ihre Wulh ausließen. — Schwere Sorgen von ihrer Expedition nach dem Rothen Meere hat die italienische Regierung. Krankheiten greifen unter den Truppen in Massauah um sich und die Abgeordneten in der Kammer fragen immer stürmischer: „Was soll schließlich werden?" Die Re gierung weiß das auch nicht! Sie wird sich mit Nachdenken aber be eilen müssen, denn der Unwille über das ziel- und planlose Vor gehen sängt an, gefährliche Dimensionen anzuvehmen. England. Der Gedanke, über das Gefecht bei Pendschdeh einen Schiedsrichterspruch herbeizusühren, scheint aufgegeben zu sein. Man wird sich wohl damit begnügen, beiderseits den Schiedsrichter „gewollt" zu haben. Die russische Zustimmung zu dem vorläufigen englischen Vorschläge wegen Regulirung der afghanischen Grenze ist noch nicht definitiv erfolgt, aber so gut, wie gewiß Die neue Grenze wird nach ihrer endgiltigcn Assteckang durch Festungen gesichert werden und auch sonst wird England Alles thun, im Grenzgebiet sein An sehen aufrecht zu erhallen. Die Russe» machen es natürlich nicht ander», aber trotz alledem ist und bleibt der Friede vorläufig gesichert. Durch Ablehnung aller von den Konservativen im Parlament gegen ihn gestellten Mißtrauensanträge hat Gladstone auch dort wieder festeren Fuß gefaßt. Rlchland. Wie wir einem Telegramm der „W. Allg. Z." aus Petersburg entnehmen, plaidirt ein Theil der russischen Presse dafür, daß Rußland von England eine Geldentschädig ung für den durch die Rüstungen, Militärtransporte und durch das Fallen der russischen Kurse (!) verur sachten Schaden zu fordern hätte. Der „Graschdanie" des Fürsten Meschtscher-ki sagt, daß man einem Krämervolk wie den Engländern nur dadurch für immer die Lust zur Beunruhigung Ruß lands nehmen könne, wenn man mit ihnen kaufmännisch vorgeht. That- sächlich habe Rußland infolge des afghanischen Konflikt» gegen siebzig Millionen Rubel ««gebüßt. Diese Forderung ist wohl die größte Unverschämtheit, welche in der neueren Politik zu verzeichnen ist. — Ein Tagesbefehl des Kriegsministers vom 2. Mai ordnet die Ausführung des kaiserlichen Erlaffe» vom 25 Mai v. I. an, nach welchem in Nowogeorgiewsk und in Brest Litowsk je ein neues Festungs-Arlillerie-Bataillon und in Jwangorod zwei solcher Bataillone errichtet, ferner die beiden Festungs-Artillerie-Bataillone in Dünaburg, sowie das Festungs-Artilirrie-Bataillon in Warschau um eine Kompagnie vergrößert werden sollen. Schweden und Norwegen» König Oskar hat während seines Aufenthaltes in Konstantinoprl vom Sultan Geschenke im Werthe von 20,000 Kronen erhalten. Gar so knapp kann das Geld am Goldenen Horn also noch nicht sein. Türkei. Die Türkei entwickelt großen Eifer, um die Ver- theidigungswerke an den Dardanellen in Stand zu fetzen. Ist auch für jetzt kein direkter Anlaß mehr zu solchem Eifer vorhanden, wer weiß, ob nicht später die Vorsicht zum Nutzen gereicht. Serbien. Das serbische Ministerium hat seine Ent lassung eingereicht. Diese serbische Krise trat für Kenner dortiger Verhältnisse nicht so überraschend ein, als es den Anschein hat. Die Mißhelligkeiten zwischen Garasch anin und Novacovic» den Hauptpersonen des Kabinets, bestehen längere Zeit, sodaß der Letztere schon zweimal seine Demission gab. Jedesmal gelang eS, den Bruch zu verkleistern, bis er unheilbar wurde durch die Entlassung Ku- jundzic's, des früheren Gesandten iu Rom, des Schwagers von Novacovic. Die erneuerte Demission des Letzteren gab den Anstoß zur Krise. Amerika. Zwischen den englischen Truppen und den auf ständischen Indianern in Kanada hat ein drittes Gefecht stattge funden, in welchem der englische General Middleton wieder gesiegt haben will. Er vertrieb den Feind mit dem Bayonnet aus den Verschanzungeu und befreite die früher verlorenen Gefangenen, welche sich wohlbehalten im kanadischen Lager befanden. Die Eng länder verloren 5 Tobte und 15 Verwundete. Mehrere hervorragende Führer der Rebellen sind gefangen. Zweimal war nun schon der britische Sieg nicht wahr! Jetzt wird's doch nicht wieder so sein? — Aus dm Vereinigten Staaten wird gemeldet, daß Präsident Cleveland bei der Anstellung von Beamten mit großer Vorsicht verfährt und professionSmäßige Spitzbuben auf die Staatskaffen streng ausschließt. Es scheint dem Präsidenten also Ernst mit seiner Be amtenreform zu sein. zeichnen. Zur Zeichnung von mehr als 10 Anteilen bedarf es der Ge nehmigung der Gesamnuverwaltung. Die Mitgliedschaft ist für 10 Jahre bindend. Während derselben kann das Mitglied über die von ihm eingezahlten Beiträge in keiner Weise ver fügen. Durch Beschluß des Vorstandes können die Rechte und Pflichten eines Mitgliedes, auf dessen Antrag hin, während einer Krankheit oder Einberufung zum Militärdienst, bei zeitweiliger Erwerbslosigkeit, Gelchästsstockung, häus licher Noth und dergleichen auf eine bestimmte Zeit ruhen; «ine solche Ruhe zeit bleibt aber bei Berechnung der zehnjährigen Mitgliedschaft außer Betracht. Vor Ablauf der zehn Jahre erlischt die Mitgliedschaft durch Tod, Weg zug oder Ausschließung. In den ersten beiden Fällen erfolgt Rückzahlung der Guthaben. Ist ein Antheil auf volle 10 Jahr« eingezahlt, so kann er auf Antrag des Zahlers durch Beschluß des Vorstandes auf ein anderes Mitglied über tragen werde», welches dann in die daran hängenden Pflichten und Rechte eintritt. Ebenso können Antheile vor deren völliger Einzahlung übertragen werden, wenn sofort bei deren Zeichnung dieser Varbehalt gemacht wird unter Angabe der Person, welcher die Ueberlragung zugedacht ist. In diesem Falle ist die Uebertragung zu bewirken, sobald der bisherige Zahler dies beantragt, die genannte Person de» Bestimmungen von 8 4 genügt und die Pflichten des Zahlers zu übernehmen sich zu Protokoll bereit erklärt. Hat ein Mitglied 10 Jahre lang gesteuert, so ist er berechtigt, falls es nicht in einem Mieth- oder Kaufvertrag das Anrecht auf sein Guthaben dem Vereine abgetreten hat, die Rückzahlung seines Antheilcs mit den gutge- schriebencn Gcwinnantheilen beim Vorstande zu beantragen. Diesem Anträge ist nach einer Frist von drei Monaten Folge zu geben. Ist es nicht mit einem anderen Antheile am Verein bctheiligt, so erlöschen mit dieser Rück zahlung alle seine Mitglicdsrcchte. Doch kann die ausgetretene Person sofort von Neuem als Mitglied in den Verein ciutretcn. Läßt ein Mitglied nach zehnjähriger Steuer sein Guthaben beim Vereine stehen, so behält es seine Mitgliedsrechte unverkürzt, ohne daß es zu weiterer Zahlung verpflichtet ist. Sein Guthaben wird dann vom Verein zu einem zu vereinbarende» Zins fuße verzinst. Der etwa verbleibende Reingewinn ist nach Abzug von 10 Prozent sür den Reservefond unter die Mitglieder zu verlheilen, welche dem Verein wenigstens ein halbes Jahr angchört haben, und zwar dergestalt, daß für je volle zwanzig Mark an eingezahlten Beiträgen den Mitgliedern ein verhältniß- mäßiger Antheil vom Gewinn zufällig" Wie wir hören, findet die konstitoirende Generalversammlung des Bauvereins „Eigner Heerd" am 1. Juni im großen Saale der „Linde" statt. Zu dieser Versammlung haben jedoch nur Mit glieder Zutritt, es dürfte sich daher empfehlen, daß Freunde der Be strebungen des Vereins, die bisher demselben noch nicht als Mitglied angehören» die Mitgliedschaft sich bis dahin erwerben. Diese« kann geschehen bei dem Kassirer des Vereins, Herrn Ziehl, Zimmer straße Nr. 6. Bemerken wollen wir schließlich noch kurz, daß die Bauvcreine in Kopenhagen und Flensburg, welche auf Grund ähnlicher Statuten ins Leben gerufen wurden, die segensreichsten Erfolge bereits zu verzeichnen haben. CheMNitz, den 15. Mai 1885. — Vom l. Juni d. I. ab ist der LandgerichtSrath Herr G. A. Schmelz beim königl. Landgericht Chemnitz zum Landgerichtsdirektor bei genannter Behörde ernannt worden. — Heute Nachmittag 8 Uhr findet auf hiesigem Turnplatz an der Hedwlgstraße mit Harden'S Handgrauatenfeuerlöjcher eine öffent liche Feuerlöschprobe statt. — Mittwoch hielt die Sächsische Webstuhlfabrik eine außerordentliche Generalversammlung ab. Es waren nur 3 52 Aktien mit ebensoviel Stimmen vertreten, während zur Er ledigung der Tagesordnung, deren einzigen Gegenstand die Abänder ung des GesellschastSstatuts bildete, statutengemäß die Vertretung eines Dritttheils des Aktienkapitals — 3334 Aktien — erforderlich war. Es wurde demzufolge sür nächste Zeit die Einberufung einer auderweiten außerordentlichen Generalversammlung in Aussicht genommen und iu eine Berathung de» vorgelegteu neuen Statutenentwurfs gar nicht eingetreten. — Anläßlich des, bekanntlich kommenden Juli stattfindenden, 9. mitteldeutschen Bundesschießens wird der bedeutend vergrößerte Echützenfestplatz in Altendorf sowohl während deS Bandesschießens als auch während de» diesjährigen Haupt- und Königschießens der priv. Scheibenschützengesellschaft zu Chemnitz elek trisch beleuchtet. Die Chemnitzer Telrgraphenbau-Anstalt von Hermann Pöge wird die betreffende Anlage ausführen. —8r. Der deutsche Kolonialverein und der deutsche Schulverein haben bekanntlich in Chemnitz ihre stärksten Orts gruppen im ganzen Reiche, deren anregender Einfluß sich auf ganz Sachsen erstreckt. Einen sehr gewandten, äußerst rührigen Vor kämpfer für beide Vereine besitzt Chemnitz in der Person des Herrn Handelskammersekretär vr. Fränkel. Derselbe ist jetzt mit bestem Gefolge in opferwilligster Weise bemüht, auch in anderen Städten Sachsens durch Vorträge über die nationalen Ziele und Aufgaben dieser Vereine das Interesse anzuregen und Womöglich die Bildung neuer Ortsgruppen zu veranlassen. Bereits hielt Herr v>. Fränkel Vorträge in Limb ach, Burg städt, Frankenberg, Aue. In der Pfiugstwoche spricht Herr vr. Fränkel auf der Allgemeinen deutschen Lehrer versammlung in Darmstadt über die Aufgaben de» deutschen Schulvereins. — Eine größere Anzahl der in den hiesigen Maschinenfabriken beschäftigten Schleifer und Polierer hatte schon seit längerer Zeit den Wunsch gehegt, einen Verein zu gründen, dessen hauptsächlichster Zweck gegenseitige Unterstützung in allen ungünstigen Lebenslagen sein sollte Dieses ist nunmehr geschehen, denn in einer kürzlich abgehaltenen Versammlung hat der Verein sich konstituirt, die aus gearbeiteten Statuten genehmigt und einen Vorstand gewählt. Dieser setzt sich zusammen aus den Herren: Gustav Elbel, bei Gebr. Franke (Vorsteher), Albert Ficker, in der Sächs. Maschinenfabrik (Kassirer), und Emil Seidel, bei Max Uriger (Schriftführer). Obgleich, wie gesagt, der Schwerpunkt deS Vereins auf gegenseitige Unterstützung gelegt ist, so soll doch in den alle Monate stattfinden den Versammlungen ein heiteres und gemüthlicheS Beisammensein gepflegt und unterhalten werden. Ein solches Beisammensein findet morgen, Sonnabend, im Saale des Herrn Horn in der Königstraße Hierselbst, Abends 8 Uhr statt. — Wie uns gemeldet wird, veranstaltet das Thalia-Theater eine Reihe von Vorstellungen zu ermäßigten Preisen. Diese Vorstellungen finden an den Sonntag-Nachmittagen von 4—8 Uhr statt und sind nachstehende Eintrittspreise hierfür festgesetzt: Fremdenlogr 1 M., Sperrfitz 80 Pfg., erster Rang 80 Pfg., numm. Parterre 60 Pfg., Parterre 50 Pfg, numm. Balkon 50 Pfg-, Balkon 30 Pfg., Amphith. 20 Pfg. Sonntag Nachmittag 4 Uhr geht be reits CH. Birch-Pfeiffer's „Grille", in der Titelrolle von Frl. Anna Schubert, in den Hauptrollen von den ersten Kräften der Thalia- Bühne dargestellt, bei ermäßigten Preisen in Szene. Abends 7'/, Uhr gelangt Mannstädt's „Walzerkönig", die am Berliner Zentral» Theater 200 Mal gegebene lustige GesaugSpoffe, erstmalig zur Auf führung. Diese Novität ist mit vielen GesaugSeinlagen, Kouplets rc. au-gestattet, welche von Frl. Deck mann (Pauline Pünktlich), Herr« Fischbach (Amandus Höppner) und Herrn Holm (Walzerkönig) zum Vortrag gelangen werden. „Ein weißer Rabe" wurde bei der Auf führung am HimmelsahrtStage wiederum herzlich belacht. — Derselbe wird morgen Sonnabend nochmals gegeben. — Der Zirkus Corty-Athoff ist heute Morgen 9 Uhr hier eingetroffen. Ein lebensvolles, buntes Bild hatte sich um diese Zeit auf dem hiesigen Hauptbah,hofe entwickelt, denn zahlreiche Erwachsene, namentlich aber die liebe Schuljugend hatten sich zum Empfang deS auS Leipzig hier eintreffenden Extrazuges eingefunden. Die Mitglieder Vermischtes. — Verdienstvolle Pfuscher. Pfuschen in daS Handwerk galt von jeher als ein schreckliches Verbrechen sowohl bei der Zunft als auch beim Publikum. Ein Pfuscher war der Inbegriff alles Unberechtigten und Unge schickten. Und doch waren es nichts als Pfuscher in andere Handwerke, welche die größten Erfindungen unserer Zeit machten. Ein Buchbindergeselle (Silber mann) wurde Reformator des Orgelbaues und des Klaviers; ein Barbier (Arkwright) erfand oie Spinnmaschine; ein Zimmermann (Harg rave) baute die erste Spinnjenny; ein Strohhuthändler (Jacquard) erfand den neuen Webstuhl; ein Musikant (Her schell das Teleskop; ein Instrumenten macher (WatO die Dampfmaschine; ein Apotheker (Böttcher) das Porzellan; ein Schauspieler (Senefelder) die Lithographie — kurz, di« meisten Männer, welche dem Handel und der Industrie neue Bahnen eröffnet«», waren Pfuscher im Sinne der Zunft-Gesetze. — Ein Nachahmung verdienendes Unterxehmcn wird vom Düsseldorfer Gartenbauverein eingeleitet. Derselbe läßt gedruckte Zettel in den Schulen vertheilen, worin die unbemittelten Eltern aufgefordert werden, Pflanzen in Töpfen, welche in großer Anzahl zu dem Zwecke beschafft werden, unent geltlich in der städtischen Tonhalle in Empfang zu nehmen. Nach einem bestimmten Zeiträume werden die Pflanzen öffentlich zur Ausstellung gebracht und die am besten gepflegten werden prämiirt, und zwar mit nützlichen Gegenständen im Werthe bis zu 200 M. — Zum Schutze der Autorenrechte hat sich in Newyork eine Organisation gebildet. Dieselbe wird sich hauptsächlich die Wahrung der Interessen der Bühnenschriftstellcr wie auch der Theater-Direktoren, welche das alleinige Aufführungsrecht eines Stückes erworben haben, angelegen sein lassen. — Im Theater an der Wien entstand am Dienstag Abend kurz vor Schluß der Vorstellung eine große Panik. Ein von der Galerie herabfallen der Theaterzettel entzündete sich an einer offenen Gasflamme. Es ward Feuer gerufen, und panischer Schrecken entstand, doch wurde das Gedränge bald beschwichtigt und nur einige OhnmachtSsällc kamen vor- — Die von der anicrikanischen Kolonie der Stadt Paris gewidmete Statue „Freiheit" wurde am Mittwoch übergeben. Der bisherige ame rikanische Gesandte Morton, sowie Brisson und Lesseps hielten Reden. — Sonntagsfeier in England. Wie wir vor einigen Tagen gleichfalls kurz mittheilten, erzählte Fürst Bismarck im Reichstage, wie ihm bei seiner ersten Anwesenheit in England das Pfeifen am Sonntag verleidet worden ist. Das erinnert uns an eine Geschichte, welche der verstorbene vr. Macadam zu erzählen pflegte. An einem schönen Sonntag Morgen wanderte ein trunkener Schotte heim, als die frommen Leute zur Kirche gingen. Ein kleiner Hund, welchen eine Dame an einem Bande führte, hatte sich losgerissen und war davon gelaufen. Die Dame wandte sich an den ersten Passanten — und das war zufällig der trunkene Schotte — mit der Bitte, ihren Hund zurückzupseisen. „Fraul" antwortete der Mann mit dem feierlichen Ernst, wie ihn nur ein Schotte zeigen kann, „Frau, das ist kein Tag zum Pfeifen!" Sprach's und taumelte weiter — Ein zweifelhaftes Kompliment. Leutnant (zu einer ältlichen Dame): Me-'n Fräulein, Sie sehen heute in der Thal so frisch und blühend aus wie eine Rose von zwanzig Jahren. M ..vii lö--' ,1''/ E si? ,'Üilk
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