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Freiberger Anzeiger dm bi« Nachmittag« un^ 3 Uhr für dir nächst« erscheinende Nummer angenommen. Tageblatt. Preis vierteljährig IS Rgr. Inserate werd« Nii gespaltene Zeil« od« deren Raum mit S Pf. berechnet. Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. 139. Sonnabend, den 2V. Juni 1863. Freiberg, den 20. Juni. Die beiden Chinesen ^rr Uv und Lam l)nA, welche in Dresden seit kurzer Zeit aufgetreten sind und das allgemeinste Erstaunen daselbst erregen, werden nächsten Sonntag, Montag und Dienstag auch uns einen Besuch abstatten, um uns ihre Künste zu zeigen. Ihre Leistungen sind erstaunlich, und zwar sind dieselben ganz origineller, in Deutschland in solcher Vollkommenheit noch nie gesehener Art. Ihr Jongliren ist da« Vollendetste in jener schwie rigen Kunst, ihre Escamotagestücklein erregen eine Bewunderung, als wenn sie Bosco ausführte, und das Feueressen und die Kam- schuckmannleistungen sind prächtig anzusehen. Die schwierigste und interessanteste ihrer Piecen ist jedoch entschieden das Messerwerfen, das hier noch nie in solch' vollkommener Manier gesehen wurde. Einer steht da und bietet Hals, Genick, Arme und Finger ruhig dar und der Andere wirft dicht an den Körpcrtheilen vorbei nach dem Holze, in avelches das Messer tief cindringt. Obwohl nun dieser Anblick schauerlich sein sollte, ist er cs doch nicht, denn es geschieht dieses gefahrvolle Spiel mit so großer Leichtigkeit, Ge wandtheit und Sicherheit, daß man gar nicht daran denkt, es könne ein Unfall geschehen. Augenzeugen, welche die Chinesen in Dresden sahen, versichern einstimmig, daß ihre Leistungen das Wunderbarste seien, VaS man jemals gesehen haben könnte. Um so mehr halten wir es für Pflicht, das Publicum hiesiger Stadt aus jenen Besuch hinzuweiscn. Frankenberg. (CH. Z.) Nach einer Bekanntmachung deS Sladiraths sind bei gleichzeitiger Zusicherung der kostenfreien Er« theilnng des hiesigen Bürgerrechts bei dereinstiger Etablirung S Prämien für diejenigen Gewerbsgehülfe» ausgesetzt worden, welche sich in der Zeit vom 1. Jnli 1860 bis 1. Jüli 1863 wenigstens zwei Jahre auf der Wanderschaft befunden und einen Theil, der für ihr Gewerbefach wichtigsten Gebiete der deutschen und österreichischen Lande, Belgiens oder der Schweiz durchwandert haben und über die von ihnen hierbei gemachten Erfahrungen^ besonders bezüglich der von ihnen anderwärts vorgefundenen Maschinen, Werkzeuge, Arbeitsmethoden^ Sitten und Gebräuche, städtischen Einrichtungen u. s. w. eine eingehende und übersichtliche schriftliche Schilderung zu entwerfen wissen würden. — Bon den L Prämien ist eine von 40 Thalern, eine von 20 Thalern, zwei je von 15 Thalern, und eine von 10 Thalern in Aussicht gestellt worden. Die Prämie von 40 Thalern ist in Rücksicht darauf, daß die Weberei den Hauptindustriezweig hiesiger Stadt bildet, zunächst für Webergesellen bestimmt, während um die übrigen Prämien sich Gehülsen eines jeden anderen Gewerbes bewerben können. Die schriftliche Schilderung der Wandererlcbnisse ist von den Bewerbern spätestens bis zum 31. Dec. d. I. einzureichen. Lagesgeschlchte. Berlin. Die „B. Z." bestätigt, daß der Herzog Ernst von Koburg am Wiener Hofe eine politische Mission versuchen wolle und bemerkt dazu: „Es wird übrigens jetzt gar kein Geheimniß mehr daraus gemacht, daß die Anwesenheit des Herzogs lediglich der deutschen Frage gilt, und daß die Verhandlungen der öster reichischen Staatsmänner nicht mit dem Fürsten eines kleinen Ländchens, sondern mit dem s. g. Haupte der nationalen Partei geführt werden. Der Herzog ist ja auch in der That derjenige deutsche Fürst, der sich um die Constituirung Deutschlands al» Bunbesstaat am meisten bemüht hat. Der Herzog hat natürlich auch die schleswig-holsteinische Sache in die Verhandlungen binein- gezogcn, und soll sich dabei bemüht^ haben, den Antrag, den Olden burg bei dem Bunde gestellt hat, bei Oesterreich.durchzusetzen, aber vergebens. Der erste Akt, in welchem Oesterreich eine wirklich deutsche Politik schon jetzt auf der Stelle hätte zeigen können, ist also schon abgelehnt. Werden die andern Hoffnungen, die sich „erst später erfüllen sollen, eine nach der andern ein bessere» Schicksal haben?" ' — Sämmtliche Berliner Dienerschaft deS hiesigen englischen Botschafters ist plötzlich entlassen worden. Ein bedeutender Silber« dicbstahl ist die Veranlassung. Wien, 18. Juni. Heute hat die feierliche Eröffnung , de» Reichsrathes durch Se. k. k. Hoheit den Erzherzog Karl Ludwig als Stellvertreter Sr. Maj. des Kaiser» stattgefunden. Der wesent liche Inhalt der Thronrede war folgender: Nachdem die Einbe rufung des siebenbürgischen Landtags erfolgt ist, steht allen König reichen und Ländern die Bahn zur Theiluahme am ReichSrathe offen. Die Verhältnisse des KaiserstaateS ermuthigen, am begonnenen Werke auszuharren und vertrauensvoll der Zukunft entgegen zusehen. Der Friede ist ungestört erhalten geblieben, und es ist der Wunsch und Ziel der eifrigsten Bestrebungen der Regierung, ihn ferner ungetrübt erhalten zu können. Unter dem Schutze freiheit licher Institutionen befestigen sich Wohlfahrt, Ansehen und Macht stellung deS Reiches. Die Finanzlage zeigt befriedigende Fortschritte auf dem Wege zu ihrer vollständigen Regelung. StaatScredit und Landeswährung erfreuen sich entschiedener Besserung. Die günstige Finanzgebahrnng des abgelaufenen Jahres erlaubt vom bewilligten außerordentlichen Kredite von 12 Millionen Gebrauch zu machen. Zur Erleichterung der Lasten, welche noch zu tragen find, wird die Regelung der direkten Besteuerung für nothwendig erkannt, zu welchem Zwecke eine Vorlage an den Reichsrath gelangen wirb. Der Kaiser wünscht, daß in die Prüfung der Finanzvorlagen sofort eingegangen werde, indem bis zu dem Zeitpunkte der Beschluß fassung die Theiluahme der siebenbürgischen Abgeordneten an den Reichsberathungen zu gewärtigen sei. Andere Vorlagen find: ein Gesetzentwurf über Behandlung umfangreicher Gesetze im ReichSrathe, eine neue Strafproceßordnung, eine Coucursordnung, ein Gesetz über die Grundsätze der Durch führung neuer Organisation der Justiz- und Verwaltungsbehörden, endlich Heimathsgesetze. Der Kaiser geleitet mit allerhöchster Huld den ReichSrath an seine bedeutsame Aufgabe und hegt die Erwartung, die Regierung könne auf dessen patriotische Unterstützung rechnen. Paris, 17. Juni. Nach der heutigen „France" sollen die Noten Frankreichs, Oesterreichs und England« in der polnischen Angelegenheit heute nach St. Petersburg abgehen. Die drei Mächte befinden sich in vollständiger Uebereinstimmung. '— Das Handschreiben,- welches der Kaiser an den General Forey gerichtet hat, lautet nach dem „Moniteur" wörtlich: „Schloß Fontainebleau, 12. Juni 1863. General, die Nachricht von der Einnahme Pueblas ist mir vorgestern auf dem New-Uorker Wege zugekommcn. Dieses Ercigniß hat das Maß unsrer Freude voll gemacht. Ich weiß, wie sehr die Führer und die Soldaten Umsicht und Thalkraft haben auf wenden müssen, um diesen wichtigen Erfolg zu erzielen. Bezeugen Sie in meinem Namen der ganzen Armee meine Zufriedenheit; sagen Sie ihr, wie sehr ich ihre Ausdauer und ihren Muth in einem so fernen Feldzuge würdige, wo sie gegen das Klima, gegen Terrainschwierigkeiten und gegen einen Feind zu kämpfen hatte, der um so hartnäckiger, al» er über meine Absichten getäuscht worden war. Ich beklage tief den vermuthlichen Verlust so vieler braver Soldaten, aber ich hege den trostvollen Gedanken, daß ihr Dod