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Erscheint jtinn Wochentag friih - Uhr. Inserate wer. dm bi» Nachmittag» Z Uhr für die nächst« erscheinende Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Preil vierteljährig SV Ngr. Inserat« wrrden di^ gespalten« Z«il« oder d«r«u Raum mit 5 PH b«nchn«t. Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie Ler Königl. Gerichlsämter un- der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. 254. Montag, den 2. November - 1863. Freiberg, den 2. November. Oeffentliche Gerichtsverhandlung, den 10. Nov., Vormittags 9 Uhr: Verhandlungstermin in Privatanklagsachen Johann Carl Friedrich Fechtners gegen Christian Friedrich Münzner hier. Ver handlungstermin in Privatanklagsachen Karl Eduard Burkhardts gegen Karl Friedrich Schlegel hier. Vormittag» 10 Uhr: Ver- ' Handlungstermin in Privatanklagsachen des Begüterten Traugott Friedrich Uhlmann zu St. Michaelis gegen den Begüterten Heinrich Wilhelm Barthel in Erbisdorf. Verhandlungstermin in der Unter suchung wider den Einwohner Karl Heinrich Wahl aus Wingendorf wegen Forstdiebstahl. Nach der von der Königl. Sächs. Staatseiscnbahn-Dircction veröffentlichten Betriebs-Uebersicht vom Monat Sept, sind auf der Linie Tharanb-Freiberg befördert worden: 17,382 Personen mit 153 Ctr. bezahltem Reisegepäck, wodurch eine Einnahme von 4391 Thlr. 20 Ngr. 9 Pf. erzielt wurde. Der Güterverkehr betrug an Eilgütern 318 Ctr., an gewöhnlichen Gütern nach Normalfracht 5507 Ctr., in ermäßigter Fracht nach Beutnern 24461 Ctr., in Wagenladungen 138,770 Ctr., zusammen 169,060 Ctr., was eine Einnahme von 5238 Thlr. 27 Ngr. ergab. Die Gesammteinnahme betrug demnach im genannten Monat 9630 Thlr. 17 Ngr. 9 Pf. Die von mehr als einer Seite in der jüngsten Zeit ge hörten Mahnungen, der unglücklichen Opfer der Schleswig-Hol steinischen Sache eingedenk zu sein, wollte man auch hier nicht ungehörl vorüber gehen lassen. Der Sängerchor des hiesigen Turnvereines nahm in Verbindung mit dem Musikchor, dessen Be reitwilligkeit zur Unterstützung wohlthätiger Zwecke alle Anerkennung verdient, die Sache in die Hand. DaS am 29. October Abends veranstaltete Concert hatte ein ziemlich zahlreiches Publikum, aus Herren und Damen bestehend, in den Kämps'schen Saal geführt: am stärksten war bas gewerbliche Bürgerlhum insbesondere aus seinem jüngeren Kreise vertreten. Die Einnahme ist in Folge dessen nicht ganz unerfreulich gewesen. Und was die GesangSvor- träge betrifft, so kann man bereitwillig zngcstchcn, daß den Turnern der Gesang nicht minder am Herzen zu liegen scheint, als das Turnen selbst. Aber Eins, so leid es uns thut, können wir doch nicht ungcrügt lassen, weil es hätte unterbleiben sollen. Unter den zum Vortrage gewählten Liedern befand sich auch „Was blasen die Trompeten" rc.; dieses Lied endigt: „Am Wasser von der Katzbach er's (Blücber) auch hat bewahrt: Da hat er die Franzosen das Schwimmen gelehrt. Fahrt wohl, ihr Franzosen, zur Nordsee hinab, und nehmt Ohnehosen *), den Wallfisch zum Grab." Sind etwa die Tausende von gefallcuen Russen und Preußen in Paradeuniform in Abrahams Schooß gefallen? Ler Beweis möchte schwer zu führen sein. Ueberhaupt singt und redet man sich in unseren Tagen eine Menge Lügen an. Man mag aber die Lüge lehren, singen oder Pfeifen, es bleibt immer eine Lüge und — verderblich. Die Menschheit wird heilvoll nur durch die Wahrheit, niemals durch die Lüge erzogen. Und vor dem Schooß- kinde unserer Zeit, vor der Lüge, muß jeder Freund der ächten Turnerei die Turner bewahrt wünschen. Döbeln, 26. Oct. (Anz.) Gestern Abend gegen 11 Uhr ist es gelungen, den aus dem Arbeitshause zu Wermsdorf ent« ") Soll,« dabei an di- SanSkülotS (Ohnehosen) der RovclutionSjeit gedacht werden, so muß man bedenken, daß in Len Franzosen von t8I» keine Spur davon mehr vorhanden war. — Wer übrigen» die Geschichte der Schlacht an der Katzbach genauer kennt — sie war eigentlich keine Schlacht, sondern eine Reihe von Gefechten, der wird wissen, daß die Sache, wie man zu sagen pflegt, nur au einem Haare bing. Die Russen lhaten auf Blücher» Drohungen zur höchsten Zeit noch, wie Lie Preußen, ihr« SchulLigteit. sprungenen Rößler mit noch zwei derartigen Subjekten einzufangen. Dieselben beabsichtigten an diesem Abend einen Diebstahl in der Bäckergaffe, hatten sich aber in dem Terrain verirrt und wurden so bei dem Hellen Mondscheine gesehen. Bei allen Dreien sand man, wie wir hörten, geladene Pistolen und andere Waffen. Rößler ist erst ca. 18 Jahr alt, hat schon früher einen bedeutenden Diebstahl hier verübt, den er erst in Wermsdorf gestand und infolge dessen nach dort verbüßter Strafe in das Arbeitshaus zu Zwickau abge« liefert worden wäre. Seit seiner Flucht aus Wermsdorf hat der selbe unier Mithilfe seiner Genossen in Oschatz, Döbeln, Dresden rc. bedeutende Einbrüche theils versucht, theilS auSgeführt, ganz be sonders hatte er cs jedoch auf Döbeln abgesehen, denn auf eine» von ihm in Oschatz verlorenen Zettel waren noch 22 Personen verzeichnet, die er mit seinem nächtlichen Besuche beehre» wollte. Der Stadtrath in Wurz en macht bekannt, daß der königl. sächs. Bergmeister a. D-, Herr Wilhelm Fischer zu Dresden, in treu bewahrter Anhänglichkeit an seine Vaterstadt Wurzen letzterer uoch bei seinen Lebzeiten eine Summe von 1000 Thlr. zu einem Stipendium für Studirende gewidmet und überliefert bat, und bringt die nähern Bestimmungen dieser Stiftung zur öffentlichen Kenntniß. Leipzig, 29. Oct. Nach einem vorläufigen Ueberschlag werden diejenigen Städte, welche sich an der Feier des 18. Oct. in Leipzig beiheiligt haben, zu den Kosten in der Weise bcisteuern, daß auf je 1000 Einwohner 10 Thlr. kommen. Die Hauptbeisteuernden werden daher Berlin und Wien mit je mehr als 5000 Thlrn. sein, womit die Hälfte der Ausgaben gedeckt sein dürfte, so daß die andern 203 Städte uoch über 10,000 Thlr. aufzubringen haben werden. Das ,,Leipz. Tagcbl." erzählt aus Leipzig: „Ein schöner Zug von Dankbarkeit eines fünfundsiebzigjährigen Veteranen ereignete sich bei den verflossenen Festtagen. Bor 50 Jahren verwundeten bei einem der Sturmangriffe auf Probsthaida feindliche Kugeln an Arm und Fuß den nunmehrigen Veteranen E. I., demzufolge der selbe in der zum Lazareth eingerichteten Pcterslirche untergebracht wurde. Wie die Bürger Leipzigs, die sich zu jener Zeit vielfach angelegen sein ließen, selbst Verwundete in Verpflegung zu nehmen, sah sich auch der damalige Instrumentenmacher L. veranlaßt, sich ans der PeterSkirche einen Preußen zur Verpflegung zu erbitten. E. I. kam denizufvlge in das Haus des Instrumentenmachers, woselbst er vier Monate lang die liebevollste Abwartung genoß. Nach erfolgter Wiederherstellung wurde er seiner Truppe eingereiht und gelangte erst 1818 aus Frankreich in seine eingeäscherte Heimath in Schlesien zurück. Von seiner Gemeinde nun zum fünfzigjährigen Jubiläum hierher befördert, war cs seine erste Angelegenheit, sich nach seinen Verpflcgern von 1813 zu erkundigen. Aber siehe da! Viele von der Familie waren nicht mehr am Leben. Mit größter Bereitwillig keit schlugen die Leipziger Behörden in ihren Büchern nach, und es fand sich! daß die Tochter jenes Instrumentenmachers, selbst nun eine Matrone, noch am Leben war. Diese, welche den damals Ver wundeten selbst als junges Mädchen mit verpflegt halte, wurde sogleich von E. I. ausgesucht. Die Scenc war eine der rührendsten, wo I. seine Mitpflcgerin umarmte und mit schlichten, aber herzlichen Worten seine Dankbarkeit erneuerte. Auch nach 50 Jahrcn suchte seine Pflegerin dem alten Manne den Aufenthalt in Leipzig so an genehm wie möglich zu machen und verehrte ihm als Andenken eine mit Silber beschlagene Meerschaumpfeife, woran Name und Jahres zahl cingravirr waren. Auch sein Lazareth, die PeterSkirche, besuchte er wieder, um darin dem Festgoltesbienste bcizuwohüen. Die Straßcnlocomotiveu scheinen sich auch in Leipzig ein» bürgern zu wollen; denn wie den „Leipz. Nachr." mitgctheilt wird, beabsichtigt sowohl Baron v. Penz aus Brandis den Transport