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WMWWWMWWWWWWWWWWWWW 1530 Au» Effm, 6. Oct., schreibt man der „N. Fr. Ztg.": «,Wa- I. Rettenbach in Litha»en unternommen, ist in Westphalen wiederholt. In der Ruhrgegend haben mehrere Mitglieder der Fortschritt-Partei die Steuerzahlung verweigert, hier in Essen der K ohlengrudenbefitzer Herr v. Bcrnnlh, ein naher Anverwandter des früher» Justizministers, und der bisherige Abgeordnete unser« ÄteiseS, Kaufmann F. W. Waldthausen. ES sind ihnen von der Steuerbehörde verschiedene Hausmöbeln abgepsändet. Donnerstag den 15. b. M. sollen hier auf öffentlichem Markte Tisch und Bett deS Herrn v. Bernuth verkauft werden." Donauwörth, 8. Oct. (A. Z.) Die Einweihung unsrer neuen protestantischen Kirche fand heute unter allgemeiner großer Theil», »ahme von nah und fern statt. Herr Eonststorialrath Bäumler von AnSbach vollzog in sehr schöner und würdiger Weise den Weiheact. Auch unser hochverehrter Oberconsistorialpräfldent v. Harleß war zur Feier von München gekommen. Die Kirche, wenn auch klein, ist doch sehr hübsch in allen ihren Verhältnissen, ein freundliches anziehendes Gotteshaus. Sie ist ein neues Zeugniß dafür, daß auch in unsrer Zeit der Sinn brüderlicher Nächstenliebe nicht erloschen ist, denn die ziemlich bedeutenden Baukosten wurden ganz durch freiwillige Spenden der Protestanten Bayerns und Deutschlands zusammcngebracht, wobei der Gustav-Adolph-Verein obenan steht. Auch die katholischen Einwohner Donauwörths freuen sich mit über die Vollendung deS Baues und gaben dieser Theilnahme Ausdruck durch ein schönes Weihegeschenk. Aus Baden schreibt Man vom 9. Oct. der „Karlsr. Ztg.": Gestern Nachmittag (also am 8. d. M.) traf unter dem Namen eines Grafen von Ardennen der König der Belgier mit zahlreichem Gefolge hier ein und nabm seine Wohnung im „Victoria-Hotel", während am Abend die Herzogin von Cambridge eintraf und im „Gasthause zum englischen Hof" abstieg. Heute Mittag war König Leopold zur Tafel bei den beiden preußischen Majestäten, und es verkehrt derselbe, so viel man im Publikum bemerken kann, viel mit dem Könige Wilhelm. Aus Wien vom 10. Oct. wird der „D. A. Z." geschrieben: Die von mebreren Seiten gebrachte Nachricht von der Aufstellung eines russischen Armeecorps von 50,000 Mann an der galizischen Grenze ist nur zum Theil richtig. Die an derselben zusammen- gezogcnen Truppen belaufen sich nicht einmal auf 20,000 Mann, und ist deren Bestimmung hauptsächlich dahin gerichtet, den in letzter Zeit wieder häufiger stattfinbenden Ucbertritt von Zuzüglern auf russisch-polnisches Gebiet zu verhindern, als dies den österreichischen Behörden, bei der großen Ausdehnung der Grenzen, offenbar nicht immer möglich ist. Einen demonstrativen Charakter hat diese Maß regel wohl nicht. In den letzten Tagen scheint es der Polizei in Krakau gelungen zu sein, die Chefs eines dort befindlichen Revo- lutionScomitö aufzugreifen. — Der „Oesterr. General-Csrresp." wird aus Petersburg geschrieben: „Ich glaube Ihnen eine nicht unwichtige Mittheilung zu machen, wenn ich Ihnen melde, daß Fürst Gortschakow am 30. Sept, an unsern Gesandten in Kopenhagen, Frhrn. v. Nikolay, eine Depesche abgesertigt hat, deren wörtlichen Inhalt ich zwar nicht kenne, die aber, ohne den freien Entschlüssen Dänemarks zu nahe zu treten, eine concilitorische, die Forderungen des Deutschen Bundestages im wesentlichen befürwortende Sprache führt. Irre ich nicht, so hat jene Depesche an Herrn v. Nikolay zugleich die Bestimmung, auch den Cabineten von Wien und Berlin mitgetheilt zu werden." AuS Paris vom 9. Oct. wird der „Köln. Ztg." geschrieben: ,,Gestern Abend gegen 10 Uhr brach in dem Hause Nr. 9 der Straße -d'Albony (Faubvurg St.-Martin) ein deftiges Feuer aus. Das Feuer griff rasch um sich und erreichte bald das Haus Nr. 78 in der Rue de Marais, in welche die Rue d'Albony ausläuft. Hülfe war schnell da, aber bei dem starken Winde, fast Sturm, den wir gestern hatten, fiel es schwer, Herr des Feuers zu werden. Bald standen an 19 Gebäude in Hellen Flammen, und erst heute Morgen um 6 Uhr konnte man denselben Schranken setzen. Leider sind bei dem Brande viele Menschen zu Grunde gegangen. Eine Mauer, die einstürzte, begrub viele, man kennt die Zahl noch nicht genau, unter ihren Trümmern. Bis jetzt wurden drei Leichen zu Tage gefördert: nach den Einen liegen noch 10, nach Andern noch 30 unter den Trümmern begraben. Außerdem wurden drei PompierS und Polizeibeamte schwer verwundet. Von den Abendblättern be- . richten nur zwei über diesen traurigen Vorfall; sie gaben jedoch nur wenige Einzelheiten, wahrscheinlich auf höher« Befehl. Ob die Hülfe nickt zn rechter Zeit da war, weiß man nickt. Vielleicht war dieselbe nicht schnell genug da, weil im Augenblick, wo daS Feuer ausbrach, sich ein heftiger Platzregen über Paris ergoß. Die Straßen, tn deren Nähe das Unglück stattfand, sind abgesperrt. Eine Untersuchung ist ringeleitet worden." — Der „Köln. Ztg." wird von der französische» Grenze ge, schrieben: „Hr. Drouin de LhnyS hat den beiden Cabineten vv» Wien und London Daten an die Hand gegeben, au« welchen hervor geht, daß Rußland selbst auf den Krieg rüstet und seine Vorkehrungen so trifft, al« wäre ein Zusammenstoß unvermeidlich, daß also eine freiwillige Aenderung deS Betragens gegenüber den Polen durchaus zu den Unmöglichkeiten gehört und die einzige friedliche Aussicht, die in den Augen Rußlands Europa noch bleibt, die gänzliche Unterdrückung de« polnischen Aufstande« ist; a« eine solche ist aber ebenso wenig zu denken, wie an Nachgiebigkeit des Zaren. Die französische Regierung betreibt die Unterhandlungen mit besonderer Eile, weil der Kaiser wünscht, vor Zusammentritt der Kammer» einen Entschluß fassen zu können." — Die „France" schreibt in Betreff der holsteinischen Frage: „Die Frage, welche die dänische Regierung und de» Deutschen Bund entzweit, ist in eine Phase, welche den bedenklichsten Even tualitäten die Pforte öffnet, getreten. Sie bildet sozusagen zur Stunde am Horizont einen wirklich schwarzen Punkt, aus äm jeden Augenblick ein Krieg zwischen beiden Staaten, und zwar ein Krieg, der Europa nicht gleichgültig lassen kann, hervorzugeb» vermag . . . Frankreich und England haben sich um diese Situativ» gekümmert, und wir finden in den deutschen Journalen den Auszug einer Depesche des Earl Russell, die uns den von dem Londoner Cabinet eingenommenen Standpunkt angiebt, auf der andern Seit« wissen wir, daß Frankreich gleichzeitig an dem Bundestage und i» Kopenhagen dringende Vorstellungen in versöhnlichem Sinne macht und Alles aufbietet, um die Erbitterung der beiden Parteien z» mäßigen." — Eine Broschüre, welche den Titel „Frankreich und Mexico" führt, ist dieser Tage bei dem bekannten Verleger Dentu erschienen. Ihre Schlußfolgung ist die, daß auf jeden Fall Frankreich sich jetzt aus Mexico zurückziehen müsse; denn entweder sei die Wahl de» Erzherzogs Maximilian wahrhaft aus dem Willen des Volks her- vorgcgangen und bann sei das Werk Frankreichs erfüllt, oder man habe sich getäuscht und ohne wirkliche Genehmigung des mexikanischen Volts über die Krone verfügt, und dann dürfe Frankreich ihm nicht eine Dynastie aufdringen. London, 7. Oct. Nock immer kann sich die „Times" nicht von der beängstigenden Vorstellung erholen, daß der europäiiche Friebe in höchster Gefahr schwebe. Nickt an dem russisch-polnischen Fieber, auch nicht an den amerikanischen Krämpfen werde ec sterben, sonkern an einer Kleinigkeit, an einer lächerlich unbedeutenden Kinderkrankheit. Es gebe großen Interessen und Nationen ost wie Individuen- Bruce, der abyssinische Reisende, dem daS lödtliche Klima und die Wilden Africa's unter der Linie kein Haar gekrümmt, starb bekanntlich an den Folgen einer kleinen Verletzung, die er sich zuzog, als er eine Dame in den Wagen heben wollte und dabei zu Boden fiel. Marschall Massen«, der in 200 Schlachten kämpfte, ohne daß ihm die Haut geritzt ward, verlor ein Auge auf der Fasanenjagd. Aebnlicke Beispiele erzähle die Geschichte zn Hunderten. Und der europäische Friede, für dessen Erhaltung man so viel Schmach und Ungemach ertragen und so große Opfer ge bracht habe, drohe an Schleswigholstein zu scheitern. „Ist eS nicht schreiend" — sagt die „Times" — „daß der Krieg obendrein von dort ausgeben soll, wo man am meisten Interesse hat, Friede und Ruhe aufreckt zu erhalte»? Es giebt in Europa keine Nation, für die es im gegenwärtigen Augenblick von größerer Wichtigkeit wäre, sich von auswärtigen Wirren frei zu halten, als Deutschland. ES .wird mehr regiert und schlechter regiert als irgend eine civilisirte Nation der Welt; seine innere Organisation ist dir schwcrsälligste und unwirksamste, die cS möglicherweise geben kann. Das Eine,' was ihm vor Allem Noth thut, ist, neun Zehntel seiner Fürste» los zu werden und die .übrigen zu zwingen, daß sie mit einiger Achtung vor Gesetz und Freiheit regieren. Der Krieg wird natür lich die Macht jeder einzelnen Executive sehr erhöhen; die Ausgaben werden das Volk arm machen, so daß cs weniger im Stande sein wird, für jene Freiheiten zu kämpfen, die ihm beim Ausbruch de» Unabhängigkeitskrieges im Jabre l8I3 verheißen wurden und in den meisten Staaten bis auf diese Stunde treulos vorentbalten werden. Der Krieg wird der Vorwand sein, um den Milnärclat überall zu erhöhen und den noch vorhandenen Rest von Preß- und Redefreiheit zu unterdrücken" u. s. w. Weiterhin droht uns da» edle Blatt, aus lauter Angst vor dem Kriege, mit Louis Napoleon: „Niemand glaubt, daß Frankreich ungern einen Krieg mit Deutschland sähe, wenn es deutlich zeigen könnte, daß es nickt der Angreifer ist. Eine solche Gelegenheit scheint die Bundesversammlung entschlossen ihm zu liefern, da Frankreich längst «»gekündigt hat, daß es, falls der Bund auf Execution erkennen sollte, nickt un» thätig zusehen und Dänemark Zwang authun lassen werde. England ist ohne Zweifel die europäische Macht, die sich am schwersten zu«