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----- Freiberger Anzeiger -L- > dn«» Raum Ullt rAI. Tageblatt. -- Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. Gerichtsämter und der Stadtrathe zu Freiberg, Sayda und Brand. 296. Montag, den LI. December 1863. Freiberg, den 21. December. Se. Majestät der König hat am 19. d. M. in einer besonders gewährten Audienz die am 13. d. in hiesiger Volksversammlung beschlossene Adresse von den Abgeordneten unserer Siads, Herrn Bürgermeister Clauß »nd Herrn Stabtrath Sachße, Sich überreichen lassen, dabei Seine Freude über diese Kundgebung ausgesprochen und die Versicherung hinzugefügt, den einmal in der Sache ein genommenen Standpunct mir Entschiedenheit und so weit dies über haupt mit Seiner Bundespflicht, der Er nicht untreu werden würde, vereinbar sei,, wahren und verfolgen werde. Dem wegen der Maiereignisse 1849 flüchtig gewordenen und in Newyork aufhältlichen Schuhmacher Johann Hermann Eckel mann aus Dresden ist die straffreie Rückkehr nach Sachsen be willigt worden. Tief das menschliche Herz ergreifende Scene» boten sich beim Abgang der Truppen, im Leipzig-Dresdner. Bahnhof dar, wovon wir gestern und vorgestern stummer Zeuge waren. Welche Um armungen von Vätern und Müttern, meist armen, aber ehrlichen braven Leuten, die an der Brust deS scheidenden SohneS hangen. Nicht die vergossenen, die ungeweinten Thränen sind die schmerz lichsten ; in diesem schweren Kampf erblickten wir oft Väter. Aber das Mutterherz, die Mutterliebe, jener volle Becher, der nie ver stecht, dessen Fuß gleichsam im Meere steht und immer gefüllt bleibt, die Mütter, sie weinen sich aus an der zum Kampf gestählten Brust ihrer Söhne und hoffen mit Gott, sie einst wieder zu sehen. Ach, die Hoffnung und die Tdränen sind die zwei Zehrpfennige, die dem Menschen auf die LebenSreise mitgegeben wurden, als er daS Paradies verlassen mußte, und wohl dem Menschen, der seine Thränen mit einer Hoffnung hinwegtrocknen kann. Eine Scene aber, groß und würdig, um verewigt zu werden im Bild, ergab sich vorgestern, als der geliebte Landesvater, unser allverehrter König, nach dem Bahnhof zur Entlassung der Truppen gekommen war. Als sein Vaterauge stiller Zeuge war von solcher Liebe und Treue im Volke, als hier ein Vater dem Sohn um den Hals fiel und ein altes Mütterchen vom Lande sich noch einmal an den ge liebten Sohn anklammerte, der in ihrem Schluchzen stillschweigend den Kummer ihres Herzens vernahm, in diesem Augenblick wendete fich der König bei Seite, das volle fiberfluthende Herz brach sich Bahn und heiße Thränen fielen hernieder auf die kalten Steine im Perron deS Bahnhofes. Die Quellen der größten Flüsse be finden sich auf den Gipfeln wolkenbegrenzter Berge: und lichtvoll, hocherhaben stand auch jetzt paS Herz dessen, dem der König aller Könige den Purpur umgehangen, als es seinen ersten Schlag be gonnen. Nur Wenige waren vielleicht Zeuge dieser Zähren, die in Rührung flossen; Er aber, dessen Thron gehalten wird von den Säulen des Himmels und umgeben' von flammendem Cherubim und Seraphim, Er, von dessen Throne kommt das Licht, die Wahr heit und Gerechtigkeit, Er hat sie gesehen die Thränen und wird sie trocknen durch die Hand guter Engel. (Dr. N.) Der Besuch der Leip zig er Universität ist in diesem Winter semester ein sehr starker. Nach der amtlichen Statistik, wie sie das „Personalverzeichniß der Universität Leipzig für das Wintersemester 1863/64" gicbt, haben wir zur Zeit 1669 Studirende hier. In- scribirt nach Facultäten sind jedoch nur 966 Hörer. Sachsen stellt davon 677. Auf die deutschen Bundesstaaten und das wirkliche Ausland entfallen 283 Studirende. (L. N.) e TolMoeschichte. Aus Dresden schreibt man dem „Nürnberger Corresp." vom 16. Dec.: „Aus Berlin find hier Nachrichten eingetroffen, wonach die Stellung des Hrn. v. Bismarck stark erschüttert wäre. Er halte zwar an seiner bisherigen Politik in der schleswig-holsteinischen Frage fest; aber bei der persönlichen Zuneigung des Königs zu den Augustenburgern, die in dieser Angelegenheit mit der Richtung der Mehrheit des Abgeordnetenhauses zusammentrifft, sei es nicht un möglich, daß Herr v. Bismarck vielleicht in nächster Zeit den Platz räumen müsse, und daß bann vielleicht ein vollständigerUmschwung in der von Preußen bisher befolgten Politik eintrete." Aus Berlin vom 15. Dec. wird dem „Frankfurter Journal" geschrieben: „Preußen kündigt den Zollvereinsvertrag, weil die Ver handlungen der hierselbst versammelten Bevollmächtigten der Zoll* vereinSregierungen noch zu keinem allgemeinen Resultat geführt haben." — Die „Weimarer Ztg." schreibt, daß die Kündigung deS Zollvereinsvertrag« keineswegs als ein Symptom für die vollständige Auslösung des Vereins geilen dürfe: obwohl die Verhandlungen entschiedene Aussicht auf eine Verständigung eröffnet haben, so müsse die Kündigung in diesem Jahre doch erfolgen, wenn nicht eine un veränderte Fortdauer der Verträge beabsichtigt würde. Und davon hätte natürlich nicht die Rebe sein können. — Die Zollconserenz - ist — wie die „D. A. Z." mittheilt — bis Mitte Januar vertagt worden. Die Bevollmächtigten hoffen bis dahin im Besitz der ihnen nöthigen Instructionen zu sein, um theils die Berathungett über die noch nicht erledigten Gegenstände zu Ende führen, theil- definitive Beschlüsse fassen zu können. Die große Majorität der selben hat sich vollkommen bereit erklärt, auf die Verhandlungen über die Annahme deS Handelsvertrags mit Frankreich einzugehen. Die österreichischen Vorschläge vom 16. Juli v. I., welche, nament lich Bäietü unter seinen Schutz genommen hatte, sind bis jetzt nicht zur Bcrathung gekommen. Ob sie, wenn Preußen den Zollverein gekündigt haben wird, was noch vor Schluß deS laufenden JahreS geschehen muß, wenn der Zollverein nicht neue zwölf Jahre unverändert sortdauern soll, noch zur Berathung kommen werden, ist abzuwarten. — Der „Staatsauzeiger" sagt, die Kündigung deS Zoll vereins von Seite Preußens werde erfolgen, „nm den schwebenden Verhandlungen volle Freiheit zu wahren." Diese Verhandlungen, heißt es in dem genannten Blatte, geben Zeugniß, daß alle Kon trahenten von dem Willen beseelt seien, die Verbindung sortzu- setzen. - — Den „Hamb. Nachr." wird aus Berlin vom 16. Dec. berichtet: „Gutem Vernehmen nach wurde der Gesandte des Her zogs von Augustenburg mit einem Schreiben deS Herzogs von dem Kaffer Napoleon in Compiegne sehr gut ausgenommen." Gotha, 16. Dec. Wir freuen uns die Mittheilung machen zu können, daß jetzt auch aus der freien Landschaft Dithmarschen im Westen Holsteins, die eine so ruhmreiche Geschichte hat, eine lange Reihe von AnerkennungS- und HuldigungSabressen mit vielen Hunderten von Unterschriften an den Herzog Friedrich ergangen ist. Die Adressen aus den einzelnen Kirchspielen und Bauernschaften haben eine etwas verschiedene Fassung, sie sind aber alle dahin ge richtet, den Herzog als einzig rechtmäßigen Landesherrn anzuerkennen und demselben Unterthanentreue zu geloben. Allem Anschein nach hat man in Kopenhagen solche offene Kundgebungen deS nationalen Rechtsbcwußtseins gerade dort in Dithmarschen durch Einschüchterung und drohende Militärgewalt unterdrücken wollen, denn zu derselben Zeit, als man in den einzelnen ländlichen Gemeinden mit Abfassung