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" —" " IM. onnabend, den 17. Oktober Das sächsische Königshaus. Das sächsische Volk. Die Schlacht bei Leipzig und deren Züjährigcs Jubiläum. Ob wir schon in drei Nummern des laufenden Jahrganges diese« Blatte« auSsührlichcr dargelegt haben, wie schmachvoll Sachsen und sein Königshaus durch dje Politik der gegen Napoleon I. Verbündeten behandelt worden sei, so kommen wir doch Angesichts der Jubelfeier in Leipzig nicht ohne äußere Veranlassung noch ein mal auf die beklagenswerthe Thatsache zurück. DaS Fürstenhaus der Wettiner ist niemals eroberungssüchtig gewesen,*) cs hat seinen Territorialbesitz, obschon er einige Jahr hunderte lang der größte in Mitteldeutschland war, doch keineswegs durch widerrechtliche Waffengewalt gewonnen. So fiel ihm Thüringen (1247) durch verbriefte LehnSansprüche zu; den Kurkrcis (Herzog- thum Sachsen) erhielt es (1422) aus den Händen des obersten Lehnsherrn, des Kaisers Sigismund, als Belohnung für bereits treu geleistete und später noch zu leistende Dienste; die beiden Lgusitzen empfing cS (1635) als Entschädigung für die Kriegslasten einer Reichspflichl, die cS dem Kaiser Ferdinand 11. schuldig zu sein glaubie; das Großberzogthum Warschau (1807) und den Kott- busier Kreis (1808) nöthigte Napoleon I. dem Könige Friedrich August 111. auk: dieser durch und durch rechtlich gesinnte Monarch hat von Napoleon niemals auch nur das Geringste begehrt. Wie kam cS denn nun, daß ihm die verbündeten Mächte, die ja heilig und theuer durch zahllose Schriften, Proklamationen u. s. w. vcr- ' sicherten, daß sie nur das französische Joch brechen und die alten Rechtsverhältnisse wieder Herstellen wollten, dem Könige von Sachsen nicht nur daö wieder nahmen, was er gar nicht begehrt, sondern auch das raubten, was er von seinen Vätern geerbt, während alle anderen Fürsten zurückcrhielten, was ihnen Napoleon entrissen, oder daö behielten, wa» sie auS den Händen desselben Machthabers in Empfang genommen batten? Hören wir darüber die Zeugnisse der Geschichte ab. Bereits nach der Gewinnung der polnischen KönigS- krvne (1607) durch den Einfluß Oesterreichs und Rußlands**) er wachte die Eifersucht Brandenburgs, das durch seinen großen Kur fürsten Friedrich Wilhelm (-s- 1688) eine um so bedeutungsvollere und Selbstgefühl erweckende Stellung in Deutschland selbst Oester reich gegenüber gewonnen hatte, da ihm das vireclorium actoruw der Protestanten auf den Reichstagen zngcfallen war und die aus wärtige Politik sich immermehr in Berlin statt in Dresden zu con- centriren anfing: der Kurfürst von Brandenburg, Friedrich HI., setzte sich 1701 zu Königsberg eigenhändig die Krone einer Königs vott Preußen auf. Die feindseligen Verhältnisse zwischen Preußen und Oesterreich nöthigtcn Sachsen zur Ergreifung einer Partei: eS entschied sich im zweiten (1742 — 44) und dritten schlesischen Kriege (1756—63) für Oesterreich, was preußischer Seits für eine Art Verrath angesehen ward, da Sachsen im ersten schlesischen Kriege (1740—1742) mit Friedrich d. Gr. verbündet gewesen war. Doch ward des großen Königs Stimmung gegen Sachsen eine rück- fichtsvollc, indem er den neuen Kurfürsten, den nachherigen König Friedrich August III., persönlich hochacktete, zugleich aber auch recht wohl erkannt hatte, daß Sachsen vorkommenben Falls gegen Oester- Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königs. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. -) Die Wettiner huldigten im Allgemeinen dem Grundsätze der Republik Venedig: gut mit dem Nachbar, aber »och besser mit de« Nachbars Nachbar zu leben. Des Kurfürsten Moritz'Politik ist aus einem anderen Gesichtspunkte zu betrachten als dem, der hier in Frage kommt. Nur Augusts des Starken Ehrgeiz ließ sich, durch Oesterreich und Rußland veisühil, von dem Glanze der polnischen Krone blenden: sie stürzte ihn in den unglücklichen Kampf mit Karl XII. von Schweden. **) ES galt nämlich einen französischen Prinzen, den «ine mächtige Partei zum Könige gewählt, von diesem Throne entfernt zu halten. rclch, selbst als militärische Operationslinie, höchst werthvoll sei!*). Eine wesentlich und wenig verhehlte, an ErbiUerung grenzende Ver stimmung Preußens gegen Sachsen trat ein, al» dessen Monarch in Folge der Schlacht bei Jena (Len 14. Octbr. 1806) — Sachsen war von Preußen zur Theilnahme am Kriege gegen Frankreich ge« nöthigl worden — durch den Giegor sich gezwungen sah, dd« Bunde mit dem preußischen Nachbar zu entsagen und dem R^ttn- bunbe beizutreten: weder Oesterreich noch Sachsen waren im Stande, den König von Sachsen gegen die Zudringlichkeiten de« gewaltigen Siegers zu retten. Am meisten aber grollte der preußische Hof fort ob des Kottbusser Kreises, dessen Abtretung an Sachsen bereit» gedacht worden iss. Und doch hatte Sachsen sür diesen Kreis einige Theile Thüringen« an das neue Königreich Westfalen abtreten müssen. Al» nun 1812 England Alles aufbot, eine vierte große Koalition geßta Napoleon zu Stande zu bringen und insbesondere der Kroni» prinz von Schweden, der ehemalige französische Marschall und Prinz von Pontecorvo, Bernadotte, dadurch gewonnen ward, daß im Falle de« Sieges der russisch - englischen Macht da« mit Frank- rrich verbündete Dänemark gezwungen werden solle, ihm Norwegen abzutreten, da Eat auch Preußen anfangs im Geheimen**), spater nach Vernichtung der französischen Armee in Rußland unverholner bei dem Kaiser Alexander mit dem Anträge hervor, sich unter Ge währleistung der Abtretung des Königreichs Sachsen mit ihm gegen Frankreich zu verbinden: bereits im Monat Februar 1813 war die Sache entschieden, wie wir jetzt aus den veröffentlichten Acußerungen des Kaisers Alexander gegen den preußischen General ». d. Knesebeck und denen des schwedischen Kronprinzen gegen hrn preußischen Gesandten genau wissen. Und die Proclamation au« Kalisch am 25. März 1813, auf die wir schon früher in diesem Blatte unter Hervorhebung der auf Sachsen unleugbar sich be ziehenden Stelle unsere Leser aufmerksam gemacht haben, ist nur geeignet, das so eben Bemerkte zu bestätigen. Als die verbündeten Russen und Preußen sich Sachsen näherten, ging der König Pach Oesterreich, Lessen Schutz und Vermittelung er anrief. Oesterreich zögerte. Mittlerweile siegte Napoleon am 2. Mai bei Lützen; der Sieger überschwemmte Sachsen mit seinen Truppen und drohte dem Könige, wen» er nicht zurückkehre, sein Land al» eroberte» Land zu behandeln. Der von allen Seiten verlaffene König erneuert» den ohnehin noch nicht gebrochenen Bund mit dem französischen Kaiser. Die Schlacht bei Bautzen (20. u. 21. Mai 1813) wär abermals eine Niederlage sür die verbündeten Russen und Preußen: sie verzweifelten jetzt an einer Besiegung des französischen Kaiser» ohne Beitritt Oesterreichs (12. Aug. 1813); ja selbst nach dessen Beitritt erklärte Alexander die Besiegung Napoleons für eine be sondere Fügung deS Himmels und faßte in Folge dessen den Plan, die allbekannte heilige Alliance zu stiften. Während also selbst die Mächtigsten an der Niederwerfung des Allgewaltigen verzweifelten, da sollte Sachsen, das bereit» völlig wieder in seinen Händen war und sich denselben zu entwinden auch vorher weder Mittel noch Zrit gehabt hatte, die Pflicht abgelegen haben, den Bund mit Na poleon treulos zu brechen und seine Existenz aufs Spiel zu setzen? *) Später fing man überhaupt an, Sachsen als eine Art Echteste» zu betrachten. Al» dies Metternich »ährend de» Wiener Congreffe» wAr- nahm, schloß er sich an Tallehrand an und widersetzte sich der völligen Ab tretung Sachsens an Preußen. **) Am russischen'Hofe war nämlich hinter dem Rücken del König« eine mächtige preußische Partei thälig: e» galt den stet» unentschlossener» König zu einer Entscheidung gegen Napoleon in Verbindung mit Rußland zu zwinge». AuS diesem Gesichtspunkte ist Ler Vertrag V«rk» (ZV. Dec. 1812) mit den Ruffin zu betrachten. Dort gehörte selbst zu dieser Partelr der König sollte kein, Brücke mehr zum Rückzüge haben. ^-Freiverger Anzeiger -D- dm bi» Nachmittag» und gespqtfeue Zeil« »d« z W für dir Mst« Ul' deren Raum mItS Pf erscheinende Nummer . u berechn«». "— — -. - - - - '