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Turnfestes in Kiel verdien. Jetzthat fie auch die Awkaae des Kieler TurnratheS: ob das Fest nicht etwa in ItzeHoe. Elchshorn Mr Neumünster ahgehalten werden könne, abschlKglich beschieden. Kopenhage«, 1i. Sept. Aus sicherer Quelle vernehmen wir, dich von Seiten de» Bundestag kein- Loncentration der holstein- lauenburgischen Lontingents in Holstein verlangt wird. Nach den Bundesgesetze» ist die Jnstsiciruug gerade in de» Kantonnements vorzunehmen, was in Oesterreich und Holland wiederholt außerhalb de» Bundesgebietes geschehen ist. London, 10. Sept. Obgleich die von Paris aus in dir Welt »osaunte russische Reichsverfassung in England nur vy« „Times" pnd „Herald" mit froher Gläubigkeit begrüßt wurde, hat der Mythus doch die Wirkung gehabt, die Agitation der polensreundliche« Organe ßuf einige Zeit zu unterbrechen. Selbst die glühende Poleufreuudin „Post" war irre geworden, öder hat eS für politisch und anständig Malten — wie noch ihr gestriger Artikel zeigte — den russischen sionstitutioualiSmuS zu protegiren. „Daily News" allein hatte die große Märe bezweifelt, und da jetzt das Journal „de St. PeterS- bourg" durch seine Erklärung den voreiligen Gratulationen der Kuffenfreunde ein grausames Dementi giebt, kehrt das liberale englische Blqlf mit gesteigertem Eifer zn seinen früheren Forderungen zu Gunsten der Aufständischen zurück, und dringt darauf, daß fie als kriegführende Macht anerkannt werden. Die in Turin erscheinende „Italienische Korrespondenz" vom S. Sept, schreibt: „Ein Ereigniß von der höchsten politischen Wichtigkeit, dessen Folgen für die ganze Stellung Italiens m Europa entscheidend «erden können, ist die von der ganzen hiesigen „Presse" mit Stillschweigen übergangene Reise Ricasoli's. Der toscanische Baron ist nicht, wie man es hier glauben machen will, zu seinem Vergnügen in Paris, er ist in Deutschland und unter handelt mit Ministern und Parteimännern über ein preußisch italienisches Bündniß. England würde demselben ohne Zweifel bei- treten, und da, wie wir zu glauben alle Ursache haben, nach dem Besnche in Berlin Ricasoli in Frankfurt auch mit einem berühmten englischen Staatsmann eint Unterredung hatte, so wäre die Rich tung, welche die italienische Politik unter seiner Leitung einschlagen würde, klar gekennzeichnet. Ricasoli strebt danach, sein Vaterland durch ein Bündniß mit England und dem Deutschland vertretenden Preußen dem verhaßten französischen Bündniß zu entziehen. Eng land hat ein großes Interesse daran, diesen ihm in mancher Be- jithung vortheilhaften Plan zu unterstützen, und auch Preußen mß daran gelegen sein, gerade jetzt, nach dem Kongreß von Frankfurt, mit dem Erbfeinde Oesterreichs in nähere Verbindung zu treten. Wenn eS dem Herrn von Broglio nur gelingt, hier iu Italien die Regierung wieder in die Hand zu bekommen, so könuen dem Wechsel der Turiner Politik keine bedeutende» Hindernisse mehr mWege stehen. Und auch hier hat Ricasoli fast alle Chancen für sich. Die Lage der Regierung ist eine zu verzweifelte, um einen länger« Bestand des in sich selbst uneinigen, beim Volke dis- creditirten Ministeriums auch nur möglich erscheinen zu lassen." Neapel, 8. Sept. Gestern haben sich zn Rionero die Bri« Wten-Chefs Crocco, Ninco« Nanco, Caruso und Tortona dem Lommandanten der königlichen Truppen vorgestellt und von ihm ein freies Geleit erbeten, um 250 andere Briganten gleichfalls zur Unterwerfung aufzufordern. Sie find unter Hochs aus Victor Lmanuel und mit dem National - Banner abgezogen. — Eine mysteriöse Begebenheit erschüttert gegenwärtig die Provinz Capitanata im Neapolitanische». Eine Anzahl Arbeiter war mit der Reparatur einer Mauer in einem Mönchskloster be schäftigt. Plötzlich bemerkten fie an dem Tone, den der Hammer gab, daß eine Lücke hinter der Mauer sein müsse, und theilten dies ihrem Arbeitsherrn mit. Dieser ließ ein Stück Mauer ab- brcchen, und was gewahrte man? Einen vollständig hohlen Naum, in welchem vier Leichname von Frauen, die alle am Kopfe stark beschädigt waren und wovon eine ein Kind im Arme trug, aufge- schichlet lagen. Bei weiterer Untersuchung fand man einen Haufen Renschenknochen im Ziehbrunnen des Kloster«. Letzteres ward sofort gesperrt und die strengste Untersuchung eingeleitet. Nolen. Warschau, 7. Sept. Heute ist endlich das Resultat der Et. Petersburger Berathungen, denen der Großfürst beigewohnt hatte, bekannt geworden. Dasselbe äußert sich nicht durch con- kitutionelle Gnadeuacte, im Gegentheil ist im hohen Rathe be schlossen worden, das Murawieff'sche System auch nach dem König reich Polen zu übertragen. Der Großfürst soll sich gegen einige Vertrauensmänner geäußert haben, daß der Kaiser im Priucip die Represfivmaßregeln Mnrawieff'S keineswegs billige, daß er aber bei den jetzigen Umstände» die bisher angewandten „milde»" Mqß- Mln für picht zum Ziele fühpegd betrachte unh demnach bMlpssm habe, diejenigen'Mittel in Unfvendung zu bringest, heilen inan M Pycificativ» Hinhalten» zu verdanken h-be. Dev Großfürst fügte hinzu, daß ki» Gesundheitszustand ihm nicht erlaphe^ länger Ah, zu bleiben, und hie Ausführung der kaiserlichen Ordonnanzen de» General Berg anvertraut sei. (Osth. Z.) — Die letzte« Nachrichten lauten fsir den Aufstand sehr e»t- muthigend, und mit Lelewel, der am 7. d. M. gefallen ist, tritt der letzte Jnsurgentenführer von einigem Rufe Po» Schauplätze. Wie der „Gaz. nar." erfährt, war Lelewel nach dem Gefechte bei Zurawnitza am 4. d. M. in das Innere des HandeS eingedrunge» und hatte sich mit einer dopt neu formirte« Abtheiluyg unter Kapitän G. vereinigt, worauf Beide am 6. d. M„ als» Men Tag vor her letzten Niederlage und dem Fälle Lelewel'«, ein neues Gefecht be standen haben solle», in welchem, wie gesagt wird, Lelewel durch die Pike eines Kosacken verwundet wurde. Nach gleichlautenden Lemberger Telegrammen der „Presse" und des „Wanderer" ereignete sich jenes entscheidende Gefecht nicht am 7., sondern schon am k. d. M„ und zwar bei Batorz, wo die von Lelewel befehligten Ist, surgeuten von 28 Rotten Infanterie, 1000 Reitern und 12 Ge schützen der Russen umzingelt wurden. Als «ach mehrstündige» Kampfe Lelewel nnd die Majore Krzyzanowski und Baron Wallisch gefallen waren, erfolgte der Rückzug unter harten Verlnsten irr zwei Abtheilupgen durch die IqmojSki'schen MajoratSwälder, bis au der Grenze eine Vereinigung mit neu auftretenden Insürgentetz- schaareu Ostoja's und Zakrewski'S stattsand. Aus dem Briefe eines Reisenden in der „Magd. Ztg." ent- »ehmen wir Folgendes über die Zustände in den Manische ss Pro vinzen: „Einen unvergeßlichen Eindruck machte auf mich der Anblick der früher so anmuthigen Gegend der Gouvernements Kowno; Wilna, Mohilew und Witebsk, die ich Anfang- voriger Woche sämmtlich speciell bereiste. Abgesehen von den täglichen Vorkomm nissen, Arretir»«gen, Hinrichtungen, Gefechten «. s. w., machte ich hier neue unerwartete Erfahrungen, die wohl zn dem Schlüsse be rechtigen, daß, wenn die gegenwärtige Situation sich noch länger erhält, vo« ganz Polen nichts weiter übrig bleiben wird, alä ein Schutthause. Schon jetzt muß man meilenweit reisen, bevor man ein Gut oder ein Dorf antrifft; zahllose Stätten passtrte ich, die menschenleer geworden, wo Rittergüter und Dörfer von den rus sischen Truppen zusammengeschossen und der Erbe gleich gemacht sind? In der Gegend von Wilkowischki war ich selbst Zeuge de» grausamen, alle- Recht und Gesetz mißachtenden Verfahren« der Russen. Tags zuvor waren circa 300 Insurgenten auf das Gut' eines hier angefiedelten Deutsche» gekommen, hatten unter An drohung sofortiger Todesstrafe Lebensmittel erpreßt und erhalten. Diese Thatsache «ar den Russen verraihen, fie arretirten sofort den Besitzer, steckten sein Gut, nachdem fie cs geplündert, in Brand und schossen es völlig zusammen. Es war am 25. August, Morgen« 10 Uhr, als ich hier anlangte nnd Zeuge dieses Verfahrens war. Auf seinem eigenen Leiterwagen tranSportirte man den gefesselten Gutsbesitzer mit seinen Angehörigen, die mit schmerzlichem Blicke ihr Hab und Gut in Rauch aufgehen sahen,vder nächsten Stadt zu, dahinter folgte ein Wagen mit erbeuteten Mobilien aller Art, geleitet von einer Sotnie Kosacke» und einer Abtheiluug Infanterie. Offiziere und Gemeine hatten sich natürlich schon vorher die besten Sachen ausgesucht; ein russischer Offizier bot mir eine goldene Uhr zum Kauf an, von der ich noch annahm, daß sie sein Eigen thum war; aber als gleich darauf Kosacken yn mich herantraten, schwer bepackt mit deutschen Büchern und Atlanten, und mir solche für ein sehr geringes Geld offerirten, war es mir klar, mit wa» für Leuten ich zu thun hatte. Freilich ist die Noth unter den Truppen groß, denn wie soll ein Soldat mit vier Rubeln jährlicher Löhnung auskommen! Ein anderes auffallendes Begebniß ist die von Murawieff decretirte Lichtung der Wälder. Wohl sieht man an vielen Orten noch Hunderte von Arbeitern mit dem Fälle» de» Bäume beschäftigt; aber, sei es nun, daß dieses Verfahren zu kost spielig ist oder nicht schnell genug von Statten geht, seit eiiiiger Zeit wendet man ein radikalere« Mittel an, indem man große Wälder-Komplexe anzündet und niederbrennt. Schon in« Kurlän dischen, noch mehr aber im Kowno'schen und Wilnaischen sieht man heute weithin sichtbare hohe Rauchsäulen zum Himmel steigen und sowohl an den Eisenbahnen wie im Innern des Landes schwarz verkohlte „leer gebrannte Stätten", wo noch vor Kurzem der dich teste Urwald war." Derselbe Erzähler behauptet, daß allwöchentlich Hinrichtungen vo« Damen verkämen; es sei auffallend, daß darüber nicht mehr in die Oeffentlichkeit gedrungen sei. Er berichtet darüber: „Ich habe in Wilna zwei Damen erschießen, in Kowno deren drei hängen sehen, und rufe für die Wahrheit meiner MittheMngrrz