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hatte sich die Gesellschaft aufgerafft und trat durchnäßt und hinkend den Weg zur Baude an, wo sie, Bild des Iammer's und Glend«, »om Wirthe, Michalik mit Ramen, auf das Zuvorkommendste ausge nommen wurden. Nur einige von den Frauen und Mädchen mußten noch mittels des Tragsesscl« hereingeschasst, und zwei derselben wegen völlig eingetretener Erstarrung sofort in daS Bett gelegt werden. Die Urbügen entledigten sich ihrer von Nässe schweren Kleider und des Schuhwcrkes, mußten aber aus Mangel an Wäsche die durchnäßten Hemden auf ihrem Leibe trocknen lassen. Tröge von Kaffee, Un massen von Grog, Glühwein und Cognac wurden behufs Wieder herstellung der erforderlichen Wärme hinuntcrgeschluckt. Ein strenger Sittenrichter würde sich bei den Damen über Mangel an Krinolincn gefreut haben, welche nebst den übrigen Kleidern in der Führerstube aufgehängt waren und daselbst eine künstliche Tropfsteinhöhle, bildeten. Kopfbedeckung und Schuhwcrk hatten alle Form verloren. Der Führer der Gesellschaft, Ler schon erwähnte kleine dicke Herr zeigte sich am Rüstigsten. Tapfer vertilgte er einen Cognac nach Lem andern, er klärte bei dem 7. Glase, daß cr es sich gemnlhlich machen wolle, verschluckte alsdann ein anderes halbes Dutzend, schlug den frierenden Damen vor, Brausepulver zu nehmen, und gab sich der süßen Hoff nung hi», daß kein verwünschter Zeitungsschreiber in der Nähe sei, welcher das Ding in die Ocffntlichkeit bringe, wiewohl er dem Be richterstatter ganz gemüthlich den Hergang erzählte. Ein Anderer von der Gesellschaft, ein junger Mann in Turner- kleidunz, hatte sich bei seinem Eintritt an den warmen Ofen ge flüchtet, eiligst ein Paar GlaS Bier hinuntergestürzt und bekam hieraus einen solchen Schüttelfrost, daß er mcht mehr auf den Beinen stehen konnte; nach einstündiger Ruhe im Bette war er wieder lustig und guter Dinge. Während in dieser Weise die Verunglückten be müht waren, die Lebensgeister von Neuem in sich wach zu rufen, hieß eS ans einmal, daß das Dienstmädchen Ler einen Dame noch fehle. Trotz Nebel und Wind eilten die Führer auf daS hohe Rad und die große Sturmhaube; umsonst war das Suchen; jeder Ruf blieb ohne Antwort. Schließlich erinnerte man sich, daß das Mädchen neb->i dem Tragsessel hergcgangcn, ans welchem die verstorbene Fran gesessen, und plötzlich verschwunden sei. Noch einmal durchwanderten die Führer die unwirthlichcn Regionen und begaben sich in der Richtung nach der Pudelbaude bergabwärts. Da erblickten sie ein« dunkle Gestalt am Felsen, die sie wegen der Nähe der Kühe und ihres Schweigens für den Kuhhirten hielten und unbeachtet ließen. Als sie an derselben noch einmal voibeikamen und wieder riesen, richtete sie sich in die Höhe. Das Dienstmädchen war gefunden, aber vor Kälte so erstarrt, daß sie nicht sprechen konnte; mit Mühe vermochte ste nur etwas Brod, mit Cognac augcfeuchtct, hinunterzuschlucken; in die Bäude gebracht, ward sie sofort ebenfalls zu Bette gelegt. Oi und welche Folgen ein solches Nachtquartier auf dem hohen Rad haben wird, muß die Folge lehren; jedenfalls dürfte der Eine oder Andere davon auf das Krankenlager geworten werden. — Die übrige Gesellschaft, welche in der Schneegrubenbande übernachtete, vergaß über den Schrecken dieser Nacht alle wetteren Pläne für den Besuch des RicsengcbirgeS und trat insgcsammt auf daS Schnellste den Rückweg nach Warmbrunn «n. Vermischtes. ' Neu und hübsch, ist, wie Fürsten und Völker einander tele graphisch grüßen und gratuliren. Zu Ehren des Geburtstags des Kaisers fand im Prater in Wien nachträglich ein großes Volksfest statt; mitten aus dem Gewühle heraus telegraphirte der Bürger meister an den Kaiser in Frankfurt: „Die Bevölkerung Wiens gedenkt bei dem heutigen Volksfeste Eurer Majestät mit Jubel!" Der Kaiser freute sich, setzte sich sogleich hin und telegraphirte zu rück: „Vom Kaiser an den Bürgermeister der Hauptstadt von Wien im Prater oder ibi ubi. De» beute fröhlich Versammelten und Meiner Gedenkenden sowie allen Bewohnern Wiens sende ich Dank und herzliche» Gruß. Franz Joseph, m. p." Ist der Tele graph nicht ein Hexenmeister? wie leicht und frei von Schnörkeln und Bombast macht er den Berkehr I Man vergleiche einmal da- »it das Zeitalter der Alonge-Perücken und der Zöpfe oder auch «och ein jüngeres, in dem man „allerunterthänigst erstarb" und „allerhöchst eigenhändig geruhte." — ' Den zahlreichen Gästen au« aller Herren Ländern, die am lll. Angust Abends auf dem Rigi-Kulm 5549 Fuß hoch ver sammelt waren, ward wider Erwarten ein Schauspiel bereitet, an da» sie denken werden. Wetterwolken zogen von mehren Seiten heran und bald war'S wie auf Sinai, als der Herr in Blitz und Donner sein Gesetz durch MoseS verkündigte. Plötzlich leuchtet« auf «je ein Feuermeer und ein Donnerschlag erschüttert das Hau« in seinem Fundament. Der Blitz hatte in den Borsprung de» Dache- geschlagen und zwar au den Drähten fortlaufend in den tz'de» gefahren. Kein Feuer! Nach ein paar Minuten ein neuer Schlag und «S hat in den Blitzableiter geschlagen, dieser hat feine« Dienst gethan und ist mit dem Blitz zu Boden. Ein dritter Schlag — diesmal in den Blitzableiter de» alte« Hanse». Jetzt wird e» genug sein? Noch nicht! Ein vierter Blitzschlag, neuer dings in den Apparat de» Blitzableiter» de» alten Hause». Ei» fünfter Schlag, diesmal in den Blitzableiter de» Signal», eüdigt, da» Feuer dieser überwältigten Batterie. Man denke sich die Ge sellschaft in dieser Viertelstunde k Aber der Blitzableiter hatte stch in dieser Stunde der Noth bewährt und Mancher gedachte dankbar de» Erfinder» Franklin: „Er entriß dem Himmel den Blitz, de» Tyrannen da» Scepter!" Neueste Post. Berlin, 31. August Aus Warschau hier eingegangene Nach richten vom 29. August melden, daß die geheime Nationalregierun- daselbst die Ausübung der Censur untersagt und infolge der Präses der Warschauer Censurcommisfion, SobieszbzanSki, bereit- seine Entlassung ringereicht habe. Frunkfurt, 29. August. Heute wurde die Special-Debatte über die von der Fürstenconferenz vorbehaltenen Punkte geschloffen. Ein Directorium von sechs Stimmen wurde angenommen. Auch über die übrigen ausgesetzten Punkte ist ein Einverständniß erzielt worden. Von den Königreichen hält am treuesten Sachsen z«. Oesterreich. Montag findet die Schlußsitzung Statt. In derselben wird ' der Kaiser eine Schlußrede halten, welche ein politisches Manifeste, enthalten soll. Die Zusammenkunft des Kaisers mit der Königin Victoria findet wahrscheinlich am 3. September statt. — 31. Aug. Nach Henle's Congreßbericht ist auf Vorschlag des Kaisers von Oesterreich in der Fürstenversammlung eine Com mission ernannt worden, um über die kaiserliche Vorlage Bericht zu erstatten, und sind in dieselbe gewählt worden: die Souveraine von Sachsen, Baden, Mecklenburg-Schwerin, Kürbissen, Braun schweig und Sachsen-Koburg sowie der Vertreter Hamburg». Ver gangenen Sonnabend hat eine Eonferenz der größern Souveräne bei Sr. Mas. dem Kaiser stattgesundtu. — Nach der „Südd. Ztg." hat der Graf Rechberg am 28. August ein Rundschreiben erlassen, worin er daraus dringt, die Reformacle er» bioc anzunehmen. — In letzterer Beziehung meldet „Wolff'S tek. Büreau"t ' In der Nacht vom 28. auf den 29. August ist den Fürsten ei» ' österreichisches Promemoria direct zugestellt worden, in welchem österreichischerseits erklärt wird, daß bei der Schlußabstimmung nur die Annahme oder Verwerfung der Reformacte von Oesterreich zu- gelassen werden könne. Vorbehalte wegen der Zustimmung Preußen» . und der eigenen Landesvertretungcn seien allein gestattet. Nach lebhafter Debatte wurde in der Sitzung am 29. der Antrag de» Großherzogs von Schwerin, die Gesammtverhandlungen an Preuße» zur Aeußerung zu übergeben, einer Subcommisfion überwiesen. Lerautwvrtl. Redacteur: I. G. Wolf. Bericht über die Leipz. Oel- u. ProduetenbSrsr - vom 29. August. Rap, »I Thlr. Geld. — Rüböl 13j Lhlr. »r. und bez., Sept-.Ot« ;z» Lhlr. Bi , Oct.-Nov. IZH Thlr. Br., April-Mai 13 Lhlr. Br. — Welzen 60—62 Thlr. Br. — Roggen ttj—4S Thlr. bez., tS Lhlr. Br., Aug.-Sept., Sept.-Oct., April-Mai iS Thlr. Br., — Gerste 3S> Lhlr. Br., 3S Thlr. bez, 3t Thlr. Geld. — Hafer, alter, 2« Thlr. bez., neuer rr Thlr. bez. und Br. — Spiritu, und 16) Thlr. bez., 1«r Thlr. Br., Sept.-Dee. 16j Thlr. Br., Okt.-Mai IS) Thlr. Br.. ISj Thlr. Gel». Ortskalender. StaatS-Lelegrapben-Bureau täglich geLffnet ». früh 8 bl« Abend« » Uhr. oivibrrgvr Llterthuwe Lukeum — L»uU>»u» «t-x« -ruckte Casa de« DarlehnS-Ber-inS: Cchioßplatz Nr. S3». 1. «tage. Heute den I. September öffentliche Gerichtsverhandlung. Vormittag« 9 Mr: Ha^ Handlung in der Untersuchung wider Friedrich Wilhelm Wels aus Kleinschirma, wegen Betrugs. hierdurch besten« empfohlen.