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Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.08.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189208045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920804
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920804
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-08
- Tag 1892-08-04
-
Monat
1892-08
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.08.1892
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äußern, daß in einem Weltkriege wohl nur schwer ,i„e Verletzung! der Schweizer Grenzen zu vermeide» sein würde, und dann wäre die Neutralität von selbst dabiu. Bei dein eidgenössischen Officiersfest in Gens hielt der Oberkorpskommaiidant Feist von Bern eine Ansprache, in welcher er in dieser Beziehung sebr deutlich betonte: »Dar Miß trauen der Großinächte untereinander, daß sie die Verträge, die sie unter sich abgeschlossen haben, nicht halte» und nnter Umständen es auch »>it den Verträgen von 1815 (welche eben die Schweizer Neu tralität betreffen) nicht zu genau nehmen möchte», ist nur zu be gründet. Mit der Verletzung unserer Neutralität durch irgend einen Staat aber hören wir ans, ein neutraler Staat zu sei», wir werde» zum kriegsnhrcnde» Staat. Es ist daher nicht die Neutralität, die wir mit der Masse in der Hand zu vertheidige» habe», sondern das Fortbestehen der Freiheit und Unabhängigkeit des Vaterlandes." Großbritannien. Die Londoner Zeitungen besprechen anvanernd den Bestich des dentschen Kaisers ans der Jniel Wight »iid kommen dabei z» dem Nesnltat, daß dersclb: die gute» Beziehungen zwischen dem deutscheil Neiche und Großbritannien noch enger knüpfen werde Allgemein herrscht die Ueberzengung vor, daß auch Gladstone, wenn er die Negierung übernehmen sollte, an der bisherige» auswärtige» Politik werde sesihaltcn müsse». Tie Eröffnung des neugcwählten Parlaments erfolgt am Tvnnerslag. Rutzland. Zn der «nansgesetzt fortschreitenden Cholera gesellt sich nun noch eine große Arbeiterbewegung. Nach Meldungen ans Warschau erfolgte in zahlreichen Koblciidcrgwerke» Russisch-Polens ein Arbeiler- anSftattd. I» de» der Länderbank gehörigen Gruben im Bendziner Bezirk feiert die Hülste der Arbeiter. Der Eiscnbahnniinister Witte bereist die Cholerabezirke und klagt nameiulich über große» Mangel an Aerzten und barmherzigen Schwestern in den Cholcraspitälcrn. — Das Petersbnrger Journal erklärt nochmals d e bekannte» Publikationen der bulgarischen Negierung in Sofia für erfunden. Die bulgarische Negierung bleibt dabei, daß sie die Dokumente von eine»! russischen Beamten erhielt. Orient. Die bulgarische Regierung lässt erklären, daß eine Veröffentlichung von weiteren Schriftstücken über die russischen In triguen gegen Bulgarien vor der Hand nicht erfolgen soll. Die Ne giernng ist der Ansicht, daß die bisherigen Publikationen Rußlands Verhalte» schon im rechten Lichte zeiget, würden. — Der Prores; gegen die Räuberbande des Athanaö, die bis ans ihren Chef gefangen ist, soll kommenden Monat in Sofia beginnen. — Die serbische Regierung hat die in ihrem Lande lebenden bul garischen Flüchtlinge ernstlich zur Ruhe ermahnt. Afrika. Ueber die Kämpfe zwischen den Truppen des Sultans von Marokko und den aufständische,» Andschera's wird ans Tangcr weiter gemeldet: Die Truppe» des Sultans wurden nach achtstündigem Kampfe geschlagen und flohen unter die Stadtmauern, überall sengend und plündernd, zurück. Ganze Trupps gingen zu den Rebellen über. Der Gouverneur von Tanger bewaffnete die Einwohner zur Verstärkung der Garnison. Der Sultan hat zur Unterstützung seiner geschlagenen Leute neue Mannschaften ans Fez abgcsandt. Die Sichcrh.it der Europäer in Tanger erscheint völlig gewährleistet. Amerika. Präsident Harris»» von Nordamerika vollzog das Gesetz, welches die Arbeitszeit der Bergleute, sowie aller Arbeiter auf de» Staatswerkställen, auf 8 Stunden beschränkt. Sächsisches. — Ueber die Reise der sächsischen Turner wird ans Peru (Vorstadt von Konstantinopel) gcmcltet, daß die Reisenden am vorigen Freitag auf Befehl des Sultans im Taximagarten zu Kon- stantinopcl bcwirthct worden sind. — Der geheimnisvolle Doppelmord in Herrnökretschcn hat jetzt seine Auskärnng gefunden. Bekanntlich wurden am 12. v. M. i» einem Walde bei Herrnskrctschen am Eingänge der »böhmische» Schweiz" ein schwerverletzter Mann und »eben ihm die Leiche einer etwa zwanzigjährigen Frau aufgesundeii, die eine tödtlichc Kopfwunde halte. Der Manu, der gleichfalls eine schwere, aber nicht tödtlichc Kopfwunde halte, wurde in das Aussige» Krankenhaus gebracht. Er gab auf alle Fragen keine Antworten, auch die Gcrichts- Comniissio» konnte nichts aus ihm hecciusbringen, und der Mann starb, ohne angegeben z» haben, wer er sei. Am Freilag Nachmittag kam nun hicrselbst ein junger Manu an, welcher sich nach dem vor Kurzem erfolgten Leichenfunde erkundigte und Wäschestücke vorwies, welche dieselben Merkzeichen trugen, wie die bei den Leichen Vorgefundenen. Die Nachforschungen erwiesen, daß die Leiche» die der Eller» des junge» Mauues Ware», der 54jährige Webermeister Rößler aus Roßlau (Regierungsbezirk Potsdam), und dessen bedeutend jüngere Ehegattin. Wie der junge Man» erzählte, habe sein Vater eine auf seine», Grundstücke haftende Forderung von 12,000 Gulden nicht bezahle» könne» und habe sich deshalb a» seinen Bruder »m Ücbernahme der Realität gewendet. Dicflr sci dem Ansuchen nichtnachgekommen, woraus Rößler in vollsterNalhlosigkeit auf Selbstmordgedanke» verfiel, von denen ihn seine Frau abzubringc» suchte. Vor Wochen verschwand das Ehepaar Rößler aus seine», Wohn orte und nach längerer Zeit lasen die Kinder von der Affaire bei Herrnskretschen i» de» Zeitungen. Ter Sohn, ein junger Bursche, brachte so viel Geld zusammen, um die Reise bezahlen zu könne»; als er hier ankam, mußte» ihn wohlthätigc Leute mit Essen versorge». Er glaubt, daß sein Vater die Mutter im Schlafe und dann sich er- schosse» habe. Tie beiden niimüudigci, Kinder hoffen, daß sich jetzt der vermögeiivc Onkel ihrer c»»ieh,»e>, und die Realität übernehme» werde. Da die Leichen bereits beerdigt sind, konnte» dem jungen Manne »nr die „och vorhandene» Effecte» ansgcfolgt werde». — Tobt nnfgesttnSen wurde am Sonnabcnd Vvnnittag in Taucha i»i Partheflnsje hinter dem Paatz'schen Grundstücke das l'/rjährige Söhnchen des Landbri'eflrägcrs Müller. Dcr Kleine ist alle», Anscheine nach beim Spiele» unbemcrlt i»'s Wasser gefallen. — Bad Elstcr. Verschiedene Blätter wußte» neulich zu be- richten, daß s. Z. in Wildbad aus zarter Rücksichtnahme gegen Rothschild das Jrüh-Läule» unterbliebe,> sei. Das wurde damals amtlich für unwahr erklärt. Was sich in Wildbad aber für Rothschild nicht ermögliche» ließ, das ist in Elstcr Ereignis) geworden. Einen hier zur Kur anwesende» Commcrzienralh störte das Läute» »m 6 Uhr früh im Schlafe. Als er Beschwerde erhob, wurde das Läuten ein gestellt. Seit fiiner Abreise wird wieder um 6 Uhr geläutet. Da e» nicht beliebt wurde, die Bevölkerung über das abgcändertc Läute» i» Kenntniß zu setze», so hatte dasselbe manche nnangcnehme Störung zur Folge. Ms.. .Mord» Am Sonntag Nachmittag ist ein Karlsbader ^"-bc>lb Salmthcil bei Johamigevrgeiistadt eimordet worden. D»--Thal verdächtig ist ein mit den, Geschirr s. A entflohener Sohn eine» Aastwirths ans Johanngcvrgen- stodt. Der Thätrr ist bis jetzt »och nicht verhaftet. — Netzschkau. Am Montag wurde hier aus de», sogenannten Farbteiche die Leiche des ans Mylau gebürtige», 56 Jabre alten Webers Karl Friedrich Feiler gezogen. Feiler, welcher seit langer Zeit ohne bestimmte Wohnung gewesen und seine Familie verlasse» halte, hat sich unzweiselhast selbst durch Ertrinke» das Leben ge nommen, denn er hat des Oeftercn darauf bezügliche Aeußerungen getha». — Infolge des GeuusstSvou Carbolineum starb am Sonn tag der 24jährige Sohn des Schmiedemeisters Seifert zu Allen berg. Derselbe war am Sonnabend Abend i»> Kreise seiner Freunde in eine», Restaurant noch heiter und vergnügt. Leider trank er ans einer von einem Anwesenden aus die Seite gesetzte» Flasche in de», Wahne, es sei Schnaps. Seifert hat zwar das Carbolineum sofort wieder ausgespuckt und ist dann allein »ach Hause gegangen, ist aber vor der Hcnislhür ermattet ,,!ederges»»kc» und eiugeschlafcn. Ei» Feuerwehrmann, welcher infolge des Gewitters ans Gewitter^ wache gehen wollte, fand ihn gegen 4 Uhr Morgens todt liegen. —n. Pockau. Am Diontag srüh hat sich die Ehesran des Tischlermeisters Carl Uhlig von hier ans ihrer Wohnung entfernt; am Abend wurde ihr Leichnam in der Flöha beim Einflüsse dcr Pockau aufgefanden. —li. Neukircheu. Ai» vergangenen Sonntag hielt der hiesige Militärvcrei» i»> Gasthaus „Zum goldncu Stern" unter zahlreicher Betheiligung sein 35jähriges Sttsttmgsfest ab. Chemnitzer Stadt Anzeiger. Dte FrrkNde unseres BlaUeS werde» ersucht, uns wichtige Begebenheiten gütigsi «UzuHeilO. Chemnitz, 3. August. —NN. Ueber die gegenwärtigen Slrbeitsverhältttisse im Chemnitzer Bezirk liegen uns aus Fabrikanlenkrcise» einige Miltheil »ngcn vor, die beweise», daß im Allgemeine» die Lage des hiesigen Arbeitsmarklcs sich znm Vorjahre wenigstens nicht verschlechtert hat. Arbeiterentlassniigeii wegen Mangel an Aufträge,, scheinen »nr ganz vereinzelt »och vorznkommcii, auch die in, vorigen Jahre stattgchabten theilweise erhebliche» Beschränk,»,ge» der Arbeitszeit scheinen sich ver ringert zu haben. Es sind das erfreuliche Zeichen, die darauf schließen lassen, daß thalsächlich dcr Höhepunkt der Geschäflslrise im hiesigen Bezirk überwunden ist ,»id die, wen» auch erst sehr leisen, Anfänge einer bessere» Coiijniiktnr sich bemerkbar machen. Mustert man die einzelnen Zweige der im Chemnitzer Bezirk vertretenen Großgewerbc, so findet man diese Amchaiiniig bestätigt. Unsere heimischen Texttl- industriclle» sind in diesem Sommer, soweit wir uns unterrichten konnten, entschiede» besser beschäftigt, als vor einem Jahre. Die Preise bleiben allerdings noch sehr gedrückt und diese werden natur gemäß auch erst heraiifgehci, könne», wen» die Wendung zu». Bessern mit weil größerer Energie als bisher znm Durchbruch gelangt, wem, iliisere Fabrikanten wirklich voll beschäftigt sind. Auch in der Maschine,lindnsirie laben sich die Verhältnisse nicht verschlechtert, sondern gleichsalls entweder a»f dem alte» Stande erhalten oder etwas günstiger gestaltet. Unsere große» Etablissements haben naturgemäß bei ihrer bekannten Vielseitigkeit n»d ihrem weitverbreiteten guten Ruf günstigere Beschäftigung als kleinere Firme». Die Bauthättgkeit scheint nach den uns vorliegenden Mitkheilniigeii allerdings geringer geworden zu sein. Die Lust zur Häiiscrspeciilatioii hat auch in Chemnitz in den letzte» Jahren einen starken Stoß bekomme». — Zahlimgöcittstelluttgci». Unter dein 1. August, Nach mittags 4, bez. Uhr, ist vom hiesigen königlichen Amtsgerichte, Abth. L. über das Vermögen l) des Restaurateurs und Seife» Händlers Carl Eduard Opitz (Wiesenstraße 6) und 2) der Lichl- und Seifeugeschästs-Jnhaberi» Emma Anna verchcl. Raschle, geb. Schöuhcrr (Bergstraße 12) in Chemnitz das Concursvcrfahren er öffnet worden. Zni» Coiic'iirsverlvalter wurde zu 1) Herr Rechts anwalt Machold, zu 2) Herr Nechtsänwalt Justizralh vr. Oppe ernannt. —n. Die regelmässige Monatsversammlttng des Be- zirksverbcmvcö der Krankenkassen von Chemnitz und Umgebung findet Donnerstag, de» 4. d. M., Abends 8>/z Uhr, im Gesellschasts Hause des Chemnitzer Arbeitervereins, Zschopanerslraße, statt. Eine sehr reichhaltige Tagesordnung läßt einen recht zahlreichen Besuch erwarten. — 8. Bencfiz-Borstelltttig. Eines der verdienstvollste» Mit glieder unseres Svmmcrlhcalevs, Herr Theodor Kramer, hat nächste» Freitag, de» 5. August, seine» Bcncfizabend. Herr Kramer, der nun schon seit einer Reihe von Jahren abwechselnd am Stadt und am Thalialheatcr thälig ist, darf mit Recht die Anerkennung aller Theaterfreunde für sich in Anspruch nehme», da er sich jederzeit, mochte die ihm übertragene Rolle noch so klein und unbedeutend ge wesen sci», als eia tüchtiger, gewissenhafter und pslichtgetreucr Schau spieler bewährt hat. Ist dieser Umstand allein schon geeignet, die Verehrer und Freunde des Herr» Kran,er zu veranlassen, sich recht zahlreich an seinen, Ehrcnabend in den Räume» unseres Sommcr- thcaters einzufindeii, so dürste andererseits auch die Wahl seines Bcncfizstückes — Herr Kramer hat sich für das Birch-Pfeiffer'sche Charaktergemälde: „Der Lcierman» und sein Pflegekind" entschlossen — keine geringe Zugkraft ausnben. Das genannte Stück ist eines dcr interessantesten Bühnenwerko der fruchtbaren Schrift stellerin und wohl geeignet, die Zuschauer ein paar Stunden hindurch i» der angenehmsten Weise zu fesseln. Wir wünschen Herrn Kramer den besten Erfolg. —* Unfall. Auf einem Neubau der Schloßstraße ließ ein Mann an einem Haspel Bauschutt auf den Boden herab. Hierbei glitt ihm der Drehling aus der Hand und flog ihm ins Gesicht, wodurch er blutende Verletzungen im Gesichte erhielt, die von einem heibeigeholten Arzt verbunden werden mußten. —* Bon einem Hnnv in die rechte Hand gebissen wurde am Sonnabend Vormittag ei» hiesiger Einwohner beim Betreten eines Grundstückes an der Hartniamistraße. Der Gebissene mußte sojort verbünde» werden. —* Ein Betrüger. Ein hiesiger Strumpswaarensabrikant Halle die Wahrnehmung gemacht, daß er seit einige» Monate» von einem Expedienten seines Geschäftes in bedeutender Weise betrogen wurde. Derselbe Halle die ihm zur Führung cmvcrlraitte» Bücher gefälscht, Geldbeträge, die er zur Auszahlung erhalle», mtterschlagen n»d falsche Einträge gemacht. Die Unterschlagungen belaufe,> sich in der Zeit von 1'/? Jahren ans ca. 1400 Mark. Einen Theil der Unterschlagungen hat dcr Betrüger zugestanden. —* Im Streite. Am 2. d. M. waren in eine», Hanse der Attienstraße zwei Sttlbe»»achbarn, deren Familien schon längere Zeit in Unfriede,, lebten, mit einander in Streit gcrathen. Im Ver lauf desselben zog einer der Streitenden seinen Holzschuh ab und schlug damit seinen Gegner dermaßen über den Kops, daß dieser eine tiefe Wunde erhielt und blutüberströmt sich kaum mehr vom Normal, wo der Streit ansgesochtc» wurde, »ach seiner Stube znrück- gchcn konnte. Ein herbcigeholtcr Schntzmaini schlichtete de» Streit und legte de» Verwundete» eine» Nothvcrband an. —* Gestohlen wurden vor einige» Tagen ans einem unver- chlossene» Ladcnlischkasten in einem Laden dcr äußere» Johannis- traße 5 Mark Geld und ans einer uneerichlvsscncn Kammer eines Hauses der Zwingergassc 10 Mark Geld, welche in einem Koffer Ver wahrt gewesen waren. rhalia-rheaie*. Chemnitz, den S. Katinitza. Operette in 3 Acten von F. Zell und Rich. «euü». — Musik von Franz v- Suppö. Mit seiner „schönen Äalathee" hatte Franz v. Supv« in den sechziger Jahren der ausschließlichen Herrschaft des geniale», dabei aber auch frivolen Osscubach ans re» Operetlen-Bülmen Deutschlands und Oesterreich" ein Ende bereite!. Dcr Schöpser der Wiener Operette feierte immer wieder neue Triumphe und i I bi« ans den heutigen Tag vo» keinem seiner Wiener College» erreicht, geschweige den» überirosfen worden- Auch die Operette „Fatiuiba" errang bei ihrer erste» Ansiührmig in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre eine» »„gewöhnlichen Erfolg, der dem Werke bis auf de» heutigen Tag treu geblieben ist. — O Falinitza, was hast Tn Alle« durch- geinachl! — auch hier auf unterer Sounncrbühiie. Seil einer Reihe vo» Jahre» fast in jeder Soiinnersaiso» Vorgefühl!, vermochte sie auch gestern wieder durch ihre »och »nverblühici, Reize, die ihr Siippö's frisch pulsirrnde Musik verliehen, das Publikum anznl. cke» und wie immer angenehm zu unter« halten. Unsere bewährte treffliche Operelieiisäiigcrin Frau Görlich hat durch die Wahl ihres Vcnrffzstückes i» der That glänzende Erfolge errungen. Es wurde aber auch gestern von den Vertretern der Hairptrollen viel Gutes geboten. In erster Reihe gebührt der Vcueffziauti» die wärmste An erkennung. Das ansveikansle Haus empffug die Sängerin mit den lebhafteste , Beweisen der Spmpathic; begreiflicherweise fehlte eS auch nicht a» den üblichen Kranz- und Blnmcinpenden, die diesmal der Benefiziant», in besonders reicher Fülle aui das Podium gereicht wurden. Dafür freilich zeigte sich Frau Görlich als Fürstin Lpdia auch wieder erkenntlich. Sie entzückte die Hörer durch ihren geschmackvollen Vortrag, der namentlich i» dem gemischten Quartett im erste» Acte zu glänzender Wirkung gelangte. Die geschätzte Sängerin hielt sich de» ganzen Abend über ans gleicher Höhe. Eine recht anerkennens- werthc Leistung bot Frl. Grüner als TscherkeffciileMiiant Wladimir- Recht hübsch saug sie das »iclodiichc LiebcSdneit mit Lpdia, wofür beide Säiigcriime» durch lebhafte» Bestall ansgeici t uet wurden. — Daß Herr Haas ein prächtiger Ka „tselinkoss sei» würde, ließ sich denke». Er brachte den polternden Haudegen und alte» verliebten Narren in ergötzlicher Wci e zur Geltung. — Ein vorzüglicher Juli > n vonGolz warHcrr Weukhaiis; er zeichnete sich gestern namentlich durch seine Gewandtheit in Spiel und Ge sang aus. — Wenn dcr Respr,»türke Jzzct Pascha, den Herr Carl se» gab, auch nicht so ganz ans den Wiener Grnndto» gestimmt war, so erzielte er doch immerhin mit seiner Darst llnngsweise einen hübschen Erfolg. Seinem gute,, Gesetz»,alle machte» übrige»; die allerliebste» Favorstiinicu alle Ehre. Die Costüme derselben, sowie auch daS der Fürstin L,;dia a», Schluffe des 2- Actes, entsprachen ,»,n allerdings nicht ganz der nationalen Beklcidnngsart türkischer Frauen, aber freilich — Jzzct Pascha ist ja ein Resor,»türke. — Recht brav war Herr Müller als Sergeant Steipann, er übertrieb nicht und zeigte sich gesanglich durchaus sicher. — Tie Vertreter dcr lleniercn Rollen, die Herren: Walther, Wald, Zimmern, an », Kramer und Haus man,, leistete,i durchaus Anerkenne,,swerthes. Ter Chor sang, bis auf einige Schwankungen kurz vor dein Anfiriite des Reporters, durch aus sicher. — Daß die Frauen Jzzct Pascha'» sich gegenseitig gesanglich unterstützte», zeigt von einer rührende» Vertrag ichkcit, die s»»st bei Harems frauen nicht immer üblich ist. — Tie unverwüstliche Operette verlies jedoch im Großen und Ganze» acnom» eu nnter Herr» Kapellmeister W ei ßledcr'S Leitung i» befriedigender Weise. Ter „Falinitza" dürften „ach den, gestrigen Erfolge „och einige gut besuchte Wiederholungen in Aussicht stehen. T—. Cholera-Berichte. Von der deutschen Ostgrcnze berichtet die „Brcs. Ztg.", daß die von der „Schles. Ztg." gebrachte Mitthcilnng, in Svswcinice sei die Cho'era cinsgebrochcn, nicht begründet ist. Zur Beruhigung kan» ferner diene», daß die Cvittrole aller Passagiere ans Rußland an der deutsche,i Grenze so streng wie „nr möglich gehandhabt wird. — Dcr Negierung»- und Medizinalrath 1),-. Garonne in Posen macht be kannt, daß ans allen bedeutenderen Grenznbergängcn (Bahnstationen und Wasserwegen) des Regierungsbezirks ärztliche Rcvisiionsstcitionen für ans Rußland kommende Reisende eingerichtet sind. Ans Ruß land ans der Warthe ankommende Flöße« und Schisser weiden in Poporzelive (russisch-deutsche Grenze) und Starolenka (Haltestelle bei Posen am Warthe,ifer) einer ärztliche» Untersuchung »itterworfe». — Ans Ko»st an ti » opel, 29. Juli, wird geschrieben: Das Zuströmen von Flüchtlinge» ans Bat»,», Baku und Tiflis, die sich ans kleine» Segelschiffen an die türkische Küste begaben, verursachte in dem pro visorischen Lazarett; vo» Platani bei Trapeznnt eine Ansammlung von 1700 Menschen. In diese», Lazarett; ist un» am 27. Juli die Cholera austgetrelen, und zwar kamen am erste» Tage 4 Todesfälle und am daranfsolgcuden cbcnsoviele unter 19 Erkrankungen vor. Der internationale Sanilätsralh von Koiistantt'nopel hat daher für alle Provenienzen ans den türkischen Häfen deS Schwarze» Meeres, von der russisch - tii.k scheu Grenze ab bis Ordn, eine zehntägige Quarantäne angeordnct, welche bis zur Eröffnung des im Ban be griffenen Lazarett;» in Sinope, in Kawak am Eingänge des Bospo rus abgehnlten wird. Nach de» hier eingelanfene,, Berichten ist das Lazareth von Sinope fast vollendet nnd wird demnächst seinem Zwecke überleben werden. — Die Kreisstadt Zarizy» im russischen Gou vernement Saratow ist wie ansgestorben. Fast säinmtliche Bewohner haben de» Ort in Folge der immer heftiger anstrctenden Cholera verlassen. Proeesi gegen den Millionendieb Rndolf Jäger nnd seine Genossen. Frankfurt a. M., 2. August. Heute Morgen begann vor der hiesigen Strafkammer der Proccß gegen den Millionendieb Jäger und seine Genossen. Den Vorsitz führt Landgerichtsdireclor Schräder, die Anklage vertritt der erste Staatsanwalt Uhl cs. Geladen sind 32 Zeugen und ein Sach verständiger: Lahustei». Ats Vcrthcigcr fiingirc» die Rechtsanwälte: Geiger, Stutz und Mankiewicz, scimmtlich von hier, sowie Rechts anwalt Bnrghcim ans Bocke,iheim. Angcklagt sind 15 Personen und zwar: Rudolf Jäger, Josephine Klotz, Ober-Telegraphen-Assislent Peler Müngersdorf, Cvllectcnr Karl Gustav Vogel aus Wiesbaden, Heinrich Hcnsel, Helene Jäger, geb. Clemens (Frau des Defraudanten), I. B Clemens und dessen Ehefrau (Schwiegereltern), Kathchen Messer (Dienst mädchen), N. I. Messer und dessen Ehesra». Eonstanzc Ochs (Gouvernante), F. A. Gerloff. dessen Mutter und Schwester. Inger ist angcklagt dcr Unterschlagung von Mark 1,700,000 und Fälschung der Hmid'elsbnchcr des Bankhauses M. A. v. Rothschild k Söhne, die klebrige,> der Bcu,ilfe. Dcr Hergang der Sache, wie ihn die Anklage bekannt giebt, weicht nur wenig vo» den frühere» Meldungen ad. Die Veruntreu ungen begänne» 1888 oder 1889, nachdem Jäger bis dahin Henscl an erzenem Vermögen Mk. 102,000 übergeben halte, welche indessen vollständig verloren gegangen wäre». Zuerst wurden die entnommene» Beträge durch Checks ans die hiesige Gewecbekasse ersetzt, welche in dessen später unbezahlt blieben. Bis 31. December 1891 betrug die Hcnsel gegebene Summe Mk. 410,000, welcher Fehlbetrag bei der Revision verdeckt wnrde. A» diesem Tage nahm Jäger »och Mk. 300,0000, wovon Henscl Mk. 90,000 erhielt. Dann kamen fast täglich Defraudationen vor, welche am 28. März 1,000,000, am Tag der Flucht (l5. April) Mk. 1,700,000 einigen. Die unterschlagene Summe war wie folgt vertheilt: an Henscl im Ganze» 550,000 Mk. an Jäger'- Freundin Kahle in Brüssel Mk. 5000, Jägers Schwager als angebliche! Erbtheil Mk. 50,000, versteckt i» Jäger- Han- Mk. 25,000, an Constanze OchS Mk. 100,000 (wovon MI. 50,000 für Frau Jäger), an Frau Clernen - Mark 50,000, an Käthchen Messe« Mark 70,000 (wovon
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