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Trscheiut jeden Wochentag früh -Uhr. Inserate wer. de» bi« Nachmittags Z Uhr sür die nächste erscheinende Stummer angenommen. , Prei» . vierteljährig IS Inserate werden di« Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. Freiberger Anzeiger; , gespaltene Zeil« oder Tageblatt. 121. Sonnabend, den 3V. Mai 1863. Freiberg, den 30. Mai. Das Ministerium des Innern veröffentlicht unterm 20. Mai eine Bekanntmachung, ein in London geraubtes Mädchen betreffend. Am Abend des 30. März 1862, eines Sonntags, ist ein kleines Mädchen, Namens Elisabeth Hunter, von einem Unbekannten ge raubt worden, und weil das geraubte Kind in England nicht wieder aufzufinden gewesen ist, so wird vermuthet, daß man es möglicher weise nach dem Eontinent gebracht baden könnte. Die großbri tannische Regierung hat den Antrag gestellt, daß auch im Königreich Sachsen ;zur Ermittelung jenes Mädchens und dezichendlich deS Räubers Nachforschungen veranlaßt werden möchten, und hat'dieselbe für die Entdeckung und Ueberführung des unbekannten Räubers eine Belohnung von 50 Pf. St. ausgesetzt und eine Belohnung von anderweit 50 Pf. St. wird von der Londoner Gesellschaft zum Schutz junger Frauenspersonen demjenigen in Ausficht gestellt, durch welchen die Wiedererlangung des Kindes ermöglicht wird. Zwickau, 27. Mai. Heute Vormittag nach 11 Uhr haben die hiesigen Freischützen, bekanntlich bekleidet mit der nationalen grauen Joppe und grünem Hut und nur mit ihrer Büchse bewaffnet, ihren vorjährigen König, Herrn Nadlcrmeistcr Rucktäschcl, unter Musikbegleitung aus seiner Wohnung abgeholt und sind sodann auf den Schießangcr gezogen, woselbst heute das jährliche KönigS- schießen abgehalten wird. Für die Stadt Zwickau ist eine aus 18 Paragraphen be stehende neue „Fleischerordnung" veröffentlicht worden. Am 19. d. M. haben in Lommatzsch ein Paar Eheleute ihr einziges, 36 Wochen altes Kind auf eine höchst schmerzliche Weise eingebüßt. Die Frau hatte früh den Kaffee zum Trinken auf den Tisch gestellt und das Kind in seinem Stühlchen, die Bein» chcn mit einer Wattdecke umhüllt, an den Tisch gerückt. Während sich die Frau nur auf einige Augenblicke aus der Stube entfernt, dehnt sich das Kind nach der Kanne aus und reißt dieselbe um, und erhält nun durch die mit dem heißen Kaffee getränkte Watt- Lecke solche Brandwunden, daß es trotz aller angewandten Mittel am anderen Tage verstorben ist. Bornitz, 29. Mai. Vergangenen Sonnabend hat die 22 Jahr alte Tochter deS Seilermeisters und Gemcindevorstandes I. in Hainitz einen Milchbrei zum Mittagsesscn bereitet und aus Ver sehen anstatt Mehl Arsenik hineingeschüttel, wovon I. mit 5 Kindern gegessen hat. Es stellten sich bald die auf den Genuß dieses GifleS folgenden Symptome ein. Alle, die von dem Brei gegessen, er krankten, infolge dessen I. gestern Abend gestorben ist; die Kinder befinden sich jedoch auf dem Wege der Besserung. I. hinterläßt eine geisteskranke Frau, die sich zum dritten Male auf dem Sonnen stein befindet, so wie zehn größlentheils noch unerzogene Kinder. ' (D.J.) Lagesgeschichte. Berlin, 27. Mai. Nachdem in der heutigen letzten Sitzung Les Abgeordnetenhauses die königl. Botschaft verlesen, giebt der Präsident Grabow eine Uebersicht über die Arbeiten des Hauses und fährt dann fort: „Meine Herren! nunmehr schließe ich die heutige Sitzung mit dem lebhaftesten Danke für Ihre mir bisher bewiesene gütige Unterstützung in dem mir von Ihnen anvertrauten Amte, in der festen Zuversicht, daß Preußens Volk, ohne die Bahnen der strengsten Gesetzlichkeit auch nur einen Augenblick zu verlassen, in dem heftig entbrannten Verfassungskampfe sich treu und fest um seine beschworene Verfassung und seine Vertreter schaaren und das Palladium seiner durch sie erworbenen und vertheidigtcn Rechte und Freiheit gegen jede verfassungswidrige Octroyirung heilig halten und schützen wird, mit dem trotz aller Wirren der Gegenwart das ganze Land und uns, seine bisherigen Vertreter, stets freudig be wegenden Rufe: „Hoch lebe Se. Majestät unser König Wilhelm I.!" (Die.Abgeordneten stimmen dreimal in den Ruf ein)." Der Prä sident Grabow (mit bewegter Stimme): Gott schütze das Vaterland! — Abg. Sello spricht als Alterspräsident dem Präsidenten den Dank für die Leitung der Geschäfte aus." — Der Ptäsident dankt nochmals und schließt: Ich hoffe, daß wir uns in der nächsten Session freier und wohler in diesen Räumen wieder finden mögen. — Die Abgeordneten trennen sich unter großer Bewegung. Im Herrenhause verkündet der Ministerpräsident Pie königliche Botschaft, welche die Schließung der Sesfion im weißen Saale heute Mittag 2 Uhr ausspricht. — Der Präsident Graf zu Stol- berg-Wernigrode giebt eine Uebersicht über die Tbätigkeit de? HauseS und fährt dann fort: „Möchte die Frucht dieser Thätigkeit .dem Vaterlande zum Segen, unserm allergnädigsten Könige und Herrn zu einiger Befriedigung unter den mannichsachsten minder erfreulichen Erfahrungen gereichen, welche auch in dieser Sesfion Allerhöchst« demselben nicht erspart sind. Möge er nicht aufhören, der'Schirm herr aller berechtigten Interessen unsers Vaterlandes zu sein und hoch zu halten die Fahne Preußens, die er selbst mit den Worten geschmückt hat: „„Königthum von Gottes Gnaden"". Festhalten an Gesetz und Verfassung, Treue des Volkes und des flegbewußten Heeres! Gerechtigkeit, Wahrheit, Vertrauen, Gottesfurcht! „„Wer ihr folgt, der folgt Mir"". Dieses Wort unsers königl. Herrn ist unter den mannichfachcn wechselnden Ereignissen der leitende Stern des Herrenhauses gewesen. Er möge es bleiben, und zu Bestätigung desselben rufen Sie mit mir: Se. Majestät der König lebe hoch!" (Die Mitglieder erbeben sich und lassen ein dreifache» Hoch erschallen.) — Der Alterspräsident Or. Eiselen spricht dem Präsidenten den Dank des Hauses aus, damit schließt die Sitzung. Die Schlußsitzung fand, wie es die in beiden Häusern verlesene Botschaft besagte, um 2 Uhr im weißen Saale statt. ES hatten sich dazu aus beiden Häusern des Landtages noch nicht 50 Personen cingcfundcn. — Die „Köln. Ztg." sagt in einem Artikel mit der Ueber. schrift: „Wie „seil einigen Iahten" in den preußischen StaatSforsten „geerntet": „Binnen zwei Jahren, während der Preis des Holze» sich stellenweise sogar vermindert hatte, ist aus den Staatswaldungen ein Drittel, mehr als 33'/, Proc., mehr Holz herausgehauen! Das sind Zahlen, die mächtiger und beredter sprechen, als alle Redensarten, mit welchen man die Sache zu beschönigen sucht. Es sind 1,650639 Thlr. mehr Geld für Holz eingenommen worden, als der Landtag genehmigt hatte, mehr als die Hälfte des ganzen Uebelschusses, welchen der Finanzminister Hr. v. Bodelschwingh für das Jahr 1862 herausrechnen will, und so ziemlich die andere Hälfte ist hcrbeigeschafft aus dem Verkaufe von Domänen und Forsten, darunter eine ganze Oberförsterei von 8000 Morgen. Dock eine Prüfung der budgetlosen Regierung von 1862 führt noch zu andern höchst befremdlichen Ergebnissen." Die „Köln. Ztg." berichtet aus Köln vom 20. Mai: „Unser Dombau schreitet seinem für das nächste Spätjahr ihm gesteckten Ziele, gänzliche Vollendung desselben bis auf die beiden Hauptlhürme, in erfreulicher Weise entgegen. Die acht Kreuzgewölbe deS Ouer- schiffs sind bereits vollendet, und es wird nunmehr das große Kreuzgewölbe in der Mitte in Angriff genommen. Dasselbe wird in gleicher Höhe mit den fertigen Gewölben aufgesührt und mit einer Spannweite von uzehr als 60 Fuß zu den größten aller existirenden Kreuzgewölbe gehören. Es dürste in etwa 14 Tagen vollendet sein,