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Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.07.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189207281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920728
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-07
- Tag 1892-07-28
-
Monat
1892-07
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.07.1892
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Der Unbekannte benutzte die Abwesenheit der Frau und stahl an- der Ladenkasse 20 Mark, worauf er die Flucht ergriff. Der Dieb ist zur Zeit „och nicht ermittelt. —X. Griina, 25. Juli. Gestern hielt der hiesige Homöopathische Verein im Schützenhause sein Stiftungsfest ab. Der Verein, der sich seit kurzer Zeit Homöopathisch-nalnrheilkundiger Verein nennt, ist reich a» Mitgliedern. Die Betheiligung am Feste war so stark, daß der Saal die Erschienene» kam» zu fasse» vermochte. Ursache hierzu waren besonders zwei Vorträge, die das Programm aufwics. Die Themen dazu lauteten: „Laicngedanken über die Bewegung ans dem Gebiete der Heilmethoden" und „Naturheilkmide und deren An Wendung". Erstgenannten Vortrag hielt Herr Pastor Fischer ans Plcißa, ein im Homöopathischen Verein längst bekannter und gern gehörter Sprecher. D.rsclbe entledigte sich seiner selbstgestellten Ans gäbe auch diesmal in trefflicher Weise. Leicht faßlich, gedankenreich rednerisch gewandt, humoristisch gewürzt — das Ware» die Vorzüge des Vortrages. Bei früheren ähnlichen Veranlassungen kennzcichnetc Herr Fischer stets seine Stellung zn den Heilmethoden so, daß wir immer an die alte lateinische Sprachrcgcl denken mußten: Was man nicht dckliniren kann, das si-hl man als ein inzutrum an: den» weder der Allopathie ganz vertrauend, noch die Homöopathie als das allein Richtige hinstellcnd, verwies er ans de» goldne» Mittelweg, den er stets gegangen und auch ferner gehe,, werde. Nun macht aber be kanntlich in neuerer Zeit eine dritte Heilmethode, die Hydropathie, Viel von sich reden. Deshalb war man gespannt, was Herr Pastor Fischer vvu dieser hält. Wir sahen, daß er dieselbe vermittelnde Richtung wie früher vertritt. «Prüfe, ivas Deinem Leibe gesund ist «nd was ihm schadet, daS gieb ihm nicht" Dieser Ausspruch des alten Sirach sei seine Ansicht über die Heilmethoden und möge auch die Ansicht der Laie» werden. — Den zweiten Vortrag hielt Herr Stahringcr, nicht wie da» Programm lantcte, über Naturhcilknnde und deren Anwendung, sondern wegen Mangel an Zeit nur über Bäder und Einpackungen. In einfacher, schlichter Weise führte ge »annler Herr ans. welch große Heilkraft das Wasser auf den mcnsch liche» Körper ausübe und wie die Natnrhcilknndigen diese Kraft sich und andern zunutze machen. An einer lcbcnsgrvßt» Puppe Vera» schanlichle er die verschiedenen Einpackungen. Trotzdem Herr Stahringcr die Aufmerksamkeit der Zuhörer sehr lange i» Anspruch nahm, wurde ihm dieselbe doch ungelheilt gezollt; ein Beweis, wie sehr er für seine Sache zn interessire» versieht. Wir glagben nicht fehl zn gehen, jvenn wir behaupte», daß Herr Stahringcr durch diesen Vortrag der Natnrheilmethode viele Freunde zugeführt hat. Der gesangliche Theil des Abends lag i» de» Hände» des Mannergesangvereines. Dieser hielt sich recht wacker und brachte zum Theil sehr hübsche Leistungen zn Gehör, wodurch er viel zn», G linge» des Festes beitrug. Nach dem der Vorsteher des Homöopathischen Vereins, Herr Gutsbesitzer Karl Türk, den beiden Herren Vortragenden und dcm Gesangverein Dank gesagt hatte, war der erste Theil des Festes abgeschlossen, und es begann der zweite, ein Tänzchen, welchem man sich bis in die Morgenstunde» des ander» Tages hingegeben haben soll. —c-—. Schöna«. Nttgliicksfall. Am vergangenen Sonntage Abends gegen 7 Uhr hatte sich der hier wohnhafte Maurer Christian Gottlieb Haupt aus seiner Wohnung mit dem Bemerken entfernt, daß er in Markersdorf geschäftlich zn thnn habe. Da er von dort nicht znrückkchrle, so stellte man Nachforschungen nach seinem Ver bleiben a». Gestern Vormittag gegen 11 Uhr nun fand man den Vermißten auf dem in der Richtung nach Markersdorf zn gelegenen Theile der Flur des Rittergutes Schönau lodt auf. Allem Anschein nach ist der als solid und nüchtern bekannte Mann in der Dunkel heit die dort befindliche ziemlich steile Böschung hinabgestürzt und hat durch den Fall seinen Tod gefunden, welcher »ach Anssage des Arztes infolge Bruches des Genickes erfolgt ist. Haupt hi,ilerläßt eine Frau mit drei »och unerzogenen Kindern. —L. Schöna«, 20. Juli. Vergangenen Sonntag hielten hier am Mühlwege die freiwilligen Feuerwehren aus Schöna», Kappel, Mendorf und Rottluff unter Leitung deS Bczirksverlretcrs, Herrn Wagner aus Chemnitz, und des hiesigen Gemeindevorstandcs Herrn Liebig gemeinsam eine größere Uebung ab. —X. Ncnkirchcn, 26. Juli. Am Sonntag, den 24. Juli fand im Gasthaus „Zum Schützenhaus" das alljährlich- Bicrvogel- , schieße» statt. Es ergab sich, daß der Bäckermeister Herr Marlin Richter die Königswürdc errang. — An demselben Tage unternahm der hiesige Mililärvcrein einen Ausflug nach Niederdorf bei Stoll berg um dem dortigen Militärvereinsfestc beiznwohnen. — Ai» gleichet. Tage fand im Gasthaus „Znm goldnen Stern" eine Abendnnler Haltung statt, anSgcsührt vom hiesigen Turnvereine durch theatralische Vorstellung und zwar znin Besten des Francnvercins zu Niederncu- kirchen zur Unlerstühung armer hilfsbedürftiger Kinder und erwachs sener Personen bei nächster Christbeschcernng. Der Vorstellung folgte ein Tänzchen. — Am Montag gegen Abend wurde der Strumpf wirkermeistcr Hermann Kunze hier in seiner Schlafkammcr erhängt aufgcfnnden. In ihm verliert die hintcrlassene Famile einen lieben den Gatten und Vater und die Gemeinde einen wahrhaft brave» Einwohner. Es wird vermnthct, daß Schwcrmnth wegen Wohnungs- Veränderung die Ursache zn dem lranrige» Schritt gewesen sei. Gerichtovcrhandlnng vetr. Duell Nctcke Windel. Am Morgen des 11. Mai d. Js. fand bei den alten Schießständcn bei Wahren zwischen dem Secvndclcutnant Windel vom 106. Negi ment und dem 1869 in Chemnitz geborenen Studenten der Rechte, Franz Wilhelm Heinrich Nctcke, ein Pistolendncll statt, in dessen Verlauf der Letztere schwer verwundet wurde »nd das linke Auge eiubüßte. Nachdem er von seiner Wunde wieder hergestcllt, hatte er sich vorgestern vor der Fcrienstrafkammer ä. des Königlichen Land gerichls zu Leipzig wegen Zweikampfs zn verantworten. Nctcke be kannte sich schuldig nnd gab als Anlaß des Zweikampfes Folgendes an: Im März habe zwischen ihm nnd dem Secvndelcntnant Windel eine Differenz staltgefnnden, die jedoch beigelegt wurde. Später sei indessen das Gerücht entstände», Leutnant Windel habe sich bei jener Gelegenheit schlapp benommen. Leutnant Windel habe nun geglaubt, er (Nctcke) sei diesem Gerücht nicht energisch genug entgcgengetretc» und habe ihn daher gefordert. Die Bedingungen seien gewesen: zweimaliger Kngelwechsel bei 25 Schritt Distanz Der Gerichtshof erkannte gegen Netcke auf die gesetzlich geringste zulässige Strafe von 3 Monaten F stnngshaft. Strasmildernd wurde bei Ansmessnng der Strafe berücksichtigt, daß Netcke der Geforderte war, daß in den Kreisen, de» beide Bcthciligte nngchvren (Nctcke ist Vicefcldwebel der Reserve) eine andere Waffe als Pistolen nicht in Frage komme» konnte nnd somit die Art der Waffe als schwere nicht anznsehc» war, auch die Bedingungen nicht besonders scharfe waren. Für die Ab- urtheilnng des Leutnants Windel sind die Bestimmungen des Militär- strnfgcsetzbnchcs maßgebend nnd hat seine Vcrnrthcilnng durch ein Militärgericht zn erfolgen. (Lpzg. Tgbl.) wird daher eine abernialige Verordnung de- sächsischen Ministeriums deS Inner» in Sache» der approbirten Aerzte gegen die Natnrheilkuudigen hier nmsomehr Interesse haben, da sie über das Thätigkeitsgebict, soweit die Krankenkassen in Betracht kommen, feste Grundsätze anfstellt. Nach früheren Ver ordnungen des sächsischen Ministeriums hatte cS den Anschein, als stehe dieses dem Natnrheilvcrfahre» nicht ungünstig gegenüber. Diese Anschauung muß durch die neuere Verordnung mehr eingeschränkt werde», als cS den Freunden des Natnrheilverfahreus lieb sein wird. Das Ministerium hält cs auch in dieser Verordnung für zulässig, daß Krankenkasscn-Mitgiiedcr mit Genehmigung des Kassenvorstandcs ans eine» approbirten Arzt verzichten und sich zur Hilfeleistung an einen Natnrhcilknndigen wenden. Aber die Kassen sollen sich nicht lediglich der Nalurheilkiindigen bedienen. Auch die Gleichstell ung von approbirten Aerzten mit Natnrhcilknndigen bei Kassen- angelegenhcitc» liegt nicht im Sinne des Ministeriums. Es betrachtet eine solche Gleichstellung für gänzlich unstatthaft nnd will ins besondere, wie schon früher verordnet, den approbirten Aerzten die Zengnißcrtheilung »nd die Begutachtung über die Nvthwendigkcit von Krankenpflege Vorbehalten wissen. Das Ministerium will sogar ernste Maßregeln ergreifen. Wenn Kassen im Widerspruch mit de» vor stehenden Grundsätze» Natnrheilknndige ausschließlich oder über wiegend verwende» oder Zeugnisse derselben als bindend aiisehcn, so sollen die Aufsichtsbehörden solchem Verfahren „ernstlich entgegen- treten und nach Befinden gegen die Belheiligten strafend Vorgehen." Namentlich die im Chemnitzer Bezirk bestehende» hierauf zu beziehenden Verhältnisse habe» dem Ministcrinm wiederholt Anlaß gegeben, an die Kreishanplmannschast zu Zwickau Anweisungen über die Stellung der Aufsichtsbehöcdcn dem Natnrheilvcrfahre» gegenüber zn ertheilcn —xxcl. Lllpen-Sonderzttge. Die außerordentlich starke Be nutzung der an, 16. Juli abgegangenen ersten Alpen-Svndcrzüge nach München, Salzburg, Knsstein nnd Lindau beweist, welchen Anklang die von der Sächsischen Staatsbahnverwaltung eingerichteten Alpen-Züge beim reiselustigen Publikum gefunden habe». Wir nehmen daher gern Anlaß darauf hinzuwcisc», daß die zweiten diesjährigen Sonderzüge am 13. August Nachmittag 1 Uhr 20 Minuten von Dres den-A. nnd 3 Uhr 30 Minuten von Chemnitz beziehentlich Uhr 45 Minuten von Leipzig, Bayerischer Bahnhof, abgehen werden, um am nächste» Tage gegen 6 Uhr früh i» München a»zw kommen. Alles Nähere über die Weilerführnng dieser Züge nach Salzburg, Lindau u. s. W., sowie die spcciellc» Angaben über die bedeutend ermäßigte» Fahrpreise und über die sonstigen Bestimmungen ind ans der Ucbersicht über die genannten Sonderzüge zn cr- 'ehen, welche auf Verlangen bei allen größeren sächsischen Staatsbahn- lationen» sowie bei den Ausgabestellen für znsammenstellbace Fahr- cheinheste in Leipzig, Dresdner Bahnhof, »nd Dresden, Wicncr- 'traßs 7, unentgeltlich abgegeben werden. Brieflich eingehenden Be- tellnngen sind zur Francirnng 3 Ps. in Marken beizulegen. —" Unfall. In der hiesigen Gasanstalt flog vor einigen Tagen einem Arbeiter beim Zerschlagen eines Gußrohres ein Stück an das Schieneiibcin und brachte ihm eine liefe Fleischwunde bei, welche ihm mehrere Wochen arbeitsunfähig machen wird. —* Ungezogene Jungen. Am Sonntag Abend warfen auf der Martinstraße eine Anzahl Knaben mit Steine» nach den Vorüber gehenden. hierb.i wurde ein Zjährigcr Knabe von einem Stein an de» Kopf getroffen »nd nicht nnbedenlend verletzt. Die migezogeiieli Jungen wurden sämmtlich ermittelt nnd gehen ihrer Bestrafung ent gegen. —* Dievstahl. Vor einiger Zeit wurden in einem Grund stück der Ostvorstadt mehrere Gegenstände gestohlen. Wegen dringenden Verdachts, diese» Diebstahl ansgeführt z» haben, wurde am Montag Nachmittag ei» Geschirrführer sestgenomme», welcher zur Zeit des Diebstahls in dem bctr. Grundstück bedientest gewesen war. Sachverständigen über de» Hergang bei der Schienenabnahme durch die Vertreter der Auftraggeber, über die Stempelung der Schienen nnd über die Verträge für die Schiencnliefernng. Die Sachver ständigen erklärten, sie hätten Unregelmäßigkeiten bei der Herstellung deS Fabrikats und der Verwendung de- Material» nicht bemerkt; sie seien überzeugt, daß vvu den Ingenieuren Anweisungen gegeben wurde», nur das beste Material zi« verwenden. Strafkammer Verhandlimgel» — Chemnitz. 26. ?. Er kann's nicht lassen. Der schon wiederholt, darunter auch mit Zuchthaus vorbestrafte, ini Jahre 1832 geborene Färber KarlH einrich Otto ans Zschopau stabt am 25. Juni d. I. von einem vor dem Gasthanse i» Attenham stehenden verdeckte» Wagen weg eine Kiste »nt Wüsche im Werthe von mindestens 26 Mark. Wege» dieses im Rückfälle verübte» Eigcnthnmsvcrgehens wurde Olto zu 2 Jahren Gefängnis; »nd drei Jahren Ehrcnrcchtsvcrlnst vernrlheilt, auch seine Stellung unter Polizeiaufsicht sür znlässig erklärt. Gelegenheit »»acht Liebe. Zwei jugendliche Personen, die noch nicht vorbestraft.» Geschwister Emma Clara (geb- 1876) nnd Friedrich Gustav Schindler (geb. 1875), welch Letzterer Schriftsetzer ist, während seine Schwester noch die Schule besucht, hatte» sich wegen Diebstahls und Hehlerei zu verantworten. Die Schindler war von Mitte März bis April d. I. bei einem hiesigen Kausmann als Anfwartemädchen !» Stellung »nd entwendete währeud dieser Zeit ihrer Dienstherrschaft eine größer-Anzahl «Heils sehr wcrthvollcr Gegenstände, darmitcr mehrere Ringe, ein Granab armband und ein Paar Ohrringe, eine Kette mit Ring, künstliche Blume», Putz- und Toilette-Artikel ». s. w- im Gesammtwerlhe von nahezu 200 Ml. Der Bruder der kle'uc» Dieb!» machte sich iasofcrn der Hehlerei schuldig, als er zwei der gestohlene» Ringe unter Kenntnis; von dem nnredlichen Erwerbe derselbe» als Geschenk annahm. Die Schindler wurde mit 2 Monaten, ihr Bruder dagegen mit 2 Wochen Gefängnis; als Strafe sür ihren jugendlichen Leichtsinn belegt. Der Hehler ist so schlimm wie der Stehler. Ter im Jahre 1359 geborene, noch nicht bestrafte Geschirrführer Albi» Theodor Walther ans Borstcndors bei Angnstnsbnrg fuhr am 29. Fannar d- I. mit dem bereits abgcnrthciltcn Gcschirrführcr Karl Gottlob Ullmanu aus Laiiterbaeh nach Zschopau, woselbst Beide im Gaslhanse „Zinn deutschen Hanse" eiukchrten. Als sie gegen Mittag das Gasthaus verließen, erbrach UUmaiin die Räucherkammer desselben nnd stahl ans dieser eine Qnanlilät Speck in; Werthe von 4 Mark. Bon diesen, nahm Walther, trotzdem er wnßle, daß er gestohlen war, ein Stück als Geschenk an nnd machte sich so der Hehlerei schuldig, wofür ihm 10 Tage Gesang,>iß znerkainit wurde». Chemnitzer Stadt Anzeiger. Lie hrcunde unsere» Blatt«- werde» ersucht, „ns wichtige Begebenheiten gilligst mitjNth!»«», Chemnitz. 27. Juli. O Das Ratnrheiwerfahren zählt im Chemnitzer Be zirk Tausende von Anhängern, uutcr denen sich einige der hervor ragendsten praktisch thätigrn Vertreter dieser Heilweise befinden. Er Zmn Bochnmer Stempelproces;. Die Verhandlungen wegen der Bochumer Schictienflickercicu nnd Slempclfälschungc» vor dem Landgericht z» Esse» verlaufe» im An fänge gerade so, wie die Verhandlungen im Buschhoff-Proceß. I» der gestrigen Verhandlung wurden zunächst die angeklagtcu Ingenieure Bering und Grein me vernommen, welche die ihnen zur Last gelegte» Beschnldignngen der Anklage bestreiten und ver sichern, stets die »ölhigc Controlc geübt zn habe». Bering erklärte, die Schienen mit Schönheitsfehler» wurden ansrangirt und, wegen lebhafter Nachfrage, als zweite Qualität verkauft. Von 2000 solcher Schienen seien mir zwei gebrochen. Er sei in keiner Weise an etwaige» Slroflhate» von Meistern bethciligt und habe stets auf Lieferung gute» Materials gedrungen. Dem Angeklagten Gremme ist nichts von Unregelmäßigkeiten bei den Zerreißproben bekannt, er hat auch nie nach Bleiabdrücken Stempel anfertige» lassen. Rosen dahl beknndete, er habe für die Bochnmer Werke in indircclem Auf- trage der Revisoren anstatt unbrauchbar gewordener Stempel andere anfertigeu lassen. Der Zeuge Zimmermann Müller, welcher mehrere Jahre lang als Schicnenverpntzer auf dem Bochnmer Verein beschäftigt wurde, ist von Herda zweimal znm Abseiten von Stempeln von den Schienen, jedesmal bei 200 Stück, bestellt worden; die Arbeit geschah Nachts. Erst als dieselben Schienen demselben Revisor nochmal- vorgelegt und daraus abgcnommen wnrde», machte sich Zeuge Gedanke» über diese Handlungsweise. Auf die Ver nehmung Baare'S, der krankheitshalber in ein Bad gereist ist, ver zichtet der Gerichtshof. Es folgt« alsdann die Vernehmung der Die Cholera. Bon Ur. Julius Lang. Nachdruck verboten. (Fortsetzung und Schluß.) Die Frage, wie man sich der Cholera gegenüber verhalte» muß» läßt eine Scheidung i» zwei Theile z», deren einer sich auf die Be handlung der Krankheit selber bezieht, deren anderer die Verhütung bczw. das persönliche Verhalten in Chvlcrazciie» ins Auge faßt. Die eigentliche Behandlung der Cholera kan» hier nicht in Betracht ge zogen werde», da sie ausschließlich Sache des Arztes bleiben muß und wohl auch Niemand de» verhängnißvollen Schritt wird wage» wollen, bei dieser Krankheit etwa anf eigene Faust Kurversnche vor- znnehmcn. Um so ergiebiger für den Mensche» ist das Feld seiner Thätigkeit, soweit es sich auf sein persönliches Verhalten bezieht, da cs von diesem allein i» vielen Fällen abhängig ist, ob die Krankheit znm Ausbruch kommt oder nicht, wie cs ans de» frühere» Andeut ungen einleuchtend sei» wird. In erster Reihe muß Jeder bestrebt sei», während des Herrschen- einer Cholcraepidemie eine so regel mäßige, gestnidhcitsgemäßc »nd solide Lebensweise zu führen, wie es mir irgend möglich ist. Namentlich muß a» Speise und Trank Alles vermiede» werden, was eine Verda»niigsstörniig veran lassen könnte; denn auch der leichteste „verdorbene Magen" kan» in solche» Zeile» verhängnißvvll werde». Deshalb vermeide man den Genuß wässerigen und »»reife» Obstes, namentlich Gurkensalat, von festen und überhaupt schwer verdaulichen Speise», sowie nach Möglichkeit auch den Genuß des BicreS. DaS empfchlenswertheste Getränk ist Nothwei». Milch und Wasser müssen vor dem Gebrauch abgekvcht und letztere» »och vor dem Trinken mit etwas Nnm oder Cognac versetzt werde». Neuerdings ist die Salzsäure als ei» gutes bazillenlödtendes M.ltel entdeckt worbe», von dem man anf einen Liter, natürlich ebenfalls abgekochtes Wasser, etwa zwanzig Tropfe» hinznsetzen mag, um ein angenehm schmeckendes, durstlöschendes Getränk zu erhalten. In; klebrigen eignen sich i» Cholerazeitcn weder Trinkgelage, »och Fest esse», nnd selbst kleineren Festlichkeiten soll man so viel wie möglich ans dem Wege gehen, weil sie inimcrhi» zn, wenn auch noch so ge ringe» Uiimäßigkeitcn Gelegenheit biete». Ganz besonders vorsichtig aber müssen solche Personen sein, der:» Verdauung schon an und für sich nicht recht taclfcst ist, serner auch solche, die durch irgend ein anderweitiges chronisches Leide» geschwächt sind. Ihne» allen ist, mehr noch wie Gesunden, nicht dringend genug anzurathen, in Cholerazeitcn auch den geringste» Darmerscheinniigcn, schon einem mifachc» Kollern im Leibe, die größte Ansmerksamkeit zuziuvende» »nd durch frühzeitige Jiianspruchnahme ärztlicher Hilfe eine etwa er folgte Ansteckung im Keime zu ersticke». Wer seinen Wohnort zn ver lassen und eine entfernte, cholcrafreie Gegend aiifznsnchcn vermag, ist gewiß a besten daran, obgleich mit solchem Ortwechscl allemal nnch die Möglichkeit einer Verschleppung der Seuche gegeben ist. Er eignet sich in irgend einer Familie eine nach der beschriebenen Richtung hin verdächtge Erkrankung, so ist das erste, was man zn thnn hat, die gesunden Familienangehörigen an- dem Hause zn entferne», ivas viel zweckmäßiger ist, als den Patienten nach einem Krankenhaus zu schaffen. Des Weitere» hat man, da diese Darmentleerung und anch das Erbrechen die Träger der Anstecknugsstoffe sind, dieselben sorgfältig zn desinfizire», was durch füiifprocentige Caibol- oder einpromillige Sublimallösung geschieht. Alle» Weitere überlasse man d m Arzt, bezw. soweit das Allgemeinwohl in Frage kommt, den öffentliche» Behörde». — Wir wünschen nnd hoffen, daß die Cholera dieses Mal nicht, oder überhaupt jemals uns heimsiichen möge. Indessen ist es rathsam, auf alle Fälle gefaßt nnd für alle Eventualitäten vorbereitet zn sein, welcher vorsorglichen Erwägung eben diese Zeile» anch ihre Entstehung verdanken. Airs Nah l»»ld Fern. — Attg' NM Ang'. Ans Agram wird vom 22. d. M. be richtet: In einem schmalen Hofe des hiesigen GcrichtsgefängiiisseS wurde heute Morgen das Todesnrtheil a» Ivan Batelja, Lcmdma»n ans Raztoke, 54 Jahre alt, der eine Fron »nd deren Kind ermordet halte, vollzogen. Am Freitag Abend erschien beim Präsidenten der GerichtStasel der Gatte der Ermordeten, Iva» Stipkovics, und bat um die Erlaubniß, der Hinrichlig beiwohnen zn dürfe». „Ich war in Amerika," sagte er, „als das Unglück geschah. Ich habe weder mein Kind, noch me!» Weid sterbe» sehen; ich bitte, mir zu gestatten, daß ich sehe, wie der Mörder meines Kindes und Weibes stirbt." — Gymnasiastenlicbe. Dem Strafrichter Dr. v. Spann in Wie» wurde dieser Tage der 16jährige Gymnasiast Sattkor»» der einen Selbstmordversuch verübte, wegen Ueberlretnng des Wasfcn- palenls vorgcführt. Mit diesem Selbstmordversuch hatte es eine so eigeiilhümliche Acwandniß, daß die Geschichte erzählt zu werden ver dient. Sattkor», ein gebürtiger Wiener, dessen Eltern in Dresden wohne», war in der sechsten Gymnasialklasse »»d hatte das Malheur, i» Mathematik, dnrchznfallen! Da ihn, eine Wiederholungsprüfung »ach de» Ferien gestattet wnrde, war das Unglück schließlich nicht so groß, gleichwohl getränte er sich nicht, seinen Eltern die Wahrheit zu schreibe». Er schrieb, er sei, wie immer bisyer, glücklich „diirchgekominen", könne aber das Zengniß nicht mit schicken, da er cs einem Gesuche »m Erlangung eines Stipendiums beigelegt hätte. Die Nolhlüge half und Sattlern schickte sich eben an, seine Fericnreise zu Verwandten nach Salzburg aiizntrcten, als er von seine» Ellern ei» Schreiben erhielt, in welchem ihm dieselben »littheillen, daß sie von dem wahren Sachverhalte Kenntnis; erhalte» haben, nnd zwar durch ein Schreiben eines seiner Schnlcollegen. Dieses Schreiben hatten ihm seine Eltern mitgcschickt; es lautete: „Herrn Wilhelm Saltkorn Mld Gemahlin in Dresden. Ich mache Ihnen zn wisse», daß Ihr Sohn Otto Ihne» nicht die Wahrheit mitgctheilt hat, er ist dnrchgefallc». Das kommt davon, wenn man mit sechzehn Jahren so rasend in eine Schau spielerin verliebt ist, da hat man keine Zeit zum Lernen. Achtungs voll Franz Sattler." Und die Ursache dieser Denunzatio» war — Eifersucht, den Sattler lieble dieselbe Schauspielen», um deren willen Saltkorn angeblich leine Zeit zum Lerne» halte. Und zum Vorwurf«, daß ein Sechzehnjähriger eine Schanspielcrin nicht lieben dürfe, war ja Sattler wohl berechtigt, den» er war bereits — siebzehn Jahre alt. Sattkorn nahm sich die Sache so zn Herzen, daß er eine» Schuß gegen sich abfenerte, der aber fchlging. Bei der Verhandlung wurde der oben mitgetheilte Sachverhalt fe.Igestelll." „Den Namen der Schauspielerin", sagte der Angeklagte, „möchte ich nicht gern nennen; es ist eine acht bare Dame." „Gewiß", sagte der Richter, „Sie brauchen den Namen nicht zn nennen, er hat auch mit der Anklage nicht» zn thnn." Schließlich wurde der Angeklagte z» 10 Gulden Geldstrafe vemrtheilt; der Revolver wurde für verfallen erklärt. — DaS folgsame Lieschen k In «ine fatale Situation wurde ein sorgsamer Familienvater dadurch gebracht, daß die von iha» an sein« Kleinen anigegebene Instruktion allzu getreulich befolgt
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