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Forschen für die medizinische Praxis Akademie-Echo Prof. Dr. sc. med. Dietzsch, Direktor der Kinderklinik Kindertuberkulose in der DDR überwunden V. Symposium sozialistischer Länder über Tuberkulose und Pneumologie bei Kindern Zum 5. Male trafen sich die Kinder pneumologen der sozialistischen Länder zu einem umfassenden Erfah rungsaustausch. Die diesjährige Tagung, an der 130 Wissenschaftler aus der Sowjetunion, der VR Polen, SSR, Ungar. VR, VR Bulgarien, SR Rumänien, der DDR sowie Gäste aus Österreich und der BRD teilnahmen, fand Ende Septem ber in einer Lungenklinik in Mosdos, Südungarn, unter der Leitung von Dr. Andräsofzky statt. Zu Beginn wurde vom Präsidenten der ungarischen Gesellschaft für Lungen krankheiten, Prof. Miskovics, erstmalig die neu gestiftete Görgenyi-Göttche- Medaille verliehen an den Vorsitzenden der Kinderpneumologischen Gesell schaft sozialistischer Länder, Doz. Dr. Vojtek, ÖSSR; an den 2. Vor sitzenden, Prof. Dr. Rudnik, VR Polen; an den Generalsekretär, Dr. Sykora, ÖSSR. Das wissenschaftliche Programm, das etwa 60 Vorträge und 15 Poster-De monstrationen umfaßte, war in drei Hauptthemen gegliedert: Epidemiologie der Kindertuberkulose, Longitudinale Studien von Lungenkrankheiten bei Kindern, Lungenaffektionen bei Säuglin gen. Zum ersten Thema wurden u. a. Be richte aus der VR Polen und der Un garischen VR vorgelegt, die erkennen lassen, daß die Kindertuberkulose trotz des allgemeinen Rückganges in diesen Ländern noch wesentlich größere Be deutung als in der DDR besitzt. So ist die Zahl der Neuerkrankungen in der VR Polen etwa fünfmal so hoch wie bei uns. Von Dr. Wiesner, Forschungsinsti tut für Lungenerkrankungen und Tu berkulose der DDR, konnte überzeugend nachgewiesen werden, daß die Kin dertuberkulose in unserer Republik eine überwundene Erkrankung ist. Seit mehreren Jahren sind bei Kindern und Jugendlichen bis zu 15 Jahren keine Todesfälle mehr aufgetreten. Im Jahre 1978 erkrankten in der DDR nur noch 16 Kinder an Tuberkulose, was einer Inzidenz von weniger als 1:100000 entspricht. Unter den Langzeitstudien über unspe zifische chronische und rezidivierende bronchopulmonale Erkrankungen waren die Ergebnisse tschechischer und un garischer Arbeitsgruppen von besonde rem Interesse. So konnte z. B. bezüglich der chronischen Bronchitis in Prag bei mehr als 600 Kindern nach 15 Jahren eine Heilungsquote von 58% registriert werden, während bei Asthma bronchiale die Heilungsquote nur 25% betrug. Die Langzeitprognose war wesentlich ab hängig vom Zeitpunkt des Beginns der Symptomatik. Trat diese bereits im Säuglingsalter auf, war das Risiko des Chronischwerdens der Erkrankung be sonders hoch. Bessere Langzeitergeb nisse beim Asthma bronchiale konnten ungarische Autoren vorlegen. Von 300 Kindern, deren Symptomatik in den ersten Lebensjahren begann, hatten nach 14 Jahren nur noch 34% Be schwerden. Bis zum 20. Lebensjahr er folgte ein weiterer Rückgang auf 30%, bis zum 26. Lebensjahr jedoch ein erneuter Anstieg auf 43%. Das bedeutet, daß einige kindliche Asthmatiker wäh rend der Adoleszenz vorübergehend beschwerdefrei werden, daß sie jedoch als junge Erwachsene erneut Asthma- Symptome bekommen. Aus unserer Kinderklinik legten Dr. Mittenzwey, Dr. Gottschalk und Prof. Dietzsch Lang zeitergebnisse der Mukoviszidose-Be treuung vor. Von 91 Kindern mit einer mittleren Behandlungsdauer von etwa sechs Jahren war der klinische Verlauf bei 76 % als gut bis sehr gut; lediglich bei 6% als ungünstig einzuschätzen. Nur sieben Kinder waren in den letzten 12 Jahren verstorben. Damit sind unsere Behand lungsergebnisse deutlich besser als die in den meisten anderen Ländern pu blizierten Resultate. Zum letzten Hauptthema gaben Dr. Berger und Doz. Wunderlich aus unserer Klinik einen Beitrag über „In dikationen und Aussagefähigkeit der Bronchographie im Säuglingsalter". Die Analyse von 130 derartigen Unter suchungen zeigte, daß die Indikation in letzter Zeit wesentlich strenger gestellt wurde. Sie ist nur dann als absolut anzusehen, wenn Tumorverdacht oder bestimmte Fehlbildungen — wie konna tales lobäres Emphysem oder Lungense questrationen — in Betracht kommen, die einer dringlichen operativen Thera pie bedürfen. Weitere Vorschläge befaßten sich mit dem Wandel des Krankheitsbildes der Pneumolystis-Pneumonie im Säuglings alter sowie mit der Diagnostik und Therapie angeborener Zwerchfellher nien. Ein ansprechendes Rahmenprogramm gab reichlich gelegenheit zum persön lichen Gespräch sowie zur Besichtigung der alten ungarischen Universitätsstadt Pecs. Dr. med. Wolf-Diether Böhm, Facharzt für Urologie VI. Jenaer Harnsteinsymposium Unter Leitung von Prof. Dr. H.-J. Schneider fand kürzlich das international stark beachtete und vorzüglich organisierte Symposium im Remter der Fuchsturmgaststätte bei Jena statt. Es nahmen etwa 80 an der Harnsteinforschung interessierte Klini ker, Mineralogen, Chemiker und Physi ker aus 13 Ländern teil; darunter auch drei Mitarbeiter der Urologischen Klinik unserer Einrichtung. Der erste Tag der Veranstaltung wurde durch das Rahmenthema „Strukturana lyse von- Harnsteinen unter besonderer Berücksichtigung von Dünnschlifftech nik und mikroskopischer Untersuchung" bestimmt. In den Vorträgen wie in der sich anschließenden informativen Postersitzung wurden eine Vielzahl inter essanter Ergebnisse der mikrosko pischen Gefügeanalyse sowie zur aktuel len Bewertung des kristallinen Harn sediments in Beziehung zu verschiede nen pathogenetischen Bedingungen demonstriert. Besondere Beachtung fanden Beiträge aus der Grundlagenfor schung, wie experimentelle Unter suchungen zur intrarenalen Strömungs technik, Gm-Bestimmung an Nierenstei nen sowie neue optische Mikroverfahren zur Messung von Kristallisationsge schwindigkeiten. Zweifellos kommt neben den etablier ten, standardisierten, relativ aufwendi gen Methoden der Harnsteinanalytik wie der Röntgendiffraktion oder der Infra rotspektroskopie künftig der mikrosko pischen, topographisch-orientierten Harnsteinanalyse eine zunehmende Be deutung zu. Dieser bereits in der klinischen Praxis bewährten Entwick lung wird auch in unserem Arbeits bereich Rechnung getragen werden müssen. Harnsäurestein im Sägeschnitt mit zentralem Ca-Oxalat-Kern Der zweite Tag des wissenschaftlichen Arbeitsprogramms stand ganz im Zei chen aktueller Fortschritte in der in strumentellen und operativen Harnstein therapie. Der Rahmen der Vorträge spannte sich ausgehend von der De monstration der modernen radiolo gischen Verfahren zur prä- und intra operativen Lokalisation komplizierter Nierensteine, über die Vorstellung der verschiedensten Operationstechniken in der Chirurgie der multiplen Nierensteine wie des Ausgußsteines — einschließlich der extrakorporalen Sanierungsverfah ren — bis zur Diskussion neuester Entwicklungen auf dem Gebiet der Ultraschalltherapie des Harnsteines am oberen Harntrakt. Mit großer Aufmerksamkeit wurden unter anderem die Beiträge zum Einsatz von Ureasehemmern bei den vornämlich infektionsbedingten Ausgußsteinbildun gen, die Wertigkeit der perkutanen Punktionsnephrostomie als Noteingriff bei Risikopatienten, die Ergebnisse der Ausgußsteinchirurgie unter normo- und hypothermen Bedingungen sowie die Erfahrungen mit den verschiedenen Modifikationen der Polymer-Pyelolitho- tomie verfolgt. International scheint in jüngster Zeit die noch verbreitete konservative Einstellung bei Korallensteinbildungen einer aktiveren, konsequent auf die operative Sanierung orientierten Auf fassung zu weichen. Die lebhafte, engagierte Diskussion wurde durchgängig unter dem Gesichts punkt der praktischen Relevanz der vorgestellten Forschungsergebnisse ge führt und war durch den produktiven gedanklichen Austausch für die Teil nehmer von großem Gewinn. Die im Verlaufe des Symposiums von der Dresdner Gruppe geknüpften und vertieften Kontakte namentlich zu Ver tretern von Kliniken und Forschungs einrichtungen aus Moskau, Kiew, Prag und Sofia dürften über die Ergebnisse dieser Veranstaltung hinaus künftig von Bedeutung für die weitere Entwicklung des Niveaus unserer Bemühungen auch auf dem Gebiet der Forschung und Klinik des Harnsteinleidens an unserer Akade mie sein. Praxisrelevantes Thema Fortsetzung von Seite 6 medizinischen Abtransports" behandelte OSL Dr. Melzer. Hier bringt die Kürze der Zeit, die vor Ausbruch der Strah lenkrankheit verfügbar bzw. in der radioaktives Material noch entfernbar ist, zusätzliche Probleme für die operative Versorgung. Mit der „Behandlung peri pherer Nervenverletzungen auf den Etappen des medizinischen Abtrans ports" (OSL MR Dr. sc. med. Arlt und Ltn. d. R. Dr. Mikulin), der „Behandlung von Gefäßverletzungen der Extremitäten auf den Etappen des medizinischen Abtransports“ (Ultn. d. R. OA Dr. Böh mer) und der „Behandlung offener Frakturen auf den Etappen des medizi nischen Abtransports“ (Oltn. d. R. Dr. Bunke und OA Dr. Bernhardt) wur den die mit der Versorgung von Extre mitätenverletzungen verbundenen spe ziellen Probleme angesprochen. Die Möglichkeiten der „Rehabilitation von Extremitätenschädigungen" demon strierten MR Dr. Weber und Dr. Brenke am Beispiel von Sportverletzungen. Die hohe Zahl der Teilnehmer, darun ter eine Delegation sowjetischer Militär ärzte der GSSD, und die rege Diskussion bewiesen die Bedeutung und Praxis relevanz der Tagungsthematik. Doz. Dr. sc. med. Richter Oltn. d. R. Berichtigung Auf Seite 6 der vorigen Ausgabe berichteten wir über die erfolgreiche Verteidigung des Jugendobjektes in der HNO-Klinik. Es wurden jedoch nicht 1200, sondern 12 000 Neugebo rene durch Hörscreening-Untersuchungen betreut (siehe 2. Spalte des Artikels). Wir bitten um Entschuldigung. Redaktion